Lucan hat für sein gewaltiges Epos Quellen verarbeitet. Weil er dabei leider keine Fußnoten benutzt hat, können wir heute nur erschließen, auf welche Vorbilder er sich berufen hat. Bei der Gattung des Epos ist es offensichtlich, dass die großen Epiker Homer und Vergil eine Rolle gespielt haben, aber auch Ovid und viele andere haben Lucan beeinflusst.
Als einem Epiker der Silbernen Latinität galt Vergil dem Lucan als unerreichbarer Maßstab, der zwar nicht übertroffen, aber schöpferisch nachgeahmt werden konnte, wobei es galt, dem neuen Werk eine eigene, persönliche und unverwechselbare Note zu verleihen.
Beim Lesen von Lucans Pharsalia drängt sich dem Leser bei den Erzählungen von Pompeius unweigerlich die Erinnerung an Aeneas auf. Indem Lucan nicht nur vergilische, sondern auch andere Motive verwendet, um den Glanz und die Bedeutung des Pompeius zu vermehren, konstruiert er einen „Anti-Aeneas“ , der im Gegensatz zu Aeneas unter ungünstigen Vorzeichen herumgetrieben wird.
So können fast alle Szenen des Epos als Anti-Aeneis gelesen werden. Im Folgenden soll daher die Erscheinung Julias (3, 8-40) mit der Erscheinung der Creusa (Aen. 2, 771-794) verglichen werden. Dieser Vergleich führt zu einem tieferen Verständnis der lucanischen Szene, die durch den Vergleich mit einer Vorlage besser interpretiert werden kann. Das ist vor allem hilfreich, weil dieser erste Traum des Pompeius im Vergleich zu dem des siebten Buches in der Forschung relativ wenig untersucht wurde. Die meisten Autoren erwähnen ihn nur am Rande. Eine ausführliche deutschsprachige Interpretation ist u.a. bei Rutz zu finden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Einflüsse der Aeneis auf Lucans Epos
- Träume im Epos
- Historisches über Julia
- Hauptteil
- Die Erscheinung der Julia (3, 8-40)
- Kompositionelle Einordnung
- Szenerie
- Rede Julias
- Reaktion des Pompeius
- Die Erscheinung der Creusa (Aen. 2, 771-794)
- Vergleich
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Erscheinung der Julia im dritten Buch von Lucans Pharsalia im Vergleich zur Erscheinung der Creusa im zweiten Buch der Aeneis. Ziel ist es, die Bedeutung des Traumes für Pompeius und seine Rolle in der Gestaltung von Lucans „Anti-Aeneas“ aufzuzeigen. Die Arbeit beleuchtet den Einfluss Vergils auf Lucans Werk und die Funktion von Träumen in epischen Texten.
- Einflüsse der Aeneis auf Lucans Epos
- Die Bedeutung von Träumen in epischen Werken
- Die Gestaltung des Pompeius als „Anti-Aeneas“
- Vergleichende Analyse der Julia- und Creusa-Erscheinung
- Die Rolle des Traumes in der Gestaltung des Epos
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beleuchtet die Bedeutung von literarischen Quellen für Lucans Pharsalia und die Einflüsse Vergils auf das Werk. Sie führt in die Thematik der Träume in epischen Texten ein und schildert den historischen Hintergrund der Julia-Erscheinung.
Der Hauptteil widmet sich der Analyse der Julia-Erscheinung, ihrer kompositionellen Einordnung und dem Vergleich mit der Creusa-Erscheinung in der Aeneis.
Schlüsselwörter
Lucan, Pharsalia, Aeneis, Vergil, Pompeius, Julia, Creusa, Traum, Anti-Aeneas, episches Werk, historische Begebenheiten, kompositionelle Einordnung.
- Arbeit zitieren
- Elisabeth Keppe (Autor:in), 2011, Vergleich der Julia-Erscheinung (3, 8-40) mit Creusa in Aen. 2, 771-794, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/188724