Wir werden täglich mit dem Thema Ernährung konfrontiert, ob in den Medien, beim Essen oder beim Lebensmitteleinkauf. Die Nahrungsaufnahme ist ein elementarer Be¬standteil unseres Lebens – sie sättigt uns, stiftet Kontakt zu anderen und hält uns am Leben. Die Vorstellungen über die „richtige“ Ernährungsform und die Art und Weise des Essens gehen in der Bevölkerung weit auseinander. Während einige Mitglieder der Bevölkerung verstärkten Wert auf eine gesunde Ernährung mit naturnahen Produkten legen kaufen andere vorwiegen Convenienceprodukte ein; zwischen diesen beiden Extremen gibt es zudem viele Zwischenstufen. In den letzten Jahren ist jedoch zu beobachten, dass die Konsumenten verstärkt Lebensmittel aus ökologischem Anbau nachfragen, wodurch das Angebot an „Bio-Lebensmitteln“ stark gestiegen ist. Gab es Müsli und Bioprodukte früher nur in Naturkostläden zu kaufen, so werden sie heute auch in Lebensmitteldiscountern angeboten. Diese Lebensmittel werden damit für immer größere Teile der Bevölkerung erschwinglich. Der Trend Bio boomt. Ursächlich für diesen Trend ist die Unsicherheit der Konsumenten bei Einkauf, verursacht durch Lebensmittelskandale. Der Wunsch nach mehr Kontrolle wächst, um diesen Wunsch zu realisieren, greifen die Konsumenten verstärkt auf naturnahe ökologisch erzeugte Produkte zurück. Dieser Trend hin zu naturnahen Produkten ist jedoch nichts Neues, naturnahe Ernährungskonzepte gab es bereits in der Antike und sie waren bis heute in jeder Epoche vertreten. In der vorliegenden Arbeit wird der Fokus auf naturnahen Ernährungskonzepten während der Neuzeit liegen. Es wird dabei eine differenzierte Betrachtung naturnaher Ernährungskonzepte beginnend beim 18. Jahrhundert bis heute erfolgen.
Neben dem physiologischen Effekt der Nahrungsaufnahme ist sie immer auch ein soziales Ereignis, in welches sich der Einzelne einordnet. Ernährung dient dabei immer auch der Abgrenzung von anderen und der Selbstdarstellung. Die Einordnung/ Abgrenzung erfolgt dabei sowohl räumlich/ geographisch, zeitlich als auch schicht-, alters- und geschlechtsspezifisch (Van Randow 2001: 125, Prahl/ Setzwein 1999: 77; Wirz 1993: 440). Dies ist auch in den Naturkostbewegungen der Neuzeit zu beobachten, Kapitel drei wird sich daher dem Thema Abgrenzung durch Ernährung in den Ernährungskonzepten der Neuzeit widmen. Der Schwerpunkt der Betrachtungen wird auf der schichten- und genderspezifischen Abgrenzung liegen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Naturnahe Ernährungskonzepte der Neuzeit
- Naturnahe Ernährungskonzepte des 18. Jahrhunderts
- Naturnahe Ernährungskonzepte des 19. Jahrhunderts
- Naturnahe Ernährungskonzepte des 20. Jahrhunderts
- Naturnahe Ernährungskonzepte des 21. Jahrhunderts
- Abgrenzung in den Ernährungskonzepten der Neuzeit
- Zusammenfassung und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit beleuchtet die Entwicklung naturnaher Ernährungskonzepte in der Neuzeit. Sie zeichnet einen Bogen von den zivilisationskritischen Ansichten des 18. Jahrhunderts bis hin zum heutigen Bio-Boom und dem Trend des Urban Gardenings. Die Arbeit untersucht, wie naturnahe Ernährungskonzepte die Veränderungen in der Gesellschaft und im Konsumverhalten widerspiegeln und welche Rolle sie in der Abgrenzung von verschiedenen sozialen Gruppen spielen.
- Naturnahe Ernährungskonzepte als Ausdruck von Zivilisationskritik
- Entwicklung und Wandel von naturnahen Ernährungskonzepten in der Neuzeit
- Bedeutung von naturnahen Ernährungskonzepten für die Gesellschaft und den Konsum
- Abgrenzung durch Ernährung: Schichtenspezifische und genderspezifische Aspekte
- Einfluss von Lebensmittelskandalen und Umweltbewusstsein auf den Bio-Boom
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beschäftigt sich mit der Einleitung und führt in das Thema naturnahe Ernährungskonzepte ein. Es beleuchtet die Relevanz des Themas in der heutigen Gesellschaft und skizziert die Problematik der zunehmenden Unsicherheit im Lebensmittelkonsum.
Das zweite Kapitel stellt verschiedene naturnahe Ernährungskonzepte der Neuzeit vor, beginnend mit Rousseaus zivilisationskritischen Ansichten aus dem 18. Jahrhundert. Es beleuchtet die Entwicklung des Denkens im 19. und 20. Jahrhundert und zeigt die Bedeutung der Naturheilkunde und des Vegetarismus für die Verbreitung naturnaher Ernährungsformen auf.
Das dritte Kapitel widmet sich der Abgrenzung durch Ernährung in den Ernährungskonzepten der Neuzeit. Es untersucht, wie naturnahe Ernährungskonzepte in verschiedenen sozialen Schichten und Gender-Gruppen zur Abgrenzung und Selbstdarstellung genutzt werden.
Schlüsselwörter
Naturnahe Ernährungskonzepte, Zivilisationskritik, Bio-Boom, Urban Gardening, Naturheilkunde, Vegetarismus, Lebensmittelindustrie, Konsumverhalten, Abgrenzung, Schichtenspezifische Ernährung, Gender und Ernährung, Nachhaltigkeit, Gesundheitsbewusstsein.
- Quote paper
- Bachelor of Science Marie Tolkemit (Author), 2011, Von der Zivilisationskritik zum Bio-Boom, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/190216