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Hausarbeit, 2010
17 Seiten, Note: 1,0
1 Einleitung
2 Biografie
3 Symbolischer Interaktionismus
3.1 Symbole
3.2 Interaktion
3.3 Symbolische Interaktion
4 Sozialisation durch „Play" und „Game"
4.1 „Play" (Spiel)
4.2 „Game" (Wettkampf)
4.3 Das „verallgemeinerte Andere"
5 Identität
5.1 Entstehung von Identität
5.2 „I" (Personale Identität)
5.3 „Me" (Soziale Identität)
5.4 „Self" (Identität)
6 Bedeutung für die Schule
6.1 Schulische Kommunikation
6.2 Einfluss von Bewertung auf Identität
6.3 Etikettierung
7 Fazit und offene Fragen
8 Literaturverzeichnis
Im Rahmen des Seminars „Sozialisation in der ausdifferenzierten Gesellschaft“ wurden verschiedene Theorien der Sozialisation von Referatsgruppen bearbeitet und vorgestellt. Meine Arbeitsgruppe beschäftigte sich mit der Sozialisationstheorie von George Herbert Mead, die er Symbolischer Interaktionismus nannte.
Als Einstieg für meine Ausarbeitung wähle ich, parallel zum Referat, einen biografischen Abriss, der sich bezogen auf Herkunft, Werdegang und Entstehung der späteren Theorie als aufschlussreich herausstellte. Anschließend soll erläutert werden, was der Begriff der Symbolischen Interaktion ausdrücken möchte. Hierzu wird genauer beschrieben, warum Symbole für Kommunikation unerlässlich sind und was Mead unter Interaktion verstand. Da Sprache nur eine der drei Sozialisationsstufen ist, sollen anschließend die anderen beiden, das Play und das Game, erklärt werden. Hierzu möchte ich in Anlehnung an den Text Baumgarts versuchen, die theoretischen Überlegungen durch alltägliche Beispiele aus der Welt der Kinder zu verdeutlichen. Nach dieser Beschreibung, wie durch Spiel und Wettkampf, das Einnehmen von Rollen sowie die Verinnerlichung allgemeiner Erwartungen Identität entsteht, sollen im Anschluss die zwei Phasen der Identität untersucht werden. Diesbezüglich soll erarbeitet werden, welche Merkmale personale und soziale Identität aufweisen und wie diese sich gegenseitig beeinflussen und so ausschlaggebend für die Identitätsentwicklung werden. Als Grundlage für diesen Hauptteil werden die Texte von Baumgart und Mead aus dem Werk „Theorien der Sozialisation“ (in: Baumgart 2000, 119 - 138) herangezogen.
Anders als dies im Referat geleistet werden konnte, möchte ich auf die Bedeutsamkeit dieser Theorien für die spätere Arbeitswelt eingehen. Der ebenfalls im verwendeten Buch enthaltene Text von Tillmann (s.o., 139 - 150) liefert aufschlussreiche Ansätze über die Bedeutung von Meads Theorie in der Schule. So ist diese beispielsweise geeignet, um die Struktur von unterrichtlicher Kommunikation zu analysieren, um Etikettierung zu erklären und so darzustellen, wie Schule die Entwicklung der Identität beeinflusst.
Ich möchte noch darauf hinweisen, dass Bezeichnungen wie Lehrer, Schüler, Wissenschaftler, etc. als Gruppen- bzw. Berufsbezeichnungen gedacht sind und nicht als geschlechtsspezifische Zuweisungen.
George Herbert Mead entwickelte die Sozialisationstheorie des Symbolischen Interaktionismus und war einer der bedeutendsten Philosophen und Psychologen der Neuzeit.
Er wurde am 27. Februar 1863 in South Hadley (Massachusetts) als Sohn des geistlichen Hiram Mead und dessen Ehefrau Elizabeth Storr Billings geboren. Die Familie siedelte 1876 nach Ohio um, weil Hiram Mead am dortigen Oberlin College eine Stelle als Professor für Predigtwissenschaften annahm. Nur zwei Jahre später (1879) begann George Herbert Mead selbst ein Studium an dieser Hochschule.
Durch die studiumsbedingte Beschäftigung mit der Evolutionslehre Darwins einerseits und der christlichen Erziehung durchs Elternhaus andererseits entstanden Spannungen, die Mead sehr prägten. Doch anstatt sich für eine der Sichtweisen zu entscheiden, trat er für eine Verbindung der beiden Elemente ein und veröffentlichte seine Ansichten eines aufgeklärten Christentums. Dies geschah beispielweise zusammen mit seinem Freund Henry Castle als Herausgeber des Oberlin Review.
Nach seinem Abschluss im Jahr 1983 übernahm Mead eine Stelle als Lehrer, die er nach nur vier Monaten auf Grund disziplinarischer Probleme mit den Schülern wieder verlor. Anschließend arbeitete Mead drei Jahre als Vermessungsingenieur bei einer Eisenbahnfirma, bis er sich dazu entschloss, ein zweites Studium aufzunehmen. Sein Philosophiestudium in Harvard bei Josiah Royce, George H. Palmer und Francis Bowen finanzierte er sich unter anderem durch eine Stelle als Hauslehrer bei William James, ebenfalls einer seiner Professoren. Mead entwickelte spezielles Interesse an der philosophischen Psychologie und erhielt 1888 ein Stipendium an der Uni Leipzig. Dort besuchte er z.B. Vorlesungen von Wilhelm Wundt, wechselte aber bereits zwei Semester später auf die Universität Berlin, für deren Anziehungskraft namenhafte Wissenschaftler wie Wilhelm Dilthey, Hermann Ebbinghaus, Gustav Schmoller und Friedrich Paulsen verantwortlich waren.
1891 übernahm Mead erneut einen Sitz im Lehrstuhl - diesmal jedoch an der Universität in Michigan für Psychologie, Philosophie und Evolutionstheorie. Dort lernte er John Dewey kennen, der für ihn ein guter Freund wurde und dem er 1894 nach dessen Wechsel an die frisch gegründete Universität in Chicago dorthin folgte. Das besondere an seinen Arbeitsplätzen als Assistenzprofessor in Chicago und Dozent in Michigan war, dass er diese, ungeachtet des herkömmlichen Werdegangs, ohne Promotion aufnahm.
Seine Dozentur behielt George Herbert Mead bis zu seinem Tod 1931 in Chicago.
Neben seinem früheren Dozenten und Arbeitgeber William James, seinem Freund John Dewey und Charles Peirce zählte Mead zu den führenden Vertretern des amerikanischen Pragmatismus. Im Gegensatz zum deutschen Idealismus, der menschliches Bewusstsein als in die Wiege gelegte Gabe sieht, versteht er, geprägt durch die Evolutionstheorie Darwins, Bewusstsein als evolutionäres Produkt, welches durch Interaktion des Menschen mit seiner Umwelt entsteht.
Seine Theorie hat Mead selbst nie aufgezeichnet. Das nach seinem Tod von seinem Schüler Charles W. Morris veröffentlichte Werk „Mind, Self and Society from the Standpoint of a SocialBehaviorist“ basierte auf Vorlesungsmitschriften von Meads Studenten. Auch der Begriff des „Symbolischen Interaktionismus“ wurzelte zwar in Meads Vorlesung über Sozialpsychologie, wurde aber ebenfalls von einem seiner Schüler, in diesem Fall Herbert Blumer, geprägt und publiziert (vgl. Cowan 2008, 376; Tenorth & Tippelt 2007, 493 ;Baumgart 2000, 119).
Unter Symbolen versteht man sprachliche Ausdrücke, Schriftzeichen, Gesten, Mimik, mathematische Zeichen oder auch Piktogramme. Symbole sind Allgemeinbegriffe, die bei jedem Mitglied einer Gesellschaft das Gleiche auslösen. Daher ist für Kommunikation unabdingbar, dass allen Mitgliedern einer Gemeinschaft die verwendeten Symbole bekannt sind. Mit einem Mitmenschen kann man in der Regel nur kommunizieren, wenn er die gleiche Sprache beherrscht. Ist dies nicht der Fall, so würde man wahrscheinlich auf Gesten (z.B. mit Händen) zurückgreifen. Doch auch hier gibt es Beispiele, für die Existenz unterschiedlicher Gesten in verschiedenen Gesellschaften und Kulturen (vgl. Baumgart 2000, 120; Mead 1973, 126 f.).
Interessant ist weiterhin, dass Gesten auch im Tierreich vorkommen, z.B. in Form von Drohgebärden. Daher ist es die Sprache, die beim Menschen einzigartig ist und uns von Tieren unterscheidet (vgl. Baumgart 2000, 120; Mead 1973, 126).
Im Allgemeinen würde man Interaktion wahrscheinlich als eine Wechselwirkung von Personen durch Kommunikation und Handlung beschreiben. Um die späteren Ausführungen besser nachvollziehen zu können, möchte ich jedoch auf eine spezifischere Definition zurück greifen. Demnach ist Interaktion zu verstehen als „wechselseitiges Aufeinanderbezugnehmen der Akteure durch Erwartungen an das Verhalten anderer und das antizipierende Erwarten von den Erwartungen anderer an das eigene Verhalten“ (Brumlik & Hol- tappels 1987, 91).
Um das Zitat etwas zu verdeutlichen möchte ich ein Beispiel aus einer alltäglichen Situation heranziehen. Zwei Personen sitzen an einem Tisch. Person A sagt zu Person B: „Kannst du mir das Salz geben?“ In diesem Satz steckt nicht die Frage, ob Person B in der Lage ist diese Handlung auszuführen, sondern die Bitte, die Handlung auszuführen. Also hat Person A eindeutig die Erwartung, das Salz gereicht zu bekommen und nicht etwa eine Antwort auf die rhetorische Frage. Damit Person B jedoch das richtige tut und so eine gelungene Interaktion abschließt, muss sie die Erwartung von Person A antizipieren. Dies ist in der beschriebenen Situation nicht sonderlich schwer, da die meisten Menschen über entsprechende Erfahrungen verfügen und zudem der Tonfall einer Frage meistens unterstützend wirkt (vgl. Baumgart 2000, 121; Mead 1973, 126 f.).
Der Unterschied zwischen Interaktion und Kommunikation kann evtl. mit folgendem Beispiel verdeutlicht werden. Das Beachten eines Straßenschildes kann bereits als Kommunikation gesehen werden, weil man auf ein Symbol reagiert, jedoch noch nicht als Interaktion. Zerlegt man das Wort Interaktion in seine Wortstämme, so erhält man mit In- ter=zwischen und Aktion=Handlung einen Ausdruck, für den eine direkte Reaktion auf eine Mitteilung erforderlich ist. Daher wäre dieser Begriff auch für das Austauschen von Nachrichten nicht geeignet. Scheinbar gehört zu Interaktion mehr als ein eindimensionaler Austausch von Informationen.
Wie bereits erwähnt, wurde der Begriff der Symbolischen Interaktion von Herbert Blumer aus den Vorlesungen von George Herbert Mead entwickelt. Kern dieser Sozialisationstheorie ist das Verständnis der Identität als Resultat von Interaktion. Hierbei liegt der analytische Fokus nicht auf den Handlungen einzelner Individuen, sondern auf der Interaktion in einer Dyade. In einer gelungenen Interaktion werden Erwartungen und Meinungen zu Symbolen gemeinsamer Deutungsschemata, die weiteres Handeln ermöglichen. Die Bedeutung von sozialen Objekten, Situationen und Beziehungen wird demnach im symbolisch ausgedrückten Prozess der Interaktion erschaffen.
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