Es vergeht kaum ein Tag, an dem die Medien nicht von Tragödien, oder Umweltkatastrophen berichten. Immer wieder berichten die Nachrichten, dass die Gewaltbereitschaft drastisch zunimmt, der Alkoholkonsum von Jugendlichen steigt oder es irgendwo auf der Welt Terroranschläge gibt. Die Zeitungen berichten von Familientragödien durch Krankheiten, Geldschulden oder Todesfällen. Und im Radio hört man Kommentare von Anrufern, die sich zu den aktuellen Geschehnissen aussprechen. Auch ein weitaus „gängiges“ Thema ist der sexuelle Missbrauch von Kindern. Die Täter von denen gesprochen wird sind meistens Familienmitglieder, Verwandte, Nachbarn, aber auch Geistliche. Häufig konzentrieren sich die Medien auf ein bestimmtes Ereignis im Leben des Täters, welches dann als Erklärung für die Tat herhalten muss. Die Gesellschaft nimmt dieses Problem dann an und beschränkt ihre Sicht nur darauf.
Dies scheint mir nicht richtig, denn man kann ein Problem nicht isoliert betrachten. Es spielen viele Faktoren und Einflüsse eine Rolle, die den Täter dann zu einer solchen Tat verleiten. Auch ist die physische und psychische Entwicklung zu berücksichtigen.
Deswegen möchte ich versuchen, die Täter als Personen mit ihren ernst zu nehmenden Problemen darzustellen und die tatgünstigen Faktoren zu benennen, um somit auch das Verständnis, wie es zu einer Misshandlung kommen konnte, zu verbessern. Hierfür hatte ich während meines Praktikums im ASD die Möglichkeit, Sexualstraftäter anhand ihrer Akten und Gutachten kennenzulernen und Daten über sie zu erheben. Die Straftäter sind vor allem nach §176 und §176a StGB verurteilt worden. Im Verlauf der Arbeit möchte ich zunächst die ausgewerteten Daten vorstellen. Durch die Ergebnisse der Erhebung wird der erste Schwerpunkt auf der Wichtigkeit einer Bindung zu den Eltern liegen. Der zweite Schwerpunkt konzentiert sich auf den Teufelskreislauf, weshalb viele Opfer sexuellen Missbrauchs später selbst zu Tätern werden. Darüberhinaus sollen verschiedene Theorien herangezogen werden, um die Handlungsintentionen der Täter zu verdeutlichen. Im Fazit werden dann die, für diese Forschung gebildeten, Hypothesen ausgewertet.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die empirische Sozialforschung
- Der Forschungsablauf
- Datenerhebungstechniken der Sozialforschung
- Die Untersuchungsformen der Sozialforschung
- Methoden zur Datenerhebung
- Eigene Untersuchung über die Straftäter
- Die Gesetze des Strafgesetzbuches
- Evaluation der Daten
- Der Problemkomplex
- Das System der Familie
- Die Bindung an eine Bezugsperson
- Die Mutter-Kind-Beziehung
- Die Vater-Kind-Beziehung
- Sexualkriminalität
- Das Problem der Definition
- Die normativen Definitionen
- Die klinischen Definitionen
- Das Ausmaß der sexuellen Misshandlungen
- Die Folgen des sexuellen Missbrauchs
- Die unmittelbaren Folgen
- Die Spätfolgen
- "Licht an, Opfer. Licht aus, Täter."
- Das Problem der Definition
- Die psychologische Sichtweise
- Psychoanalyse
- Das psychoanalytische Persönlichkeitsmodell
- Die Libido-Entwicklung und ihre Auswirkungen
- Das bio-psycho-soziale Modell
- Das Belastungs-Bewältigungsparadigma
- Psychoanalyse
- Stellungnahme und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Bachelor-Thesis „Sexualstraftäter und ihre Anamnese“ von Agnes Tluczikont befasst sich mit der Analyse von Sexualstraftätern und den Faktoren, die zu ihren Taten führen können. Die Arbeit untersucht die Bedeutung von familiären Bindungen, die Folgen sexuellen Missbrauchs und die Rolle psychologischer Theorien im Verständnis der Tätermotivation. Ziel ist es, ein besseres Verständnis für die Komplexität des Themas zu schaffen und Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen.
- Die Bedeutung von familiären Bindungen für die Entwicklung von Sexualstraftätern
- Die Folgen sexuellen Missbrauchs für Opfer und die Möglichkeit, später selbst zu Tätern zu werden
- Die Anwendung psychologischer Theorien zur Erklärung der Handlungsintentionen von Sexualstraftätern
- Die Rolle der Gesetze im Strafgesetzbuch in Bezug auf Sexualstraftaten
- Die Wichtigkeit einer wissenschaftlichen Herangehensweise bei der Erforschung von Sexualstraftaten
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt das Thema Sexualstraftäter ein und hebt die Bedeutung eines ganzheitlichen Blickwinkels auf die Problematik hervor. Das erste Kapitel befasst sich mit der empirischen Sozialforschung und den Methoden zur Datenerhebung. Es erläutert die verschiedenen Aspekte des Forschungsablaufs und die Wichtigkeit der Einordnung der Daten in den Gesamtkontext.
Das zweite Kapitel analysiert den Problemkomplex, wobei die Bedeutung des familiären Systems und der Bindung an eine Bezugsperson im Zentrum stehen. Des Weiteren werden verschiedene Definitionen und die Ausmaße sexueller Misshandlungen sowie deren Folgen beleuchtet.
Kapitel drei widmet sich der psychologischen Sichtweise auf Sexualstraftäter. Es werden psychoanalytische Konzepte, das bio-psycho-soziale Modell und das Belastungs-Bewältigungsparadigma vorgestellt, um die Tätermotivation und die zugrundeliegenden psychischen Prozesse zu erklären.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den zentralen Themen Sexualstraftäter, empirische Sozialforschung, Datenerhebung, Familiensystem, Bindung, Sexualkriminalität, Folgen sexuellen Missbrauchs, psychoanalytisches Persönlichkeitsmodell, bio-psycho-soziales Modell, Belastungs-Bewältigungsparadigma. Die Arbeit befasst sich insbesondere mit §176 und §176a StGB.
- Arbeit zitieren
- B.A. Agnes Tluczikont (Autor:in), 2009, Straftäter und ihre Anamnese, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/166648