1. Einleitung
Talcott Parsons gilt als Begründer der Systemtheorie, beziehungsweise des Struktur-Funktionalismus, welches eine spezielle Form der Systemtheorie ist. Die Systemtheorie ist gekennzeichnet durch die Vorstellung, dass Systeme aus einzelnen Elementen bestehen und sich durch eine sie umgebende Umwelt abgrenzen und austauschen. Es geht um die Differenz von System und Umwelt.
Das allgemeine Handlungssystem bildet den Kern dieser Theorie. (Vgl. Esser 2001: 65)
Im Verlauf dieser Arbeit wird auf die Frage eingegangen, inwieweit das AGIL-Schema zum Verständnis des Sozialsystems Gesellschaft beiträgt. Agil bedeutet in diesem Zusammenhang allerdings nicht lebhaft. Dennoch ist es interessant, dass das Wort „agil“ vom lateinischen Verb „agere“ abstammt, was so viel wie „handeln“ bedeutet.
Talcott Parsons erweiterte das von Robert Bales in Kleingruppen konstruierte AGIL-Schema in den 50er Jahren. Es interessierten ihn die Voraussetzungen, die erfüllt sein müssen, damit sich aufeinanderbezogene Handlungen als selbstständiges System zu einer Umwelt abgrenzen können. (Vgl. Schneider 2002: 144)
Vergleichbar mit den Prozessen eines Organismus, bei dem Stoffwechsel-funktionen, Austausch von Nährstoffen und diverse Mechanismen der Selbst-regulation ein große Rolle spielen, ist es auch in einer Gesellschaft nötig, Prozesse gezielt zu koordinieren, zu verknüpfen und aufrecht zu erhalten. Hierbei sollen Anpassung (adaption), Zielerreichung (goal attainment), Integration (integration) und Strukturerhaltung (latent pattern maintenance) als zentrale Dimensionen des AGIL-Schemas die Abläufe sichern und steuern. (Vgl. ebd.)
Parsons betrachtet die vier Funktionen als universale Bezugsprobleme, die zur Lösung eines jeden Systems erfüllt werden müssen, damit der Fortbestand der Austauschprozesse des Systems sichergestellt ist. (Vgl. ebd.:146)
Er bevorzugt im Gegensatz zu Robert Bales die deduktive Vorgehensweise bei der Konstruktion des AGIL-Schemas. Handlungssysteme müssen also sowohl ihr äußeres Verhältnis zur Umwelt, als auch das Verhältnis zu sich selbst so gestalten, dass eine Reproduktion des Systems gewährleistet ist. (Vgl. Schimank 2007: 86)
Der Fokus dieser Arbeit liegt auf der Betrachtung des allgemeinen Handlungssystems und des Gesellschaftssystems mit seinen Subsystemen Politik, Wirtschaft, gesellschaftliche Gemeinschaft und des Treuhandsystems.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Das AGIL-Schema
- 2.1 Die Grundstruktur der Viergliederung
- 2.2 Die Funktionen der Subsysteme des allgemeinen Handlungssystems
- 3. Das Vier-Funktionen-Paradigma in der Gesellschaft
- 3.1 Definition des Gesellschaftsbegriffes
- 3.2 Ökonomie und Politik
- 3.3 Gesellschaftliche Gemeinschaft und Treuhandsystem
- 3.4 Die Interaktionsmedien der Subsysteme
- 4. Kritik
- 5. Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Frage, inwieweit das AGIL-Schema zum Verständnis des Sozialsystems Gesellschaft beiträgt. Dabei wird auf die Grundstruktur der Viergliederung, die Funktionen der Subsysteme des allgemeinen Handlungssystems und die Anwendung des Schemas auf die Gesellschaft eingegangen.
- Das allgemeine Handlungssystem und seine Abgrenzung von der Umwelt
- Die vier Funktionen des AGIL-Schemas: Anpassung, Zielerreichung, Integration und Strukturerhaltung
- Die Subsysteme des Gesellschaftssystems: Ökonomie, Politik, gesellschaftliche Gemeinschaft und Treuhandsystem
- Die Interaktionsmedien der Subsysteme und deren Bedeutung für das Gesamtverständnis des Sozialsystems Gesellschaft
- Kritik an der Systemtheorie und am AGIL-Schema
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung
Die Einleitung stellt Talcott Parsons als Begründer der Systemtheorie und des Struktur-Funktionalismus vor. Sie führt das allgemeine Handlungssystem ein, das den Kern der Theorie bildet. Außerdem wird das AGIL-Schema vorgestellt und dessen Entstehung im Kontext der Kleingruppenforschung von Robert Bales erläutert.
2. Das AGIL-Schema
2.1 Die Grundstruktur der Viergliederung
Dieses Kapitel erläutert die vier Grundfunktionen des AGIL-Schemas: Anpassung, Zielerreichung, Integration und Strukturerhaltung. Die Funktionen werden anhand von Innen- und Außenbezug sowie Zukunfts- und Gegenwartsbezug beschrieben.
2.2 Die Funktionen der Subsysteme des allgemeinen Handlungssystems
Der Abschnitt beschreibt die Zuordnung der vier Funktionen zu den Subsystemen des allgemeinen Handlungssystems: Kultur, Persönlichkeit, Soziales und Verhalten. Dabei wird die Funktion der Anpassung, die in den 70er Jahren von Parsons mit dem Verhaltenssystem ergänzt wurde, näher beleuchtet.
3. Das Vier-Funktionen-Paradigma in der Gesellschaft
3.1 Definition des Gesellschaftsbegriffes
In diesem Kapitel wird der Gesellschaftsbegriff definiert und in Bezug zum AGIL-Schema gesetzt.
3.2 Ökonomie und Politik
Dieser Abschnitt untersucht die Anwendung des AGIL-Schemas auf die Subsysteme Ökonomie und Politik.
3.3 Gesellschaftliche Gemeinschaft und Treuhandsystem
Das Kapitel beleuchtet die Subsysteme gesellschaftliche Gemeinschaft und Treuhandsystem im Kontext des AGIL-Schemas.
3.4 Die Interaktionsmedien der Subsysteme
Die Interaktionsmedien der einzelnen Subsysteme werden untersucht und deren Bedeutung für das Verständnis des Sozialsystems Gesellschaft erörtert.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit der Systemtheorie und dem AGIL-Schema von Talcott Parsons. Wichtige Begriffe sind allgemeine Handlungssysteme, Sozialsysteme, Gesellschaft, Anpassung, Zielerreichung, Integration, Strukturerhaltung, Ökonomie, Politik, gesellschaftliche Gemeinschaft, Treuhandsystem und Interaktionsmedien.
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- Jennifer Hansen (Author), 2010, Braucht die Kommunikationswissenschaft Systemtheorie?, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/166988