Der frühkindliche Autismus hat wie kaum eine andere Entwicklungsstörung weltweit viele ÄrztInnen, PsychologInnen, PädagogInnen, WissenschaftlerInnen und TherapeutInnen beschäftigt. Trotz der langjährigen wissenschaftlichen Arbeit ist es sehr schwierig, einheitliche Aussagen über die autistische Störung zu machen. Autistische Kinder zeigen oft völlig unterschiedliche Verhaltensweisen und unterscheiden sich voneinander wie alle anderen Menschen. Sie sind nicht einheitlich zu beschreiben. Das Erscheinungsbild des kindlichen Autismus zeigt Berührungspunkte zur geistigen Behinderung. Von den autistischen Kindern sind zwei Drittel bis drei Viertel der Betroffenen im Effekt geistig retardiert. Der übrige Teil der Autisten wird als intellektuell normal eingestuft. Einige wenige der Kinder zeigen überdurchschnittliche geistige Leistungen. Zu den grundsätzlichen Schwierigkeiten der erwachsenen wie auch kindlichen Autisten zählen die Probleme im Bereich des Sozialverhaltens. Aus dem Grund ist es wichtig, daß der Autist schon im Kindesalter so früh wie möglich Hilfe bekommen und betreut wird. Nur so können sie lernen, sich im sozialen Alltag zurechtzufinden. Ihre Integration in die Gesellschaft wird in jenem Maß gelingen, wie intensiv sie im Kindes- und Jugendalter gefördert wurden. Auf der Therapie der autistischen Kinder liegt aus dem Grund der Schwerpunkt der vorliegenden Arbeit.
Der erste Teil der Arbeit befaßt sich einleitend mit den Begriffsdefinitionen der Erstbeschreiber des Autismus, der Symptomatik und der Ätiologie des kindlichen Autismus. Bei der Ätiologie werde ich auf die Theorien von BRUNO BETTELHEIM, MARGARET MAHLER und NIKO und ELISABETH TINBERGEN eingehen. Überleitend zu dem therapeutischen Teil der Arbeit werde ich die stationären und ambulanten Therapieansätze vorstellen.
Der Hauptteil befaßt sich mit ausgewählten Therapieansätzen, welche in der ambulanten Behandlung bei autistischen Kindern angewandt werden. Die Schwerpunkte liegen hier auf der nicht- direktiven Spieltherapie von VIRGINIA M. AXLINE, der sensorischen Integrationstherapie von JEAN M. AYRES, der basalen Stimulation von ANDREAS FRÖHLICH sowie der verhaltenstherapeutisch orientierten Autismustherapie. Im Vordergrund steht hier immer die Anwendung der Therapieansätze im ambulanten Bereich. Abschließend stelle ich den praxisbezogenen Therapieansatz des Autismus- Therapie- Zentrums des Deutschen Roten Kreuzes in Münster vor.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Begriffsdefinition und Gegenüberstellung wesentlicher Ansätze
- 2.1. Eugen Bleuler: Autismus als Symptom der Schizophrenie
- 2.2. Leo Kanner: Early infantile autism
- 2.3. Hans Asperger: Die autistische Psychopathie
- 2.4. Kritische Gegenüberstellung der Ansätze von Leo Kanner und Hans Asperger
- 3. Das Erscheinungsbild des kindlichen Autismus
- 3.1. Das autistische Syndrom
- 3.2. Primäre Symptomatik
- 3.2.1. Wahrnehmung
- 3.2.1.1. Kognitive Störungen
- 3.2.1.2. Sensorische Störungen
- 3.2.1.3. Emotionale Störungen
- 3.2.2. Sprache
- 3.2.2.1. Kommunikationsstörungen
- 3.2.2.2. Besonderheiten des Sprachverhaltens
- 3.2.3. Motorik
- 3.2.3.1. Körperliche Störungen
- 3.2.3.2. Epileptische Störungen
- 3.2.4. Sozialbeziehungen
- 3.3. Sekundäre Symptomatik
- 3.3.1. Sonderleistungen
- 3.3.2. Eẞstörungen
- 3.3.3. Aggression, Autoaggression
- 3.3.4. Ritualisierungen, Stereotypen, zwanghaftes Verhalten
- 4. Erklärungsansätze zur Ätiologie
- 4.1. Psychoanalytische Verursachungstheorie
- 4.1.1. Die psychogenetische Sichtweise Bettelheims
- 4.1.2. Die psychogenetische Sichtweise Margaret Mahlers
- 4.1.3. Die psychogenetische Sichtweise Niko und Elisabeth A Tinbergens
- 4.2. Hirnorganische Verursachungstheorien
- 4.3. Biochemische Verursachungstheorien
- 4.4. Genetische Erklärungsansätze
- 4.5. Störung der Wahrnehmungsverarbeitung als Ursache
- 4.6. Multikausalität
- 5. Ambulante Therapieansätze in der Behandlung autistischer Kinder
- 5.1. Grundprinzipien der therapeutischen Arbeit mit autistischen Kindern
- 5.2. Ambulante Interventionen
- 5.2.1. Vorteile
- 5.2.1.1. Familienanbindung
- 5.2.1.2. Gewohnte Umgebung
- 5.2.2. Ziele
- 5.3. Stationäre Unterbringungen
- 5.3.1. Konzepte der Behandlung
- 5.3.2. Vorteile
- 5.3.3. Ziele
- 6. Spieltherapie
- 6.1. Die nicht- direktive Kinder- Spieltherapie nach Virginia M. Axline
- 6.1.1. Theoretische Grundlagen
- 6.1.2. Die nicht- direktive Therapie
- 6.1.3. Die nicht direktive Gruppentherapie
- 6.1.4. Das Spielzimmer und das Spielmaterial
- 6.1.5. Das Kind
- 6.1.6. Der Therapeut
- 6.1.6.1. Die 8 Grundprinzipien
- 6.1.7. Die Rolle der Eltern als indirekte Teilnehmer
- 6.2. Ziele der Spieltherapie
- 6.3. Umsetzung im ambulanten Therapiebereich
- 7. Sensorische Integrationstherapie
- 7.1. Theoretische Grundlagen
- 7.1.1. Störung der sensorischen Integration
- 7.2. Spezifische Behandlungsansätze
- 7.2.1. Sensorische Integrationstherapie nach Ayres
- 7.2.2. Basale Stimulation nach Fröhlich
- 7.3. Ziele der sensorischen Integration
- 7.4. Umsetzung im ambulanten Therapiebereich
- 8. Verhaltenstherapeutisch orientierte Autismustherapie
- 8.1. Theoretische Grundlagen
- 8.1.1. Operantes Verhalten
- 8.1.2. Klassisches Konditionieren
- 8.1.3. Generalisieren und Diskriminieren
- 8.1.4. Modellernen
- 8.1.4.1. Verbales Imitationstraining
- 8.1.5. Verstärker
- 8.1.6. Löschung
- 8.2. Spezifischer Behandlungsansatz
- 8.2.1. Therapie der sozialen Kompetenz nach Kusch/ Petermann
- 8.2.2. Behandlung von Stereotypen
- 8.3. Verhaltenstherapeutische Ziele
- 8.4. Umsetzung im ambulanten Therapiebereich
- 9. Ganzheitlicher und umfassender ambulanter Therapieansatz des Autismus- Therapie- Zentrum des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in Münster
- 9.1. Autismus- Therapiezentrum in Münster
- 9.2. Klientel
- 9.3. Methoden und Themen bei der Therapie von autistischen Kindern
- 9.4. Die therapeutische Arbeit mit den autistischen Kindern
- 9.4.1. Erstgespräche und Beratung bei der Diagnosefindung
- 9.4.2. Ganzheitliches Angebot
- 9.4.3. Einzel- und Gruppentherapie
- 9.4.4. Verstehender Dialog mit Grenzen und Regeln
- 9.4.5. Strukturierung und Orientierung
- 9.4.6. Eltern-, Angehörigen und Familienberatung
- 9.4.7. Krisenintervention
- 10. Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit befasst sich mit ausgewählten Therapieansätzen in der ambulanten Behandlung autistischer Kinder. Das Ziel ist es, verschiedene Therapiekonzepte vorzustellen, ihre theoretischen Grundlagen zu beleuchten und ihre Anwendung im ambulanten Bereich zu diskutieren.
- Definition und Abgrenzung des Begriffs Autismus
- Das Erscheinungsbild des kindlichen Autismus und seine verschiedenen Symptome
- Erklärungsansätze zur Entstehung des Autismus
- Vergleich von ambulanten und stationären Therapieansätzen
- Detaillierte Analyse ausgewählter Therapiemethoden wie Spieltherapie, Sensorische Integrationstherapie und Verhaltenstherapie
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die das Thema Autismus und dessen Bedeutung in der heutigen Gesellschaft einführt.
Kapitel 2 befasst sich mit der Begriffsdefinition des Autismus und stellt verschiedene Ansätze zur Erklärung des Phänomens gegenüber. Es werden die Ansätze von Eugen Bleuler, Leo Kanner und Hans Asperger beleuchtet und kritisch bewertet.
Kapitel 3 beschreibt das Erscheinungsbild des kindlichen Autismus, unterteilt in primäre und sekundäre Symptomatik. Es werden verschiedene Aspekte wie Wahrnehmung, Sprache, Motorik und Sozialbeziehungen beleuchtet.
Kapitel 4 untersucht verschiedene Erklärungsansätze zur Entstehung des Autismus. Es werden psychoanalytische, hirnorganische, biochemische und genetische Theorien sowie die Störung der Wahrnehmungsverarbeitung als mögliche Ursachen betrachtet.
Kapitel 5 diskutiert die Unterschiede zwischen ambulanten und stationären Therapieansätzen in der Behandlung autistischer Kinder. Es werden die jeweiligen Vorteile und Ziele der beiden Ansätze beleuchtet.
Kapitel 6 analysiert die Spieltherapie nach Virginia M. Axline. Es werden die theoretischen Grundlagen, die Methode, die Rolle des Therapeuten und die Bedeutung der Elternarbeit erläutert.
Kapitel 7 befasst sich mit der Sensorischen Integrationstherapie. Es werden die theoretischen Grundlagen, die verschiedenen Behandlungsansätze und die Ziele der Therapie beschrieben.
Kapitel 8 behandelt die Verhaltenstherapeutisch orientierte Autismustherapie. Es werden die theoretischen Grundlagen, die spezifischen Behandlungsansätze und die Ziele der Therapie vorgestellt.
Kapitel 9 stellt den ganzheitlichen und umfassenden ambulanten Therapieansatz des Autismus- Therapie- Zentrum des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in Münster vor. Es werden das Konzept, die Methoden und die therapeutische Arbeit mit den autistischen Kindern beschrieben.
Schlüsselwörter
Autismus, Therapie, Ambulante Behandlung, Kinder, Spieltherapie, Sensorische Integrationstherapie, Verhaltenstherapie, Psychoanalyse, Hirnorganische Verursachung, Biochemische Verursachung, Genetische Erklärungsansätze, Wahrnehmungsverarbeitung, Familienanbindung, Gewohnte Umgebung, Sozialbeziehungen, Kommunikation, Sprache, Motorik, Wahrnehmung, Stereotypen, Ritualisierungen, Zwanghaftes Verhalten, Sonderleistungen, Eẞstörungen, Aggression, Autoaggression, Krisenintervention, Elternberatung, Angehörigenberatung, Familienberatung.
- Quote paper
- Silja Binner (Author), 2002, Ausgewählte Therapieansätze in der ambulanten Behandlung autistischer Kinder, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/173048