Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit den Auswirkungen der Nationalitätenproblematik auf Vorgänge an den Universitäten der Habsburgermonarchie. Bedauerlicherweise haben im allgemeinen Professoren und Studenten der österreichischen Universitäten wenig dazu beigetragen, die Toleranz zwischen den Angehörigen der zahlreichen verschiedenen Nationalitäten zu fördern. Im Gegenteil, vielfach waren gerade sie es, die eine Eskalation des Nationalitätenkampfes, der im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts immer schärfer wurde, hervorgerufen haben.
Insgesamt waren im Habsburgerreich elf größere Bevölkerungsgruppen vertreten. Keine davon hatte – wenn man die Monarchie als Ganzes betrachtet – jemals die absolute Mehrheit, selbst die Deutschen nicht. Unter den insgesamt 17 cisleithanischen Kronländern gab es nur sechs, in denen mehr als 90 Prozent der Bevölkerung dieselbe Muttersprache hatten. In einigen Ländern wie zum Beispiel der Bukowina besaß überhaupt keine Nationalität die absolute Mehrheit. So konnte sich eine nationale Bevölkerungsgruppe sowohl in der Situation einer Majorität als auch einer Minorität befinden, je nachdem, wie weit die Grenzen des betrachteten Gebiets gesteckt wurden. Daraus ergab sich eine vielfältige Problematik, und so unterschiedlich die verschiedenen diskutierten Lösungen auch waren, eines war ihnen gemeinsam: dass sie niemals realisiert wurden.
Anhand zweier Beispiele – der Teilung der Prager Universität in eine deutsche und eine tschechische im Jahr 1882 und einer Studentendemonstration in Wien im März 1904 – wird in der Arbeit aufgezeigt, wie sich der Nationalitätenkonflikt auf akademischem Boden äußerte. Gemeinsam ist den beiden geschilderten Ereignissen, dass entweder keine oder wenigstens keine wirklich befriedigende Lösung gefunden wurde, und dass eine solche ohne einen Wandel in der inneren Einstellung auch schwer denkbar wäre.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Überblick über die Nationalitäten der Habsburgermonarchie
- Einige Zahlen
- Die einzelnen Nationalitäten
- Die Jahre 1848 und 1867 in ihrer Bedeutung für die Nationalitätenfrage
- Vorschläge zur Lösung der Nationalitätenprobleme
- Die Teilung der Prager Universität im Jahr 1882
- Die Prager Universität bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts
- Die Zeit vor der Teilung
- Die Teilung und ihre Auswirkungen auf die verschiedenen Fakultäten
- Philosophische Fakultät
- „Zwei verschiedene Geschichten“
- Die Studentendemonstrationen in Wien im März 1904
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die Auswirkungen der Nationalitätenproblematik auf die Universitäten der Habsburgermonarchie im späten 19. Jahrhundert. Sie beleuchtet, wie Professoren und Studenten in den österreichischen Universitäten zum Nationalitätenkampf beitrugen, der im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts eskalierte. Die Arbeit konzentriert sich auf zwei exemplarische Episoden: die Teilung der Prager Universität im Jahr 1882 und die Studentendemonstrationen in Wien im März 1904.
- Die Rolle der Universitäten in der österreichischen Nationalitätenproblematik
- Die Auswirkungen des Nationalitätenkampfes auf das akademische Umfeld
- Die Teilung der Prager Universität als Beispiel für die Eskalation des Konflikts
- Die Studentendemonstrationen in Wien als Ausdruck des nationalistischen Drucks
- Die Auswirkungen der Nationalitätenproblematik auf die unterschiedlichen Fakultäten
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung skizziert die Problematik der Nationalitäten in der Habsburgermonarchie und stellt den Fokus der Arbeit dar. Im zweiten Kapitel werden die Nationalitäten der Habsburgermonarchie anhand von Zahlen und wichtigen Entwicklungen beleuchtet. Dieses Kapitel liefert einen Überblick über die komplexe Zusammensetzung des Habsburgerreiches und die Herausforderungen, die mit der Vielzahl der Nationalitäten verbunden waren.
Kapitel drei widmet sich der Teilung der Prager Universität im Jahr 1882. Es werden die Vorgeschichte und die Folgen der Teilung erörtert, wobei der Fokus auf die Auswirkungen auf die verschiedenen Fakultäten liegt. Dieses Kapitel zeigt auf, wie die Nationalitätenproblematik direkt in die akademische Sphäre eingriff und zu tiefgreifenden Veränderungen führte.
Das vierte Kapitel analysiert die Studentendemonstrationen in Wien im März 1904. Es beleuchtet diese Ereignisse als Ausdruck des nationalistischen Drucks, dem die Studenten ausgesetzt waren. Dieses Kapitel demonstriert die wachsende Bedeutung der Nationalitätenfrage für die Studenten und die daraus resultierenden Konflikte.
Schlüsselwörter
Nationalitätenkonflikte, Habsburgermonarchie, Universität Prag, Universität Wien, Studentendemonstrationen, Teilung der Universität, Nationalitätenproblematik, akademisches Umfeld, Toleranz, Eskalation, Germanisierung, Magyarisierung.
- Quote paper
- Ilsemarie Walter (Author), 2003, Zur Rolle der Universitäten Prag und Wien in den Nationalitätenkonflikten der franzisko-josephinischen Ära, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/17786