Die Ökonomie greift mehr und mehr in das öffentliche Leben ein. Der Mensch wird inzwischen
vor allem in seiner Rolle als Konsument betrachtet und dementsprechend behandelt. Wie wirkt
sich das auf die Öffentlichkeit in deutschen Städten aus? Dieser Frage wird hier auf mehreren
Ebenen nachgegangen. Zuerst werde ich den Begriff >Öffentlichkeit< definieren, und
anschließend die Bedeutung des Konsums, der Ökonomie in deutschen Innenstädten und
Subzentren erläutern. Die Frage, inwieweit öffentliches Leben in künstlichen Welten existieren
kann, ist die Wurzel meiner Hausarbeit und zieht sich somit wie ein Leitfaden durch fast alle
Kapitel. Um die Untersuchung einzuleiten, muss zunächst der Begriff „Öffentlichkeit“ und das öffentliche
Leben definiert werden. Öffentliches Leben spielt sich dort ab, wo jeder Bürger sich frei bewegen
kann, wo er leben kann und niemand ausgeschlossen ist. Unserem alltäglichen Wortgebrauch
nach stellt Öffentlichkeit einen Gegensatz zum Privaten und Intimen dar. Man kann sich zwar vor
der Öffentlichkeit verstecken, hält man sich aber dort auf, wo sie statt findet, ist man ihr
ausgeliefert. Niemand kann sich verstecken, jeder kann jeden beobachten und kann sehen, was
der andere tut. >Öffentlich< kommt von >offen<, Öffentlichkeit soll gleichermaßen offen sein für
alle. Sie ist für jeden frei zugänglich und zeigt sich jedem gleich.
Öffentlichkeit bezieht sich auf Menschen, sie besteht aus Interaktion und Erfahrungsaustausch
(vgl. Reisch 1988: 27), man ist in der Öffentlichkeit nie allein.
Die Stadt ist wohl das Zentrum der Öffentlichkeit. Hier wohnen Menschen jeden Alters,
Geschlechts und sozialer Herkunft. Verschiedene soziale Gruppen treffen sich nur in der
Öffentlichkeit, in der Stadt z.B. beim Erledigen von Besorgungen, beim Flanieren oder bei
anderen Aktivitäten. Sie treffen sich nicht unbedingt absichtlich und sie haben dadurch nicht zwingend Kontakt zueinander, aber sie wissen von ihrer gegenseitigen Existenz und erleben sich.
„,Stadt‘ soll sein, was sich erleben läßt. Denn wo ,verkauft‘ werden soll, muß ,Erleben‘
mitgeliefert werden. Als urbane Gegenwelt zur Enge und Routine des Alltagslebens gesetzt, an
dem angeblich jeder teilhaben kann, wenn er nur die richtigen Angebote wahrnimmt und auch die
Konfrontation mit Ungewohntem nicht scheut“ (Durth 1977: 84). [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Innenstadt
- Öffentlichkeit und Innenstadt
- Innenstadt als Einkaufserlebnisbereich
- Warenhäuser und Schaufenster
- Das Warenhaus und die „neue Freiheit“ des Kunden
- Schaufenster und die Inszenierung der Warenwelt
- Subzentrenbildung
- Shopping-Malls
- Urbanisierung
- Künstliche Welten und pseudo-öffentlicher Raum
- Die Angst vor dem Fremden
- Innenstadt vs. Subzentrum
- Die Inszenierung der Innenstadt
- Die Krise der Innenstädte
- Kann die Innenstadt im Konkurrenzkampf mit peripheren Einkaufszentren bestehen?
- Ökonomie und Kultur
- Die Kultur beim Einkauf - oder: Einkaufen mit Kultur? Beispiel Frankfurt am Main: Das Museum für moderne Kunst
- Die Ökonomie der Symbole
- Aneignung von Kultureinrichtungen durch Unternehmen als Prestigeförderung
- Vermischung von Arbeitsplatz mit Freizeit und Öffentlichkeit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit untersucht die Auswirkungen der Ökonomisierung des öffentlichen Lebens auf die Gestaltung von Innenstädten in Deutschland. Dabei wird die zunehmende Bedeutung des Konsums und der Ökonomie im öffentlichen Raum beleuchtet, insbesondere im Kontext der Entwicklung von Einkaufszentren und Shopping-Malls. Die Arbeit analysiert die Veränderung des öffentlichen Raumes im Spannungsfeld zwischen traditioneller Innenstadt und neuen Subzentren sowie die Inszenierung von Warenwelten und die damit verbundenen kulturellen und ökonomischen Aspekte.
- Öffentlichkeit und Konsum: Die Rolle des Konsumenten im öffentlichen Raum
- Innenstadt vs. Subzentren: Der Wandel der Stadtstruktur und die Folgen für das öffentliche Leben
- Künstliche Welten: Die Inszenierung von Warenwelten und die Gestaltung des öffentlichen Raumes
- Ökonomie und Kultur: Die Vermischung von Ökonomie und Kultur im Kontext des Konsums
- Die Frage nach der Authentizität: Öffentliches Leben in künstlichen Welten
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Problemstellung und den Fokus der Arbeit vor: Wie wirkt sich die zunehmende Ökonomisierung auf das öffentliche Leben in deutschen Städten aus? Die Frage, inwieweit öffentliches Leben in künstlichen Welten existieren kann, zieht sich wie ein roter Faden durch die Arbeit.
Kapitel 2 analysiert den Begriff der Öffentlichkeit und die Rolle der Innenstadt als Zentrum des öffentlichen Lebens. Dabei werden die Bedeutung des Konsums und die Entwicklung von Warenhäusern und Schaufenstern als Inszenierung von Warenwelten beleuchtet.
Kapitel 3 befasst sich mit dem Phänomen der Subzentrenbildung und den Auswirkungen von Shopping-Malls auf die Stadtstruktur. Die Analyse von künstlichen Welten und pseudo-öffentlichem Raum sowie die Frage der Angst vor dem Fremden stehen im Vordergrund.
Kapitel 4 stellt die Innenstadt und das Subzentrum im Vergleich gegenüber. Die Inszenierung der Innenstadt, die Krise der Innenstädte und die Frage, ob die Innenstadt im Konkurrenzkampf mit peripheren Einkaufszentren bestehen kann, werden diskutiert.
Kapitel 5 untersucht die Verflechtung von Ökonomie und Kultur im Kontext des Konsums. Die Analyse der Kultur beim Einkauf sowie die ökonomischen Mechanismen der Symbole, insbesondere die Aneignung von Kultureinrichtungen durch Unternehmen, stehen im Mittelpunkt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Themen Ökonomisierung, Öffentlichkeit, Innenstadt, Subzentren, Shopping-Malls, Konsum, Warenwelt, Inszenierung, Kultur, Symbole, Prestige, künstliche Welten, pseudo-öffentlicher Raum, Angst vor dem Fremden.
- Arbeit zitieren
- Paula Hesse (Autor:in), 2003, Käufliche Kultur. Das Einkaufzentrum als neues kultursoziologisches Orientierungsmuster, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/17114