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Studienarbeit, 2011
21 Seiten, Note: 1,5
1. Einleitung
2. Der Begriff Empowerment
2.1 Wörtliche Bedeutung
2.2 Empowerment- ein Importbegriff
3. Empowerment- Das Konzept
3.1 Von der Selbstbestimmung und Partizipation zum Konzept Empowerment
3.2 Das Konzept Empowerment
4. Psychologisches und politisches Empowerment
4.1 Psychologisches Empowerment
4.2 Politisches (soziales) Empowerment
5. Ansätze in der pädagogischen Praxis
5.1 Erlernte Hilflosigkeit
5.2 Ressourcenorientierte Beratung in der Alltagspraxis
5.3 Ressourcen in der Empowermentpraxis
5.4. Empowerment Phasen
5.5 Rollen der SozialarbeiterInnen
6. Empowerment im Migrationsdienst/ Interview
7. Fazit
Denken ist Krieg, ein Krieg der Ideen. Ideenreichtum im sozialwissenschaftlichen und psychosozialen Kontext, erzeugt oft ein Bild, das sich durch unterschiedliche Konzepte, Wege und Möglichkeiten immer wieder aufs Neue zeichnet. Dabei ist die Idee und das Konzept der Anfang für die Entstehung neuer Zukunftshorizonte. Konzeptionelle Neuerungen und alternative Praxisentwürfe werden auf Basis von unterschiedlichen Blickwinkeln ausgeführt, entweder wieder verworfen oder in das Fortschrittsprogramm der Sozialen Arbeit integriert. Manche Begriffe oder Konzepte erweisen sich dabei im Zyklus der Konjunktur als wertvoll, manche verlieren zunehmend an Bedeutung. Viele führen hierbei aber auch oft zu neuen Methoden, die produktiv eingesetzt werden können, um belastende Lebenssituationen zu verringern.
Empowerment (im Kontext der Sozialen Arbeit), als Konzept der Selbstbemächtigung von Menschen in Lebenskrisen, hat sich dabei als sicherer Gewinner auf dem sozialwissenschaftlichen Ideenmarkt erwiesen. Dabei richtet sich der Blick dieses Konzeptes auf die Selbstgestaltungskräfte der Adressaten Sozialer Arbeit, mit der Zielsetzung diese einzusetzen, um zur positiven Veränderung bestehender und belastender Lebenssituationen beizutragen. Das einzelne Individuum, aber auch die Gruppe, ist sozusagen als Regisseur ihres eigenen Lebens anzusehen. Empowerment hierzu ist als Starkmacher, Befähiger von Selbstbestimmung und Selbstveränderung zu verstehen, das den Klienten bei der Suche nach Lebensräumen und Lebenszukünften unterstützt, aber auch einen Zugewinn von Unabhängigkeit, sozialer Teilhabe und eigene Lebensregie verspricht. In der Sozialen Arbeit ist es, als Anstifter zur (Wieder-) Aneignung zur Selbstbestimmung eigener Lebensumstände, zu einem wichtigen Bestandteil professioneller Handlungskonzepte gewachsen. (Vgl. Herriger 1997, S.6ff) Entstanden durch Bürgerrechtsbewegungen im angloamerikanischen Raum, wird der Empowerment- Gedanke erst seit wenigen Jahren im deutschsprachigen Raum praktiziert. Fokus dabei ist nicht mehr der Defizit-orientierte Blickwinkel, sondern die Stärken des Individuums oder einer Gruppe. In der folgenden Studienarbeit wird die Idee, der Begriff, die Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte und das Konzept (sowohl theoretisch, als auch praktisch) des Empowerment -Gedankens verdeutlicht und erklärt. Empowerment kommt nicht nur in den Sozialwissenschaften und der damit verbundenen Sozialen Arbeit vor. Der Begriff wird in der vorliegenden Studienarbeit jedoch nur im Kontext der Sozialen Arbeit betrachtet.
Abb.1:Empowermentkreislauf (Wordpress, 2007)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Um sich dem Begriff anzunähern, bedarf es vorerst einer Auseinandersetzung mit dem Wort und der Herkunft von Empowerment.
Den Grundstamm des Wortes bildet das Wort Power, das als Verb und ebenso als Substantiv benutzt werden kann. Der Hauptaspekt geht von dem Wort Macht aus. Durch das Präfix em - wird das Wort erweitert und to empower meint demnach jemanden zu ermächtigen oder jemand zu bestärken etwas zu tun. To be empowered kann als Seinszustand verstanden werden, also auch als Ergebnis eines Prozesses (Vgl. Pankofer, 2000, S.8).
Empowerment wird erst seit Anfang der 90-er Jahre im deutschsprachigen Raum rezipiert, ist also noch sehr jung (Vgl. Galuske 2007, S. 261).
Herriger hat 1997 vier Zugänge beschrieben:
- Politische Buchstabierung: Power, im politischen Kontext, kann mit politischer Macht übersetzt werden. Dabei wird der Einfluss von politischer Macht und die strukturelle Ungleichsverteilung thematisiert. Das bedeutet, dass das Empowerment- Konzept konkret auf gerechtere Verteilung von Macht abzielt, dort wo es wichtig ist, vor allem bei der Selbstbestimmung und Kontrolle des Menschen über das eigene Leben. Passiv-gehaltene Menschen werden wieder mit einem Mehr an Macht ausgestattet, um wieder zu aktiv handelnden Akteuren des Lebens zu werden (Vgl. Herriger 1997, S. 14).
- Lebensweltliche Buchstabierung: Power, im lebensweltlichen Zusammenhang, kann mit Stärke, Durchsetzungskraft, Kompetenz oder Alltagsvermögen übersetzt werden. Dabei werden die eigenen Fähigkeiten der Individuen, die als selbstorganisierende, autonome Lebensformen anzusehen sind, angesprochen, um den Lebensalltag zu bewältigen (Vgl. Herriger 2006, S. 15).
- Reflexive Buchstabierung: Konträr zu Ohnmacht und Machtlosigkeit wird in diesem Zusammenhang die aktive Aneignung von Alltagsbewältigungs- fähigkeiten, wie Macht, Kraft und Durchsetzungsvermögen betont (Vgl. Herriger 2006, S. 16).
- Transitive Buchstabierung : Blickpunkt hierbei sind die Befähiger, die Vermittler und Bereitsteller der Empowermentprozesse, also die Mitarbeiter psychosozialer Dienste, die die Selbstbestimmung des Einzelnen unterstützen, fördern und ermöglichen (Vgl. Herriger 2006, S. 17).
Im Kontext der Sozialen Arbeit bedeutet dies: „Empowerment ist in diesem transitiven Wortsinn programmatisches Kürzel für eine psychosoziale Praxis, deren Handlungsziel es ist, Menschen vielfältige Vorräte von Ressourcen für ein gelingendes Lebensmanagement zur Verfügung zu stellen, auf die diese bei Bedarf zurückgreifen können, um Lebensstärke und Kompetenz zur Selbstgestaltung der Lebenswelt zu gewinnen.“ (Herriger 2006, S. 17)
Da der Ressourcenbegriff wenig griffig benannt und daher eher unbestimmt pauschalisiert werden kann, fasst Nestmann (1996) zusammen: „Letztlich alles, was von einer bestimmten Person in einer bestimmten Situation wertgeschätzt und/ oder als hilfreich erlebt wird, kann als eine Ressource betrachtet werden“ (Nestmann 1996, zit. n. Herriger 1997, S. 88) In Punkt 5.3 wird näher auf den Begriff Ressource und dessen Bedeutung eingegangen.
Seinen Ursprung hat der aus dem angloamerikanischen Raum importierte Begriff Empowerment in den vielen Bewegungen der USA, unter anderem der Bürgerrechtsbewegung, Selbsthilfebewegung, Black-Power Bewegung und der Frauenbewegung in den 60-er Jahren (Vgl. Bünder 2002, zit. n. Früchtel, S. 72). Erfinderin des Begriffes ist Barbara Solomon, die ein Buch mit dem Titel „Black Empowerment- Social work in Oppressed Communities“ (1976) verfasste (Vgl. Früchtel 2010, S.179).
Grundsätzlich geht es bei all den Bewegungen zusammenfassend um den Widerstand gegen Unterdrückung, Diskriminierung, soziale Benachteiligungen, Ungleichheiten, Ungerechtigkeiten, mit dem Ziel diese im Kollektiv zu überwinden. Es sind die benachteiligten Menschen selbst, die sich erhoben haben, ein Konzept entwickeln, um sich aus der Hilflosigkeit zu befreien. Nicht die Politik, die Medizin oder die Wissenschaft entwickeln dieses Konzept, es sind die Betroffenen selbst. Das Konzept ist somit aus einem eigenen Prozess gewachsen, der sich selbst erfunden hat und basiert weder, als Methode oder Therapie, noch auf psychologischen, soziologischen oder medizinischen Gesichtspunkten. Dieses Grundgerüst wird ausgeweitet. Die Ursprünge gehen dabei auf Menschen zurück, die unterdrückt, benachteiligt, machtlos oder hilflos sind und mittels Empowerment versuchen, wieder Kontrolle über ihr eigenes Leben zurück zu bekommen. (Vgl. Herriger 1997, S. 18ff.)
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