Der Begriff der Manipulation wird oftmals mit der Herrschaft der NSDAP in Verbindung gebracht. Tatsächlich ist die während des Zeitraumes von ca. 1930 bis 1945 betriebene 'Informationsverbreitung' der Nationalsozialisten mit ihrer ausgeprägten Versammlungstätigkeit beispielhaft für eine allumfassende und hervorragend organisierte Beeinflussung der Massen.
„Der Wunsch nach Arbeit, Wohlstand und nationaler Anerkennung“ (Donner 1995: 11)und mangelndes Vertrauen in die bestehende Weimarer Republik mag für die Bürger ebendieser ein großer Anreiz zur Wahl der NSDAP gewesen sein, die die Erfüllung dieser Wünsche versprach. Doch wie konnte die Bevölkerung im Verlaufe der Herrschaftsjahre stets aufs Neue für die zweifelhaften Ziele Hitlers gewonnen werden? Ein Grund mag möglicherweise in ihm selbst liegen. Der Mythos des brillanten Redners Hitler, der die Massen kraft seiner Rede in den Bann schlägt und sie so der Fähigkeit des klaren und rationalen Denkens beraubt, erscheint manchen noch immer plausibel. Die direkte Wirkung seiner Reden ist in der Tat erstaunlich, wenn auch kaum unerklärlich und als Entschuldigung für die Akzeptanz begangener Verbrechen wohl nicht ausreichend. Ziel dieser Arbeit ist es, zu zeigen, dass die Wirkung der Reden Hitlers auf Manipulation und
andere Einflussgrößen zurückgeführt werden muss und weniger auf dessen argumentatorischen Fähigkeiten.
Daher erscheint es sinnvoll, vorab zu klären, was eine schlüssige Argumentation ausmacht, um im Unterschied dazu die vermuteten Mängel in Hitlers ‚Argumentationsweise’ thematisieren zu können. Der Argumentationsbegriff wird zunächst unter Beachtung des aristotelischen Verständnisses betrachtet sowie die grundsätzlichen Funktions- und Wirkungsweisen aufgezeigt. Daran schließt sich eine knappe Erläuterung der Elemente des Argumentationsmodells des moderneren Argumentationstheoretikers Toulmin an, welches die Grundlage für die spätere Redeanalyse darstellt. Da vermutet wird, dass die Wirkungsweise der Rede sich so nicht erklären lässt, erfolgt eine Darstellung der Funktionsweise von Manipulation. Um zu verdeutlichen, warum das Hervorrufen von Meinungsänderungen so wichtig ist, sodass mitunter zu unlauteren Mitteln gegriffen wird, schließt sich eine nähere Betrachtung der speziellen Funktion der Rede in der Politik an. Es folgt die Darstellung der Instrumentalisierung von Affekten in Hitlers Reden im Allgemeinen und die Analyse der Argumentationsstruktur der Rede Hitlers vom 16. September 1935.
Inhaltsverzeichnis
- 0. Einleitung
- 1. Überzeugen mittels gültiger Argumentation
- 1.1 Rhetorik und Argumentation
- 1.2 Elemente des Argumentationsmodells Stephen Toulmins
- 2. Verhaltensänderung durch Manipulation
- 2.1 Bewusste und unbewusste Manipulation
- 2.2 Mittel und Wege der unbewussten Manipulation
- 3. Politische Rede - Legitimierung der Herrschaft
- 4. Hitlers Reden
- 4.1 Affekterzeugung und Gemeinsamkeiten
- 4.2 Analyse der Rede vom 16. September 1935
- 4.2.1 Hintergründe
- 4.2.2 Übersicht der Argumentationselemente
- 4.2.3 Auswertung
- 5. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Frage, wie Menschen zu einer Meinungsänderung und einer daraus resultierenden Verhaltensänderung bewegt werden können. Dabei steht die Überzeugung durch Argumentation als ein wesentliches Element der aristotelischen Rede im Fokus. Ziel ist es, zu zeigen, dass Beeinflussung auch ohne rationale Argumente möglich ist und durch manipulative Techniken erreicht werden kann. Die Arbeit untersucht die Funktion der Manipulation anhand der Reden Adolf Hitlers, insbesondere seiner Rede vom 16. September 1935.
- Überzeugung durch Argumentation und ihre Funktionsweise
- Manipulation als Mittel zur Verhaltensänderung
- Die Rolle der Rede in der Politik und die Legitimierung von Herrschaft
- Analyse der Argumentationsstruktur und manipulativen Techniken in Hitlers Reden
- Die Wirkung von Reden auf die Massen und die Bedeutung des Ethos des Redners
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Fragestellung der Arbeit vor und erläutert den Zusammenhang zwischen Argumentation, Manipulation und der Wirkung von Reden auf die Massen. Kapitel 1 behandelt das Prinzip der Überzeugung durch gültige Argumentation und stellt das klassische Modell von Unter- und Oberprämisse sowie das Argumentationsmodell von Stephen Toulmin vor. Kapitel 2 beschäftigt sich mit der Funktionsweise von Manipulation und erläutert die verschiedenen Mittel und Wege der bewussten und unbewussten Beeinflussung. Kapitel 3 betrachtet die spezielle Funktion der Rede in der Politik und die Legitimierung von Herrschaft. Kapitel 4 untersucht die Instrumentalisierung von Affekten in Hitlers Reden und analysiert die Argumentationsstruktur der Rede vom 16. September 1935.
Schlüsselwörter
Argumentation, Manipulation, Rhetorik, Redeanalyse, Adolf Hitler, Politik, Herrschaft, Ethos, Pathos, Logos, Propaganda, Affekte, Meinungsänderung, Verhaltensänderung, Nationalsozialismus, Zeitgeschichte.
- Quote paper
- Anonym (Author), 2004, Argumentation und Manipulation, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/172303