Königin Maria von Ungarn1 (1505 – 1558) hatte in den Jahren 1545-1549 ein Lustschloss in Binche, einer Ortschaft bei Brüssel, bauen lassen. Für die Ausschmückungen der Räume hatte sie unter anderem auch Gemälde bei Tizian in Auftrag gegeben. Der Auftrag erfolgte während Tizians Aufenthalt in Augsburg (23 Oktober 1547 – 13.März 1548), dort sollte er das Reiterbild des Kaisers malen.2 Die Bilder, welche Königin Maria von Ungarn bei Tizian bestellt hatte, sollten Bestandteil der Dekoration für den Festsaal im ersten Obergeschoss des Schlosses sein. Bei den Gemälden handelt es sich eine Reihe von vier mythologischen Gestalten, die allesamt im Hades zu ewigen Qualen verdammt wurden: Namentlich handelt es sich bei diesen Figuren um: Tityus, Tantalos, Sisyphos und Ixion. Der Raum, in dem die Bilder zusammen mit Darstellungen der Todsünden hingen, wurde auch „Pieza de (las) furias“, also Furien- oder auch Hadeszimmer genannt. Der Name Furienzimmer rührt von den drei Furien, die in verschiedenen Texten (unter anderem auch in Ovids Metamorphosen3) als Wächterinnen der Unterwelt fungieren.4 1549 müssen zwei der vier Gemälde fertig gestellt und in den Niederlanden angekommen sein.
Inhaltsverzeichnis
- I. Geschichte der Gemälde
- II. Sisyphos
- a) Komposition
- b) Mythologie und Tizians Interpretation
- III. Tityus
- a) Komposition
- b) Kunstgeschichtliche Rezeption:
- IV. Die Gemälde als Ausdruck ihrer Epoche
- V. Verhältnis: Bild – Auftraggeber
- VI. Bewertung der Gemälde
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert Tizians mythologische Gemälde „Sisyphos“ und „Tityus“, die ursprünglich Teil einer Serie von vier Bildern für Königin Maria von Ungarn waren. Die Analyse fokussiert auf die Komposition, die ikonografische Bedeutung und die kunstgeschichtliche Rezeption der Werke. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Einordnung der Gemälde in den Kontext der Spätrenaissance und des Manierismus sowie der Betrachtung des Verhältnisses zwischen den Bildern und ihrer Auftraggeberin.
- Komposition und Bildsprache der Gemälde
- Mythologische Interpretationen und deren künstlerische Umsetzung
- Kunstgeschichtliche Rezeption und Einfluss auf spätere Künstler
- Einordnung in den Kontext der Spätrenaissance und des Manierismus
- Das Verhältnis zwischen den Bildern und Königin Maria von Ungarn als Auftraggeberin
Zusammenfassung der Kapitel
I. Geschichte der Gemälde: Dieses Kapitel beschreibt die Entstehung und den Werdegang der Gemälde. In Auftrag gegeben von Königin Maria von Ungarn für ihr Lustschloss in Binche, waren sie Teil einer Serie von vier mythologischen Figuren der Unterwelt. Das Kapitel beleuchtet die Umstände der Bestellung, die wechselvolle Geschichte der Bilder (einschliesslich des Brandes im Alcázar und deren Rettung), die verschiedenen Zuschreibungen im Laufe der Kunstgeschichte, und den späteren Verbleib im Museo del Prado. Die Unsicherheiten bezüglich der Anzahl der von Tizian tatsächlich gelieferten Gemälde werden ausführlich diskutiert.
II. Sisyphos: Dieses Kapitel konzentriert sich auf die Komposition und ikonographische Bedeutung von Tizians "Sisyphos". Die Analyse der Komposition betont die diagonale Bewegungsrichtung, den Kontrast zwischen Hell und Dunkel, und das Verhältnis zwischen der klar strukturierten Figur des Sisyphos und dem chaotischen Hintergrund. Das Kapitel untersucht Tizians Interpretation des Mythos, die im Vergleich zu früheren Darstellungen eine neue, existenzialistische Sichtweise auf Sisyphos hervorhebt. Es wird ausserdem der Einfluss dieses Bildes auf die spätere Rezeption des Mythos, sowohl in der Kunst (z.B. bei Franz von Stuck und Wolfgang Mattheuer) als auch in der Philosophie (Albert Camus), beleuchtet.
III. Tityus: Das Kapitel widmet sich Tizians "Tityus". Die Analyse der Komposition konzentriert sich auf die wilde Dynamik der verschiedenen Bewegungsrichtungen, das komplexe Spiel von Licht und Schatten, und die paradoxe Haltung des Tityus, der sich nicht aus seiner misslichen Lage befreit. Das Kapitel untersucht die kunstgeschichtliche Rezeption, wobei der Einfluss von Michelangelos Zeichnungen und die Übernahme des Motivs durch Künstler wie Cornelis Cort, Salvator Rosa, Peter Paul Rubens und Ilya Glazunov hervorgehoben werden. Die unterschiedliche Interpretation des Themas in der modernen Kunst wird ebenfalls diskutiert.
IV. Die Gemälde als Ausdruck ihrer Epoche: Dieses Kapitel ordnet Tizians Gemälde in den Kontext der Spätrenaissance und des Manierismus ein. Es beschreibt die charakteristischen Merkmale dieser Epoche, insbesondere das Spannungsverhältnis zwischen der deduktiven, idealisierenden Kunst der Hochrenaissance und dem gefühlsbetonten, ausdrucksstarken Manierismus. Die Gemälde Tizians werden als Ausdruck des neuen Zeitgeistes interpretiert, der durch Melancholie, eine starke Betonung des menschlichen Gefühls, und eine monumentale Darstellung von Figuren gekennzeichnet ist. Der Einfluss der politischen und religiösen Umwälzungen Italiens im 16. Jahrhundert auf die Kunst wird ebenfalls betrachtet.
V. Verhältnis: Bild – Auftraggeber: Dieses Kapitel analysiert das Verhältnis zwischen den Gemälden und ihrer Auftraggeberin, Königin Maria von Ungarn. Es hinterfragt die Wahl eines mythologischen statt religiösen Themas und die Bedeutung der dargestellten Motive im Kontext der Machtpolitik des habsburgischen Kaiserreichs. Das Kapitel beleuchtet die enge Beziehung zwischen Maria von Ungarn und Kaiser Karl V., und argumentiert, dass die Gemälde als allegorische Darstellung des kaiserlichen Herrschaftsanspruchs und des Selbstverständnisses des Königshauses zu interpretieren sind. Die Rolle des Bildes im Kontext des Strafrechts dieser Zeit wird ebenfalls diskutiert.
Schlüsselwörter
Tizian, Sisyphos, Tityus, Spätrenaissance, Manierismus, Mythologie, Komposition, Ikonografie, Kunstgeschichtliche Rezeption, Königin Maria von Ungarn, Habsburger, Macht, Allegorie.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu Tizians mythologischen Gemälden "Sisyphos" und "Tityus"
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert umfassend Tizians mythologische Gemälde "Sisyphos" und "Tityus", die ursprünglich Teil einer Serie für Königin Maria von Ungarn waren. Die Analyse konzentriert sich auf Komposition, ikonografische Bedeutung, kunstgeschichtliche Rezeption und die Einordnung der Werke in den Kontext der Spätrenaissance und des Manierismus, sowie das Verhältnis zwischen den Bildern und ihrer Auftraggeberin.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themenschwerpunkte: Komposition und Bildsprache der Gemälde, mythologische Interpretationen und deren künstlerische Umsetzung, kunstgeschichtliche Rezeption und Einfluss auf spätere Künstler, Einordnung in den Kontext der Spätrenaissance und des Manierismus, sowie das Verhältnis zwischen den Bildern und Königin Maria von Ungarn als Auftraggeberin.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in sechs Kapitel: Kapitel I beschreibt die Geschichte der Gemälde, inklusive Entstehung, Bestellung, wechselvolle Geschichte und Zuschreibungen. Kapitel II und III analysieren detailliert die Komposition und ikonografische Bedeutung von "Sisyphos" und "Tityus" sowie deren Rezeption in der Kunstgeschichte. Kapitel IV ordnet die Gemälde in den Kontext der Spätrenaissance und des Manierismus ein. Kapitel V untersucht das Verhältnis zwischen den Gemälden und Königin Maria von Ungarn. Schließlich fasst die Arbeit die wichtigsten Ergebnisse zusammen.
Welche Kapitelzusammenfassungen werden angeboten?
Es werden Zusammenfassungen für jedes Kapitel bereitgestellt. Diese beschreiben den Inhalt jedes Kapitels detailliert, von der Entstehungsgeschichte der Gemälde über die kompositorischen und ikonografischen Analysen von "Sisyphos" und "Tityus", bis hin zur Einordnung in den historischen und kunsthistorischen Kontext und der Beziehung zu Königin Maria von Ungarn.
Welche Schlüsselwörter sind relevant für diese Arbeit?
Die wichtigsten Schlüsselwörter sind: Tizian, Sisyphos, Tityus, Spätrenaissance, Manierismus, Mythologie, Komposition, Ikonografie, Kunstgeschichtliche Rezeption, Königin Maria von Ungarn, Habsburger, Macht, Allegorie.
Welche Zielsetzung verfolgt die Arbeit?
Die Arbeit zielt darauf ab, Tizians "Sisyphos" und "Tityus" in ihrer künstlerischen, mythologischen und historischen Bedeutung umfassend zu analysieren und ihre Einordnung in die Kunst der Spätrenaissance und des Manierismus zu verdeutlichen. Dabei wird auch das Verhältnis zwischen Kunstwerk und Auftraggeberin beleuchtet.
Welche Bedeutung haben die Gemälde im Kontext der Spätrenaissance und des Manierismus?
Die Arbeit argumentiert, dass die Gemälde als Ausdruck des neuen Zeitgeistes interpretiert werden können, der durch Melancholie, eine starke Betonung des menschlichen Gefühls und eine monumentale Darstellung von Figuren gekennzeichnet ist. Der Einfluss der politischen und religiösen Umwälzungen Italiens im 16. Jahrhundert auf die Kunst wird ebenfalls betrachtet.
Wie wird das Verhältnis zwischen den Gemälden und Königin Maria von Ungarn als Auftraggeberin dargestellt?
Die Arbeit analysiert die Wahl eines mythologischen statt religiösen Themas und die Bedeutung der dargestellten Motive im Kontext der Machtpolitik des habsburgischen Kaiserreichs. Es wird die enge Beziehung zwischen Maria von Ungarn und Kaiser Karl V. beleuchtet und argumentiert, dass die Gemälde als allegorische Darstellung des kaiserlichen Herrschaftsanspruchs und des Selbstverständnisses des Königshauses interpretiert werden können.
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- Marco Hompes (Author), 2009, Tizians Verdammte, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/162711