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Hausarbeit (Hauptseminar), 2010
11 Seiten
Didaktik für das Fach Deutsch - Grammatik, Stil, Arbeitstechnik
1. Einleitung
2. Konstitution von Wortbedeutungen in der Interaktion
3. Deppermanns methodisches Vorgehen
4. Bewertungsausdrücke
5. Praktiken der semantischen Elaboration
6. Varianten der lokalen Bedeutungskonstitution von assi
6.1 assi als abwertende Fremdkategorisierung
6.2 assi als aufwertende Selbstkategorisierung
6.3 assi als verallgemeinerte Kategorisierung sinnlicher Normabweichung
7. Schluss
Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, die Ergebnisse der Studie von Arnulf Deppermann zur „Konstitution von Wortbedeutung im Gespräch“[1] auszuarbeiten. Hierzu wird zunächst seine Kernthese vorgestellt und sein methodisches Vorgehen beschrieben. Im nächsten Abschnitt werden Bewertungsausdrücke und ihre Eignung für eine semantische Analyse thematisiert. Anschließend werden die von Deppermann ermittelten „Praktiken der semantischen Elaboration“, also die vom Sprecher verwendeten Praktiken zur Herstellung der kontextspezifischen Semantik von Ausdrücken, gekennzeichnet. Darauf aufbauend sollen die Ergebnisse der Analyse von fünf Gesprächsausschnitten aufgeführt werden, um die lokale Semantik des Bewertungsausdrucks assi in der Jugendsprache zu explizieren.
Deppermann geht in seiner Studie von der These aus, dass Wörter vielfach keine allgemeine feststehende Bedeutung haben, sondern dass diese abhängig ist von dem unmittelbaren semantischen Kontext sowie von anderen Organisationsebenen der Interaktion. Die Bedeutung eines Wortes werde erst mittels verschiedener Praktiken semantischer Elaboration im Gespräch vom Sprecher konstituiert. Je nach Interaktionskontext könne sich die Wortsemantik unterscheiden.[2]
Dies widerspreche zwar unseren alltäglichen Überzeugungen und Gewohnheiten; denn als Muttersprachler sei uns der Gebrauch eines Wortes vertraut und seine Bedeutung scheine selbstevident und kontextfrei zu sein. Dies sei aber eine aus der Vertrautheit sich ergebende Irrmeinung.
Um seine These zu belegen, analysiert Deppermann die Verwendung des gleichen Lexems in verschiedenen Gesprächskontexten; denn nur durch eine fallvergleichende Untersuchung werden unterschiedliche semantische Aspekte eines Ausdrucks deutlich.[3] Der Autor beschränkt sich in seiner Arbeit auf Bewertungsausdrücke, denn diese eigneten sich auf Grund ihrer lexiko-semantischen Eigenschaften als Untersuchungsgegenstände bezüglich der Konstituierung von Wortbedeutungen. Nach Androutsopoulus und Henne ist der Gebrauch von Bewertungsausdrücken vielfältig, aber sehr vage.
Deppermann veranschaulicht und belegt seine These der Konstitution von Wortbedeutung im Gespräch durch die Analyse der Semantik des Ausdrucks assi in Gesprächen von fünf männlichen Jugendlichen im Alter von 15 bis 17 Jahren. Als Ergebnis seiner Analyse fasst er die Praktiken der lokalen semantischen Elaboration, die er ermittelt hat, zusammen.
Bewertungsadjektive sind laut Deppermann weitgehend semantisch entleert, austauschbar und werden zumeist hyperbolisch verwendet. Das Bewertungsadjektiv „gut“ könne in jedem Satz eine andere Bedeutung haben. Man könnte also davon ausgehen, dass es hochgradig polysem ist und somit jede Bedeutung einzeln im Lexikon aufgeführt werden müsste. Eine andere Annahme wäre, dass „gut“ unterspezifiziert sei, und dass es nur durch Pragmatik und Weltwissen in der Verwendung spezifiziert werde. Dies hätte aber zur Folge, dass über die Bedeutung von „gut“ aus Sicht der lexikalischen Semantik keine Angaben gemacht werden könnten.[4]
Erst die Hypothese Pustejovskys vom generativen Bindungsmechanismus erklärt, wie Bewertungsausdrücke im Kontext eine spezifische Bedeutung erlangen, obgleich sie isoliert nur eine sehr allgemeine abstrakte Bedeutung haben. Er ist der Annahme, dass Bewertungsadjektive selektiv Bedeutungsaspekte des Nomens binden, welches sie modifizieren. Allerdings kritisiert Deppermann die Analyse Pustejovskys, da dieser sich auf fiktive Beispiele beziehe und zur Spezifizierung der Bedeutung eines Ausdrucks nur den unmittelbaren syntaktischen Kontext berücksichtige, andere relevante Organisationsebenen aber unbeachtet lasse. Ausgehend von dieser Kritik, untersucht Deppermann reale Gesprächsauschnitte und analysiert die spezifischen Praktiken der Sprecher zur Herstellung von Wortbedeutungen.[5]
[...]
[1] Deppermann, Arnulf: Konstitution von Wortbedeutung im Gespräch. Eine Studie am Beispiel des jugendsprachlichen Bewertungsadjektivs assi. In: Be-deuten. Wie Bedeutung im Gespräch ensteht. Hrsg. von Arnulf Deppermann und Thomas Spranz-Fogasy. Tübingen: Staufenberg Verlag 2002. Staufenberg Linguistik Bd. 27. S. 158-184.
[2] Vgl. ebd. 161f.
[3] Vgl.ebd.S.159.
[4] Vgl.ebd.S.161.
[5] Vgl.ebd.S.161f.