Im Zuge der Revolution von 1917 kam es zu einem großen Exodus von ethnischen Russen, die den Bolschewismus ablehnten oder vor den Wirren des Bürgerkrieges (1917 - 22) flohen.
Diese Phase wird in der russischen Geschichtsschreibung als die „erste Welle der Emigration“ bezeichnet. Ihre Zeit endete mit dem Zweiten Weltkrieg. Die nach dem 2. Weltkrieg einsetzende zweite Welle stand der ersten in keiner Hinsicht nach. Auch die dritte Welle in den 70er Jahren konnte nur zu einer kleinen Belebung russischer Exilkultur führen.
Das Interesse der Forschung fokussierte sich bisher auf die erste Welle zwischen den Kriegen. In der westlichen Geschichtsschreibung stehen dabei zwei Hauptwerke im Mittelpunkt, die einen je unterschiedlichen Blickwinkel verwenden. Auf der einen Seite steht das Werk „Russia Abroad“ von Marc Raeff, das die einzelnen Zentren der russischen Kultur als ein quasi globales Netzwerk miteinander verflochten sieht und auf der anderen Seite der deutsche Historiker Karl Schlögel, der als Herausgeber des Sammelbandes „Der große Exodus“ die Einzigartigkeit jeder lokalen Ausformung in den Mittelpunkt rückt.
Diese Hausarbeit diskutiert, welcher Blickwinkel besser dazu geeignet ist, das Phänomen der russischen Exilkultur in der Zeit von 1917 bis 1941 angemessen zu erfassen. Zunächst wird dabei in aller Kürze die Situation im alten Zarenreich beleuchtet. Es folgt ein Überblick über die Ereignisse der Revolution und wichtige Etappen in der Machtfestigung der Bolschewisten. Dies führt dazu, die wichtigsten Ursachen der Migration und deren geographische Ausrichtung zu erwähnen. Im eigentlichen Hauptteil dieser Arbeit wird dann das Phänomen der russischen Exilkultur im Einzelnen beleuchtet. Als exemplarisches Beispiel wird das russische Leben in Berlin dargestellt, da hier Anfang der 1920er Jahre das wichtigste Zentrum russischen Auslandslebens existierte. In einem nächsten Schritt wird diskutiert, inwiefern die Ausformungen des kulturellen Lebens in Berlin eher eine einzigartige und von anderen Ländern unabhängige lokale Erscheinung sind oder ob sich hier Anzeichen einer globalen russischen Exilkultur zeigen lassen.
Nach Abwägung der beiden grundsätzlichen Blickwinkel wird das Phänomen der russischen Migration mit anderen Formen von Zwangsmigration des 20. Jahrhunderts hinsichtlich der allgemeinen Charakteristika verglichen. Es folgt zum Abschluss dieser Arbeit eine Schlussbetrachtung, in welcher die wesentlichen Ergebnisse zusammengefasst werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Migration im späten Zarenreich
- Migration als Folge der Revolution
- Die Revolution im Überblick
- Ursachen der Migration
- Geographische Ausrichtung
- Facetten des russischen Exillebens
- Berlin als erstes Zentrum russischer Migration
- Die soziale und rechtliche Situation
- Das kulturelle Leben
- Politische Aktivitäten
- Globale Erscheinung oder einzigartige, lokale Ausformung?
- Fazit
- Berlin als erstes Zentrum russischer Migration
- Die russische Migration im globalen Vergleich
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende wissenschaftliche Hausarbeit befasst sich mit dem Phänomen der russischen Exilkultur als Folge der Revolution von 1917. Sie untersucht die Auswanderung ethnischer Russen, die im Zuge der Revolution und des darauf folgenden Bürgerkriegs ihre Heimat verließen.
- Die Ursachen und Hintergründe der russischen Emigration
- Die Entwicklung und Ausprägung der russischen Exilkultur in verschiedenen Zentren
- Der Vergleich der russischen Exilkultur mit anderen Formen von Zwangsmigration im 20. Jahrhundert
- Die Frage, ob die russische Exilkultur eher eine globale Erscheinung oder eine einzigartige, lokale Ausformung darstellt
- Die Rezeption der russischen Emigration in der westlichen Geschichtsschreibung
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung stellt die Thematik der russischen Exilkultur und den Forschungsstand dar. Sie erläutert die historische Einordnung der Revolution von 1917 und die damit verbundene Auswanderung ethnischer Russen.
- Das zweite Kapitel behandelt die Migrationsbewegungen im späten Zarenreich, die durch die Industrialisierung und die Abschaffung der Leibeigenschaft begünstigt wurden.
- Kapitel 3 analysiert die Revolution von 1917 und ihre Auswirkungen auf die russische Gesellschaft. Es untersucht die Ursachen für die Migration und die geographische Ausrichtung der Auswanderungsströme.
- Das vierte Kapitel befasst sich mit den Facetten des russischen Exillebens und beleuchtet das Beispiel Berlin als Zentrum der russischen Emigration. Es untersucht die soziale, rechtliche und kulturelle Situation der Exilanten sowie ihre politischen Aktivitäten.
Schlüsselwörter
Russische Exilkultur, Revolution 1917, Emigration, Migration, Bürgerkrieg, Berlin, soziale Situation, kulturelles Leben, politische Aktivitäten, globale Erscheinung, lokale Ausformung, Zwangsmigration, Vergleich, historische Einordnung, Forschungsstand.
- Arbeit zitieren
- David Spisla (Autor:in), 2011, Russische Exilkultur als Folge der Revolution von 1917, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/170775