Zur Verankerung von politischen Heldenbildern im kollektiven Gedächtnis einer Gesellschaft müssen heroische Figuren, Formen, Bildgebungen und Konstruktionen eine Projektionsfläche und ein Identifikationsangebot bzw. Identifikationssetzungen für breite Bevölkerungsschichten liefern, die dazu geeignet sind, zu nationalen "Ikonen einer Gesellschaft zu werden". Ihren gestalterischen Ausdruck und öffentliche und konkrete Anschaulichkeit finden sie in den unterschiedlichsten Medien. Die Heldenfigur und das Heldentum des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts setzt sich vor dem Hintergrund des modernen anonymen Massensterbens intensiv mit dem traditionellen Bild des "Kriegshelden" mit Heroisierungsnarrativen und -medien der vorangegangenen Epochen auseinander und definierten diese neu. In deren Mittelpunkt standen nun zum einen die Individualisierung der Kriegserfahrung und zum anderen deren Umkodierung zu einem kollektiven Leitbild als kriegslegitimierende und sinnstiftende Konstruktion. Lässt man den traditionellen historischen Zugang beiseite und betrachtet die Denkmäler des Lübecker Ehrenfriedhofes im Kontext des Erinnerungsortes und in Verbindung zur materiellen Beschaffenheit, so kann die Diskussion um den lokalen "Kriegskult" und das öffentliche Gedenken in den kleinrräumigen städtischen Strukturen den Fingerzeig insbeondere auf die gedächtnismediale Funktion der Denkmäler legen. Diese würde das "Kriegedenkmal" als d e n zentralen Erinnerungsort des Ersten Weltkrieges insbesondere im Kontext lokaler Handlungsgemeinschaften und ziviler wie militärischer Kommemorationspraktiken ausweisen. Darüber hinaus müssen ganz zwingend die literarischen wie philosophischen Diskure zur Kriegs- und Kriegerästhetik bzw. ästhetische Heroismus-Modelle und die bürgerliche Kriegs- und Kriegerliteratur des 18. bis 20. Jahrhunderts berücksichtigt werden. In der konkreten Anschaulichkeit der Monumente in Lübeck wurde das Gedenken des Kriegstoten in erster Linie unter dem Paradigma "Heroismus-Heroisierung" visualisiert und somit das Heldentum der Kriegsteilnehmer gewürdigt. Gestalterische Formen standen im Spannungsfled von relgiösen und militärischen Helden- und Opferbildern, von Kunst-Helden und Kriegs-Helden, gestalterisch zwischen dem gebeugten und triumphierenden Helden, christliches und vaterländisches Gefallenengedenken verbindend, als Ausdruck ziviler und kollektiver Trauer.
- Arbeit zitieren
- Sandra Braun (Autor:in), 2018, Heroismus-Modelle der Weltkriegssoldaten, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1680622