1. Einleitung
„Jeder wird aus der Alltagserfahrung die Gedächtniswirksamkeit des eigenen Handelns gegenüber Formen bloß verbaler Kenntnisvermittlung kennen und die Plausibilität einer [...] Untersuchung der American Audiovisuell Society über menschliche Behaltensleistungen bestätigen können: Danach behalten wir 20% von dem, was wir hören, 30% von dem, was wir sehen, 80% von wem, was wir selber formulieren können und 90% von dem, was wir selber tun“ . Wie kann es dann sein, dass sich in der Realität der „Methodenpraxis im Schulalltag“ das eindeutige und ernüchternde Bild abzeichnet, „dass die traditionelle Monopolstellung des Frontalunterrichts ungebrochen ist“ und „drei Viertel der Zeit des Frontalunterrichts mit dem jedermann vertrauten Frage-und-Antwort-Spiel zwischen Lehrer und Schülern zugebracht wird“ , bei dem die Schülerinnen und Schüler zum Großteil inaktiv sind, nichts selber tun bzw. produzieren und somit nicht die nach der Untersuchung der American Audiovisuell Society bestmögliche Kenntnisvermittlung nutzen? Hilbert Meyer bemerkt, dass im alltäglichen Unterricht „eine unausgewogene Bevorzugung von Sozialformen und Handlungsmustern mit hoher Lehrerlenkung“ stattfindet. Ernüchternd ist diese „methodische Monostruktur des Unterrichts“ nicht nur wegen ihrer massiven zahlenmäßigen Ausprägung (gegenüber dem Frontalunterricht mit einer Durchschnittshäufigkeit von 76,86 % liegt z.B. der Anteil von Gruppenunterricht laut oben genannter Studie bei nur 7,43 % ), sondern auch und vor allem, weil sie „in auffälligem Widerspruch zur Buntscheckigkeit und Vielfalt der in Theorie und Praxis bekannten und auch methodisch aufbereiteten Handlungsmuster steht“ ; das bedeutet, dass die für einen schülerorientierten Unterricht erforderlichen Methoden und Sozialformen in der Theorie zwar gegeben sind, in der Praxis jedoch immer noch kaum angewandt werden. Eine dieser Methoden, den handlungs- und produktionsorientierten Literaturunterricht möchte ich in den folgenden Kapiteln genauer beleuchten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Handlungs- und produktionsorientierter Literaturunterricht
- Definition
- Die Geschichte des handlungs- und produktionsorientierten Literaturunterrichts
- Grundprinzipien und Legitimation
- Selbsttätigkeit und entdeckendes Lernen
- Motivation
- Imagination
- Fremdverstehen und Perspektivenübernahme
- Individuelle Bezugsnormierung
- Beteiligung aller Schülerinnen und Schüler
- Methodische Aspekte
- Was muss man bei der Vorbereitung beachten
- Wie geht man mit der Schülerproduktion um?
- Bewertung der Schülerproduktion
- Formen des handlungs- und produktionsorientierten Umgangs mit Texten
- Lyrik
- Epische Texte und Dramen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den handlungs- und produktionsorientierten Literaturunterricht. Ziel ist es, das Konzept zu definieren, seine historische Entwicklung nachzuzeichnen und seine methodischen Aspekte zu beleuchten. Es werden verschiedene didaktische Ansätze vorgestellt und die Bedeutung von Schüleraktivität und -produktion hervorgehoben.
- Definition und historische Entwicklung des handlungs- und produktionsorientierten Literaturunterrichts
- Grundprinzipien und Legitimation des Ansatzes
- Methodische Aspekte der Umsetzung im Unterricht
- Exemplarische Darstellung handlungs- und produktionsorientierter Aufgaben
- Diskussion der Vor- und Nachteile des Ansatzes
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Problematik des traditionellen Frontalunterrichts heraus und führt in das Thema des handlungs- und produktionsorientierten Literaturunterrichts ein. Kapitel 2 definiert den Begriff, skizziert seine Geschichte und begründet seine Notwendigkeit anhand zentraler Prinzipien. Kapitel 3 behandelt methodische Aspekte der Vorbereitung, des Umgangs mit Schülerproduktionen und deren Bewertung. Kapitel 4 präsentiert exemplarisch handlungs- und produktionsorientierte Aufgaben für verschiedene Textformen (Lyrik, Epik, Dramatik).
Schlüsselwörter
Handlungsorientierter Literaturunterricht, Produktionsorientierter Literaturunterricht, Schüleraktivität, Textproduktion, kreatives Schreiben, methodische Vielfalt, Lesegenuss, ganzheitliches Lernen, Didaktik, Literaturunterricht.
- Arbeit zitieren
- Mareike Müller (Autor:in), 2010, Handlungs- und produktionsorientierter Literaturunterricht, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/182710