Kinder, die als vergessene Angehörige psychisch kranker
Eltern unter den gravierenden Auswirkungen der elterlichen
Erkrankung leben, werden häufig nicht als solche
wahrgenommen. Um dieses Problem besser zu verdeutlichen,
werde ich erst einmal die Ausgangslage in Deutschland
darstellen.
So machen heute diverse Zeitungsartikel, wie z.B. „Psychisch kranke
Eltern. Mama, warum bist du so?“ [In: www.stern.de (Zugriff:
18.06.10)] oder „Psychisch kranke Eltern machen Kinder krank“ [In: www.weltbild.de (Zugriff: 18.06.10)] auf das schwierige Zusammenleben mit einem psychisch kranken Elternteil deutlich. Mein Interesse am Thema dieser Arbeit wurde ganz besonders dadurch geweckt, dass das Thema Kinder psychisch kranker Eltern in den letzten Jahren immer mehr in die Öffentlichkeit
gerückt ist und gerade im Bereich der Erwachsenenpsychiatrie
im Hinblick auf die Soziale Arbeit fortgesetzt an Bedeutung
gewinnt und auch notwendige frühpräventive Arbeit für die
betroffenen Kinder verlangt. Dieses Thema hat auch, zum Teil mit gravierenden Folgen für Kinder depressiver Mütter, in der Öffentlichkeit für ein großes Aufsehen gesorgt, wie z.B. „Depressive Mutter tötet Baby mit Rasierklinge“ [In: www.focus.de (Zugriff: 18.06.10)] oder auch: „Mutter erhängt 3 Kinder und tötet sich selbst“ [In:www.carechild.de (Zugriff: 18.06.10)], wodurch für diese Kinder jede Hilfe zu spät kam, sei es seitens des Jugendamtes, des
sozialen Umfeldes (z.B. Partner/ Geschwister/ Nachbarn) oder
der notwendigen Behandlung durch die zuständigen Ärzte.
Welche Hilfemöglichkeiten gibt es für die psychisch kranken
Eltern(-teile) und ihre Kinder, um diese Familien optimal bei der
Bewältigung ihrer schwierigen Lebenssituation unterstützen zu
können? Der Gegenstand dieser Arbeit sind die betroffenen Kinder, die im selben Haushalt mit dem psychisch kranken Elternteil leben,
demnach werde ich nicht spezifisch auf die Kinder eingehen,
die aufgrund der elterlichen Erkrankung fremduntergebracht
worden sind.
Um aus den oben genannten Fragestellungen, in Hinblick auf
die Thematik der betroffenen Kinder und ihre schwierige
Lebenssituation mit einem psychisch kranken Elternteil, einen
Einblick zu verschaffen, wird im Kapitel I. die Lebenssituationen
von psychisch kranken Eltern und ihrer Kinder dargestellt.
Inhaltsverzeichnis
- Teil I – EINFÜHRUNG INS THEMA –
- 1. Einleitung
- 1.1. Ausgangslage und Motivation
- 1.2. Fragestellung und Zielsetzung
- 1.3. Aufbau der Arbeit
- 2. Kinder psychisch Kranker Eltern
- 2.1. Familiensituation
- 2.1.1 Art der psychischen Erkrankung
- 2.1.2 Geschlecht des erkrankten Elternteils
- 2.1.3 Alter der betroffenen Kinder
- 2.1.4 Lebensort der betroffenen Kinder
- 2.1.5 Einkommenssituation der Eltern
- 3. Suizidalität im Zusammenhand mit psychischen Störungen in Deutschland
- Teil II – STÖRUNGSBILD –
- 4. Was sind Affektive Störungen?
- 4.1. Definition und Klassifikation
- 4.2. Symptome der Subtypen
- 4.2.1 Manische Episode (F30)
- 4.2.2 Depressive Episode (F32)
- 4.2.3 Körperliche Symptome
- 4.2.4 Schweregrad der depressiven Episoden
- 5. Definitionskriterien - Klassifikation bipolar affektiver Störungen nach ICD-10/ DSM IV
- 5.1. Formen der bipolaren Störungen
- 5.1.1 Bipolar I Störung
- 5.1.2 Bipolar II Störung
- 5.1.3 Rapid Cycling
- 5.1.4 Mischzustände
- 5.1.5 Zyklothyme Störungen
- 5.2. Epidemiologie
- 5.2.1 Bipolar I Störung
- 5.2.2 Bipolar II Störung
- 5.2.3 Zyklothyme Störung
- 5.3. Verlauf der bipolaren Störungen
- 5.3.1 Beginn der Ersterkrankung
- 5.3.2 Häufigkeit und Dauer der Störungsphasen
- 5.3.3 Häufigkeit in Deutschland
- 5.3.4 Rückfall - Rezidivität
- 5.4. Komorbidität
- 5.4.1 Substanzmissbrauch und -abhängigkeit
- 5.4.2 Persönlichkeitsstörungen
- 5.4.3 Angststörungen
- 6. Ätiologie der affektiven Störungen
- 7. Behandlungsmöglichkeiten der affektiven Störungen
- 7.1. Psychotherapieformen bei Depression
- 7.1.1 Die interpersonale Psychotherapie bei Depression
- 7.1.2 Kognitive Verhaltenstherapie bei Depression
- 7.1.3 Aktivitätsaufbau und Kompetenztraining
- 7.2. Psychotherapie bei bipolaren Störungen
- 7.3. Medikamentöse Therapie affektiver Störungen
- 7.3.1 Medikamentöse Behandlung der unipolaren Depression
- 7.3.2 Medikamentöse Therapie bei bipolaren Störungen
- Teil III - ZUR LEBENSSITUATION DER BETROFFENEN KINDER –
- 8. Kinder als Angehörige psychisch kranker Eltern
- 8.1. Kinder psychisch Kranker: Zum Stand der Forschung
- 8.1.1 Ergebnisse der High-Risk- Forschung
- 8.1.2 Ergebnisse der Resilienzforschung
- 8.1.3 Ergebnisse der Vulernabilitätsforschung
- 8.2. Psychische Erkrankungen als Familienkrankheiten
- 8.2.1 Problematiken des erkrankten Elternteils
- 8.2.2 Problematiken des gesunden Elternteils
- 8.2.3 Problematiken und Bedürfnisse der Kinder
- 8.3. Beziehungen psychisch kranker Eltern zu ihren Kindern
- 8.3.1 Kriterien für eine ungestörte Interaktion
- 8.3.2 Mütterliches Verhalten bei Depressionen
- 8.3.3 Mütterliches Verhalten bei bipolaren Störungen
- 9. Psychisch kranke Eltern und Kindeswohlgefährdung?
- 10. Zur Lebenssituation der Kinder psychisch kranker Eltern
- 10.1. Was wissen die Kinder über die Krankheit der Eltern?
- 10.2. Bewältigungsstrategien von Kindern mit einem psychisch kranken Elternteil
- 10.3. Probleme und Reaktionsformen der Kinder psychisch kranker Eltern
- 10.3.1 Desorientierung
- 10.3.2 Schuldgefühle
- 10.3.3 Tabuisierung
- 10.3.4 Isolierung
- 10.3.5 Betreuungsdefizite
- 10.3.6 Zusatzbelastungen
- 10.3.7 Abwertungserlebnisse
- 10.3.8 Loyalitätskonflikte innerhalb der Familie
- 10.3.9 Loyalitätskonflikte nach außen
- 10.3.10 Parentifizierung
- 10.4. Rollen von Kindern in belasteten Familien
- 10.4.1 Heldenkind
- 10.4.2 Schwarzes Kind
- 10.4.3 Verlorenes Kind
- 10.4.4 Sonnenschein
- Teil IV - HILFSANGEBOTE FÜR PSYCHISCH KRANKE ELTERN UND BETROFFENE KINDER UND JUGENDLICHE –
- 11. Psychisch kranke Eltern mit Kindern - Aufgaben und Leistungen der Psychiatrie
- 11.1. Hilfemöglichkeiten der psychiatrischen Versorgung
- Die Auswirkungen der bipolaren Störung auf die Familienstruktur und die Beziehung zwischen Eltern und Kindern
- Die psychosozialen Belastungen und Bedürfnisse von Kindern bipolar erkrankter Eltern
- Die Rolle der Resilienz und Vulnerabilität bei der Bewältigung der Herausforderungen
- Die Notwendigkeit und die Möglichkeiten sozialpädagogischer Interventionen zur Unterstützung der Familien
- Die Bedeutung einer frühzeitigen und angemessenen Diagnostik und Behandlung der Erkrankung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Bachelorarbeit beschäftigt sich mit den Auswirkungen psychischer Erkrankungen, insbesondere der bipolaren Störung, auf Kinder. Ziel ist es, die Risiken und Chancen für die Entwicklung von Kindern bipolar erkrankter Eltern zu untersuchen sowie mögliche sozialpädagogische Interventionsmöglichkeiten aufzuzeigen.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung in das Thema, die die Ausgangslage und Motivation sowie die Fragestellung und Zielsetzung der Arbeit erläutert. Anschließend werden die Lebensumstände von Kindern psychisch kranker Eltern näher beleuchtet. Im zweiten Teil wird das Störungsbild der bipolaren Störung detailliert dargestellt, inklusive Definition, Klassifikation, Verlauf und Komorbidität. Die Arbeit beleuchtet außerdem die verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten für affektive Störungen.
Im dritten Teil der Arbeit wird die Lebenssituation von Kindern psychisch kranker Eltern aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet. Es werden die Auswirkungen der Erkrankung auf die Familienbeziehungen und die Entwicklung der Kinder untersucht, einschließlich der möglichen Belastungen und Bewältigungsstrategien. Die Arbeit analysiert außerdem die Rolle von Kindern in belasteten Familien und die unterschiedlichen Rollenmuster, die sie einnehmen können.
Der letzte Teil der Arbeit beschäftigt sich mit Hilfsangeboten für psychisch kranke Eltern und betroffene Kinder und Jugendliche. Es werden die Aufgaben und Leistungen der Psychiatrie im Hinblick auf die Unterstützung von Familien mit psychisch kranken Eltern dargestellt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit fokussiert auf die Themenbereiche psychische Erkrankung, bipolare Störung, Familiensystem, Kindeswohl, Entwicklung, Resilienz, Vulnerabilität, sozialpädagogische Intervention, Diagnostik, Behandlung, Unterstützung und Hilfsangebote.
- Arbeit zitieren
- Rabia Yüksel (Autor:in), 2010, Psychotische Eltern - Verletzliche Kinder, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/162688