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Hausarbeit, 2010
23 Seiten, Note: 1
Didaktik für das Fach Deutsch - Pädagogik, Sprachwissenschaft
1. Gegenstand und Zielsetzung der Arbeit
2. Das Hörbuch
a. Eine Begriffsbestimmung
b. Die zunehmende Konkurrenz zum Buch
3. Didaktische Begründung für die Beschäftigung mit Literatur im Deutschunterricht
a. Die literaturdidaktische Perspektive
b. Die hördidaktische Perspektive
c. Der Kernlehrplan
4. Der Roman „Boot Camp“ als Unterrichtsgegenstand
a. Die Methodik des Lesens
b. Die Erarbeitung des Romans Boot Camp
c. Die Methodik des Hörens
d. Die Erarbeitung des Hörbuchs
5. Fazit
Literaturverzeichnis
Die vorliegende Arbeit untersucht die Unterschiede in der medialen Rezeption von Buch und Hörspiel aus fachdidaktischer Perspektive. Die Fachdidaktik des Deutschunterrichts für die Sekundarstufe I bildet somit den Hintergrund für die Untersuchung von Potential und Beschränkung der Medien Buch und Hörspiel im Deutschunterricht. Praktischer Untersuchungsgegenstand ist hierbei der Einsatz des Romans Bootcamp von Morton Rhue.1
Einführend wird hierzu zunächst der Begriff des Hörbuchs bestimmt und ein kurzer Abriss der Entwicklung gegeben, die zur Notwendigkeit der didaktischen Diskussion eines Nebeneinanders von Buch- und Hörbuch im Deutschunterricht führt. In einem folgenden Teil sollen die Grundlagen, auf denen die Beschäftigung mit Literatur im Deutschunterricht stattfindet zunächst vorgestellt werden. Nach einer Darstellung einer grundsätzlichen Hördidaktik im Rahmen des Deutschunterrichts, werden die beiden verortet im Kernlehrplan für das Fach Deutsch in der Sekundarstufe I.
Abschließend soll exemplarisch erarbeitet werden, in welcher Form während und nach dem Lesen einer Lektüre, des Romans Bootcamp von Morton Rhue, dieser Roman im Unterricht behandelt werden kann. Dem gegenübergestellt wird die Erarbeitung der Romanvorlage als Hörbuch, gelesen von Tom Niebuhr.2 Am konkreten Beispiel soll in diesem Teil der Arbeit untersucht werden, welches Potential die Rezeption eines Romans mit dem konkreten Medium Buch bzw. Hörmedium bietet: Was kann etwa ein Hörmedium durch seine mediale Beschaffenheit evozieren, das ein Buch nicht kann?
Ausgewählt wurde als zu untersuchende Unterrichtslektüre der Roman von Morton Rhue, da dieser die für die Behandlung als Ganzschrift im Unterricht typischen Merkmale aufweist - etwa die gesellschaftspolitischen Fragen, die von den Schülerinnen über den Plot hinaus bearbeitet werden können. Aber auch die frühe Hörbuchfassung des noch jungen Romans in deutscher Sprache spricht exemplarisch dafür, dass der Markt für den Kauf einer klassischen Schullektüre dieses Hörbuchangebot sehr frühzeitig herausgibt.
Auffällig ist bei Durchsicht der Sekundärliteratur, dass das Thema einer Hördidaktik mittlerweile fest verankert ist in Bezug auf Fremdsprachendidaktik, das Lesenlernen im Grundschulalter und in der Form des Einsatzes von Handlungsorientierten Unterrichts, der die Erstellung eines Hörspiels zum Ziel hat. Für die Konkretisierung des Themas auf den Deutschunterricht in der Sekundarstufe I musste sich jedoch wesentlich gestützt werden auf die allgemeineren Darstellungen von Jutta Wermke in Bezug auf die Hörspieldidaktik.3
Verschiedene Autoren berichten von einer steigenden Nachfrage und einem regelrechten „Boom“ des Hörbuches, der sowohl für den Erwachsenen- als auch den Kinder- und Jugendbereich festzustellen ist.4 Doch was versteht man unter dem Begriff Hörbuch, von dem erst seit wenigen Jahren die Rede ist und wie wird er exakt definiert?
Der Begriff Hörbuch ist entstanden als eine Art Oberbegriff für alle SprachHörmedien, unter dem Original-Hörbücher, Lesungen, Live-Vorträge, Hörspiele, Features, Collagen, Archivaufnahmen/Tondokumente, CDROMs/Multimediaprodukte, Ergänzungen zu Büchern und Soundtracks mit Dialogen zusammengefasst werden:
Unter Hörbüchern versteht man Medien, die ausschließlich auditiv sind und bei denen - im Unterschied zur Musik oder zu Liedern - das gesprochene Wort überwiegt. Dementsprechend zählt man zum Hörbuch Hörspiele (sowohl Originalhörspiele, die schon als solche geschrieben sind, als auch Hörspielfassungen epischer Texte), ferner werden als Hörbuch alle Arten der Lesung von Gedichten, Erzählungen, Romanen, usw. bezeichnet, teils mit, teils ohne Musik, von Erwachsenen und/oder Kindern gesprochen.5
Diese recht weitläufig anmutende Definition ist analog zum „Audiobook“ entstanden, und diesem ähnlich, signalisiert sie eine Buchorientierung des Genres. Damit greift die Definition die Vorherrschaft des Hörbuchs als Lesung eines Werkes auf. Dies meint, dass ein schriftlicher Text möglichst originalgetreu von einem Sprecher vorgelesen wird.
Dies impliziert einige Besonderheiten im Vergleich zum traditionellen Hörspiel: Zum einen, dass Kürzungen der Hörbuchfassungen zu Beschädigungen der originalen Vorlage führen. Der Originaltext wird nämlich nicht zu einem eigenständigen neuen Werk transformiert, sondern er wird lediglich vorgetragen.6 Zum anderen gewinnt jedoch die Person des Sprechers an Bedeutung, da sie in den häufigsten Fällen alleine den Text vorträgt. Dies bedeutet, dass die Interpretation des Sprechers die entscheidende Form der Bearbeitung des Textes darstellt.
Der Sprechende tritt somit in die Position des (hörenden) Lesenden und trifft dessen Interpretation - oder er trifft sie nicht und kann als Eindringling in den Dialog von Leser und Autor empfunden werden. Dies gilt selbstverständlich nur dann, wenn der Hörende den Originaltext kennt.
Doch neben dem Hörbuch als Lesung des Originaltextes gibt es eine weitere literarische Form des Terminus` Hörbuch: Die gesprochene Umsetzung des geschriebenen Hörspiels. Wobei Hörspiel hier die literarische Form meint, die auf Inszenierung hin angelegt ist. Eine weitere Möglichkeit bildet die Bearbeitung eines Prosatextes als Hörspielfassung. Dies bedeutet für das Original jedoch zugleich eine Transformation in ein anderes literarisches Format als auch eine andere mediale Präsentation. Für beides sind Eingriffe in den Ausgangstext von Nöten. Diese werden lediglich nach ihrer Funktion im Hörspiel beurteilt.
[...]
1 RHUE, Morton: Boot Camp. Ravensburg 2006. (Im Folgenden zitiert als: RHUE, Bootcamp.)
2 RHUE, Morton: Boot Camp. Audiobuch. Gelesen von Tom Niebuhr, Hamburg 2006.
3 WERMKE, Jutta: Das Hörbuch im Rahmen einer Hördidaktik. In: Der Deutschunterricht 4 (2004), S. 50-62, (Im Folgenden zitiert als: WERMKE 2004.)
4 MÜLLER, Karla: Hörbücher im Deutschunterricht. In: Die Grundschulzeitschrift 193 (2006), S. 3-8, hier: S. 3. (Im Folgenden zitiert als: MÜLLER 2006.) Vgl. auch: MÜLLER, Karla: Literatur hören und hörbar machen. In: Praxis Deutsch 5 (2004), S. 6-13, hier: S. 6. (Im Folgenden zitiert als: MÜLLER 2004.) Vgl. auch: SEIBERT, Peter und HACHENBERG, Katja: Editorial. Ein Themenheft des „ Deutschunterricht“ zum Hörbuch? In: Der Deutschunterricht 4 (2004), S. 2-6, hier: S. 2f. (Im Folgenden zitiert als: SEIBERT und HACHENBERG 2004). FEY, Antje.: Geschichte des Hörbuchs in Deutschland. Definition, Marktentwicklung und Marketingstrategien. In: Der Deutschunterricht 4 (2004), S. 7-16, hier: S. 9f. WERMKE 2004, S. 50.
5 MÜLLER (2006), S. 5.
6 Die ungekürzte Version eines derartigen Hörbuchs ist durch die digitale Aufnahmemöglichkeit der letzten Jahre auch ein immer geringeres technisches Problem geworden.