Unternehmen tätigen heutzutage aus unterschiedlichen Gründen Direktinvestitionen, meist mit dem Ziel zu wachsen und einen höheren Gewinn zu erwirtschaften. Was heute zu den üblichen Methoden gehört, um im Ausland ein weiteres wirtschaftliches „Standbein“ aufzubauen, war zur Zeit des Kaiserreiches noch nicht entsprechend verbreitet.
Im 19. Jahrhundert begannen im Zuge der Industrialisierung und der ersten
Globalisierungswelle die ersten deutschen Unternehmen ins Ausland zu expandieren. Der reine Export von Gütern in Drittländer war diesen Unternehmen nicht genug, man wollte zunehmend auch vor Ort aktiv werden. Um dies zu ermöglichen, mussten die Unternehmen
Investitionen durchführen und Kapital ins Ausland transferieren. Dabei konnten sich die Firmen entweder für Portfolio-Investitionen oder Direktinvestitionen entscheiden. In dieser Abschlussarbeit wird die Aktivität deutscher multinationaler Unternehmen (MNU) im Bereich
der Direktinvestitionen analysiert. Es werden gezielt MNUs analysiert, da diese im betrachteten Zeitraum am ehesten Direktinvestitionen tätigten und die nötigen Kapazitäten bündeln konnten, um im Ausland aktiv zu werden. Der Zeitraum 1880 bis 1914 wird im folgenden betrachtet, da in diesem Zeitfenster erstmalig Direktinvestitionen großflächig
getätigt wurden. Die Industrialisierung in Deutschland war weit fortgeschritten, sodass die großen Konzerne Ausschau nach neuen Absatz- und Beschaffungsmärkten hielten. Die zentrale Fragestellung dieser Ausarbeitung ist die Suche nach den einzelnen Motiven für
ausgewählte Direktinvestitionen. Das Ziel dieser Arbeit ist zudem zu begründen, ob stets wirtschaftliche Interessen hinter den Direktinvestitionen standen oder ob auch andere Faktoren dazu führten. Dabei sollen besonders innen- und außenpolitische Einflüsse,
rechtliche Veränderungen und wirtschaftspolitische Maßnahmen in den Zielländern untersucht werden. Die im Zuge dieser Bachelorarbeit analysierten MNUs investierten weitreichend, um auf ausländischen Märkten aktiv zu werden. Dabei wurde gezielt mit Siemens ein
bedeutendes Unternehmen der elektrischen Industrie, die BASF als damals schon weltweit dominierender Chemiekonzern und die Deutsche Bank als Kreditgeber der Industrie im Ausland ausgewählt. Aufgrund der Zugehörigkeit zu unterschiedlichen Branchen unterscheiden sich die drei Unternehmen auch in der Art ihrer Motivation für die Durchführung von Direktinvestitionen. [...]
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Das Multinationale Unternehmen
3 Direktinvestitionen
3.1 Foreign Direct Investment (FDI)
3.2 Historischer Hintergrund von FDI
3.3 John Dunnings Eklektisches Paradigma
3.3.1 Überblick über andere Theorieansätze
3.3.2 Theoretische Grundlage des Eklektischen Paradigmas
3.3.2.1 Ownership Advantages
3.3.2.2 Locational Advantages
3.3.2.3 Internalisation Advantages
3.3.3 Dynamische Ansätze des Eklektischen Paradigmas
3.3.4 Kritische Würdigung des Eklektischen Paradigmas
4 Siemens und die Expansion der elektrischen Industrie
4.1 Die Anfänge und der Aufstieg auf den Weltmärkten
4.2 Das Auslandsengagement von Siemens ab 1880
4.2.1 Russland
4.2.2 Großbritannien
4.2.3 Österreich
4.2.4 China
4.2.5 Vereinigte Staaten von Amerika
4.2.6 Frankreich, Italien und Spanien
5 Die Badische Anilin- und Sodafabrik (BASF)
5.1 Die Expansion der BASF in die weite Welt
5.2 Auslandsdirektinvestitionen der BASF
5.2.1 Großbritannien
5.2.2 Russland
5.2.3 Frankreich
6 Die Deutsche Bank
6.1 Die Deutsche Bank und die Finanzierung des Außenhandels
6.2 Ausgewählte Auslandsengagements der Deutschen Bank
6.2.1 Großbritannien
6.2.2 China und Japan
6.2.3 Lateinamerika
6.2.4 Die Finanzierung des internationalen Eisenbahnbaus
6.2.5 Rumänien
7 Fazit
Literaturverzeichnis