Immanunel Kant formulierte für seinen moralischen Gottesbeweis in der Kritik der praktischen Vernunft Postulate, wobei er von einer grundlegenden Differenz von Pflicht und Neigung ausgeht. Doch der nach Glückseligkeit strebende Mensch kann diese nur erreichen oder sich ihrer erst einmal als würdig erweisen, wenn er diese Gegensätze vereinen kann. Das erste Postulat der praktischen Vernunft umfasst daher die Willensfreiheit, da der Mensch frei sein muss, um Neigung und Pflicht überhaupt vereinen zu können. Der Mensch handelt als Vernunftwesen aus Achtung vor dem Gesetz und damit gemäß des kategorischen Imperativs, der ihm moralische Vollkommenheit gebietet. Doch im irdischen Leben ist diese nicht erlangbar, wodurch der Mensch es nicht auf Dauer erreichen kann Neigung und Pflicht zu vereinen. Daher muss ein Leben über den Tod hinaus möglich sein, das die Unsterblichkeit der Seele postuliert. Das dritte Postulat Kants umfasst die Existenz Gottes und stellt den zentralen Untersuchungsgegenstand der vorliegenden Hausarbeit dar. Denn erst Gott stellt die Verbindung von Glückseligkeit und Moralität her, womit das höchste Gut, wonach der Mensch strebt, erreicht werden kann. Demnach bildet es die Transzendenz, welche den klassischen Gottesbeweisen fehlt. Doch wie setzt sich der moralische Gottesbeweis in der Dialektik der Kritik der praktischen Vernunft im Konkreten zusammen und wovon ist er abhängig?
Einführend in die Untersuchung des kantischen Gottesbegriffs soll nicht allein das höchste Gut definiert werden, sondern ebenso eine Erläuterung hinsichtlich der Antinomie der praktischen Vernunft sowie ihrer Auflösung mit Hilfe des Gottespostulats vorgenommen werden. Nach einer umfangreichen Analyse des Postulats der Existenz Gottes hinsichtlich seiner Entwicklung und besonderen Merkmale, soll des Weiteren Bezug auf die Positionen der griechischen Schulen genommen werden, welche ebenfalls in Kants Dialektik Erwähnung finden. Es stellt sich die Frage, ob Gott auch von ihnen als Bedingung der Möglichkeit des höchsten Guts postuliert wird. Des Weiteren findet sich in dem Kapitel zum Gottespostulat in der Kritik der praktischen Vernunft Kants Auslegung der christlichen Lehre in Form eines Reich Gottes. Diese Interpretation nach der Lehre des Christentums soll ebenfalls in der vorliegenden Arbeit diskutiert werden. Abschließend gilt es zu beweisen, warum das Gebot, das höchste Gut zu befördern, für Kants Postulat Gottes solch eine wesentliche Rolle spielt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Höchstes Gut und Antinomie der praktischen Vernunft
- Das höchste Gut
- Die Antinomie der praktischen Vernunft
- Zur kritischen Aufhebung der Antinomie der praktischen Vernunft
- Gott als Postulat der reinen praktischen Vernunft
- Kants Kritik an den griechischen Schulen
- Das Reich Gottes gemäß der Lehre des Christentums im Sinne Kants
- Das Gebot, das höchste Gut zu befördern
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit befasst sich mit dem kantischen Gottesbegriff in der Kritik der praktischen Vernunft. Ziel ist es, die Entwicklung und Merkmale des moralischen Gottesbeweises Kants zu analysieren und dessen Abhängigkeit von den Postulaten der praktischen Vernunft zu beleuchten. Dabei werden das höchste Gut, die Antinomie der praktischen Vernunft und ihre Auflösung im Gottespostulat sowie die Rolle der griechischen Schulen und des Reich Gottes im Sinne Kants diskutiert. Die Arbeit beleuchtet, warum das Gebot, das höchste Gut zu befördern, eine wesentliche Rolle für Kants Gottespostulat spielt.
- Das höchste Gut als Gegenstand moralischer Handlungen
- Die Antinomie der praktischen Vernunft und ihre Auflösung durch das Gottespostulat
- Die Rolle der griechischen Schulen in Kants Dialektik
- Das Reich Gottes im Sinne Kants und seine Interpretation der christlichen Lehre
- Die Bedeutung des Gebots, das höchste Gut zu befördern, für Kants Gottespostulat
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beleuchtet Kants Ablehnung klassischer Gottesbeweise und führt in seine Konzeption eines moralischen Gottesbeweises ein. Es werden die drei Postulate der praktischen Vernunft erläutert und das Gottespostulat als zentraler Untersuchungsgegenstand der Hausarbeit hervorgehoben.
Kapitel 2 definiert das höchste Gut als synthetische Verbindung von Tugend und Glückseligkeit und stellt die Antinomie der praktischen Vernunft dar. Es werden die beiden widersprüchlichen Sätze erläutert, die die Beziehung zwischen Tugend und Glückseligkeit in Frage stellen, und die kritische Aufhebung der Antinomie wird angedeutet.
Kapitel 3 analysiert das Postulat der Existenz Gottes und dessen Bedeutung für die Realisierung des höchsten Guts. Es werden die Entwicklung und die besonderen Merkmale des Gottespostulats sowie die Rolle der Transzendenz beleuchtet.
Kapitel 4 untersucht die Positionen der griechischen Schulen in Bezug auf das Gottespostulat und ihre Bedeutung für Kants Dialektik.
Kapitel 5 analysiert Kants Interpretation der christlichen Lehre in Form eines Reich Gottes, die sich im Gottespostulat der Kritik der praktischen Vernunft findet.
Kapitel 6 beleuchtet die zentrale Rolle des Gebots, das höchste Gut zu befördern, für Kants Postulat Gottes und dessen Bedeutung für die moralische Handlungsfähigkeit.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselwörter der Arbeit sind: Kantischer Gottesbegriff, Kritik der praktischen Vernunft, Postulate der praktischen Vernunft, höchstes Gut, Antinomie der praktischen Vernunft, Willensfreiheit, Unsterblichkeit der Seele, Reich Gottes, Moralität, Tugend, Glückseligkeit.
- Arbeit zitieren
- Rebecca Tille (Autor:in), 2011, Das Postulat der Existenz Gottes, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/177870