Cannabis ist die weltweit am häufigsten konsumierte illegale Droge. Die Konsumenten in der Schweiz nehmen im internationalen Vergleich eine Spitzenposition ein. So haben sich hierzulande bspw. die Verzeigungen aufgrund von Wiederhandlungen gegen das Betäubungsmittelgesetz im Zeitraum von 1990 bis 2004 verdreifacht. Insgesamt ist der Cannabiskonsum seit den Neunzigerjahren bis zur Jahrtausendwende deutlich angestiegen. Aktuelle Untersuchungen auf globaler Ebene konstatieren nun aber einen leichten Rückgang oder eine Trendwende des Konsumverhaltens.
Während die epidemiologische Forschung zum Cannabiskonsum und dessen Folgen für die körperliche und psychische Gesundheit mittlerweile weit fortgeschritten ist, befindet sich die Wissenschaft um evidenzbasierte Behandlung noch im Anfangsstadium. Cannabisbezogene Störungen spielen insbesondere in den spezifischen Beratungsstellen der Jugendhilfe aber auch in hohem Masse in der psychiatrischen Versorgung seit mindestens zehn Jahren eine zunehmend gewichtigere Rolle. Da ein dringender Bedarf an praxisrelevanten Interventions-programmen vorhanden ist, wird in den letzten Jahren verstärkt die Erweiterung der translationalen Forschung gefordert.
Im vorliegenden Beitrag werden einige Ergebnisse epidemiologischer Daten zum Konsumverhalten in der Schweiz präsentiert, wissenschaftliche Erkenntnisse zu cannabisbezogenen Störungen, psychiatrischer Diagnostik und Komorbidität sowie Folgerungen für die präventive und therapeutische Intervention dargelegt.
Inhaltsverzeichnis
- Klinische Relevanz von Cannabiskonsum für die psychologische bzw. psychiatrische Intervention - Versuch einer Standortbestimmung
- Zusammenfassung
- Epidemiologische Daten zum Konsumverhalten in der Schweiz
- Wissenschaftliche Erkenntnisse zu cannabisbezogenen psychischen Störungen
- Folgerungen für die (präventive und) therapeutische Intervention
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieser Beitrag untersucht die klinische Relevanz von Cannabiskonsum für psychologische und psychiatrische Interventionen. Er präsentiert epidemiologische Daten zum Cannabiskonsum in der Schweiz, wissenschaftliche Erkenntnisse zu cannabisbezogenen Störungen und deren Komorbidität, und zieht daraus Folgerungen für präventive und therapeutische Interventionen.
- Epidemiologische Daten zum Cannabiskonsum in der Schweiz
- Cannabisbezogene psychische Störungen: Diagnostik und Ätiologie
- Komorbidität bei Cannabisabhängigkeit
- Vulnerabilitäts-Stress-Modell und Risikofaktoren
- Folgerungen für präventive und therapeutische Interventionen
Zusammenfassung der Kapitel
Der erste Teil des Beitrags präsentiert epidemiologische Daten zum Cannabiskonsum in der Schweiz, basierend auf Daten des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) und anderen Studien. Es wird ein leichter Rückgang des Konsums, insbesondere bei jüngeren Altersgruppen, festgestellt, sowie eine Verschiebung des Erstkonsums hin zu jüngeren Altersgruppen. Geschlechtsunterschiede im Konsum werden ebenfalls beleuchtet.
Der zweite Teil befasst sich mit wissenschaftlichen Erkenntnissen zu cannabisbezogenen psychischen Störungen. Erörtert werden die Unterscheidung zwischen Explorations- und Dauerkonsum, das Vulnerabilitäts-Stress-Modell, und die diagnostischen Kriterien nach ICD-10. Die Bedeutung einer multiaxialen Diagnostik im Jugend- und jungen Erwachsenenalter wird hervorgehoben.
Der dritte Teil behandelt die hohe Komorbidität von Cannabisabhängigkeit mit anderen psychischen Störungen wie Depressionen, Angststörungen und Persönlichkeitsstörungen. Die Rolle von Selbstmedikation und die Bedeutung der Emotionsregulation werden diskutiert. Es wird darauf hingewiesen, dass die Diagnose einer komorbiden Störung die Ausschlussdiagnostik der cannabisinduzierten Störung erfordert.
Schlüsselwörter
Cannabiskonsum, Schweiz, Epidemiologie, Cannabisbezogene Störungen, ICD-10, Komorbidität, Vulnerabilitäts-Stress-Modell, Prävention, Therapie, Jugendliche, junge Erwachsene, multiaxiale Diagnostik.
- Arbeit zitieren
- Reto Müller (Autor:in), 2011, Klinische Relevanz von Cannabiskonsum für die psychologische bzw. psychiatrische Intervention, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/183142