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Seminararbeit, 2011
32 Seiten, Note: 1,3
1. Einführung
2. Viktor Pelevin
2.1 Pelevins literarischer Werdegang
2.1.1 “Omon Ra”
2.1.2 “Žizn`nasekomych”
2.1.3 “Svjašcennaja kniga oborotnja”
2.2 “Ampir V”
3. Russische (literarische) Postmoderne
3.1 Die Postmoderne
3.1.1 Der Begriff der (literarischen) Postmoderne
3.1.2 Die russische (literarische) Postmoderne
3.2 Pelevins Roman “Ampir V” im Kontext der Postmoderne 16
4. Zusammenfassung
5. Literaturverzeichnis
5.1 Literaturquellen
5.2 Weitere Quellen : Internetaufsätze und Rezensionen
Die in der vorliegenden Arbeit vorzunehmende Untersuchung widmet sich der Betrachtung des Romans “Ampir V” des russischen Publizisten Viktor Pelevin, wobei die russische literarische Postmoderne nach der Wende im Jahre 1991 am Beispiel des Werkes “Ampir V” aufgezeigt werden soll.
Viktor Pelevin gehört beispielsweise neben Vladimir Sorokin zu einer Reihe von russischen postmodernen Schriftstellern, die in den 1990er und 2000er Jahren die chaotischen Umstände in Russland, das damit verbundene neue Lebensgefühl und die Aufarbeitung der historischen Vergangenheit in ihren Werken thematisieren und auf diese Weise zur Bildung eines neuen Kanons, und zwar jeder auf seine Art und Weise, beigetragen haben. Während Vladimir Sorokin in seinen Werken etwa die Schreibstile der Autoren der russischen Klassik gekonnt nachahmt und parodiert, verortet Viktor Pelevin nicht selten seine Helden in “Parallelewelten”, die außerhalb des Realen stehen und vom Mystischen überlagert werden.1
Doch nicht nur das Kanonische ist genannten russischen Autoren der Postmoderne gemeinsam, sondern auch die Ambivalenz des Akzeptiert- und des Nicht-Akzeptiertseins durch die Leser und durch die Öffentlichkeit. Einerseits werden die Werke der Autoren (hier explizit Sarokin und Pelevin) aufs Höchste gelobt und breitflächig rezipiert, andererseits erfahren diese Werke aufgrund ihrer kontroversen und provozierenden Thesen und Auffassungen eine Zurückweisung, welche in vereinzelten Fällen ihresgleichen sucht. In diesem Zusammenhang sei die öffentliche Verbrennung von Vladimir Sorokins Büchern erwähnt, welche durch die Gruppe “Naši” organisiert und politisch konnotiert wurde.
Ob nun Viktor Pelevin, um solche Ausfälle zu vermeiden, sich der Öffentlichkeit zu entziehen sucht, ist nicht bekannt, aber der russische Postmodernist scheint sich in seinen Werken weniger der Provokation zu bedienen als des vielfältigen Themen- und Motivkomplexes, welcher von der Abkehr vom Christentum bis zum Aufgreifen des sowjetischen Mythentums reicht, um auf diese Weise die Vergangenheit und die Gegenwart Russlands zu charakterisieren.
Pelevins Roman “Ampir V” (2006) gehört zu den letzten Veröffentlichungen des Autors und scheint den thematischen und motivischen Komplex des bisherigen schriftstellerischen Wirkens des Postmodernisten zu akkumulieren, worauf vorliegende Untersuchung eingehen wird. So soll im zweiten Kapitel der vorliegenden Arbeit zunächst das Schaffen von Viktor Pelevin im Vordergrund stehen, wobei eine knappe Aufarbeitung der wichtigsten Werke des Autors vorgenommen wird, um daraufhin eine Übersicht des zu untersuchenden Romans “Ampir V” aufzuzeigen.
Auf der Grundlage der gewonnenen Erkenntnisse soll im dritten Kapitel der Arbeit zuerst der Begriff der Postmoderne und explizit der Begriff der russischen Postmoderne angesprochen und anschließend der Themen- und Motivkomplex des russischen Autors, der exemplarisch sowohl die russische Literatur der Postmoderne als auch die thematische und motivische Problemstellung dieser Postmoderne darzustellen vermag, am Beispiel des Romans “Ampir V” betrachtet werden. Im darauffolgenden Kapitel werden die Ergebnisse der Arbeit abschließend zusammengefasst.
Im nächsten Kapitel wird auf Viktor Pelevin und dessen literarischen Werdegang näher eingegangen.
Viktor Olegovič Pelevin, geboren im Jahre 1962 in der Nähe von Moskau, einer der bekanntesten russischen Autoren der Postmoderne im Ausland, betritt 1987 zum ersten Mal die literarische Bühne. Nachdem Pelevin Mitte der 1980er Jahre die Schule beendet und daraufhin das Institut für Elektronik und Energiestudien in Moskau besucht hat, schließt er sein Studium 1985 ab, um ab 1988 Literatur zu studieren.2 Seit Ende der 1980er Jahre, als Pelevins erste Erzählung “Koldun i ljudi”3 veröffentlicht wird, erscheint eine Vielzahl an weiteren Werken des russischen Autors, die in mehrere Sprachen übersetzt werden und einen breiten Grad an Rezeptionen seitens des Publikums erfahren.
Zu den bekanntesten seiner Werke zählen etwa die Romane: “Omon Ra” (dt. “Omon hinterm Mond”), “Žizn`nasekomych” (dt. “Das Leben der Insekten”), “Čapaev i Pustota” (dt. “Buddhas kleiner Finger”), “Generation P” (dt. “Generation P”), “Svjašcennaja kniga oborotnja” (dt. “Das heilige Buch der Werwölfe”) und schließlich “Ampir V” (dt. “Das fünfte Imperium”). Im nachkommenden Abschnitt sollen drei seiner Romane (“Omon Ra”, “Žizn`nasekomych” und “Svjašcennaja kniga oborotnja”) kurz betrachtet werden, um eine ungefähre Vorstellung von Viktor Pelevins Schaffen zu vermitteln.
Der Roman “Omon Ra” erscheint zu Beginn der 1990er Jahre in Russland, genau gesagt 1992, und entsteht in der Anfangszeit des literarischen Werdegangs von Viktor Pelevin. Das Werk, welches mit Kindheitserinnerungen beginnt und sich allmählich in ein surrealistisches “Drama” verwandelt, stellt eine Parodie des Erziehungsromans im Stile des Sozialistischen Realismus dar und spielt in “fiktiven” Zeiten der Sowjettums, wobei die Lehrzeit der sowjetischen Kosmonauten beschrieben wird.4
Die Helden des Romans, unter ihnen auch Omon Krivomazov, werden in einer staatlichen Lehranstalt auf einen Flug zum Mond vorbereitet und müssen zum anfänglichen Zeitpunkt ihrer Einberufung im Namen des Vaterlandes eine körperliche Transformation erfahren, welche in der Amputation der Beine mündet. Dieser Moment im Romangeschehen stellt gleichzeitig ein Gegenplot und eine gelungene Anspielung auf Boris Polevojs Roman “Povest` o nastojašcem čeloveke” (1947) und dessen Hauptprotagonisten Aleksej Mares`ev dar, der zu Beginn des Romans zwar seine Beine verliert, dem Kommunismus gegenüber dennoch bis zuletzt seine Loyalität zeigt.
Doch während der Protagonist von Polevoj seiner Berufung als wahrer Kommunist nachhängt und dieser treu bleibt, sieht der Held von Viktor Pelevin die Sinnlosigkeit seiner Taten ein und gibt den Traum von Reisen ins Weltall auf, was einer unwiderruflichen Aufgabe des Sowjettraumes gleichgesetzt wird5 und eine “Entzauberung” des sowjetischen Heldenmythos in Bezug auf das Kosmonautentum postuliert.6 Dabei thematisiert Viktor Pelevin in seinem Werk die Problematik des Sowjettraumes, indem er eine Bloßstellung der Sinnlosigkeit des “sowjetischen Kosmos”,7 dessen Desorientierung und an Absurdität grenzenden Handlungsbedarf, offen kundtut.
Viktor Pelevins Werk wird in Russland mehrmals ausgezeichnet und stößt auch im Westen auf breite Zustimmung genauso wie auch die nächste Publikation des Vertreters der russischen Postmoderne.
Pelevins Werk “Žizn`nasekomych”, welches ebenso wie die vorhergehende Publikation den literarischen Anfängen des Autors zuzuordnen ist, wird in Russland im Jahre 1993 veröffentlicht und erscheint vier Jahre später auch auf Deutsch. Fälschlicherweise wird oft davon ausgegangen, dass Viktor Pelevins Roman eine Allegorie darstellt, da die handelnden Personen hauptsächlich in Tiergestalt auftauchen und dabei menschliche Verhaltensmuster aufweisen.8 Aufgrund dessen wäre die Handlung des Romans tatsächlich als eine Allegorie einzustufen, aber die Figuren des Romans “Žizn`nasekomych” sind beides gleichzeitig: Tiere und Menschen,9 was sich in der phantasmatischen und zwielichtigen Atmosphäre des Romangeschehens widerspiegelt.
Diesbezüglich wird die fiktionale Realität des Romans in der Buchrezession von Waldtraut Lewin adäquat als “Sprünge von innen nach außen, von einer Daseinsform in die andere, die wunderbare Gleichzeitigkeit in der Realität unvereinbarer Zustände, der stufenlose Sprung etwa von Größe zu Kleinheit oder zurück; das eröffnet (Alp-)Traum-Wirklichkeiten, surreale Landschaften des Geistes, Höhen-Insekten-Flüge der Phantasie”10
bezeichnet. Auf diese Weise erscheinen die handelnden Gestalten in diesem (Alp-)Traum als einsame Sonderlinge, die den Kontakt untereinander vermeiden, weil sie zu einer Kommunikation nicht mehr fähig und hinsichtlich ihrer Gefühle abgestumpft sind.11
Die Gesellschaft, die im Roman gezeichnet wird, zeigt nicht mehr und nicht minder ein äußerst negatives Bildnis Russlands12 in postsowjetischen Zeiten nach; ein Russland, in dem jeder für jeden ein Feind ist, was sich im Werk dadurch äußert, dass die Insekten und somit auch die Menschen sich gegenseitig töten, wobei die Insekten bzw. die Menschen unter anderem zu philosophischen Ansätze und Diskussionen neigen, was für Pelevins Werke stets kennzeichnend ist.
Das nächste vorzustellende Buch neigt ebenfalls dazu, sich in philosophischen Ausartungen zu verlieren, wie dies Viktor Pelevins Kritiker zu wissen glauben. Dennoch stellt das Werk des russischen Autors einen nennenswerten Beitrag zum Kanon der russischen literarischen Postmoderne dar und wird im nachstehenden Unterkapitel hinsichtlich seiner Thematik in Augenschein genommen.
Der Roman “Svjašcennaja kniga oborotnja” aus dem Jahr 2004, nominiert für den Preis der Leipziger Buchmesse 2007, beinhaltet grob gesagt die Thematik einer trivialen Liebesgeschichte zwischen einer “Prostituierten” namens A-Chuli und einem jungen Mitarbeiter der geheimen staatlichen Organisation FSB. Dieses Werk Pelevins wäre dieser Figurenkonstellation nach als trivial einzustufen, wäre da nicht die pelevinsche Mystifikation der Handlung, indem der Autor seine Heldin A-Chuli in der Rolle einer Werfüchsin erscheinen lässt und seinem Helden Aleksej Seryj die Gestalt eines Werwolfs einverleibt, wobei an dieser Stelle ein Märchenmotiv, nämlich das vom Rotkäppchen und vom Wolf,13 aufgegriffen wird.
Auf der Grundlage dieser Figurenkonstellation entfaltet Viktor Pelevin seine Handlung und zeichnet auf diese Weise eine von beißender Satire geprägte Parabel auf “die russische Gesellschaft auf dem Weg in die kapitalistische Moderne”14, wobei im Roman allerdings stets der Frage nach dem Realen15 nachgegangen wird. Dies äußert sich etwa in der überspitzten auktorialen Darstellung der Wandelbarkeit des russischen Geistes, der in der Lage ist, sich plötzlich von einem treu ergebenen Kommunisten in einen waschechten Demokraten zu entwickeln.16
Die Romanfigur A-Chuli vermag bereits allein aufgrund ihrer Berufung als Prostituierte der Frage nach dem Realen nachzugehen, da sie ihre Kunden in eine Art Hypnose versetzt, um diese dann ihren eigenen sexuellen Wünschen zu überlassen. Sie ist auch diejenige, die ihre Umwelt durch philosophische Überlegungen und ihre Erinnerungswelt reflektiert und auf diese Weise in Pelevins Werk zum Medium der Intertextualität wird, da sie, wie auch Helden anderer Publikationen Pelevins, Gedankenbilder etwa aus Michael Bulgakovs Roman “Master i Margarita” oder Sergei Lukianenkos Werken in den Mund gelegt bekommt.
Dies betrifft in gleichem Maße auch das als Nächstes zu besprechende Werk Pelevins, “Ampir V”, welches zu den zuletzt erschienenen Publikationen gehört und demzufolge eine Vielzahl an Pelevins Themen- und Motivgefügen aufweist, die, wie in der Einleitung angekündigt, im dritten Kapitel dieser Arbeit den Schwerpunkt der Untersuchung bilden.
Viktor Pelevin, Autor der russischen Postmoderne, hat nicht nur in seinem Werk “Svjašcennaja kniga oborotnja” die Fabelwesen (Werfüchse bzw. Werwölfe) als handelnde Personen eingesetzt, sondern setzt dieses Verfahren auch in seinem zuletzt erschienenen Roman “Ampir V” fort, indem er sich diesmal des Vampirmythos bedient. Bei dieser Publikation Pelevins handelt es sich jedoch viel weniger um einen Vampirroman, wie dies die Titelseite der deutschsprachigen Ausgabe verkündet, sondern vielmehr um eine gesellschaftskritische Lektüre. Die Vampire stellen lediglich eine Folie zur Gestaltung dieser Thematik dar und “[…] dienen dem Schriftsteller dazu, gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Tatsachen zu kommentieren und bloßzustellen”17.
[...]
1 Aus dem Protokoll des Seminars vom 20.12.2010.
2 Die Angaben zur Person und zum Leben von Viktor Pelevin wurden dem Aufsatz von Nekrasov, Sergej. Viktor Pelevin: Bibliografija. http://pelevin.nov.ru/stati/ entnommen (gesehen am 11.02.2011).
3 Alle nachstehenden Werke sind auf der Internetseite des Autors sowohl in russischer als auch in englischer Sprache frei zugänglich: www.pelevin.nov.ru.
4 Vgl. dazu: Gubanov, Vladimir. Analiz romana Viktora Pelevina “Omon Ra”. http://pelevin.nov.ru/stati (gesehen am 15.02.2011).
5 Ebd.
6 Vgl. dazu: Gestwa, Klaus. “Kolumbus des Kosmos”. Der Kult um Jurij Gagarin. In: Osteuropa 10/2009. S. 121-151. http://www.osteuropa.dgo-online.org (gesehen am 15.02.2011).
7 Vgl. dazu: Gubanov, Vladimir. Analiz romana Viktora Pelevina “Omon Ra”. http://pelevin.nov.ru/stati (gesehen am 15.02.2011).
8 Vgl. dazu: Lewin, Waldtraut . Die große Fliegenklatsche. Wiktor Pelewin: Das Leben der Insekten. http://www.luise-berlin.de/lesezei/blz97_11/text43.htm (gesehen am 17.02.2011).
9 Ebd.
10 Vgl. dazu: Lewin, Waldtraut . Die große Fliegenklatsche. Wiktor Pelewin: Das Leben der Insekten. http://www.luise-berlin.de/lesezei/blz97_11/text43.htm (gesehen am 17.02.2011).
11 Ebd.
12 Ebd.
13 Vgl. dazu: Henseler, Daniel. Im Reich der Fabelwesen. Viktor Pelewins “Heiliges Buch der Werwölfe” ist ein wahres Bestiarium. http://www.literaturkritik.de/publ ic/rezension.php?rez_id=10362 (gesehen am 17.02.2011).
14 Mann, Christoph. Das Heilige Buch der Werwölfe. Rezension. http://www.x-zine.de/xzine_rezi.id_9958.htm (gesehen am 17.02.2011).
15 Ebd.
16 Ebd.
17 Henseler, Daniel. Glamour und Diskurs. Viktor Pelevin macht in seinem Roman “ Das fünfte Imperium ” aus Vampiren Analysten der Gegenwart. http://www. literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=12876 (gesehen am 18.02.2011).
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