Das Wort Inquisition weckt noch heute Assoziationen mit einem archaisch anmutenden Rechtsverständnis des Hochmittelalters und der frühen Neuzeit. Inquisition ist für viele gleichbedeutend mit Terror und Folter zur physischen Vernichtung von vermeintlichen Gegnern oder einfachen Menschen, die sich aufgrund falscher Anklagen der Häresie, beziehungsweise Ketzerei, schuldig gemacht haben sollen1. In diesen Zusammenhängen wird die Inquisition als ein Mittel der päpstlichen Machtpolitik verstanden, das unter den Menschen durch ihre alleinige Gegenwärtigkeit Angst und Schrecken verbreitete2.
Sieht man von diesen Aussagen ab und richtet den Blick auf eine sachliche Betrachtung der Inquisition und den Anfängen ihrer Institutionalisierung, wird man zwar einerseits einige Vorurteile bestätigt sehen, jedoch andererseits viele Vorurteile als widerlegt betrachten müssen. In dieser Hausarbeit richtet sich das Augenmerk auf die Institutionalisierung der Inquisition in Südfrankreich und die Entwicklung der Inquisition zu einem Mittel der spezialisierten Strafverfolgung. Betrachtung finden hierbei insbesondere die Standards der Prozessführung, Wahrheitsfindung, Verurteilung und Urteilsvollstreckung. Ferner soll die Frage geklärt werden inwieweit die südfranzösische Inquisition Einfluss auf die Inquisitionsverfahren in Deutschland bis zur Reformation hatte.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Definitionen
- Inquisition
- Häresie und Ketzerei
- Die Verfolgung religiöser Devianz und ihre Verrechtlichung bis ins 13. Jahrhundert
- Die Institutionalisiserung der Inquisition
- Die Verfolgung der Katharer
- Die Inquisition in Südfrankreich
- Die Vorladung zur Inquisition
- Das Verhör und die Folter
- Urteilsfindung und Urteilsverkündung
- Die Strafen
- Die Urteilsstatistiken des Bernard Gui
- Die Bedeutung der hochmittelalterlichen südfranzösischen Inquisition für die Verfahrensführung im frühneuzeitlichen Deutschland
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit befasst sich mit der Institutionalisierung der Inquisition in Südfrankreich und ihrer Entwicklung zu einem spezialisierten Strafverfolgungsinstrument. Im Fokus stehen die Standards der Prozessführung, Wahrheitsfindung, Verurteilung und Urteilsvollstreckung. Außerdem wird die Frage geklärt, inwieweit die südfranzösische Inquisition Einfluss auf die Inquisitionsverfahren in Deutschland bis zur Reformation hatte.
- Die Institutionalisierung der Inquisition in Südfrankreich
- Die Standards der Prozessführung in der Inquisition
- Die Rolle der Folter in der Inquisition
- Die Verurteilung von Häretikern in Südfrankreich
- Der Einfluss der südfranzösischen Inquisition auf Deutschland
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung definiert die zentralen Begriffe der Hausarbeit, Inquisition, Häresie und Ketzerei, und stellt die Forschungsfrage nach dem Einfluss der südfranzösischen Inquisition auf die Inquisition in Deutschland. Das zweite Kapitel beleuchtet die Verfolgung religiöser Devianz und ihre Verrechtlichung bis ins 13. Jahrhundert. Es wird die Institutionalisierung der Inquisition und die Verfolgung der Katharer beleuchtet. Das dritte Kapitel widmet sich der Inquisition in Südfrankreich und untersucht die einzelnen Schritte des Verfahrens, von der Vorladung über das Verhör und die Folter bis zur Urteilsfindung, Urteilsverkündung und Bestrafung. Des Weiteren werden die Urteilsstatistiken des Bernard Gui analysiert.
Schlüsselwörter
Inquisition, Häresie, Ketzerei, Katharer, Südfrankreich, Deutschland, Prozessführung, Folter, Strafverfolgung, Urteilsfindung, Urteilsverkündung, Bernard Gui, Reformation.
- Arbeit zitieren
- Björn Piechotta (Autor:in), 2011, Inquisition in Südfrankreich und ihre Wirkung auf die Inquisition in Deutschland, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/169745