Insbesondere die gewaltsamen Auseinandersetzungen in Libyen dominieren die aktuellen Berichterstattungen der Medien und liefern Anlass zu einer genaueren herrschaftssoziologischen Betrachtung der Machtausübung von Revolutionsführer Gaddafi. Darin wird versucht, seinen Legitimitätsanspruch anhand der von Max Weber in “Typen der Herrschaft” beschriebenen Idealtypen zu definieren und auf seine Geltung zu untersuchen, um eventuell kausale Rückschlüsse auf das Legitimitätsempfinden der Bevölkerung und damit die gewaltsamen Eskalationen im Zusammenhang mit den Strukturen der Herrschaftsausübung zu gewinnen.
Herauszustellen bleibt, dass diese Arbeit keineswegs den Anspruch erhebt, eine umfassende Analyse der zu den Protesten führenden politischen, wirtschaftlichen oder sozialen Einflüsse darzustellen, denn diese reichen weit über die Beziehung von Anspruch und Geltung der Legitimität hinaus und beinhalten Faktoren wie die materielle und wirtschaftliche Ausstattung und das Organisations- und Konfliktpotential der Bevölkerung, welche sich in das theoretische Konstrukt der Typen der Herrschaft nicht sinnvoll eingliedern lassen. Größen dieser Art werden, wenn überhaupt, ergänzend angerissen. Vielmehr soll dem Erkenntnisinteresse genüge getan sein, indem rational nachvollziehbare Legitimitätsdefizite aufgedeckt werden, die zum Unmut der Beherrschten führen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Max Webers Werk
- 2.1 Typen der Herrschaft und Legitimität
- 2.1.1 Der Verwaltungsstab
- 3. Der Legitimitätsanspruch al-Gaddafis
- 3.1 Der Verwaltungsstab und Elemente rational-legaler Herrschaft
- 3.2 Traditionelle Herrschaft und Werte
- 3.3 Legitimität kraft Charisma
- 3.4 Differenzen zwischen Legitimitätsanspruch und Herrschaftshandeln
- 4. Die Geltung des Legitimitätsanspruchs
- 5. Zusammenfassung und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht den Legitimitätsanspruch des libyschen Revolutionsführers Muammar al-Gaddafi im Lichte von Max Webers Theorie der Herrschaftstypen. Sie analysiert, ob und inwieweit sich Gaddafis Herrschaft in Webers Idealtypen der rational-legalen, traditionellen und charismatischen Herrschaft einordnen lässt. Darüber hinaus werden die Faktoren beleuchtet, die zur Geltung oder Nicht-Geltung des Legitimitätsanspruchs beigetragen haben. Die Arbeit konzentriert sich auf die Frage, inwieweit die vom Regime verkündete Legitimität mit den tatsächlichen Handlungsweisen übereinstimmt.
- Analyse des Legitimitätsanspruchs von Muammar al-Gaddafi
- Einordnung der libyschen Herrschaftsstrukturen in Max Webers Herrschaftstypen
- Untersuchung der Beziehung zwischen Legitimitätsanspruch und Legitimitätsempfinden der Bevölkerung
- Erörterung der Ursachen für die gewaltsamen Eskalationen im Zusammenhang mit den libyschen Unruhen
- Kritisches Hinterfragen des Legitimitätsdefizits, das zu den Protesten geführt hat
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung liefert einen Überblick über den Kontext der Arbeit und stellt die Relevanz der herrschaftssoziologischen Betrachtung Libyens im Kontext des Arabischen Frühlings heraus. Sie führt den Leser in die Forschungsfrage ein und skizziert die methodische Vorgehensweise.
Kapitel 2 widmet sich dem Werk von Max Weber. Es werden seine zentralen Thesen zur Herrschaft und Legitimität vorgestellt, insbesondere die drei Idealtypen der Herrschaft: rational-legale, traditionelle und charismatische Herrschaft. Die Bedeutung des Verwaltungsstabes für die Ausübung der Herrschaft wird hervorgehoben.
Kapitel 3 beleuchtet den Legitimitätsanspruch von Muammar al-Gaddafi. Es werden Elemente rational-legaler Herrschaft, traditionelle Herrschaftsmerkmale sowie charismatische Elemente identifiziert und analysiert. Zudem wird untersucht, inwieweit Gaddafis tatsächliche Handlungsweisen mit seinem Legitimitätsanspruch übereinstimmen.
Kapitel 4 befasst sich mit der Geltung des Legitimitätsanspruchs. Es werden die Faktoren betrachtet, die zur Akzeptanz oder Ablehnung des Regimes durch die Bevölkerung geführt haben. Dabei werden unter anderem die Auswirkungen des Verwaltungsstabes und die Rolle des charismatischen Führungsstils von Gaddafi diskutiert.
Schlüsselwörter
Max Weber, Herrschaftstypen, Legitimität, Muammar al-Gaddafi, Libyen, Arabischer Frühling, Verwaltungsstab, charismatische Herrschaft, traditionelle Herrschaft, rational-legale Herrschaft, Legitimitätsdefizit, politischer Wandel, Proteste, Gewalt.
- Quote paper
- Louis Schmidt (Author), 2011, Herrschaftssoziologische Betrachtung Libyens nach Webers Typen der Herrschaft, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/171257