Nach Dieter Ulichs Definition hat die Emotionspsychologie die Frage zu klären, wie Emotionen innerhalb eines ganzheitlichen, dynamischen und zeiterstreckten Geflechts von Stimmungen, Zielsetzungen, Gefühlen, Informationverarbeitungsprozessen und Handlungen überhaupt als eigene Klasse von psychischen Phänomenen isoliert werden können. Auf der Ebene alltäglichen Erlebens und Handelns bezeichnen Begriffe wie Emotion oder Motiv einander ergänzende Aspekte eines einheitlichen psychischen Geschehens, aus dem man für bestimmte theoretische Teilkomponenten abstrahierend herauslösen und einer gesonderten Betrachtung machen kann.
Welchen Nutzen haben Emotionen für den Menschen? Sind selbst Gefühle wie Traurigkeit oder Ekel sinnvoll? Diese Fragen werden von den Evolutionsforschern behandelt. Sie untersuchen Handlungen vor allem auf die Frage hin, wieso sich eine bestimmte Ausprägung – wie zum Beispiel ein psychologischer Mechanismus – in der Evolution durchsetzen konnte. Vordenker für diese Sichtweise war Charles Darwin, welcher sich nicht nur allgemein mit den Ursachen und Folgen der Evolution auseinandersetzte, sondern sich auch im Speziellen mit den menschlichen Emotionen befasste. Obgleich Darwins Werk nicht das einzige Werk war, welches evolutionstheoretische Ansätze mit psychologischen Erkenntnissen verband, steht ihm aufgrund seiner Wirkungsgeschichte ein besonderer Platz zu.
Während die evolutionstheoretischen Ansätze (außerhalb der Biologie), wie auch die Emotionspsychologie beinahe zeitgleich nach der Jahrhundertwende an Bedeutung einbüßten, erlebten beide seit den sechziger Jahren eine wahre Renaissance. Um die Wiederentdeckung dieser Forschungsrichtungen ver-stehen zu können, ist es erforderlich, sich eingehender mit den Klassikern dieses wissenschaftlichen zu befassen. Die vorliegende Arbeit hat es sich daher zum Ziel gesetzt den wissenschaftlichen Ansatz des Klassikers des evolutionstheoretischen Ansatzes in der Emotionspsychologie „The Expression of Emotions in Man and Animal“ aus dem Jahr 1872 zu skizzieren und ihm McDougalls 1908 entstandene „Social Psychology“ entgegenzustellen. Auf diese Weise werden die Forschungsansätze und die Kernthesen der Vertreter des evolutionstheoretischen Ansatzes dargestellt, anhand von Beispielen verdeutlicht und anschließend aus Sichtweise des aktuellen Forschungsstandes bewertet werden. Dabei soll schließlich die Frage beantwortet werden, welchen Nutzen er in der modernen Psychologie haben kann.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Charles Darwin in Bezug auf die Emotionspsychologie
- Das Werk: The Expression of Emotions in Man and Animal
- Darwins Thesen
- Der Einfluss der Thesen Darwins auf die moderne Psychologie
- William McDougalls Emotionspsychologie
- Das Werk: Social Psychology
- McDougalls Thesen
- Der wissenschaftliche Einfluss der Thesen McDougalls in der Gegenwart
- Schluss
- Anlagen
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem evolutionstheoretischen Ansatz in der Emotionspsychologie und untersucht die Werke von Charles Darwin und William McDougall. Ziel ist es, die Kernthesen dieser beiden Klassiker darzustellen, zu vergleichen und aus heutiger Sicht zu bewerten. Dabei soll die Frage geklärt werden, welchen Nutzen der evolutionstheoretische Ansatz in der modernen Psychologie haben kann.
- Die Universalität des menschlichen Emotions- und Gesichtsausdrucks
- Die Gemeinsamkeiten des menschlichen mit dem tierischen Ausdruck von Emotionen
- Die Entstehungsprinzipien des menschlichen Emotionsausdrucks
- Die Rolle von kognitiven Einschätzungen bei der Entstehung von Emotionen
- Der Einfluss von Gewohnheiten auf den Emotionsausdruck
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt in die Thematik des evolutionstheoretischen Ansatzes in der Emotionspsychologie ein und erläutert die Bedeutung von Emotionen für den Menschen. Im zweiten Kapitel wird Darwins Werk „The Expression of Emotions in Man and Animal“ vorgestellt. Es werden Darwins Thesen zur Universalität des Emotionsausdrucks, zur Gemeinsamkeit von menschlichem und tierischem Emotionsausdruck und zu den Entstehungsprinzipien des Emotionsausdrucks erläutert. Darüber hinaus wird Darwins Theorie der kognitiven Einschätzung von Emotionen und der Rolle von Gewohnheiten im Emotionsausdruck dargestellt.
Das dritte Kapitel widmet sich McDougalls „Social Psychology“. Es werden McDougalls Thesen zur Entstehung von Emotionen und zur Bedeutung von Emotionen für das soziale Verhalten des Menschen dargestellt. Außerdem wird der wissenschaftliche Einfluss von McDougalls Thesen in der Gegenwart beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den evolutionstheoretischen Ansatz, die Emotionspsychologie, Charles Darwin, William McDougall, „The Expression of Emotions in Man and Animal“, „Social Psychology“, Universalität des Emotionsausdrucks, Entstehungsprinzipien des Emotionsausdrucks, kognitive Einschätzung von Emotionen, Gewohnheiten im Emotionsausdruck, Bedeutung von Emotionen für das soziale Verhalten.
- Quote paper
- M. A. Aaron Faßbender (Author), 2005, Der Einzug des evolutionstheoretischen Ansatzes in die Emotionspsychologie, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/182588