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Seminararbeit, 2011
19 Seiten
1 Einleitung
2 Leben und Wirken des Georges Didi-Huberman
3 Bilder trotz allem
3.1 Bilder trotz allem Vier Stück Film, der Hölle entrissen
3.1.1 Erste Sequenz
3.1.2 Zweite Sequenz
3.2 Trotzdem kein Bild des Ganzen Das Bild als Fakt, das Bild als Fetisch
4 Über die Wirklichkeit der „l’imageant de l’image“
5 Schlussbemerkung
6 Abbildungsverzeichnis
7 Literaturverzeichnis
„Man muss sich beeilen, wenn man etwas sehen will, alles verschwindet.“
[Paul Cezanne]
Es spielt keine Rolle, ob man sich eine Aufnahme von Personen, Landschaften, Gebäuden, Attraktionen oder Gegenständen wünscht - alles ist und bleibt in Bewegung. Seit dem 19. Jahrundert war es möglich Augenblicke des Lebens ohne weiteres mit einem neuen Abbildungsverfahren festzuhalten. Die Fotografie erlaubte es, ohne Menschenhand, ein Bild der Wirklichkeit zu fassen. Es war eine Sensation der damaligen Zeit, wenn auch nur Stillleben oder regungslose Menschen fotografiert werden konnten. Im Laufe der Jahre wurde das Aufnahmematerial empfindlicher, wodurch man schnellere Bewegungen festhielt.
Immer mehr Wissenschaftler beschäftigten sich mit dem mechanischen Abbildungsverfahren und dem Produkt der Fotografie. Daneben stand die Frage der Objektivität. Objektivität war seitens dieser mit Richtigkeit und Verlässlichkeit verbunden. In der heutigen Zeit ist dieses Thema sehr umstritten. Auch Georges Didi-Huberman setzte sich mit der Fotografie auseinander. Die vorliegende Arbeit soll einen kurzen Einblick über das Leben und Werk des Didi- Huberman geben. Hauptaugenmerk soll dessen Werk „Bilder trotz allem“ sein. Bearbeitet wurden hierbei der erste Teil „Vier Stücke Film, der Hölle entrissen“ des ersten Kapitels „Bilder trotz allem“ und der erste Teil „Das Bild als Fakt, das Bild als Fetisch“ des zweiten Kapitels „Trotzdem kein Bild des Ganzen“.
Die Frage der Objektivität wird mehrmals aufgegriffen - können Bilder beziehungsweise Abbildungen der Wirklichkeit die Realität wiedergeben?
Dieser Frage soll Stück für Stück nachgegangen werden.
„Die Fotografie hilft den Menschen, zu sehen.“
[Berenice Abbott]
„Ohne Fotografie ist der Moment für immer verloren, so als ob es ihn nie gegeben hätte.“
[Richard Avedon] 3
Leben und Wirken des Georges Didi-Huberman
Der französische Kunsthistoriker und Philosoph - Georges Didi-Huberman - wurde am 13. Juni 1953 in Saint-Étienne geboren und ist noch heute tätig als Hochschullehrer. Er studierte Kunstgeschichte und Philosophie, worauf Didi- Huberman ab 1990 im Pariser Centre d’Histoire et Théorie des Arts de [1] ’Ecole des Hautes Etudes en Sciences Sociales (EHESS) als Maître de Conférences1 unterrichtete. Gastprofessuren hatte er, um nur einige zu nennen, an der Johns Hopkins University, der University of Tokyo und University of California, als auch am Courtauld Institute in London und der Freien Universität Berlin. An der Académie de France in Rom, am Harvard University Center for Italian Renaissance Studies in Florenz und auch am Nationalen Forschungsschwerpunkt Bildkritik der Universität Basel beteiligte sich Didi- Huberman an speziellen Forschungsprojekten. Obendrein organisierte er als Kurator die Pariser Ausstellung „L'Empreinte“ (1997) und die Ausstellung „Fables du lieu“ (1001) in Tourcoing.
Darüber hinaus entstanden zahlreiche Publikationen, um nur einige zu nennen, zum Beispiel „Die Erfindung der Hysterie. Die photographische Klinik von JeanMartin Charcot.“ (1997), „Was wir sehen, blickt uns an. Zur Metapsychologie des Bildes“ (1999), „Vor einem Bild (2000)“, „Venus öffnen. Nacktheit, Traum, Grausamkeit“ (1006), „Wenn die Bilder Position beziehen“ (2010) und „Das Nachleben der Bilder. Kunstgeschichte und Phantomzeit nach Aby Warburg“ (2010). In seinen Arbeiten nahm er desweiteren Bezug auf Walter Benjamin, Aby Warburg und Georges Bataille, die sich ohnehin mit der Kunsttheorie und Ästhetik auseinandersetzten. Die Aby Warburg Stiftung überreichte Georges Didi-Huberman 1997 den Hans-Reimer-Prei und erhielt 1007 den mit 60.000 Euro honorierten Humboldt-Forschungspreis. Seither ist er Honorary Member in Berlin, im Bereich Literatur- und Kulturforschung.[2]
Bilder trotz allem Georges Didi-Huberman versucht uns ein Bild, über die Zustände und Geschehnisse, des Sommers 1944 in Ausschwitz, zu übermitteln. Anhand der Fotografien legt er den eigentlichen Inhalt der Entstehung dar - unter welchem Risiko überhaupt die Häftlinge bei der Aufnahme ausgeliefert waren. Durch präzise Analyse versucht er den Augenblick der Entstehung durch eine sorgfältige Analyse der Bilder preiszugeben. Der erste Teil seines Werkes ist der bereits im Jahr 2001 erschienene Beitrag zur Ausstellung „Mémoire des camps“.[3]
Vier Stück Film, der Hölle entrissen
„ Um zu wissen, muß man sich ein Bild machen. Auschwitz, August 1944: vier Bilder trotz allem, trotz der Gefahren, trotz unserer Unfähigkeit, sie heute angemessen zu betrachten. “[4]
[Georges Didi-Huberman]
Der Realität ein Bild entreißen - der unvorstellbaren Hölle[5]. „Menschen“, wie Du und ich, sie wurden aus ihrem Leben gerissen, in eine Welt, die sie sich nie hätten erträumt. Deportiert in das größte aller faschistischen Konzentrations- und Vernichtungslager - Auschwitz. Trotz allem gab es Bilder, welche uns die Gefahren zeigten, ob wir es wollten oder nicht, gezwungen zum Anblick, auch wenn der Markt viele von diesen bereithielt.[6]
Am 4. Juli 1942 entstand das erste Sonderkommando von Ausschwitz. Diese Sonderkommandos waren laut Primo Levi ein dämonisches Verbrechen.[7] Hierbei handelte es sich um eine ausgewählte Einheit von Gefangenen, selbst Juden, die den Vernichtungsprozess Ihresgleichen durchführten. Juden beförderten Juden in die Verbrennungsöfen. Der SS war klar, dass nicht ein einziger Jude hätte
überleben dürfen, sodass auch diese Spezialeinheit nach einigen Monaten durch eine neue ersetzt - und die alte umgebracht wurde, wenn sie sich nicht schon zuvor das Leben nahmen, bedingt des physischen Drucks, aber auch Strapazen die sie erlitten. Dem Sonderkommando war der Kontakt zu Häftlingen, als auch der Außenwelt verboten. Sie waren dafür zuständig Männer, Frauen und Kinder auf ihren Weg der Exekution zu begleiten und diese durchzuführen. Nach der Gaskammer wurden die Leichen in die Öfen der Krematorien geschoben, daraufhin Asche und Knochenreste zu beseitigen, die riesigen Öfen zu säubern und auszubessern. Sie taten es, weil sie überleben wollten. Durchaus wurde darüber nachgedacht, wie man die Außenwelt über dieses Grauen zu informieren vermochte.[8]
Filip Müller war es möglich, der Nachwelt einzelne Dokumente der Nachwelt zu hinterlassen. Darunter waren zum Beispiel ein Plan der Krematorien IV und V mit kurzen Notizen zu dessen Funktionsweise und eine Liste von Namen der Nazis. Da es nie zu einem erfolgreichen Fluchtversuch kam, beziehungsweise die SS keinen einzigen Häftling am Leben gelassen hätte, wurden die Dokumente unter der Erde verscharrt.[9]
Trotz späteren Fund dieser Zeugnisse, „So genau, wie die Geschehnisse selbst verliefen, kann sie kein Mensch sich vorstellen.“[10].
Um die Hölle bestmöglich zu veranschaulichen, tauchte die Fotografie auf. Mitglieder des Sonderkommandos sahen es als eine Dringlichkeit das Geschehen fotografisch zu dokumentiere, vielmehr die wahrhaftigen Moment festzuhalten.[11] Ein durchaus schwerwiegendes Verfahren, da das Konzentrationslager durch Wald guter Tarnung unterlag und sich auch ein Teil der Anlage unter Tage befand.[12] Es bestand nicht ein Funken Hoffnung, nicht mal ein kleines Stück Papier oder auch nur einen Schrei an die Außenwelt zu richten. Das Streben esirgendwie dennoch zu schaffen, wuchs von Jahr zu Jahr, die Isolation vollends zu durchbrechen.[13]
Die Außenwelt, Führer des polnischen Widerstands, zeigten ebenfalls Interesse am Geschehen, innerhalb des Krematoriums. Im August 1944 war es schließlich soweit. Mit einer List wurde das Dach des Krematoriums manipuliert. Die SS Leute engagierten einen Zivilarbeiter, Mordarski, zur Reparatur des Daches. Die Kamera wurde heimlich durch diesen in das Lager eingeführt, in einem Esskübel mit doppeltem Boden.[14]
Fotografiert wurde von einem griechisch-jüdischen Häftling mit dem Namen Alex. In den Augenblicken, als die Fotografien entstanden, behielt der Rest der Gruppe den SS-Wachposten und die Kapos im Visier. Die Serie seiner Fotografien bestand aus zwei Sequenzen.
Die erste Sequenz (Abb.01)(Abb.02) entstand aus dem Inneren der Gaskammer. Alex versteckte sich im dunklen des Raumes und fotografierte durch eine geöffnete Tür. Die erste Aufnahme (Abb.01) ist mehr oder weniger verschwommen, zeigt jedoch das Gleiche wie die zweite Aufnahme (Abb.02) dieser Sequenz. Diese ist frontal ausgerichtet und aus größerer Nähe fotografiert. Auf dieser ist alles klar zu erkennen. Nicht nur das Geschehen außerhalb des Raumes, zugleich auch der Türrahmen am Rand der Fotografie, der den Fotografen Alex schützte. Hauptaugenmerk soll auf die anderen Mitglieder des Sonderkommandos gelegt werden, die mit ihrer Arbeit beschäftig sind. Beschäftigt damit, die am Boden liegenden Leichenreste zu beseitigen. Sie stehen binnen dieser Kadaver. Dahinter befanden sich die 1,50m tiefen
Verbrennungsgräben. Aus ihnen stieg eine enorme Rauchwolke. Unter dieser Wolke lagen die Menschenreste, welcher weiter verbrannt wurden, da die Öfen die Kapazitäten an Menschen nicht tragen konnten.[15] Alles geschah zu heller
[...]
[1] französische Hochschule in Paris
[2] beamteter Hochschullehrer im französischen Universitätssystem
[3] Chéroux, C.: Mémoire des camps. Photographies des camps de concentration et d’extermination nazis (1933-1999), Ausst.-Kat. Paris 2001.
[4] Didi-Huberman, G.: Bilder trotz allem, S. 5.
[5] Didi-Huberman, G.: Bilder trotz allem, S. 15.
[6] Vgl. Didi-Huberman, G.: Bilder trotz allem, S. 15.
[7] Levi, P.: Die Untergegangenen und die Geretteten (1986), München S. 50.
[8] Vgl. Didi-Huberman, Georges: Bilder trotz allem, S. 17ff.
[9] Müller, F.: Sonderbehandlung, S. 193-196.
[10] Langbein, H.: Menschen in Auschwitz, S. 17.
[11] Vgl. Didi-Huberman, G.: Bilder trotz allem, S. 20.
[12] Vgl. Didi-Huberman, G.: Bilder trotz allem, S.22-23.
[13] Vgl. Langbein, H.: Menschen in Auschwitz, S. 256-271.
[14] Vgl. Langbein, H.: Menschen in Auschwitz, S. 292.
[15] Vgl. Pressac, J.-C.: Auschwitz - Technique and Operation of the Gas Chambers, S.422-424.