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Hausarbeit, 2011
29 Seiten, Note: 2,3
1 Einleitung
1.1 Problemstellung
1.2 Zielsetzung und Gang der Arbeit
2 Mobile Bezahlsysteme und deren Status Quo
2.1 Definition und Marktlage
2.2 Übersicht der konkurrierenden Zahlungsverfahren
2.2.1 Zahlung per NFC (Near Field Communication)
2.2.2 Zahlung per SMS (Short Messaging Service)
2.2.3 Zahlung per QR-Code (Quick Response)
2.2.4 Alternativsystem “PayPal”
3 Mögliche Auswirkungen für den Handel
3.1 Durchsetzungsprognosen
3.2 Chancen und Risiken
4 Fazit
Literaturverzeichnis
Anhang
Bereits seit Mitte der 1990er Jahre gibt es intensive Bestrebungen, das Mobiltelefon als mobiles Medium für Bezahlvorgänge einzusetzen. Die duopolistische Marktaufteilung zwischen Banken und Kreditkartenanbieter im Bereich der Zahlungsabwicklung weckte das Interesse neuer und alternativer Anbieter, in diesen Markt einzutreten. Insbesondere versuchten sich mehrere Start-Ups (Neugründungen) und Mobilfunknetzbetreiber an einer erfolgreichen Marktdurchdringung. Das allseits eingesetze Medium stellte das weitverbreitete und im Umgang bereits etablierte Mobiltelefon dar und der Geschäftsbereich „Mobile Payment“ wurde initiiert. Doch der erhoffte Erfolg blieb aus, da die Bedienung oftmals als zu kompliziert und zeitaufwendig wahrgenommen wurde. Desweiteren fehlte ein Mehrwert gegenüber den bewährten Zahlungsmethoden „Bar“, „per EC-Karte (Electronic Cash)“ und „per Kreditkarte“. Die vergangenen Jahre sorgten allerdings für veränderte Rahmenbedingungen. Die globale Verbreitung von internetfähigen Mobiltelefonen mit computerähnlicher Prozessorleistung, neue technologische Innovationen, weitere potenzielle Marktteilnehmer und zahlreiche Zusatzdienstleistungen sind Indizien dafür, dass Mobile Payment nun eine vielversprechendere Aussicht auf eine Etablierung hat.
Diese Hausarbeit handelt vom aktuell stark an Bedeutung gewinnenden Thema Mobile Payment und hat die Zielsetzung, die momentane Marktlage darzustellen, über die technologischen Varianten und Marktteilnehmer zu informieren und einen Ansatz für mögliche Auswirkungen auf Nutzer und Anbieter aufzuzeigen. Im Detail wird sich das zweite Kapitel mit der Definition und den Marktvolumina von Mobilem Bezahlen befassen und insgesamt fünf Zahlungsvarianten durchleuchten. Das dritte Kapitel widmet sich den Zukunftsprognosen ausgewählter Experten und mit den möglichen Auswirkungen für den Handel. Die Bemühung um ein angemessenes Fazit folgt im vierten und letzten Kapitel. Da diese Thematik in der wissenschaftlichen Literatur nur rar und zugleich unaktuell aufzufinden ist und da insbesondere die vergangenen Monate wichtige aufschlüssige Neuigkeiten aufboten, bedient sich diese Hausarbeit größtenteils der neuen Medien. Zur besseren Nachvollziehung befinden sich daher alle genutzen Online-Quellen in ausgedruckter Form im Anhang.
Mobile Payment bzw. Mobiles Bezahlen beschreibt den Abwicklungstyp eines Bezahlvorganges, bei dem im Rahmen eines elektronischen Verfahrens der Zahlungspflichtige mobile Kommunikationstechniken für die Initiierung, Autorisierung oder für die Realisierung der Zahlung einsetzt.[1]
Die Thematik Mobile Payment existiert bereits seit Anfang der 1990er, doch frühere Lösungsversuche, bei denen sich der PIN-Eingabe bzw. einer Bestätigungs-SMS bedient wurde, waren kompliziert, zeitaufwendig und wurden von den Nutzern als nicht bedienungsfreundlich bewertet. Ein wichtiger Grund, warum diese Thematik wieder stark in den Fokus der Medien und der Unternehmensstrategen gelangt ist, liegt in der Tatsache begründet, dass immer mehr Menschen weltweit sogenannte „Smartphones“ besitzen. Diese Gattung von Mobiltelefonen zeichnet sich durch größere, meist berührungsempfindliche Displays, leistungsstarke Prozessoren und durch die Internetfähigkeit aus. Nun streben Internet-Konzerne, Kreditkarten-Anbieter, Banken und Mobilfunknetzbetreiber nach Marktanteilen in diesem Zukunftssegment und versuchen dieser Technologie, den Durchbruch zu verschaffen.[2]
Im Jahre 2010 wurden in Deutschland bereits 500 Millionen Euro per Mobiltelefon bezahlt und die Experten der Unternehmensberatung Arthur D. Little ordnen diesem Segment ein Marktpotenzial von 280 Milliarden Dollar weltweites Umsatzvolumen für das Jahr 2015 zu.[3]
Auf dem Fachkongress M-Days 2011 in Frankfurt, einem der wichtigsten nationalen Treffen der Mobilfunkbranche, waren sich die Experten ebenfalls über die sich vollziehende Durchsetzung von Mobile Payment einig, nur über welche Methode dies gelingen mag, waren sie sich uneins. Somit gibt es zurzeit noch mehrere konkurrierende Systeme, die sich beim Endnutzer zu etablieren versuchen.[4]
Eine Mobile Payment-Zahlungstechnik, der Chancen für eine nachhaltige Durchsetzung beim Endnutzer zugeschrieben werden, ist die Technikvariante des Kurzstreckenfunks. Diese Technologie besteht aus einem Smartphone auf der Käuferseite, welches mit einem sogenannten NFC-Chip (Near Field Communication-Chip) ausgerüstet ist und aus einem Bezahlungsterminal auf der Anbieterseite, der ebenfalls mit diesem Funkchip ausgestattet ist.
„NFC ist eine drahtlose Übertragungstechnik, die zum kontaktlosen Datenaustausch zwischen Geräten auf nur wenige Zentimeter dienen soll und bei den zuständigen Standardisierungsgremien (ISO 18092, [...]) spezifiziert ist. [...]. Die typischen Anwendungen sind der Austausch von Informationen zwischen zwei nahe aneinander gehaltenen Geräten, der Zugriff auf Inhalte und Services wie bargeldlose Zahlungen oder Ticketing.“[5]
Die bei diesem Funkstandard gezielte Verwendung einer geringen Reichweite, sorgt dafür, dass unbeabsichtigte Verbindungen nahezu ausgeschlossen werden können. NFC-Geräte können sowohl im aktiven als auch im passiven Modus betrieben werden.
Im aktiven Modus kann das Gerät in Kombination mit einer eigenen Energiequelle als Lesegerät fungieren oder mit einem zweiten Gerät Daten austauschen.
Im passiven Modus ist es befähigt, Daten zu senden, obwohl es ausgeschaltet ist. Allerdings muss hierbei die aktive Komponente auf der Gegenseite als Energielieferant dienen, mit Hilfe seines erzeugten Funkfeldes.[6]
Der amerikanische IT-Marktforscher iSuppli prognostiziert einen Anstieg der weltweit jährlich ausgelieferten Mobiltelefone mit NFC-Chips auf 220 Millionen Stück im Jahre 2014 (zum Vergleich 2010: 50 Millionen Stück).
Desweiteren sorgen Unternehmen wie Google für steigende Durchsetzungschancen dieser Technologie, indem sie bei ihren Zukunftsstrategien selbst auf diese Funkchips setzen.[7]
Eine der Zukunftsstrategien von Google ist es, sich auf dem Markt der mobilen Bezahldienste zu etablieren. Dazu hat es bereits die neue Generation des unternehmenseigenen Smartphones, namens Nexus S, vorgestellt. Dieses hat werksseitig einen NFC-Chip verbaut und wird mit der ersten Version des unternehmenseigenen Betriebssystems „Android“ ausgeliefert, welches in der „2.3“-Version für den Einsatz von Bezahlchips geeignet ist.[8]
Die Kreditkartenanbieter Visa und Mastercard forcieren ebenfalls aktiv die Verbreitung von NFC-Chips, durch die Ausstattung der eigenen Kreditkarten mit dieser Technik. Im Falle von Mastercard, sind bereits 83 Millionen Funkkarten im Umlauf und 265.000 Geschäfte weltweit mit den dazu passenden berührungslosen Lesegeräten ausgerüstet. Bei dieser Anwendung wird erst ab Rechnungsbeträgen von 25 Euro eine zusätzliche PIN-Bestätigung eingesetzt. Alle niedrigeren Beträge werden direkt abgerechnet und sollen somit für eine erhöhte Attraktivität der Anwendung sorgen, insbesondere vor dem Hintergrund, dass bis dato in Deutschland etwa 94 Prozent aller Einkäufe zwischen 5 und 20 Euro in bar abgewickelt werden.[9]
Die Erprobung der Praxistauglichkeit von Bezahlungen per Kurzstreckenfunk hat bereits das Unternehmen Deutsche Bahn durchgeführt. Mit Hilfe von Testkunden, die vom Unternehmen Mobiltelefone mit NFC-Chips ausgehändigt bekommen haben, konnten bereits auf ausgewählten Strecken wertvolle Erfahrungen mit dem unternehmenseigenen System „Touch&Travel“ gesammelt werden. Hierbei muss der Kunde vor Fahrtantritt und nach der Fahrt sein Telefon an sogenannte „Touchpoints“ halten. Aus den dabei gewonnenen Daten errechnet die Datenzentrale die Strecke und den genauen Fahrpreis, um dem Kunden anschließend monatlich eine Mobilitätsabrechnung zukommen zu lassen. Dieses System soll in Zukunft auf den Nahverkehr und auf Parkhäuser ausgeweitet werden.[10]
Generell bietet das NFC-Verfahren Vorteile, wie die hohe Benutzerfreundlichkeit, der schnelle Abwicklungsprozess, die weltweite Verbreitung und die Möglichkeit, parallel Inhalte auf das Smartphone zu überspielen. Diese können Gutscheine, Rabattinforma-tionen oder elektronische Punktekarten sein. Die Nachteile dieser Technologie sind die bis dato geringe Verfügbarkeit von mit NFC-Chips ausgestatteten Mobiltelefonen, die Begrenzung auf die stationäre Bezahlungsmöglichkeit (Online-Einkäufe sind per Funk nicht möglich) und die noch geringe Ausrüstung auf Anbieterseite.[11]
Eine weitere Variante, Mobiles Bezahlen umzusetzen, ist der Service mpass. Dieser Service wird von einem Konsortium, bestehend aus den Mobilfunkanbietern Vodafone, O 2 und Telekom, angeboten. Somit können bereits aktuell 20 Millionen Vertragskunden der Konsortiumpartner diesen Dienst ohne aufwendige Registrierung nutzen, um Einkäufe mit ihrem Mobiltelefon zu tätigen. Die Abrechnung erfolgt mittels Lastschriftverfahren.
Desweiteren können alle Einwohner, die über einen Mobilfunkvertrag bzw. Prepaidvertrag und ein deutsches Bankkonto verfügen, diese Dienstleistung in Anspruch nehmen. Dies ermöglicht es, dass in Deutschland insgesamt 70 Millionen Menschen mpass als Bezahlverfahren nutzen können.[12]
Im Detail erfolgt dieses Bezahlverfahren beim Online-Kauf anfangs durch die Eingabe der eigenen Mobilfunknummer und des individuellen mpass-PINs. Der Nutzer erhält anschließend eine Kaufbestätigung per SMS und muss zur finalen Abwicklung des Einkaufs auf diese mit „JA“ antworten.[13]
Um dieses Verfahren zu verkürzen und zu erleichtern, hat mpass bereits im Februar diesen Jahres angekündigt, die Nutzung zu optimieren. In Zukunft soll das System die Rufnummer eigenständig erkennen.[14]
Durch die Nutzung bereits vorhandener Hardware, ist eine aufwendige Umrüstung für die Beteiligten nicht erforderlich und eine nachhaltige Verbreitung somit schon heute realisierbar. Die Nachteile werden im zeitaufwendigeren Prozess und der momentanen Beschränkung auf Online-Shops ersichtlich. Um letzteres Manko zu beseitigen, ist mpass im März 2011 eine Kooperation mit dem Bezahldienstleister BOKU eingegangen. Dieser ist international tätig, ermöglicht den Zugang zu 2,5 Milliarden potenziellen Kunden und „[...]bietet die (bankenzertifizierte) Bezahlschnittstelle, über die Zahlungen bei teilnehmenden [stationären] Händlern künftig auch direkt über die Handynummer des Kunden per mpass abgerechnet werden sollen.“[15]
Eine dritte Variante des Mobilen Bezahlens ist die Zahlung per QR-Code. „Die[se] Lösung beruht auf der Nutzung von zweidimensionalen „Quick-Response-Codes“ (QR-Codes) in Kombination mit Smartphones. Beim Bezahlvorgang produzieren Kasse oder Online-Bezahlformular einen speziellen Barcode – entweder auf einem Bon oder einem Display.“[16]
Parallel zu diesem Prozess erfolgt bereits eine Kommunikation mit dem jeweiligen Zahlungsprovider. Der QR-Code muss nun vom Kunden eingescannt werden und die Autorisierung der Zahlungsabwicklung erfolgt per PIN-Eingabe. Anschließend gibt der Zahlungsprovider den Rechnungsbetrag nach Erhalt dieser Information frei.[17]
Das Auslesen des Codes, kann von jeglichem Mobiltelefon, das mit einer Fotokamera ausgerüstet ist, durchgeführt werden und auf der Anbieterseite ist in der Regel lediglich der Umstieg auf eine kompatible Kassensoftware (wie z.B. die „Mobile Transaction Suite“ vom Essener IT-Dienstleister ITellium) erforderlich. Weitere Vorteile dieser Technologie sind die einfache Handhabung seitens aller Beteiligten, die bereits gegenwärtige Systemnutzung von diversen Unternehmen, wie der Lufthansa und der Deutschen Bahn, und die uneingeschränkte Anwendbarkeit im stationären und webbasierten Handel. Nachteilig wirkt sich hierbei aber besonders der zeitaufwendigere Prozess aus, aufgrund des Fotografier- und Druckvorgangs.[18]
Ein Alternativsystem des Mobilen Bezahlens stellt die Applikation für iPhone-Mobiltelefone „Send Money“ von PayPal dar. PayPal Inc. wurde anno 1998 in Palo Alto (Amerika) gegründet und ist seit dem Jahre 2002 ein Tochterunternehmen von dem weltweiten Online-Marktplatz eBay. PayPal bietet eine globale Payment-Lösung an, die Transaktionen in Echtzeit verarbeiten kann. International zählt das Unternehmen aktuell über 200 Millionen Kundenkonten und ist in 190 Ländern aktiv. Die europäische Tochtergesellschaft PayPal Europe sitzt in Luxemburg und hat zusätzlich seit dem Juli 2007 eine europäische Banklizenz erteilt bekommen.[19]
Insgesamt betrachtet bietet PayPal vier Möglichkeiten der Bezahlung bzw. Geldüberweisung an. Die erste Variante ist die systemische Integration in den Online-Marktplatz eBay, welche es den dortigen Nutzern ermöglicht, ihre Transaktionen über PayPal abzuwickeln, ohne einen eigenen Online-Shop nebst Zahlungsschnittstelle betreiben zu müssen. Zweitens können alle Händler mit Online-Shop PayPal als Zahlungsmittel technisch in ihre eigene Webpage einpflegen lassen. Desweiteren wird allen registrierten PayPal-Nutzern die Möglichkeit angeboten, sich nutzerintern via Email untereinander Geldbeträge zu überweisen.
Die jüngste Produktvariante ist die bereits genannte Applikation „Send Money“. Diese kombinierte bis März 2010 ausschließlich die Nutzung der beschriebenen Zahlungsvarianten mit der Bedienung ausgehend von einem iPhone-Mobiltelefon an. Erst die anschließend lancierte Version 2.0 beinhaltete drei neuartige Funktionen. Die sogenannten „Split Check“- und „Collect Money“-Funktionen eröffneten es den Nutzern, Restaurant-rechnungen untereinander bargeldlos zu teilen und vereinfachten das Einsammeln von Geldbeträgen, z.B. im Falle von gemeinsamen Beschenkungen. Diese Transaktionen werden nachwievor mit Hilfe des Emailversands getätigt und vom Smartphone aus bedient.[20]
Auf den Kontext des Mobile Payments bezogen relevanter, ist die dritte Funktionsneuheit „Bump“. Benannt nach dem neuen Kooperationspartner PayPals „Bump Technologies“ aus Amerika, wickelt sie die Bezahlung bzw. Überweisung von Geldbeträgen ab, indem zwei Smartphones aneinander gestoßen werden. Diese technologische Innovation setzt eine Telefonausrüstung mit einem UMTS-Chip (Universal Mobile Telecommunications System) voraus. Mit diesem Chip können, vergleichbar mit dem NFC-Chip, Daten übertragen, Nutzer identifiziert und Standorte bestimmt werden. Die Technologie bedient sich hierbei aber nicht des Kurzstreckenfunks, sondern des Mobilfunknetzes.[21]
Bump Technologies wertet fortlaufend die Bewegungsprofile der Mobiltelefone aller aktiven Bump-Nutzer aus und erkennt anhand dessen Zusammenstöße.[22]
Laut dem Online-Journal „Mobile Commerce Daily” ist das mobile Transaktionsvolumen bei PayPal von 25 Millionen Dollar im Jahre 2008 auf zuletzt 750 Millionen Dollar für das Jahr 2010 gestiegen. Für das nun laufende Jahr 2011 sind seitens PayPal 2 Milliarden Dollar Transaktionsvolumen anvisiert und für das Jahr 2013 werden 7,5 Milliarden Dollar angestrebt.[23]
Die Wichtigkeit der Thematik „Mobile Payment“ für die weltweite Zahlungsabwicklung wird durch die in Kapitel 2 erläuterten Marktdaten und –prognosen bestätigt. Desweiteren deuten die in Kapitel 3 beschriebenen Marktaktivitäten der internationalagierenden Firmen Google, PayPal, Telekom, O2, Vodafone und der Deutschen Bahn deutlich darauf hin, dass von diesem Zukunftsmarkt eine nachhaltige Marktdurchdringung und ein exponentielles Marktwachstum in den kommenden Perioden erwartet wird.
Dadurch ergibt sich insbesondere für den Einzel- und Versandhandel die Notwendigkeit, frühzeitig über die aktuellen Tendenzen und Meinungen informiert zu sein, die die Frage nach der sich letztlich etablierenden Technologievariante zu beantworten versuchen. Zu diesem Zweck folgt nun ein Auszug ausgewählter Expertenmeinungen im Originaltext:
Thomas Sontheimer (Partner Financial Services bei Accenture)
„Eine Firma wie Google könnte aus den [mit einem eigenen Handyzahldienst gewonnenen] Abrechnungsdaten eine gewaltige Menge Informationen gewinnen, die um ein Vielfaches wertvoller sind als die Daten, die sie heute über ihre Nutzer sammelt. Zu wissen, wer wo was gekauft hat – für die Werbeindustrie ist das ein Eldorado.“[24]
„[Welche Lösung sich meiner Meinung nach durchsetzen wird?] Das ist noch nicht entschieden. Eines ist klar: Wer an der Kasse mit dem Handy bezahlen möchte, wird zukünftig keine SMS verschicken. Das dauert einfach zu lang und ist viel zu kompliziert, als dass Nutzer sich daran gewöhnen würden. Die meisten Experten räumen darum dem NFC-Funkchip die besten Chancen ein, mit dem Bezahlen eine Sache von Sekunden ist. Ich bin aber noch nicht überzeugt. Die 500.000 Kassen-Terminals, die es zurzeit in Deutschland gibt, haben noch kein NFC. Da sind gewaltige Investitionen nötig.“[25]
Stefan Krüger (Geschäftsführer des Zahlungsspezialisten Valuephone)
„Der Konsument ist ein Schnäppchenjäger, und das ist eine Chance für Paymentdienste. [Allerdings] können [die Schnäppchenjäger] an der Kasse nicht anfangen, eine SMS zu verschicken oder im Handy-Menü nach Coupons suchen. Da geht es um Sekunden, alles muss automatisiert ablaufen.“[26]
Edgar Schnorpfei (Vorstand des Mobile-Payment-Spezialisten Net mobile)
„Es wird mehrere verschiedene Handy-Brieftaschen geben, wie das in Japan heute schon der Fall ist. Solange sie alle auf dem gleichen Gerät funktionieren, ist das auch komfortabel.“[27]
Die neuen mobilen Bezahlmethoden haben unabhängig von ihren technologischen Abwicklungsarten eine gemeinsame Konstante, denn sie tragen alle das Potenzial mit sich, das Konsumverhalten von Menschen zu verändern. Sie ermöglichen einerseits das Einkaufen an Orten, wie z.B. an Bushaltestellen mit interaktiven Werbeplakaten, die bis dato nicht dazu geeignet waren. In diesem Fall kann ein solches Werbeplakat mit einem Smartphone kommunizieren, Zusatzinformationen anbieten und den Konsumenten mit Ermäßigungen zur sofortigen Zahlungsabwicklung verleiten. Desweiteren kann ein solches Poster auch dazu genutzt werden, den potenziellen Kunden automatisch beim Vorbeigehen auf ein nahegelegenes Lokal aufmerksam zu machen, ihm eine Routenführung dorthin anzubieten und um ihm ein Spezialangebot in Echtzeit zu unterbreiten.[28]
Speziell für stationäre Händler kann Mobile Payment den Kundenkomfort erhöhen, die Kundenmobilität positiv beeinflussen, die eigene Marketingreichweite vergrößern und eigene Kundengewinnungs- und Kundenbindungsmaßnahmen unterstützen. Diese erläuterten Chancen stellen gleichzeitig auch die damit einhergehenden Risiken dar, da der Wettbewerb durch neue Ebenen und Medien ergänzt wird. Dies impliziert Szenarien einer effektiveren bzw. einer ineffektiveren Nutzung dieser Möglichkeiten, in Bezug auf die relevanten Konkurrenten.
Mobile Payment wird in Zukunft eine entscheidende Rolle in der Zahlungsabwicklung übernehmen, ähnlich bedeutend wie es das Medium Internet bei der Kaufabwicklung bereits heutzutage ist. Es ist davon auszugehen, insbesondere anhand der Marktprognosen für die kommenden Jahre, dass die duopolistische Marktaufteilung einer oligopolistischen Anbieterverteilung weichen werden muss. Ob es nun tatsächlich zu einem globalen Marktaufgebot kommt, ist noch nicht abzusehen. Kontinentale oder überregionale Lösungen könnten sich ebenfalls ergeben. Historisch betrachtet wird die Entwicklung in Amerika allervoraussicht nach auch dem globalen Markt entscheidende Impulse geben. Gesetzt ist allerdings, dass sich das Mobiltelefon als Medium für das Mobile Bezahlen durchsetzen wird.
Die im dritten Kapitel dargelegten Expertenmeinungen deuten daraufhin, dass sich die Fachwelt ebenfalls noch nicht ganz einig ist über das wie und wann. Diese Meinungen lassen zumindest eine Quintessenz erkennen, wonach der NFC-Technologie und der PayPal-Bump-Kooperation die größten Chancen zugesprochen werden. Desweiteren geht die Fachwelt davon aus, dass es neben der nutzerfreundlichen Bedienung und der schnellen Durchführung, auch auf den Zusatznutzen ankommen wird.
Ansätze wie PayPals-Softwareoption der Rechnungssplittung oder die interaktiven Potenziale der NFC-Technik werden am Ende über den Erfolg mitentscheiden. Das Beispiel Japan zeigt ebenfalls auf, dass in diesem Marktsegment auch Koexistenzen erfolgreich sein können. Aufgrund der in den letzten Monaten zugenommenen Medienpräsenz dieser Thematik und des erwarteten exponentiellen Marktwachstums, wird bereits in den kommenden 6-18 Monaten eine einschneidende Marktentwicklung erwartet. Wichtig ist es daher für alle Branchenmitglieder, sich stets aktuell zu informieren.
[...]
[1] vgl. Khodawandi, D.; Pousttchi, K.; Wiedemann, D.G. (2003).
[2] vgl. Menn, A. (2011-I).
[3] vgl. Menn, A. (2011-II).
[4] vgl. Menn, A. (2011-III).
[5] siehe http://www.elektronik-kompendium.de/sites/kom/1107181.htm (Aufrufdatum: 02.05.2011)
[6] vgl. http://www.elektronik-kompendium.de/sites/kom/1107181.htm (Aufrufdatum: 02.05.2011)
[7] vgl. Menn, A. (2011-II).
[8] vgl. Menn, A. (2011-IV).
[9] vgl. Menn, A. (2011-II).
[10] vgl. Menn, A. (2011-II).
[11] vgl. Menn, A. (2011-II).
[12] vgl. http://www.mpass.de/haendler/ueber-mpass/vorteile (Aufrufdatum: 02.05.2011).
[13] vgl. https://www.mpass.de/ueber-mpass/funktionsweise (Aufrufdatum: 02.05.2011).
[14] vgl. Kessler, M. (2011-I).
[15] siehe und vgl. Kessler, M. (2011-II).
[16] siehe https://docs.google.com/viewer?url=http%3A%2F%2Fitellium.de%2Fmedia%2FItelliumMobileTransactionSuite.pdf (Aufrufdatum: 02.05.2011).
[17] vgl. https://docs.google.com/viewer?url=http%3A%2F%2Fitellium.de%2Fmedia%2FItelliumMobileTransactionSuite.pdf (Aufrufdatum: 02.05.2011).
[18] vgl. Menn, A. (2011-II).
[19] vgl. https://www.paypal-deutschland.de/presse/unternehmen.html (Aufrufdatum: 02.05.2011).
[20] vgl. https://www.paypal-deutschland.de/presse/mitteilungen/2010/261593.html (Aufrufdatum: 02.05.2011).
[21] vgl. Menn, A. (2011-I).
[22] vgl. Menn, A. (2011-II).
[23] vgl. Butcher, D. (2011).
[24] siehe Menn, A. (2011-I).
[25] siehe Menn, A. (2011-I).
[26] siehe Menn, A. (2011-III).
[27] siehe Menn, A. (2011-III).
[28] vgl. Menn, A. (2011-II).