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Hausarbeit, 2011
19 Seiten, Note: 1,7
Abbildungsverzeichnis
Einleitung
1. Der Rahmenplan
2. Die Entwicklung eines Kommunikationsmodells
2.1 Der Begriff Kommunikation
2.2 Das sprachliche Kommunikationsmodell
2.3 Das Organon-Modell von Karl Bühler
2.4 Paul Watzlawick
2.5 Friedemann Schulz von Thun
3. Didaktische Betrachtungen
3.1 Der Aufbau von Sprachbewusstheit
3.2 Didaktische Konzepte zur mündliche Kommunikation
3.3 Kommunikationsmodelle und ihr Einsatz im Deutschunterricht
3.4 Voraussetzungen für den Einsatz von Kommunikationsmodellen im Unterricht
3.5 Das Vier-Seiten-Modell von Friedemann Schulz von Thun
Schluss
Literaturverzeichnis
Abb. 1: Entwicklung des Kommunikationsmodells
Sprechen, mit anderen Menschen in Kontakt treten, Beziehungen aufnehmen und pflegen gehört ganz selbstverständlich zu unserem Leben, schließlich ist die Veranlagung zum Sprechen in uns angelegt. Bereits im Kleinkindalter erlernen wir unbewusst unsere Muttersprache. Doch macht es Sinn, sich noch in der Berufsschule mit etwas bewusst auseinander zu setzen, was wir von Kindheit an unbewusst erlernt haben und ständig im Alltag praktizieren? Bringt die Beschäftigung, Auseinandersetzung und Reflektion mündlicher Kommunikation im fortgeschrittenen Alter den jugendlichen Auszubildenden ein Gewinn an Sprachfähigkeit und Sprachbewusstheit? Und können Kommunikationsmodelle, wie z.B. das von Friedemann Schulz von Thun dabei behilflich sein? Dieser Frage möchte ich in meiner Arbeit nachgehen.
In ihrer Ausbildung sollen sich Jugendliche möglichst umfassend qualifizieren, damit sie für ihren Beruf gut gerüstet sind. Neue Techniken und gestiegene Arbeitsanforderungen benötigen immer besser ausgebildete Fachkräfte, die sich mit ihrem Beruf weiter entwickeln, bereit sind ihr Fachwissen in ihrem Beruf lebenslang zu erweitern und ein hohes Maß an Allgemeinbildung vorweisen. All dies ist aber an sprachliche Fähigkeiten gebunden.
Die Berufsschule trägt hier eine große Verantwortung, denn sie hat die Aufgabe, sowohl die berufliche Handlungskompetenz als auch die Persönlichkeitsbildung der Jugendlichen zu fördern.
Welchen Beitrag kann hier der Deutschunterricht und insbesondere die Reflektion mündlicher Kommunikation mit Hilfe von Kommunikationsmodellen leisten? Auch darauf möchte ich eine Antwort finden.
Diese Hausarbeit ist dreigeteilt: Sie beginnt mit einem Blick in den Rahmenplan der Hansestadt Hamburg für Sprache und Kommunikation an Berufsschulen, um zu sehen, welchen Stellenwert dem Thema „Beschäftigung und Auseinandersetzung mit Kommunikationsmodellen“ beigemessen wird.
Im zweiten Kapitel werde ich mich fachlich mit der Entwicklung eines Kommunikationsmodells beschäftigen, um mich dann im dritten Kapitel mit der didaktischen Umsetzung des Themas im Deutschunterricht der Schule zu befassen. Hier werde ich u.a. auf den Aufbau von Sprachbewusstheit eingehen, klären welche Rolle in diesem Zusammenhang die Schule bzw. Berufsschule spielt und welche Auswirkungen dies auf Jugendliche und junge Erwachsene haben kann. Im Anschluss folgt ein kurzer Abriss über didaktische Konzepte zur mündlichen Kommunikation, der keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. Anschließend werde ich kurz beleuchten, wie Kommunikationsmodelle im Deutschunterricht eingesetzt werden können und welche Voraussetzungen Schülerinnen und Schüler dazu bereits mitbringen sollten, damit Unterricht gelingen kann. Am Ende dieses Kapitels werde ich in groben Zügen aufzeigen, wie das Modell von Schulz von Thun im Deutschunterricht der Berufsschule eingesetzt werden kann.
Der Rahmenplan der Hansestadt Hamburg für Sprache und Kommunikation an Berufsschulen vom 01. August 2004 stellt eine Vielzahl an Anforderungen an das Fach „Sprache und Kommunikation“. Das Unterrichtsfach hat nach dem KMK-Beschluss vom 15.03.1991 den bildungspolitischen Auftrag, Berufsschülern “eine Berufsfähigkeit zu vermitteln, die Fachkompetenz mit allgemeinen Fähigkeiten humaner und sozialer Art verbindet. (...) Junge Erwachsene (sollen) befähigt werden, in beruflichen, gesellschaftlichen und privaten Situationen sachgerecht, durchdacht sowie individuell und sozial verantwortlich zu handeln.“ (Rahmenplan Sprache und Kommunikation: 4).
Neben der Fach- und Methodenkompetenz erhält die Personal- und Sozialkompetenz in der modernen Berufs- und Arbeitswelt eine immer größere Bedeutung, wobei auch hier Sprache und Kommunikation eine wichtige Rolle spielen.
Die Arbeitswelt ist in einem ständigen Wandel begriffen, in dem sich die Auszubildenden möglichst schnell und ohne Komplikationen integrieren sollen. Der Erwerb kommunikativer Kompetenzen wird deshalb immer wichtiger und umfasst Fähigkeiten, wie z.B. sich in einer Situation mitteilen und ausdrücken zu können, diskutieren und argumentieren, Kunden-, Mitarbeiter-, Vorgesetzten- und Teamgespräche führen zu können, seine eigenen Interessen zu vertreten, sich selbst und seine Arbeit präsentieren zu können und Konflikte souverän zu lösen. (vgl. Rahmenplan Sprache und Kommunikation: 4)
„Durch die Förderung der kommunikativen Kompetenzen und der Sprachkompetenz trägt das Fach Sprache und Kommunikation dazu bei, die erforderliche Handlungskompetenz zu entwickeln und somit auch berufliche Handlungssituationen zu bewältigen.“ (Rahmenplan Sprache und Kommunikation: 5).
„Reflexion über Sprache schafft Distanz, um im Alltag Sprache bewusst wahrzunehmen, Sprachkritik zu üben und das Sprachbewusstsein zu schärfen.“ (Rahmenplan Sprache und Kommunikation: 8). Die bewusste Auseinandersetzung mit Sprache in konkreten Kommunikationssituationen macht den Jugendlichen deutlich, welche Wirkung das bewusste Einsetzen von Sprache haben kann. Dies macht sie neugierig und sensibler in der Kommunikation mit anderen, regt sie zum Nachahmen und Ausprobieren an, beflügelt ihre Kreativität und stärkt ihre sprachliche Identität und ihr Selbstbewusstsein, sowohl beruflich als auch privat (vgl. Rahmenplan Sprache und Kommunikation: 8).
Teil B des Rahmenplans für die Berufsschule findet man zum Thema „Kommunikation“ das Modul 2 mit der Überschrift „Im Alltag kommunizieren“ (Rahmenplan Sprache und Kommunikation: 22), für das ca. 20 Unterrichtsstunden angesetzt sind. Die bereits oben erwähnten Ziele, sich an betrieblichen, gesellschaftlichen und privaten Kommunikationssituation sicher und selbstbewusst beteiligen zu können, sollen u.a. auch durch die Beschäftigung und kritische Auseinandersetzung mit Kommunikationsmodellen erreicht werden. Daneben sind natürlich auch Themen wie „Bedingungsfelder der Kommunikation“, „Gesprächsregeln“, sowie „Grundregeln, Methoden und Techniken erfolgreicher Kommunikation“ aufgeführt (Rahmenplan Sprache und Kommunikation: 22).
Auf die Frage, wie Kommunikationsmodelle im Deutschunterricht sinnvoll eingesetzt werden und welchen Erkenntnisgewinn sie Schülerinnen und Schülern in der Berufsschule vermitteln können, werde ich in einem späteren Kapitel meiner Arbeit eingehen.
Der Begriff „Kommunikation“ stammt aus dem Lateinischen. Das Bedeutungsspektrum des Wortes „Communicatio“ reicht von: Mitteilung, Verständigung bis hin zu Gemeinschaft (vgl. Beisbart/Marenbach et al., Bausteine der Deutschdidaktik: 33).
Der Begriff stammt ursprünglich aus der Nachrichtentechnik. Die beiden US-amerikanischen Mathematiker Claude E. Shannon und Warren Weaver entwickelten 1949 ein technisches Kommunikationsmodell, bei dem die Informationsübertragung mittels eines Kanals von einem Sender zu einem Empfänger bewerkstelligt werden sollte. Eine weitere wichtige Rolle spielte bei diesem Modell der Kode als Zeichensystem, mit dessen Hilfe der Sender seine Nachricht verschlüsselt und der Empfänger wieder entschlüsselt (vgl. ebd.: 33).
Das technische Kommunikationsmodell wurde um den Punkt der „Reversibilität“ erweitert, um es auf sprachliche Kommunikation anwenden zu können, denn die Rollen zwischen Sender und Empfänger einer Nachricht müssen austauschbar sein (vgl. Beisbart/Marenbach et al., Bausteine der Deutschdidaktik: 34).
Bei der sprachlichen Kommunikation steht im Zentrum des Interesses das miteinander reden.
Auch die Art des Informationsaustauschs, der Kanal, wurde unterschieden in mündliche und schriftliche Kommunikation. Daneben rückte die nonverbale Kommunikation als visueller Kanal in den Fokus des Interesses.
Auch der Kode konnte nicht länger als einheitliche Größe betrachtet werden, denn es zeigte sich, dass Menschen über sehr unterschiedliche Kodes verfügen können und es einer Schnittmenge bedarf, wenn sie miteinander kommunizieren möchten.
1934 veröffentlichte Karl Bühler sein Organon-Modell, das sich erstmals mit den Intentionen der Gesprächspartner beschäftigte. Bühler unterschied darin drei Sprachfunktionen: die Darstellungs- oder Symbolfunktion (informativ), die Appell- und Signalfunktion (appellativ) und die Ausdrucks- oder Symptomfunktion (expressiv) (vgl. ebd.: 34).
Nach Bühler brachten weitere Autoren Gliederungsvorschläge zu unterschiedlichen Sprachfunktionen heraus. Dazu gehört Friedemann Schulz von Thun, der das „Vier-Seiten-Modell einer Nachricht“ (Schulz v. Thun, Miteinander reden, Bd.1: 25-35) entwickelte, auf das ich an anderer Stelle noch näher eingehen werde.
Doch bereits mit dem Modell von Karl Bühler war klar, dass die Übermittlung von Sprache mehr als nur eine Funktion haben kann. Kommunikation als Austausch von Informationen ist also nur eine unter vielen.
Ein Modell für sprachliche Kommunikation kann nur im Kontext betrachtet werden, d.h. die Beziehung zu außersprachlichen Gegebenheiten spielen eine bedeutende Rolle. So ist beispielsweise der situative Kontext u.a. determiniert durch den körperlichen und seelischen Zustand der Kommunikationspartner, der normative Kontext beinhaltet dagegen den äußeren institutionell vorgegebenen Rahmen für die Kommunikation. Wenn aber diese Faktoren Einfluss auf die Kommunikation zwischen zwei Menschen nehmen, wird deutlich, wie komplex die sprachliche Kommunikation ist bzw. wie vielschichtig Kommunikations-prozesse ablaufen (vgl. Beisbart/Marenbach et al., Bausteine der Deutschdidaktik: 34-38).
Von besonderer Wichtigkeit erwies sich bald die soziale Beziehung der Kommunikationspartner. Schon 1969 propagierte Paul Watzlawick in einem seiner Kommunikationsaxiome, dass jede Kommunikation einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt habe, wobei der Beziehungsaspekt den Inhaltsaspekt bestimme.
Ein weiteres Axiom Watzlawicks bezieht sich auf die Art der Beziehung zwischen den Kommunikationspartnern. Diese kann symmetrisch sein, d.h. auf der Gleichheit der Partner beruhen. Dann begegnen sich die Gesprächspartner auf Augenhöhe. Sie kann aber auch komplementär sein, d.h. es besteht eine Abhängigkeit des einen Partners vom anderen (Schüler/Lehrer, Vater/Sohn). Dieser Umstand kann die Kommunikation beeinträchtigen (vgl. Beisbart/Marenbach et al., Bausteine der Deutschdidaktik: 35).
Der Hamburger Psychologe Friedemann Schulz von Thun griff die oben beschriebene Vorstellung Watzlawicks auf und entwickelte 1981 das Vier-Seiten-Modell einer Nachricht, bei dem der Sprecher „mit vier Mündern sprechen“ und der Hörer „mit vier Ohren hören“ kann (vgl. Schulz v. Thun, Miteinander reden, Bd.1: 44-46). Die vier Seiten seines Kommunikationsmodells belegt Schulz von Thun mit den Begriffen: Sach- bzw. Informationsseite, Beziehungsseite, Appell und Selbstoffenbarungsseite. An diesem Kommunikationsmodell wird deutlich, dass die Subjektivität in Kommunikationsprozessen eine bedeutende Rolle spielt. Allein die Tatsache, dass jeder von uns „mit vier unterschiedlichen Mündern sprechen“ und „vier verschiedenen Ohren hören“ bzw. Nachrichten empfangen kann, macht deutlich, welches Potential an Missverständnissen hierin steckt.
Das Senden von „Ich-Botschaften“ (Mein Eindruck ist…, Ich fühle…, usw.) und die Technik des „Aktiven Zuhörens“ in Form von Nachfragen (z.B. Habe ich dich richtig verstanden, dass…) können hier hilfreich sein (vgl. Schulz v. Thun, Interview: 2). Außerdem ist es wichtig, dass die Kommunikationspartner zur Metakommunikation, d.h. zum Sprechen über Kommunikation, fähig sind. (vgl. Beisbart/Marenbach et al., Bausteine der Deutschdidaktik: 35)
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