Der gängige Ausdruck ‚Dorf‘, wie er in der Alltagssprache genutzt wird, gibt auch heute nur ein grobes Bild über das eigentliche Gebilde, auf das mit dieser Verallgemeinerung verwiesen wird. Denn eine exakte Regelung, was denn nun genau ein Dorf sei, existiert heute genau so wenig, wie vor 1200 Jahren. Jedoch weiß jeder genau, dass es sich weder um eine Stadt, noch um einen einzelnen Hof handeln kann, wenn von einem ‚Dorf‘ die Rede ist.
Eine Vorgehensweise, um ein Dorf genauer zu definieren, wäre beispielsweise die Festlegung einer Grenze an Einwohnern. So ging man jedenfalls im 19. Jahrhundert mit diesen Begriffsschwierigkeiten um. Alle Siedlungen mit einer Einwohnerzahl bis 2000 wurden danach als Dörfer bezeichnet. Das Problem, das sich dadurch ergab, war eindeutig. Kleine Siedlungen mit Einwohnerzahlen um die 2000 konnten Kleinstädte mit eigenem Stadtstatus, Bauernsiedlungen oder administrativ zusammengeschlossene Kleinsiedlungen sein.
Es ist also unbedingt notwendig andere Merkmale von sogenannten Dörfern zu untersuchen, um geeignete Eigenschaften zu finden, die ein Dorf zu einem Dorf machen. Dabei ist es unumgänglich die Entstehungsgeschichte von Kleinsiedlungen im frühen Mittelalter zu betrachten. Einen allgemeinen Dorfbegriff gab es zu jener Zeit ebenfalls nicht. In den Quellen können verschiedene Begriffe, wie villa, vicus, curia oder domus für eine Dorfsiedlung gefunden werden.
Um also zu erfahren, wie Dörfer damals entstanden, welche Ausmaße sie annahmen und wie sie strukturiert waren, wird in der folgenden Arbeit ein Überblick über frühmittelalterliche Siedlungsgeschichte, die Siedlungsformen- und räume, sowie ein Einblick in die innere Struktur der Dörfer gegeben. Zudem wird der Fragestellung nachgegangen, ob schon die frühmittelalterlichen Siedlungen jene dorfähnlichen Merkmale aufwiesen, um überhaupt als Dorf bezeichnet werden zu können. Um dies konkret am Beispiel eines frühmittelalterlichen Dorfes zu tun, wurde das Dorf Oppenheim in Rheinhessen genauer untersucht, das vor allem durch seine häufige Erwähnungen in der vorliegenden Quelle, dem Lorscher Codex, heraussticht.
Inhaltsverzeichnis
- A. Terminologie und Problemstellung
- B. Das frühmittelalterliche Dorf am Beispiel Oppenheims
- 1. Definitionsansätze
- 2. Siedlungsgeschichte im Frühmittelalter
- 2.1 Hilfswissenschaften und Quellen zur Siedlungsgeschichte
- 2.2 Siedlungen zwischen Spätantike und Mittelalter
- 2.3 Struktur der Siedlung der Karolingerzeit
- 3. Frühmittelalterliche Siedlungen am Rhein
- 3.1 Siedlungsgeschichte am Rhein
- 3.2 Der Lorscher Codex und das Dorf Oppenheim
- 3.2.1 Quellenkritik
- 3.2.2 Untersuchung der frühmittelalterlichen Siedlung Oppenheim
- C. Fazit - Allmähliche Dorfentwicklung im Frühmittelalter
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit verfolgt das Ziel, die Entstehung und Entwicklung des frühmittelalterlichen Dorfes anhand des Beispiels Oppenheims zu untersuchen. Dabei stehen die Definitionsansätze des Begriffs "Dorf" im Vordergrund sowie die Herausarbeitung der spezifischen Siedlungsgeschichte im Frühmittelalter.
- Definition des Begriffs "Dorf" im Frühmittelalter
- Siedlungsgeschichte im Frühmittelalter am Beispiel Oppenheims
- Quellenkritik und Analyse des Lorscher Codex
- Struktur und Organisation von frühmittelalterlichen Dörfern
- Vergleich von frühen Siedlungen mit späteren Dorfformen
Zusammenfassung der Kapitel
- A. Terminologie und Problemstellung: Dieses Kapitel beleuchtet die Schwierigkeiten bei der Definition des Begriffs "Dorf" und zeigt auf, dass eine eindeutige Festlegung für das Frühmittelalter problematisch ist. Es wird auf die Bedeutung von Quellen und Hilfswissenschaften zur Siedlungsforschung hingewiesen.
- B. Das frühmittelalterliche Dorf am Beispiel Oppenheims: In diesem Kapitel werden verschiedene Definitionsansätze für das frühmittelalterliche Dorf diskutiert. Es werden zudem wichtige Merkmale und Strukturen von Dorfsiedlungen in dieser Epoche beleuchtet, wobei die Arbeit sich auf die Landwirtschaft und die Lebensweise der Bauern konzentriert.
- C. Fazit - Allmähliche Dorfentwicklung im Frühmittelalter: Dieses Kapitel wird in der Vorschau nicht behandelt, da es die wichtigsten Erkenntnisse der Arbeit und die Schlussfolgerungen beinhaltet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den zentralen Begriffen der frühmittelalterlichen Siedlungsforschung, darunter Dorf, Siedlungsgeschichte, frühmittelalterliche Siedlung, Oppenheim, Lorscher Codex, Quellenkritik und Struktur.
- Quote paper
- Karsten Golze (Author), 2009, Das frühmittelalterliche Dorf, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/170937