Die Europäische Union hat das Jahr 2010 zum ‚Europäischen Jahr zur Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung’ erklärt. Auch die Bundesregierung hat sich damit verpflichtet ihren Beitrag zu leisten und das Grundrecht der von Armut und sozialer Ausgrenzung Betroffenen auf ein Leben in Würde und auf umfassende Teilhabe an der Gesellschaft anzuerkennen. Die Regierung lässt jedoch extreme Armut, Wohnungslosigkeit und Wohnungsnot sowie die steigenden Gesundheitskosten für Arme beinahe unbeachtet. Nahezu polemisch wird von Seiten der Politik, der Wirtschaft und den Medien Stimmung gegen Arbeitslosengeld-II-Beziehende gemacht. Vor allem im ‚Europäischen Jahr zur Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung’ müssen solche Missstände offen gelegt und angeprangert werden weswegen die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe e.V. zur bundesweiten Kampagne ‚Der Sozialstaat gehört allen!’ aufruft.
Immer wieder fällt mir in der Berufspraxis auf, dass die Beratung durch scheinbar männerspezifische Verhaltensmuster geprägt ist. Wieso wird in der Männerberatung nicht geschlechtssensibel gearbeitet? Wieso wird das männliche Geschlecht bei der Hilfe für wohnungslose und von Wohnungslosigkeit bedrohte Menschen nicht oder kaum berücksichtigt, wenn doch der Großteil der Wohnungslosen männlich ist?
In der Durchführungsverordnung zum Paragraphen 67 des Zwölften Sozialgesetzbuches ist bei der Hilfe darüber hinaus festgeschrieben „geschlechts- und altersbedingte Besonderheiten sowie besondere Fähigkeiten zu berücksichtigen.“ (§ 2 Abs. 2 Satz 3 DVO zu § 67 SGB XII)
Ich möchte mit dieser Arbeit keinesfalls frauenspezifische Angebote der Sozialen Arbeit in Frage stellen, sondern den Blick für ein männerbewusstes Pendant schärfen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Gesamtgesellschaftliche Ausgangslage.
- Wohnungslosigkeit und Wohnungslosenhilfe...
- Begrifflichkeiten und Fallzahlen von Wohnungslosigkeit
- Wohnungslosenhilfe.....
- Fazit.......
- Männerforschung und Männerkonzepte .
- Entwicklung und Blickwinkel der Männerforschung.
- Soziologische und biographische Erklärungsansätze von Männlichkeit.
- Böhnisch: Männliche Sozialisation und Bewältigung..
- Bourdieu: Männlicher Habitus.....
- Connell: Hegemoniale Männlichkeit....
- Fazit.....
- Soziale Arbeit und Geschlecht...
- Männerbewusste Soziale Arbeit....
- Geschlechtssensible Beratung....
- Männer in Wohnungsnot
- Deutungsmuster der Wohnungslosigkeit........
- Armut und Arbeitslosigkeit
- Soziales Kapital
- Gesundheit, Alkohol und Gewalt..
- Männer- und Frauenbilder......
- Konsequenzen für das Hilfesystem.....
- Fazit............
- Schlussbetrachtung..
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem Thema der geschlechtsbewussten Wohnungslosenhilfe, insbesondere mit der Situation von Männern in Wohnungsnot. Ziel der Arbeit ist es, die spezifischen Herausforderungen und Bedürfnisse von Männern in diesem Kontext aufzuzeigen und Handlungsempfehlungen für eine geschlechtssensible Soziale Arbeit zu entwickeln.
- Die gesamtgesellschaftliche Ausgangslage, insbesondere die Individualisierung und die Auswirkungen des sich zurückziehenden Sozialstaates
- Männlichkeit als soziales Konstrukt und die unterschiedlichen Konzepte von Männlichkeit
- Die spezifischen Herausforderungen und Bedürfnisse von Männern in Wohnungsnot, wie z.B. Armut, Arbeitslosigkeit, Gesundheitsprobleme, Alkoholismus und Gewalt
- Die Bedeutung von sozialem Kapital und Männer- und Frauenbildern für die Situation von Männern in Wohnungsnot
- Handlungsempfehlungen für eine geschlechtssensible Soziale Arbeit in der Wohnungslosenhilfe
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beleuchtet die gesamtgesellschaftliche Ausgangslage und die Bedeutung des Themas Wohnungslosigkeit im Kontext der Individualisierung und des sich zurückziehenden Sozialstaates. Sie stellt die Problematik der fehlenden Berücksichtigung von Geschlechterrollen in der Wohnungslosenhilfe dar.
Kapitel 2 beschäftigt sich mit dem Begriff der Wohnungslosigkeit, den Fallzahlen und dem bestehenden Hilfesystem. Hier werden die Besonderheiten der Wohnungslosigkeit von Männern thematisiert und das Hilfesystem der Wohnungslosenhilfe kurz dargestellt.
Kapitel 3 widmet sich dem Themenfeld Männlichkeit und Männerforschung. Es werden verschiedene Konzepte von Männlichkeit, wie z.B. Böhnischs Theorie der männlichen Sozialisation und Bewältigung, Bourdieus Habitusbegriff und Connells Modell der hegemonialen Männlichkeit vorgestellt.
Kapitel 4 beleuchtet die Relevanz dieser Konzepte für eine geschlechtssensible Soziale Arbeit. Es werden Kompetenzen für eine geschlechtssensible Beratung im ambulanten Setting im Zusammenhang mit männlichem Geschlecht und Wohnungslosigkeit beschrieben.
Kapitel 5 analysiert die Lebenslagen von Männern in Wohnungsnot unter Verwendung des Lebenslagenansatzes und untersucht Handlungs- und Deutungsmuster in verschiedenen Lebensbereichen wie Wohnungsverlust, Einkommens- und Arbeitssituation, soziales Kapital, Gesundheit, Alkohol, Gewalt, Männer- und Frauenbilder sowie Bewertung des Hilfesystems.
Schlüsselwörter
Die zentralen Themen der Arbeit sind die geschlechtssensible Wohnungslosenhilfe, Männlichkeit, Männer in Wohnungsnot, soziales Kapital, Lebenslagenansatz, Individualisierung, Sozialstaat, Männerforschung, hegemoniale Männlichkeit, geschlechtssensible Beratung.
- Arbeit zitieren
- Julia Schlembach (Autor:in), 2011, Geschlechtsbewusste Wohnungslosenhilfe als Arbeitsfeld Sozialer Arbeit, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/177798