Peter der Große und seine Politik werden in der geschichtswissenschaftlichen Forschung ganz unterschiedlich behandelt. Sein politisches Wirken lässt sich in ein sehr breites Spektrum von großem Ansehen bis tiefe Ablehnung einordnen. Die petrinische Zeit ist Grundlage für viele wissenschaftliche Texte, Quellensammlungen und Publikationen. Das wohl umfassendste Werk zu Zar Peter I. verfasste Reinhard Wittram, ein profunder Kenner der petrinischen Politik. Dieser veröffentlichte 1964 eine zweibändige Monographie und vertritt dabei ein positivistisches Bild über den russischen Zaren. Als ähnlich positiv sind die Biographien aus den 1980ern und 1990ern anzusehen, so z. B. Autoren auf deutscher Seite, wie der DDR-Historiker Erich Donnert, oder auf britischer Seite Lindsey Hughes. Auf schwedischer Seite setzte sich der Rechtswissenschaftler Claes Peterson mit den Verwaltungs- und Justizreformen im Rahmen seiner Dissertation auseinander und behandelte die Schaffung der Kollegien unter Peter I. nach schwedischem Vorbild sowie deren Rezeption.
Nach dem Zusammenbruch der UdSSR 1989 wurde die Thematik der Person Peters des Großen und seiner Politik neu in das Zentrum wissenschaftlicher Forschungen gerückt.
Wir bewegen uns in der Epoche des frühaufklärerischen Absolutismus im späten 17. bzw. im frühen 18. Jahrhundert.
In dieser Arbeit wird ein Blick auf Peters Politik geworfen. Wahrlich können in diesem Rahmen nicht die Politikfelder in ihrer gesamten Breite analysiert werden, weshalb sich der Fokus auf ein Feld richtet: die Verwaltung. Anhand der Reformmaßnahmen Peters des Großen in Verwaltung und Behörden werden die Fragen geklärt, ob Peter dem aufgeklärten Absolutismus zuzuordnen ist und ob -wie im Titel angedeutet- seine Reformen modern waren oder scheiterten.
Im ersten Kapitel werden der Regierungsantritt Peters und die gesellschaftspolitischen Umstände beschrieben, die reformerische Schritte (in der Verwaltung) nötig machten. Das zweite Kapitel geht auf die konkreten Maßnahmen ein, die der Zar zur Reformierung von Verwaltung und Behörden traf. Im Fazit werden die Ergebnisse zusammengefasst sowie die hier gestellten Fragen beantwortet.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1. Der Regierungsantritt Peters des Großen und die gesellschaftspolitischen Umstände
- 2. Die Verwaltungsreformen Peters des Großen
- 2.1 Der Senat
- 2.2 Die Kollegien
- 2.3 Die Gouvernements
- 3. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die Verwaltungsreformen Peters des Großen in Russland und untersucht, ob diese als „aufgeklärte Reformen“ im Sinne des aufgeklärten Absolutismus zu betrachten sind sowie, ob sie zu einer Modernisierung Russlands führten oder scheiterten.
- Der Regierungsantritt Peters des Großen und die gesellschaftspolitischen Umstände
- Die Verwaltungsreformen Peters des Großen
- Der „aufgeklärte Absolutismus“ im Kontext Peters des Großen
- Modernisierung oder gescheiterte Reform?
- Bedeutung und Folgen der Verwaltungsreformen für Russland
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung präsentiert verschiedene historische Interpretationen des politischen Wirkens Peters des Großen und beleuchtet die unterschiedlichen Perspektiven auf die petrinische Zeit in der Forschung. Sie skizziert den Kontext des frühen aufgeklärten Absolutismus und stellt die zentrale Frage der Arbeit, ob die Reformen Peters des Großen tatsächlich als „aufgeklärte Reformen“ zu verstehen sind und ob sie erfolgreich waren.
1. Der Regierungsantritt Peters des Großen und die gesellschaftspolitischen Umstände
Dieses Kapitel beleuchtet die komplizierte Thronfolge nach dem Tod des Zaren Aleksej Michajlovič und den daraus resultierenden Machtkampf zwischen Peter und seiner Halbschwester Sofja. Es beschreibt den Strelitzenaufstand als wichtiges Ereignis in dieser Phase und die schließlich erzielte Kompromisslösung der Zwei-Zaren-Regentschaft.
2. Die Verwaltungsreformen Peters des Großen
Das zweite Kapitel konzentriert sich auf die konkreten Verwaltungsreformen Peters des Großen. Es behandelt die Einrichtung des Senats, der Kollegien und der Gouvernements und beleuchtet die Ziele und Auswirkungen dieser Maßnahmen auf die Organisation und Effizienz der russischen Verwaltung.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Verwaltungsreformen Peters des Großen in Russland, dem aufgeklärten Absolutismus, der Modernisierung, der Geschichte Russlands im 18. Jahrhundert, der Politik Peters des Großen, dem Senat, den Kollegien, den Gouvernements, dem Strelitzenaufstand und der russischen Geschichte im 17. und 18. Jahrhundert.
- Arbeit zitieren
- B. A. Sören Lindner (Autor:in), 2011, Modernisierung oder gescheiterte Reform?, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/169759