Wie verarbeiten Afrikaner ihre neuere Vergangenheit, insbesondere die
Spätphase der Kolonisation? Die Frage nach indigener Verarbeitung, einer für
viele Zeitzeugen verheerenden Epoche, markiert den Horizont dieser Arbeit
und soll exemplarisch an zwei Werken dargestellt werden.
Zum einen handelt es sich um den Briefroman Un négre à Paris von
BERNARD B. DADIÉ, der zum Ende der 50er Jahren des letzten Jahrhunderts
in der Öffentlichkeit auftauchte und zum andern um den 1999 in Frankreich mit
viel Glanz und Glorie gefeierten Roman AHMADOU KOUROUMAS Die
Nächte des großen Jägers .
Zwischen beiden Werken liegen 40 Jahre Zeitgeschehen, gespickt mit großen
politischen Umwälzungen und reichhaltiger literarischer Verarbeitung. Das
Thema aber bleibt in dem meisten Fällen dasselbe; die Kolonisation und ihre
nachfolgenden Kumpane, einschließlich des heute noch zelebrierten
Wirtschaftskolonialismus, hat nachhaltige Spuren in der Seele der Menschen
hinterlassen und bedeutet neben psychischer Auszehrung des Einzelnen auch
eine nachhaltige Verarbeitung kolonialer Hinterlassenschaften über das Medium
der Literatur.
Der politische, administrative und soziokulturelle Einfluss der ehemaligen
französischen Besatzungsmacht, mit besonderem Schwerpunkt auf die nördliche
und westliche Hälfte des Kontinents, ist bis heute allgegenwärtig in der
französischsprechenden afrikanischen Gesellschaft und es verwundert nicht,
dass die öffentlichen Diskussionen darüber nicht verstummen. In der Literatur
tauchen immer wieder Bücher auf, die bezeugen, dass der individuelle und
kollektive Schmerz und die Entwurzelung mit einer sehr alten traditionellen
Lebensgewohnheit, thematisch aufgearbeitet werden muss.
Wie die beiden Autoren, entsprechend ihrer Zeit, das düstere Kapitel mit
den Mitteln der Literatur bewältigen, welche Sprache sie verwenden und wie sie
Kritik üben, sollen die nachfolgenden Kapitel verdeutlichen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitende Bemerkungen zum Thema
- Die französische Kolonialherrschaft in Afrika (1920 - 1960)
- Politische Rahmenbedingungen im Überblick
- Menschenzoos als wesentliches Instrument der Kolonialpropaganda in Frankreich
- Das Phänomen der Négritude oder eine Elite und seine Ideologie
- Hauptsächliche Vertreter der französischsprachigen Literatur vor 1960
- Postkoloniale Literatur mit Schwerpunkt Elfenbeinküste
- Wirken und Schaffen von DADIÉ und KOUROUMA im Spiegel der Zeit
- Inhalt und Aufbau der Romane
- Un nègre à Paris
- Die Nächte des großen Jägers
- Die Aufarbeitung der Kolonialära in den vorgestellten Werken an einigen Beispielen
- Die Möglichkeit eines Vergleichs
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die Verarbeitung der französischen Kolonialzeit in zwei bedeutenden literarischen Werken: BERNARD B. DADIÉs Un nègre à Paris (1959) und AHMADOU KOUROUMAs Die Nächte des großen Jägers (1999). Sie untersucht die Unterschiede und Gemeinsamkeiten in der Darstellung der Kolonialgeschichte und die individuellen Perspektiven der Autoren. Die Arbeit befasst sich mit der Frage, wie afrikanische Autoren mit dem Erbe der Kolonialisierung umgehen und ihre neuere Vergangenheit verarbeiten.
- Die französische Kolonialherrschaft in Afrika und ihre Auswirkungen
- Das Konzept der Négritude und seine Bedeutung in der afrikanischen Literatur
- Die literarische Verarbeitung der kolonialen Erfahrung in Un nègre à Paris und Die Nächte des großen Jägers
- Der Einfluss der Kolonialzeit auf die afrikanische Gesellschaft und Identität
- Der Vergleich der beiden Werke und ihrer unterschiedlichen literarischen Strategien
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die den Hintergrund und die Relevanz des Themas der Kolonialverarbeitung in der afrikanischen Literatur beleuchtet. Im zweiten Kapitel werden die politischen Rahmenbedingungen der französischen Kolonialherrschaft in Afrika von 1920 bis 1960 vorgestellt, mit einem Schwerpunkt auf die nördliche und westliche Hälfte des Kontinents.
Das dritte Kapitel behandelt das Konzept der Négritude und seine Bedeutung in der afrikanischen Literatur. Es beleuchtet die Rolle der Négritude als Ideologie und ihre Auswirkungen auf die postkoloniale Literatur.
Das vierte Kapitel widmet sich den Werken von DADIÉ und KOUROUMA und stellt die Autoren und ihre literarischen Schaffensprozesse im Kontext der französischen Kolonialgeschichte vor.
Im fünften Kapitel werden die Romane Un nègre à Paris und Die Nächte des großen Jägers im Detail vorgestellt. Die Analyse konzentriert sich auf den Inhalt, den Aufbau und die literarischen Mittel, die die Autoren zur Darstellung der Kolonialzeit verwenden.
Das sechste Kapitel untersucht die Aufarbeitung der Kolonialzeit in beiden Werken anhand von ausgewählten Beispielen.
Das siebte Kapitel widmet sich der Möglichkeit eines Vergleichs der beiden Romane und ihrer unterschiedlichen Perspektiven auf die koloniale Vergangenheit.
Schlüsselwörter
Kolonialismus, Afrika, Literatur, Négritude, BERNARD B. DADIÉ, AHMADOU KOUROUMA, Un nègre à Paris, Die Nächte des großen Jägers, Postkolonialismus, Identitätsfindung, afrikanische Geschichte.
- Quote paper
- Arndt Brodkorb (Author), 2001, Die Verarbeitung der französischen Kolonialzeit bei Bernard B. Dadiés "Un nègre à Paris" und Ahmadou Kouroumas die "Nächte des großen Jägers", Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/18784