Kollektive Ausgrenzung, stereotype Feindbilder und die Dynamik sozialer Machtprozesse sind keine Phänomene der Gegenwart allein. Die vorliegende Arbeit zeigt, wie solche Mechanismen bereits im 14. Jahrhundert wirksam waren und in einem der dunkelsten Kapitel städtischer Geschichte kulminierten: der Vernichtung der ersten jüdischen Gemeinde in Basel. Die Ereignisse des vierzehnten Jahrhunderts, von Winkler (2005) als Teil eines „Medieval Holocaust“ bezeichnet, offenbaren, dass es Formen systematischer, kollektiv legitimierter Gewalt gegen Jüdinnen und Juden schon lange vor dem nationalsozialistischen Völkermord gab.
Anhand zentraler Quellen und Forschungsliteratur untersucht die Arbeit, wie wirtschaftliche Interessen, rechtliche Strukturen und religiöse Narrative ineinandergriffen und Gewalt gegen eine Minderheit ermöglichten. Sie zeigt, wie sich ökonomische Abhängigkeit, gesellschaftliche Unsicherheit und politische Instrumentalisierung zu einem gefährlichen Zusammenspiel verdichteten, das Feindbilder stabilisierte und Gewalt normalisierte.
Die Arbeit verbindet sozial-, rechts- und wirtschaftshistorische Perspektiven und leistet einen Beitrag zum Verständnis der Mechanismen mittelalterlicher Ausgrenzung und ihrer fortwirkenden Dynamiken. Sie lädt dazu ein, Parallelen zu heutigen Formen gruppenbezogener Feindseligkeit zu erkennen und die Verantwortung historischer Erkenntnis für gegenwärtige gesellschaftliche Prozesse zu reflektieren.
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- Alexander J. Falkenhayn (Author), 2025, Kollektive Gewalt und stereotype Dynamiken, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1665315