„[…] she said that she feels the spiritual presence of the mosque in the sl [Second Life, C. S.] environment just as she does in the physical one. She described how much she enjoys being able to activate listen to the call to prayer in a “place that looks so real.”” – ein Kommentar über die Singapurerin Imotali Antiesse in einem Zeitschriftenbeitrag zu “Second Life”, einer virtuellen Internetwelt, in der es seit 2007 auch eine virtuelle Nachbildung der Welt von Al-Andalus gibt, in der das friedliche Miteinander von Muslimen, Christen und Juden weitergelebt wird. Imotali nutzt das virtuelle Al-Andalus dazu, um in der dortigen Moschee zusätzli-che Gebete zu den fünf Vorgeschriebenen (nawāfil) durchzuführen, da ihre lokale Moschee oft überfüllt ist (vgl. Fouts. In: Saudi Aramco World 4/2010: 15).
Noch lange vor dieser technisch und graphisch hochwertigen Internetpräsenz des Islams bestanden die ersten Online-Inhalte der Religion aus Koranauszügen und Ḫadīṯ-Sammlungen, die von technisch versierten Muslimen, die in der US-amerikanischen Diaspora studierten oder arbeiteten, ins Internet gestellt wurden. Später entstanden auch erste elektronische Diskussionsforen über den Islam (vgl. Anderson. In: Social Research 3/2003: 894f.). Heute wächst das online gestellte Material zum Islam, wie generell jegliche Informationsmenge im Internet, ständig an. Umso wichtiger erscheint daher eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Material (vgl. Lohlker 2000: o. S.), wie sie auch mit der vorliegenden Arbeit vorgenommen werden soll. Ihr Schwerpunkt liegt auf den Akteuren der islamischen Internetpräsenz, die immer in ihrer Beziehung zur realen Offline-Welt gesehen werden müssen. Nach Wiedergabe des aktuellen Forschungsstandes im ersten Kapitel, geht die Arbeit im dritten Kapitel auf die innerislamische Diversität und die Digital Divide der Internetnutzer ein und untersucht das gesamtislamische Konzept der ‘Umma im virtuellen Rahmen. Schließlich sind die Konsequenzen der Internetnutzung für Muslime Gegenstand des vierten Kapitels, das jedoch keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit erhebt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Forschungsstand
- Die Fortführung der islamischen Offline- in der Online-Welt
- Das Verhältnis von (islamischer) Offline- und Online-Welt
- Die islamische Online-Welt und innerislamische Diversität
- Gesamtislamischer Zusammenhalt durch die ‘Umma
- Der 'Umma-Begriff
- Kollektivität
- Transnationalität
- Eine neue virtuelle 'Umma?
- Die Konsequenzen der Internetnutzung für Islam und Muslime
- Autoritätsproblematik
- Authentizitätsproblematik und Anonymität
- Freie Meinungsäußerung unter besonderer Berücksichtigung von muslimischen Minderheiten
- Sprachproblematik
- Individualisierung des Glaubens
- Freier Informationszugang
- Schaffen einer neuen, virtuellen muslimischen Öffentlichkeit
- Relativierung bezüglich der islamischen Onlinepräsenz
- Zusammenfassung
- Quellen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Auswirkungen des Internets auf das Religionsverständnis und die Religionsausübung im Islam. Sie analysiert, wie sich die islamische Online-Welt von der Offline-Welt unterscheidet und welche Konsequenzen die Internetnutzung für Muslime hat. Der Fokus liegt dabei auf der Rolle der ‘Umma im virtuellen Raum und auf der Frage, wie die Internetnutzung zu einer Individualisierung des Glaubens führen kann.
- Das Verhältnis von (islamischer) Offline- und Online-Welt
- Die innerislamische Diversität in der Online-Welt
- Das Konzept der ‘Umma im virtuellen Raum
- Die Konsequenzen der Internetnutzung für Muslime
- Die Individualisierung des Glaubens durch die Internetnutzung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Forschungsgegenstand vor und erläutert den Hintergrund der Arbeit. Das zweite Kapitel behandelt den Forschungsstand zur Internetnutzung im Allgemeinen und im Speziellen im Kontext des Islams. Das dritte Kapitel analysiert das Verhältnis von Offline- und Online-Welt im Islam und geht auf die innerislamische Diversität im Netz ein. Es untersucht außerdem das Konzept der ‘Umma im virtuellen Raum. Das vierte Kapitel beleuchtet die Konsequenzen der Internetnutzung für Muslime, darunter die Autoritätsproblematik, die Authentizitätsproblematik, die freie Meinungsäußerung, die Sprachproblematik, die Individualisierung des Glaubens, der freie Informationszugang und die Entstehung einer neuen, virtuellen muslimischen Öffentlichkeit.
Schlüsselwörter
Die Arbeit behandelt zentrale Themen des Islams in der digitalen Welt, darunter die ‘Umma, die Individualisierung des Glaubens, die Authentizitätsproblematik, die freie Meinungsäußerung und die innerislamische Diversität. Sie befasst sich außerdem mit der Verbindung von traditionellen religiösen Praktiken mit modernen Kommunikationstechnologien und analysiert die Auswirkungen des Internets auf die Religionsausübung im Islam. Die Arbeit legt einen Schwerpunkt auf die Rolle der Internetnutzung für Muslime und ihre Auswirkungen auf das Religionsverständnis.
- Quote paper
- Cornelia Steinigen (Author), 2010, Welche Konsequenzen hat das Internet für das Religionsverständnis und die Religionsausübung im Islam?, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/165268