„O Jahrhundert! Die Geister erwachen, die Studien blühen, es ist eine Lust zu leben!“ Mit diesen Worten beschrieb der Humanist Ulrich von Hutten den Anbruch des 16. Jahrhunderts, der vom Übergang des Mittelalters zur Frühen Neuzeit und der Reformation geprägt war. Zu dieser komplexen Entwicklung in der deutschen Geschichte gehört unweigerlich der Begriff Wittenberg dazu. Von hier aus hatte die deutsche Reformation nicht nur ihren Ausgangspunkt genommen, sondern leuchtete der deutschen Gesellschaft auch den Weg in das neue Jahrhundert hinein.
Von größter Bedeutsamkeit wurde in Wittenberg die dort von Kurfürst Friedrich dem Weisen gegründete Universität, die von den aufstrebenden Humanisten bald ‚Leucorea’, übersetzt „weißer Berg“, genannt wurde. Von Historikern unangefochten wurde die Wittenberger Hochschule „diejenige alma mater, von der aus das deutsche Geistesleben in der einzigartigsten und tiefgreifendsten Weise befruchtet und erneuert worden ist“ .
Im Folgenden soll dargelegt und untersucht werden, inwiefern und in welchem Ausmaß der Kurfürst selbst Einfluss auf die Gründung der Universität ausgeübt hatte und ihr durch seine persönliche Prägung den Charakter einer Landesuniversität verliehen hatte. Dazu werde ich zunächst beleuchten, aus welchen Gründen es zur Gründung kam und welche Ziele der Kurfürst damit verfolgte. Der Hauptteil der Arbeit beschäftigt sich mit dem Vorgehen Friedrichs im Vorfeld und in den Anfangsjahren der Universitätsgründung [...]
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Die politische und soziale Lage im Ernestinischen Sachsen nach der Leipziger Teilung unter der Regentschaft von Friedrich dem Weisen
3. Spekulative Ansätze zum Anlass der Gründung der Universität Wittenberg
4. Ziel und Zweck der Hochschulgründung
5. Das Vorgehen Friedrichs des Weisen bis zur Gründung der Hochschule
6.1 Einschlagen eines ‚neuen Weges’
6.2 Das Stiftungsdiplom
6.3 Das Patent
6.4 Gründung und Anfänge der Universität Wittenberg
7.1 Gründungstag am 18. Oktober
7.2 Struktur und Organisation
7.3 Verfassung
7.4 Finanzierung
7.5. Berufungspolitik und Hinwendung zum Humanismus
8. Das Vorgehen Friedrichs des Weisen nach der Gründung der Hochschule
9. Fazit
10. Bibliographie