Am 05. November 1992 unterzeichnete Spanien als eines der ersten Europäischen Länder die Europäische Charta der Regional- oder Minderheitensprachen. Als ein Land mit hoher sprachlicher Dichte und Komplexität auf der einen und einer diskriminierenden, sogar feindlichen Sprachenpolitik bis zum Ende der Franko-Diktatur auf der anderen Seite ist es für Spanien besonders wichtig, die dort gesprochenen Mundarten zu schützen und zu fördern.
Die Europäische Charta der Regional- oder Minderheitensprachen soll diesen Schutz durch die Umsetzung konkreter Maßnahmen gewährleisten.
Die Anwendung eines rechtlichen Dokuments mit festgelegten Formulierungen und Anwendungsbereichen auf etwas so Vitales wie eine Einzelsprache kann, wie im Folgenden gezeigt werden wird, zu einigen Problemen führen. Durch die Anwendung eines statischen Dokumentes auf eine Einzelsprache, die doch immer eine gewisse Dynamik beinhaltet, wird vorausgesetzt, dass in die Sprache eingegriffen und somit die Sprache womöglich sogar verändert wird.
Zudem basiert ein rechtliches Dokument auf Definitionen, die bestimmte Gegebenheiten voraussetzen: Der Gegenstand einer Charta oder Konvention muss klar und deutlich benannt werden, damit keine thematischen Zweifel bestehen bleiben. Inwiefern die von der Charta genannten Definitionen auf linguistischen Kriterien beruhen und wo auch hier eventuelle Schwachstellen liegen, soll in der vorliegenden Arbeit beleuchtet werden. An welchen Stellen kann es bei der Anwendung eines rechtlichen Dokuments auf eine Sprache aus linguistischer Sicht zu Problemen kommen? Wo sind die Berührungspunkte eines rechtlich propagierten Soll- Zustandes einer Sprache und eines linguistischen Ist- Zustandes, und wo finden sich diesbezüglich Schwachstellen?
Als Grundlage für die Beantwortung dieser Fragen dienten die Theorien der Linguisten Heinz Kloss, Einar Haugen und Charles A. Ferguson. Sie beschrieben alle bestimmte Zustände von Einzelsprachen in ihrer Wechselwirkung mit der Gesellschaft. Die folgende theoretische Analyse der Europäischen Charta der Regional- oder Minderheitensprachen bezieht deshalb sowohl die linguistische, als auch die gesellschaftliche Ebene in die Betrachtung mit ein.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Europäische Charta der Regional- oder Minderheitensprachen
- Allgemeines
- Aufbau der Charta
- Anwendung der Charta in Spanien
- Theoretische Analyse der Anwendung der Europäischen Charta der Regional-
und Minderheitensprachen
- Status und Ausbau
- Benutzung im Nähe- und im Distanzbereich
- Schlussbetrachtung
- Bibliographie
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die Anwendung der Europäischen Charta der Regional- oder Minderheitensprachen in Spanien. Sie untersucht, inwiefern die Charta den Schutz und die Förderung der in Spanien gesprochenen Regional- und Minderheitensprachen gewährleisten kann. Dabei werden die theoretischen Grundlagen der Sprachpolitik und die linguistischen Aspekte der Sprachentwicklung berücksichtigt.
- Die Anwendung der Europäischen Charta der Regional- oder Minderheitensprachen in Spanien
- Die Herausforderungen der Sprachpolitik in einem Land mit hoher sprachlicher Dichte und Komplexität
- Die linguistischen Aspekte der Sprachentwicklung und die Auswirkungen der Charta auf die Sprache
- Die Rolle der Charta im Kontext der europäischen Sprachpolitik
- Die Bedeutung des Schutzes und der Förderung von Regional- und Minderheitensprachen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Thematik der Arbeit vor und erläutert die Relevanz der Europäischen Charta der Regional- oder Minderheitensprachen für Spanien. Sie beleuchtet die sprachliche Situation in Spanien und die Herausforderungen, die sich aus der Anwendung eines rechtlichen Dokuments auf eine lebendige Sprache ergeben.
Das zweite Kapitel befasst sich mit der Europäischen Charta der Regional- oder Minderheitensprachen. Es werden die Entstehung, die Ziele und der Aufbau der Charta sowie die Anwendung in Spanien erläutert. Die Analyse der Charta zeigt, dass sie einen wichtigen Beitrag zum Schutz und zur Förderung von Regional- und Minderheitensprachen leisten kann, aber auch mit einigen Herausforderungen konfrontiert ist.
Das dritte Kapitel analysiert die theoretischen Grundlagen der Anwendung der Europäischen Charta der Regional- oder Minderheitensprachen. Es werden die Theorien von Heinz Kloss, Einar Haugen und Charles A. Ferguson herangezogen, um die Wechselwirkung zwischen Sprache und Gesellschaft zu beleuchten. Die Analyse zeigt, dass die Anwendung der Charta sowohl linguistische als auch gesellschaftliche Aspekte berücksichtigen muss.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Europäische Charta der Regional- oder Minderheitensprachen, die Sprachpolitik in Spanien, die Regional- und Minderheitensprachen, die linguistische Analyse, die Sprachentwicklung, die gesellschaftliche Dimension der Sprache und die Herausforderungen der Anwendung eines rechtlichen Dokuments auf eine lebendige Sprache.
- Quote paper
- Antonia Lilie (Author), 2011, Die Anwendung der Europäischen Charta der Regional- oder Minderheitensprachen, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/181886