Essay: Genozid: Ein Problem der Knappheit?
In den letzten Jahrzehnten rückte die Diskussion über Ressourcen und ihre Endlichkeit immer mehr in das Interesse der Öffentlichkeit. Während der Fortschrittsglaube der Moderne technologische In- novationen als Allheilmittel für eventuelle Engpässe verbuchte 1 , ist inzwischen das Bewusstsein entstanden, dass Knappheit in der heutigen Weltwirtschaft zum elementaren Problem werden wird. Nachhaltigkeit ist in den westlichen Ländern zum zentralen Thema der Politik geworden, ein Ge- danke, der nur mit der Annahme funktioniert, dass in absehbarer Zeit Knappheit auch unseren Le- bensstandard beeinträchtigen wird. In Entwicklungs- und Schwellenländern bedroht Knappheit je- doch nicht den Wohlstand, sondern greift an die existenziellen Grundlagen des Lebens. Es geht um die 1. Stufe der Bedürfnisse, ganz nach Maslowscher Definition: Essen, Trinken, Gesundheit. Doch selbst wenn für diese Grundbedürfnisse gesorgt ist stellt Knappheit eine Gefahr für, um bei der Maslowschen Pyramide zu bleiben, die 2. Stufe dar: Sicherheit. Ressourcen wie fruchtbares Land oder Trinkwasser werden im Zustand der Knappheit Kristallisationspunkt für Konflikte.
Aber sind Knappheit und die eventuell daraus resultierenden Konflikte Ausdruck eines falsch kal- kulierten Wirtschaftssystems? Oder sind es die realen Folgen der Malthusschen Theorie? Wächst die Weltbevölkerung einfach zu schnell, so dass das Nahrungsmittelangebot nicht mithalten kann? Und muss es deshalb zwangsläufig zu Malthusschen „positive checks“ kommen, um das Verhältnis wieder in Einklang zu bringen?
Vielleicht kann man es als Auffälligkeit ansehen, dass in der Zeit nach dem Demographischen Wan- del, der die Bevölkerung Europas in die Höhe schnellen ließ aber auch durchaus Effekte in der rest- lichen Welt zeigte (wo er sich bis heute fortsetzt), es auch konzentriert zu Massen- und Völkermor- den in horrendem Ausmaß kam. In welchen Fällen spielte die Knappheit der Ressourcen eine Rolle? Lässt sich Knappheit als Einflussfaktor nachweisen oder spielen bei jedem Gewaltausbruch dieser Art zu viele Faktoren eine Rolle als dass man ein Schema ausmachen könnte?
Inhaltsverzeichnis
- Knappheit und Genozid
- Definition von Knappheit
- Subjektive Knappheit
- Objektive Knappheit
- Ressourcenverknappung
- Knappheit durch Überbevölkerung
- Politische Knappheit
- Knappheit als elementarer Teil von Genoziden
- Staaten, die zu Genoziden neigen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Essay analysiert die Beziehung zwischen Knappheit und Genozid. Es werden die unterschiedlichen Arten von Knappheit definiert und ihre Bedeutung im Kontext von Genoziden erörtert. Der Autor untersucht, ob Knappheit eine Ursache, Folge oder ein Mittel von Völkermord sein kann.
- Definition von Knappheit und ihre verschiedenen Formen
- Die Rolle der Knappheit bei Genoziden
- Die Unterscheidung zwischen objektiver und subjektiver Knappheit
- Der Zusammenhang zwischen Knappheit und Staatsstrukturen
- Die Möglichkeit von Genozid als "positive check" im Malthusschen Sinne
Zusammenfassung der Kapitel
Der Essay beginnt mit einer Definition von Knappheit und ihrer verschiedenen Formen. Der Autor unterscheidet zwischen subjektiver und objektiver Knappheit. Er argumentiert, dass subjektive Knappheit, die aus der Divergenz zwischen Verlangen und Bedarf entsteht, eine größere Rolle bei Genoziden spielt als objektive Knappheit. Er beleuchtet auch verschiedene Arten von objektiver Knappheit, wie z. B. Ressourcenverknappung, Knappheit durch Überbevölkerung und politische Knappheit.
Im zweiten Teil des Essays erörtert der Autor die Bedeutung von Knappheit im Kontext von Genoziden. Er argumentiert, dass Knappheit zwar nicht unbedingt die Ursache für Völkermord ist, aber in fast jedem Fall eine Folge davon darstellt. Er veranschaulicht dies anhand von historischen Beispielen wie den Hungersnöten in Kambodscha oder dem Völkermord in Ruanda. Der Autor zeigt auch auf, dass Knappheit als Mittel zum Genozid eingesetzt werden kann, wie z. B. durch die Belagerung feindlicher Städte oder die "menschengemachte Hungersnot" in der Ukraine.
Schlüsselwörter
Knappheit, Genozid, Ressourcenverknappung, Überbevölkerung, politische Knappheit, Völkermord, Malthus, positive checks, subjektive Knappheit, objektive Knappheit, ethnische Diversität, Staatsstrukturen, Machtverhältnisse, Diskriminierung.
- Arbeit zitieren
- Konstanze Schiemann (Autor:in), 2011, Genozid - Ein Problem der Knappheit?, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/174672