,,Findelkinder, Waisenhäuser, Kindsmord: Dabei handelt es sich um drei besonders charakteristische Bereiche, in denen die grundlegende soziale und politische Bedeutung der Kinderversorgung für die frühneuzeitliche Gesellschaft sichtbar wurde."
(M. Meumann; Seite 393)
Genau diese drei Bereiche versucht Markus Meumann in einer umfangreichen Studie, die im Sommersemester 1993 vom Fachbereich Historisch- Philologische Wissenschaften der Georg- August- Universität Göttingen als Dissertation angenommen wurde, kritisch zu beleuchten.
Nur wenig später und mit leichten Überarbeitungen, wurde diese Dissertation in Form des Bandes Nummer 29 der Reihe ,,Ancien Régime, Aufklärung und Revolution" im Oldenbourg Verlag veröffentlicht.
In 7 Kapiteln handelt Markus Meumann äußerst ansprechend Themen wie familiäre und obrigkeitliche Kinderversorgung, Kindesmord, Armenpflege, Waisenhäuser und die Grundzüge frühneuzeitlicher Sozialpolitik ab.
Der Leser wird in die Problematik der Kinderarmut beziehungsweise der Armut durch Kinder in der frühneuzeitlichen Gesellschaft eingeführt.
Denn wenn Kinder nicht schon in mittellose Verhältnisse hineingeboren wurden, bestand für die Familie der Unterschicht vermehrt die Gefahr durch ein Kind der Armut zu verfallen.
Die damalige allgemeine Instabilität der Institution Familie, führte dann nicht selten dazu, dass sich Eltern ihren Kindern entledigten, um der Armut zu entkommen.
Solche unversorgten Kinder waren dann auf die Unterstützung durch die Obrigkeit angewiesen.
Um eben dieser finanziellen Belastung zu entgehen, wurden von Seiten der Herrschaft stetig neue Maßnahmen gegen das Verfallen der Bevölkerung in die Versorgungslosigkeit entwickelt.
Dem Leser werden diese Maßnahem vorgestellt und er gewinnt Einblicke in die tatsächlichen Auswirkungen dieser repressiven Maßnahmen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die frühneuzeitliche Gesellschaft: Demographische und soziale Voraussetzungen
- Das Problem der Kinderarmut und die staatliche Armenpflege
- Kindesmord und Kindesaussetzung
- Waisenhäuser: Die staatliche Kinderversorgung in der frühneuzeitlichen Gesellschaft
- Die Folgen der staatlichen Kinderversorgung
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Markus Meumann untersucht in seiner Dissertation die Problematik unversorgter Kinder in der frühneuzeitlichen Gesellschaft. Die Arbeit beleuchtet die komplexen Ursachen und Folgen von Kinderarmut, Kindesmord, Waisenhäusern und der Entwicklung der staatlichen Armenpflege. Dabei betrachtet Meumann die Situation aus unterschiedlichen Perspektiven: jener der Kinder, der Obrigkeit und des gemeinen Volkes.
- Kinderarmut und ihre Ursachen in der frühneuzeitlichen Gesellschaft
- Kindesmord und Kindesaussetzung als Reaktion auf Armut und gesellschaftliche Normen
- Waisenhäuser als staatliche Einrichtung zur Kinderversorgung und ihre Auswirkungen
- Die Entwicklung der staatlichen Armenpflege und ihre Grenzen
- Die „Entdeckung der Kindheit“ und die Pädagogisierung des Kinder- und Jugendlebens
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung gibt einen Überblick über das Thema unversorgter Kinder in der frühneuzeitlichen Gesellschaft und die drei zentralen Bereiche, die Meumann in seiner Studie untersucht: Findelkinder, Waisenhäuser und Kindsmord.
- Die frühneuzeitliche Gesellschaft: Demographische und soziale Voraussetzungen: Dieses Kapitel beleuchtet die demographischen und sozialen Bedingungen in der frühneuzeitlichen Gesellschaft und skizziert die allgemeine Grundsituation, in der sich die Problematik der Kinderarmut entwickelte.
- Das Problem der Kinderarmut und die staatliche Armenpflege: Dieses Kapitel befasst sich mit der Problematik der Kinderarmut und der Entwicklung der staatlichen Armenpflege als Reaktion auf die Herausforderungen, die mit unversorgten Kindern verbunden waren.
- Kindesmord und Kindesaussetzung: In diesem Kapitel untersucht Meumann die Ursachen und Folgen von Kindesmord und Kindesaussetzung, die in der frühneuzeitlichen Gesellschaft als Reaktion auf Armut und gesellschaftliche Normen vorkamen.
- Waisenhäuser: Die staatliche Kinderversorgung in der frühneuzeitlichen Gesellschaft: Dieses Kapitel widmet sich der Analyse der Waisenhäuser als staatliche Einrichtung zur Kinderversorgung. Meumann beleuchtet die Entstehung, Funktion und Auswirkungen dieser Institutionen auf das Leben der Kinder.
Schlüsselwörter
Frühneuzeitliche Gesellschaft, Kinderarmut, Kindesmord, Kindesaussetzung, Waisenhäuser, staatliche Armenpflege, soziale Missstände, „Entdeckung der Kindheit“, Pädagogisierung des Kinder- und Jugendlebens.
- Arbeit zitieren
- Stefanie Wolter (Autor:in), 2002, Markus Meumann: Findelkinder, Waisenhäuser, Kindsmord, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1823