Das Thema Schulschwänzen existiert schon so lange wie die Schulpflicht selbst. Wenn Mädchen und Jungen jedoch wochen- oder monatelang den Unterricht schwänzen und so ihrer Schulpflicht nicht mehr nachkommen,geht es nicht mehr nur um gelegentliches Schwänzen, sondern um Schulverweigerung. Dieser Ausstieg aus der Schule zieht gravierende Konsequenzen nach sich für den weiteren Lebensweg der betroffenen Mädchen und Jungen. Schulverweigerung ist bei der derzeitigen Lage auf dem Ausbildungs- und Arbeitsplatzmarkt mit großen Risiken verbunden (vgl.Schreiber (2007a), S. 383).
In der Öffentlichkeit werden häufig Forderungen laut, die harte Maßnahmen gegen Schulverweigerer fordern. Das bezieht sich nicht nur auf die bestehenden staatlichen Sanktionsmöglichkeiten gegen Schulpflichtverletzungen, die in den Bundesländern im Schulgesetz verankert sind, wie zwangsweise Zuführung, Einleitung eines Ordnungswidrigkeitsverfahren, Möglichkeit zum Schulverweis. bzw. Entlassung aus der Schulpflicht an weiterführenden Schulen im Rahmen von Ordnungswidrigkeitsverfahren und die Möglichkeit zur Verhängung von Geldstrafen. Sanktionen und Strafmaßnahmen gegen Schulverweigerer bzw. deren Erziehungsberechtigte mögen in einigen Fällen durchaus angebracht sein und Wirkung zeigen.
Letztendlich rühren diese Forderungen allerdings nicht an den eigentlichen Ursachen und Hintergründen für die Schulmüdigkeit der Kinder und Jugendlichen, die immer früher und mit fatalen Folgen aus der schulischen Laufbahn aussteigen. Die eigentlichen Ursachen und Hintergründe für die Abkehr von der Schule bleiben dabei unangetastet (vgl. Schreiber(2007a), S. 383f).
Schulverweigerung ist kein Ausdruck einer Laune, wie es häufig in der
öffentlichen Diskussion unterstellt wird. Sie ist auch ein Hilferuf an Eltern und Lehrer. Kinder und Jugendliche zeigen damit, dass in ihrem Leben etwas nicht stimmt (vgl. Schreiber (2007b), S. 203).
Schulverweigerer haben sich von der Schule abgewandt, entziehen sich
der Schule, werden in der Regel von ihr nicht mehr erreicht, sodass an dieser Schnittstelle das Hilfe- und Unterstützungssystem der Jugendhilfe/ Jugendsozialarbeit gefordert ist. Durch unterschiedliche und vielfältige Ansätze und Handlungsstrategien ermöglichen insbesondere außerschulische Praxisprojekte freier Träger schulfernen Kindern und Jugendlichen eine Rückkehr zum systematischen Lernen und eine soziale und berufliche Integration (Schreiber (2007b), S. 220)...
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- Einleitung
- Schulpflicht und Schulzwang als Bezugspunkt von Schulabsentismus
- Schulabsentismus – theoretische Grundlagen und Forschungsstand
- Zentrale Begriffssystematiken und Erscheinungsformen von Schulabsentismus
- Schulabsentismus und schulaversives Verhalten
- Schulschwänzen und Schulverweigerung
- Gegenstandsbezogene Schlussfolgerungen
- Größenordnung und Verteilung
- Risikofaktoren und Entstehungsbedingungen von Schulabsentismus
- Folgen und Auswirkungen von Schulabsentismus
- Schule und Jugendhilfe
- Funktionale Differenzierung von Schule und Jugendhilfe
- Merkmale und Auftrag der Schule
- Merkmale und Auftrag der Jugendhilfe
- Rechtliche Aspekte der Zusammenarbeit von Schule und Jugendhilfe
- Über die Notwendigkeit der Kooperation zwischen Jugendsozialarbeit und Schule im Zusammenhang von Schulabsentismus
- Sozialpädagogische Jugendhilfe (Schulsozialarbeit)
- Handlungsoptionen Schulsozialarbeit gegen Schulverweigerung
- Mögliche Richtlinien Sozialer Arbeit gegen Schulverweigerung
- Methoden Sozialer Arbeit
- Bedingungen gelingender Kooperation zwischen Schule und Jugendhilfe
- Vorort-Kooperation
- Fachliche Kooperation
- Administrative Kooperation
- Schulverweigerung – Die 2. Chance
- Das Konzept
- Die Aufgaben der Koordinierungsstelle
- Zuwendungsempfänger
- Beteiligung der jungen Menschen im Projekt
- Finanzierung
- Schlussbemerkungen
- Abbildungsverzeichnis
- Abkürzungsverzeichnis
- Anhang
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Diplomarbeit befasst sich mit der komplexen Thematik des Schulabsentismus und analysiert die Bedingungen für eine gelingende Kooperation zwischen Jugendhilfe und Schule in diesem Kontext. Ziel ist es, Handlungsansätze zur Prävention und Intervention bei Schulverweigerung auf wissenschaftlicher Grundlage zu entwickeln.
- Definitionen und Erscheinungsformen von Schulabsentismus
- Risikofaktoren und Ursachen für Schulverweigerung
- Die Rolle von Schule und Jugendhilfe bei der Bewältigung von Schulabsentismus
- Bedingungen für eine effektive Zusammenarbeit zwischen Jugendhilfe und Schule
- Das Projekt „Schulverweigerung – Die 2. Chance“ als Beispiel für eine gelingende Kooperation
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1: Dieses Kapitel beleuchtet die rechtlichen Rahmenbedingungen von Schulabsentismus und analysiert die Bedeutung von Schulpflicht und Schulzwang.
Kapitel 2: Das Kapitel widmet sich der theoretischen Einordnung und dem Forschungsstand zu Schulabsentismus. Es werden verschiedene Begriffssystematiken und Erscheinungsformen von Schulabsentismus diskutiert. Zudem werden die Größenordnung, die Verteilung und die Risikofaktoren für Schulabsentismus analysiert. Darüber hinaus werden die Folgen und Auswirkungen von Schulabsentismus auf individueller und gesellschaftlicher Ebene beleuchtet.
Kapitel 3: Dieses Kapitel untersucht die Funktionsweise von Schule und Jugendhilfe. Es beleuchtet die jeweiligen Aufgaben und Merkmale der beiden Institutionen und analysiert die rechtlichen Grundlagen für ihre Zusammenarbeit. Der Fokus liegt auf der Notwendigkeit der Kooperation zwischen Jugendsozialarbeit und Schule im Kontext von Schulabsentismus.
Kapitel 4: Das Kapitel betrachtet die Bedingungen für eine erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Schule und Jugendhilfe. Es untersucht die Bedeutung der Sozialraumorientierung, die Entwicklung von Vernetzungsstrukturen, die gemeinsame Aufgaben beider Professionen und die Notwendigkeit gemeinsamer Qualifizierungsmaßnahmen.
Kapitel 5: Das Projekt „Schulverweigerung – Die 2. Chance“ wird als Beispiel für eine gelungene Kooperation zwischen Jugendhilfe und Schule präsentiert. Es wird das Konzept des Projektes, die Aufgaben der Koordinierungsstelle, die Zielgruppe und die Finanzierung erläutert.
Schlüsselwörter
Schulabsentismus, Schulverweigerung, Jugendhilfe, Schule, Kooperation, Schulsozialarbeit, Prävention, Intervention, Risikofaktoren, Folgen, Auswirkungen, Empowerment, Case Management, Einzelfallhilfe, Gruppenarbeit, Sozialraumorientierung, Vernetzung.
- Arbeit zitieren
- Christina Meyer (Autor:in), 2010, Schulabsentismus, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/167054