Organismen werden seit dem 19. Jahrhundert entweder als geschlossene Systeme oder als offene Systeme betrachtet. Die unbefriedigenden Lösungen der Kausalmodelle für Lebewesen (als geschlossene Systeme) seit G.E. Stahl (1659-1734) konnten auch mit Immanuel Kant (1724-1804) und F.W.J. Schelling (1775-1854) nicht wesentlich verbessert werden. Mechanische kausale Systeme wurden effektiv in der Zellenlehre erforscht und für die Medizin eingesetzt (Z. B. Rudolf Virchow, 1821-1902). Die Selbsterhaltung des Organismus bleibt auch hier ihr eigentlicher Zweck. Die Energon-Theorie von Hans Hass (1919-2013) zeigt ebenso (nun werden Organismen als offene Systeme interpretiert), dass Zweckmäßigkeit, diesmal als evolutionärer kausaler Zwang, auch nach der Darwin’schen Revolution durchaus erhalten bleibt. Die Sichtweisen des Lebewesens als geschlossenem System oder als offenem System scheinen sich nicht gegenseitig auszuschließen, sondern zu ergänzen.
Organisms have been considered either as closed systems or as open systems since the 19th century. The unsatisfactory solutions of causal models for living beings since G.E. Stahl (1659-1734) could not be significantly improved even with Immanuel Kant (1724-1804) and F.W.J. Schelling (1775-1854). Mechanical causal systems were effectively researched in cell theory and applied in medicine (e.g. Rudolf Virchow, 1821-1902). The self-preservation of the organism remains its purpose here as well. The Energon Theory by Hans Hass (1919-2013) also shows that functionality (or: purposefulness) as an evolutionary causal pressure persists in causal modelling even after the Darwinian revolution. The perspectives of the living being as a closed system or as an open system do not seem to exclude each other but rather complement each other.
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- Aaron Fellbaum (Author), 2024, Organismusmodelle im 19. und 20. Jahrhundert. Die Gegenüberstellung der Modelle von Rudolf Virchow (1821-1902) und Hans Hass (1919-2013), Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1604821