Ziel dieser Arbeit soll es sein, die Funktionsweise der Massenmedien anhand ihrer Selektionskriterien für Information zu verdeutlichen. Damit wäre ein Ausgangspunkt gegeben für die Beobachtung eventueller Auswirkungen dieser Selektionskriterien auf die Wissenschaft. Auswirkungen würden sich dann zeigen, wenn die Wissenschaft zunehmend so beobachtet wie das Mediensystem. Dabei scheint es angebracht zu sein, sich einer Wertung der Medieninhalte zu enthalten, da dies lediglich einem Vergleich der einen Konstruktion von Realität mit einer anderen gleichkäme. Dennoch bzw. gerade deswegen lässt sich die Funktionsweise der Medien aus der Betrachterposition des Beobachters zweiter Ordnung besser handhaben. Jenseits von Moralisierungen lässt sich nach negativen und positiven Folgen für das Wissen der Gesellschaft fragen, die sich durch die Art und Weise, wie Medien Information verbreiten, ergeben.
Die Arbeit folgt der theoretischen Konzeption der Massenmedien, die durch Niklas Luhmann
vorgelegt wurde. Ich werde dabei zunächst die Vorannahmen des operativen Konstruktivismus erläutern, die zu der oben erwähnten Beobachterposition zweiter Ordnung führen. Dabei ist insbesondere der Grundbegriff des Beobachtens von Bedeutung. Auf diesen Vorannahmen aufbauend, stelle ich die Grundkonzeption der Massenmedien dar, die einigen Grundunterscheidungen wie Selbst- und Fremdreferenz folgt, sowie weitere Aufteilungen in Codes und Programmen. Hier finden sich die Begriffe wie Information und Nichtinformation sowie die Aufteilung in Nachrichten, Berichte, Unterhaltung und Werbung wieder. Weiterhin erläutere ich am Beispiel des Programmbereichs „Nachrichten“, wie sich Auswirkungen der Selektionsweise der Medien auf die Gesellschaft verstehen lassen. Die Realitätskonstruktion der Massenmedien ist dabei eine Folge, die sich aus der bestimmten Weise der Erzeugung von Identität und der Einbeziehung von Schemata in das soziale Gedächtnis ergeben.
Abschließend ergibt sich noch die Frage nach strukturellen Kopplungen des Mediensystems mit anderen Systemen der Gesellschaft. Luhmann sieht klare Kopplungen mit dem politischen und dem wirtschaftlichen Funktionssystemen, jedoch nur eine geringe Kopplung mit dem Wissenschaftssystem. Einiges scheint jedoch für eine Kopplung zu sprechen.
Inhaltsverzeichnis
- A. Einleitung
- B. Theoretische Konzeption der Massenmedien bei Luhmann
- 1. Vorannahmen
- 2. Die Funktionsweise der Massenmedien
- 3. Auswirkungen der Medien auf die Gesellschaft
- 4. Strukturelle Kopplungen
- C. Schluss
- D. Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit befasst sich mit der theoretischen Konzeption der Massenmedien, wie sie von Niklas Luhmann formuliert wurde. Sie untersucht insbesondere die Funktionsweise des Mediensystems und seine Auswirkungen auf die Gesellschaft, insbesondere auf die Wissenschaft. Die Arbeit analysiert die Selektionskriterien für Information, die vom Mediensystem angewendet werden und die Frage, ob diese Kriterien Einfluss auf die Art und Weise haben, wie wissenschaftliche Erkenntnisse produziert und verbreitet werden. Dabei wird die These untersucht, dass sich die Wissenschaft zunehmend den Selektionsmechanismen des Mediensystems anpasst, um in einer Informationsgesellschaft Aufmerksamkeit zu erzeugen.
- Die theoretische Konzeption der Massenmedien bei Niklas Luhmann
- Die Funktionsweise des Mediensystems und seine Selektionskriterien für Information
- Die Auswirkungen der Medien auf die Gesellschaft, insbesondere auf die Wissenschaft
- Strukturelle Kopplungen zwischen dem Mediensystem und anderen gesellschaftlichen Systemen, insbesondere dem Wissenschaftssystem
- Die Frage, ob sich die Wissenschaft zunehmend den Selektionsmechanismen des Mediensystems anpasst.
Zusammenfassung der Kapitel
A. Einleitung
Die Einleitung stellt das Thema der Arbeit vor und erläutert die Relevanz der Thematik. Sie thematisiert die Wahrnehmung von Medien als verzerrend oder unglaubwürdig und die Auswirkungen der Medien auf die Gesellschaft. Besondere Aufmerksamkeit wird dem Verhältnis zwischen Politik, Wirtschaft und Wissenschaft zum Mediensystem gewidmet. Die Arbeit stellt die zentrale These auf, dass sich auch in der Wissenschaft zunehmend das Interesse für Neues durchsetzt, während Grundlagenforschung an Bedeutung verliert.
B. Theoretische Konzeption der Massenmedien bei Luhmann
1. Vorannahmen
Dieser Abschnitt behandelt die Vorannahmen des operativen Konstruktivismus, die als Grundlage für Luhmanns Theorie der Massenmedien dienen. Insbesondere wird der Grundbegriff des Beobachtens und die konstruierte Natur von Realität erläutert. Das Konzept des „Beobachters zweiter Ordnung“ wird vorgestellt, das die Möglichkeit eröffnet, die Medien aus einer distanzierten Perspektive zu analysieren.
2. Die Funktionsweise der Massenmedien
Dieser Abschnitt beschreibt die Funktionsweise des Mediensystems anhand der Unterscheidung von Selbst- und Fremdreferenz, sowie die Bedeutung von Codes und Programmen. Die Begriffe Information und Nichtinformation werden erläutert und die Aufteilung des Programmbereichs in Nachrichten, Berichte, Unterhaltung und Werbung wird vorgestellt.
3. Auswirkungen der Medien auf die Gesellschaft
Dieser Abschnitt untersucht die Auswirkungen der Medien auf die Gesellschaft anhand des Beispiels des Programmbereichs „Nachrichten“. Es wird die These aufgestellt, dass die Selektionsweise der Medien zur Realitätskonstruktion beiträgt und Identitäten prägt.
4. Strukturelle Kopplungen
Dieser Abschnitt befasst sich mit der Frage, wie das Mediensystem mit anderen gesellschaftlichen Systemen wie Politik, Wirtschaft und Wissenschaft gekoppelt ist. Luhmann argumentiert, dass die Kopplung mit dem politischen und wirtschaftlichen System eng ist, während die Kopplung mit dem Wissenschaftssystem eher gering ausfällt. Der Abschnitt diskutiert, ob die These einer wachsenden Kopplung zwischen Medien und Wissenschaft zutreffend ist.
Schlüsselwörter
Operativer Konstruktivismus, Massenmedien, Niklas Luhmann, Beobachter zweiter Ordnung, Information, Nichtinformation, Selektionskriterien, Realitätskonstruktion, Strukturelle Kopplungen, Wissenschaft, Medien, Gesellschaft.
- Quote paper
- Martin Rafailidis (Author), 2002, Die theoretische Konzeption der Massenmedien bei Niklas Luhmann und ihre Verwendung in Bezug auf strukturelle Kopplungen des Mediensystems mit dem Wissenschaftssystem, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/16192