Polonius: What do you read, my lord?
Hamlet: Words, words, words.
(Hamlet, Act 2, Sc. 2)
Wörter machen für sich betrachtet sicherlich noch keine Sprache aus; jedoch besteht eine sprachliche Mitteilung, egal welcher Art, immer aus Worten. Daher ist der Erwerb eines ausreichenden Wortschatzes für Lerner einer Fremdsprache (L2) unverzichtbar. Ludewig [2011] betont diesbezüglich, dass die deutsche Sprache im Gegensatz zum Englischen, zwischen zwei Pluralen von „Wort“ unterscheidet: die Wörter und die Worte. „Wörter“ steht für eine Ansammlung von Einzelwörtern. Daher heißt es beispielsweise: „Die Dudenreaktion ist ständig auf der Suche nach neuen Wörtern, die sie dann bei einer Aktualisierung in ein Wörterbuch aufnimmt.“ Im Gegensatz dazu können „Worte“ als Ausdrücke betrachtet werden, die aus einer Verknüpfung mehrerer Wörter (z.B. „einen Apfel essen“), aus Kollokationen (z.B. „eine Rede halten“ siehe 2.1.3) oder gar aus ganzen Sätzen bestehen (z.B. „Aus seinen Augen sprach der blanke Hass.“). Elektronische Wörterbücher unterscheiden häufig zwischen einer Stichwortsuche und einer Beispiel- und Idiomsuche. Während die Stichwortsuche auf die Suche von Wörtern fokussiert, rückt die Beispiel- und
Idiomsuche Worte in den Mittelpunkt. In der Beispielsuche des elektronischen Wörterbuches CASIO EW-G6000C lassen sich bei
der deutsch-englischen Suche nach „Worte“ und „Worten“ 18 bzw. 14 Beispielsätze finden (siehe Abbildung 1.1). Wiederholt man den Vorgang mit dem Suchwort „Wörter“ bzw. „Wörtern“, wird jedoch kein einziges Beispiel gefunden (siehe Abbildung 1.2).
Ist auch nach jahrzehntelanger Forschung keine empirisch begründete Methode für einen optimalen Wortschatzerwerb bestätigt worden [Takac 2008], so zeigt schon die Häufigkeitsverteilung dieser Suchergebnisse, dass das Erlernen von Worten beim Fremdsprachenerwerb einen höheren Stellenwert einnehmen sollte als das bloße Wörterlernen. Die vorliegende Arbeit legt daher den Schwerpunkt auf eine satzpaarbasierte (also auch wortebasierte) Wortschatzarbeit. Es soll untersucht werden, welche Argumente sich aus der Betrachtung der aktuell praktizierten Wortschatzarbeit und dem Feld der Korpuslinguistik ergeben, die sowohl für einen satzpaarbasierten Ansatz im Unterricht als auch für selbst-
gesteuerte Wortschatzarbeit sprechen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 1.1. Entstehungshintergrund
- 1.2. Aufbau und Ziel der Arbeit
- 1.3. Voraussetzungen zum Verständnis der Arbeit
- 2. Wie werden Wörter gelernt und gelehrt?
- 2.1. Theorie der Wortschatzarbeit
- 2.1.1. Rezeptiv vs. produktiv.
- 2.1.2. Kriterien der Wortschatzbeherrschung
- 2.1.3. Wortschatzarbeit = Kollokationsarbeit?
- 2.1.4. Mentale Leistung beim Wortschatzerwerb
- 2.2. Wortschatzarbeit im Englischunterricht
- 2.2.1. Lehrwerkgebundene Wortschatzarbeit
- 2.2.2. Lehrwerkunabhängige Wortschatzarbeit
- 3. Womit beschäftigt sich die Korpuslinguistik?
- 3.1. Grundsätze der Korpuslinguistik
- 3.1.1. Anfänge und Entwicklung von Korpora
- 3.1.2. Das linguistische Korpus.
- 3.1.3. Arten von Korpora.
- 3.1.4. Digitale Verarbeitungsmöglichkeiten
- 3.2. Angewandte Korpuslinguistik
- 3.2.1. Korpusbasierte Schul- und Wörterbücher
- 3.2.2. Korpora im Klassenraum
- 3.2.2.1. Monolinguale Korpora
- 3.2.2.2. Bilinguale Korpora.
- 3.2.3. Ein kleiner Exkurs in weitere Anwendungsbereiche
- 4. Satzpaarbasierte Wortschatzarbeit
- 4.1. Was leistet der satzpaarbasierte Ansatz?
- 4.2. Möglichkeiten satzpaarbasierter Wortschatzarbeit
- 4.2.1. Einsatz im Unterricht
- 4.2.2. Entwurf eines „idealen“ Vokabeltrainers
- 5. Fazit und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Masterarbeit befasst sich mit der satzpaarbasierten Wortschatzarbeit im Englischunterricht. Der Fokus liegt dabei auf der Erforschung der Möglichkeiten und Vorteile dieses Ansatzes sowohl im Unterricht als auch für selbstgesteuertes Lernen. Die Arbeit analysiert die theoretischen Grundlagen der Wortschatzarbeit und beleuchtet die Entwicklung und Anwendung der Korpuslinguistik im Bereich des Fremdsprachenlernens. Darüber hinaus werden die Ergebnisse in Bezug auf die Konstruktion eines "idealen" Vokabeltrainers diskutiert.
- Theoretische Grundlagen der Wortschatzarbeit
- Die Rolle der Korpuslinguistik im Fremdsprachenunterricht
- Satzpaarbasierte Wortschatzarbeit als effektive Methode
- Entwicklung eines "idealen" Vokabeltrainers
- Einsatzmöglichkeiten im Unterricht und für selbstgesteuertes Lernen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die den Entstehungshintergrund, den Aufbau und die Zielsetzung der Arbeit erläutert. Sie stellt die Bedeutung des Wortschatzerwerbs im Fremdsprachenlernen heraus und führt in die Thematik der satzpaarbasierten Wortschatzarbeit ein.
Kapitel 2 beschäftigt sich mit der Theorie der Wortschatzarbeit. Es werden verschiedene Ansätze zur Wortschatzarbeit vorgestellt, wie z. B. rezeptive vs. produktive Wortschatzbeherrschung und die Rolle von Kollokationen. Dieses Kapitel beleuchtet auch die mentalen Prozesse, die beim Erwerb neuer Vokabeln eine Rolle spielen.
Kapitel 3 widmet sich der Korpuslinguistik und ihren Einsatzmöglichkeiten im Fremdsprachenunterricht. Es werden die Grundlagen der Korpuslinguistik erläutert, verschiedene Arten von Korpora vorgestellt und die digitalen Verarbeitungsmöglichkeiten diskutiert. Darüber hinaus werden die Anwendungsmöglichkeiten von Korpora für die Erstellung von Schul- und Wörterbüchern und deren Einsatz im Unterricht behandelt.
Kapitel 4 analysiert die satzpaarbasierte Wortschatzarbeit. Es werden die Vorteile dieses Ansatzes aufgezeigt und Möglichkeiten für dessen Einsatz im Unterricht sowie für selbstgesteuertes Lernen diskutiert. Darüber hinaus wird ein "idealer" Vokabeltrainer entworfen, der auf der satzpaarbasierten Methode basiert.
Schlüsselwörter
Satzpaarbasierte Wortschatzarbeit, Korpuslinguistik, Fremdsprachenlernen, Vokabeltraining, Kollokationen, Englischunterricht, Lehrwerkgebundene Wortschatzarbeit, Lehrwerkunabhängige Wortschatzarbeit, Monolinguale Korpora, Bilinguale Korpora.
- Quote paper
- Theo Tebbe (Author), 2011, Satzpaarbasierte Wortschatzarbeit, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/180504