Ivo Andrić gehört zu den meist gelesenen und meist übersetzten jugoslawischen Autoren. Seine Werke wurden in mehr als vierzig Sprachen übertragen und seine Rede bei der Verleihung des Nobelpreises im Jahr 1961, „Über die Erzählung und das Erzählen“, wird immer wieder mit der berühmten Nobelpreisrede von William Faulkner verglichen. In den Ländern des ehemaligen Jugoslawiens wird Andrić als „Magier der Worte“ gepriesen und die Auseinandersetzung darüber, ob er eher als ein Kroatischer, Bosnischer oder Serbischer Künstler zu verstehen sei, hört bis heute nicht auf.
Andrić ist in seinem Schaffen mehrere sprachliche Perioden durchlaufen. Seine ersten Werke schrieb er auf Bosnisch, um sich später dem Erzählen auf Serbisch zu widmen. Die „bosnischen“ Werke charakterisiert vor allem das Verwenden von Turzismen und von „Ijekavica“. „Ijekavica“ ist eine von den zwei Hauptvarianten des Serbokroatischen, welche ein vermehrtes Einsetzen von Vokalen und der daraus entstehende Eindruck einer melodischeren und in der Aussprache in Bezug auf „Ekavica“ weicheren Sprachform kennzeichnet, doch sind das eher äußere und keine grundsätzlich poetologische Unterschiedsmerkmale. Dieses Modifizieren der sprachlichen Form war einerseits dadurch bedingt, dass Andrić zunächst in Bosnien lebte, danach in Kroatien und ab Mitte seines Lebens in Belgrad, wobei es zu erwähnen bleibt, dass er als jugoslawischer diplomatischer Vertreter bis zum Zweiten Weltkrieg auch viel Zeit im Ausland verbracht hat. Andererseits hing mit der Entscheidung für eine bestimmte Version des Serbokroatischen gleichzeitig eine klare künstlerische Absicht zusammen. Es galt, Gegenstände und Themen der Erzählungen an Orte zu binden, wo die Geschichten stattgefunden sind und dadurch sowohl dem Anspruch der Realität entgegen zu kommen, als auch das außerordentliche Reichtum der Semantik auszunutzen, das ein jedes Sprachgebiet in den jugoslawischen Republiken anbot. In diesem Sinne liegt die Vermutung nahe, dass Andrić seine Sprache als ein lebendiges Erzählmittel verstanden hat, das auf der Ebene der Prosa eine künstlerische Funktion inne hatte.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- ,,Liebe in Kassaba"
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert drei Übersetzungen der Kurzgeschichte „Liebe in Kassaba“ von Ivo Andrić, um die Herausforderungen der Übersetzung von Andrićs Werk aufzuzeigen und die spezifischen Schwierigkeiten, die sich aus der Verwendung von regionalen Dialekten und der poetischen Sprache des Autors ergeben, zu beleuchten.
- Die sprachlichen Besonderheiten von Andrićs Werk
- Die Herausforderungen der Übersetzung von Andrićs Werk
- Die Analyse der drei Übersetzungen von „Liebe in Kassaba“
- Die Bedeutung des Titels „Liebe in Kassaba“
- Die Rolle der Sprache in der Gestaltung der Geschichte
Zusammenfassung der Kapitel
- Einführung:
Die Einleitung stellt Ivo Andrić als einen der bedeutendsten jugoslawischen Autoren vor und beleuchtet seine sprachliche Entwicklung. Sie erläutert die Besonderheiten der „Ijekavica“-Variante des Serbokroatischen und die künstlerische Absicht Andrićs, seine Sprache als lebendiges Erzählmittel zu nutzen.
- ,,Liebe in Kassaba":
Die Zusammenfassung der Kurzgeschichte „Liebe in Kassaba“ beschreibt die unglückliche Beziehung zwischen einem jüdischen Mädchen und einem jungen kroatischen Adeligen in einem bosnischen Dorf. Sie beleuchtet die Bedeutung des Titels „Liebe in Kassaba“ und die Rolle der Sprache in der Gestaltung der Geschichte.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Ivo Andrić, „Liebe in Kassaba“, Übersetzung, Serbokroatisch, Ijekavica, Sprache, Literatur, Kultur, Bosnien, Geschichte, Liebe, Tod, Identität, Fremdheit, Provinz, Tradition, Moderne.
- Arbeit zitieren
- Vukan Mihailovic de Deo (Autor:in), 2011, Ivo Andrić – Drei Übersetzungen von „Liebe in Kassaba“, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/184336