Die vorliegende Arbeit analysiert die fundamentale Umgestaltung der Wohlfahrtspflege im nationalsozialistischen Deutschland (1933–1945) und deren Instrumentalisierung zur Durchsetzung von Rassenhygiene und Euthanasie. Im Zentrum steht die Frage, wie die Prinzipien der Sozialen Arbeit und der Fürsorge im NS-Regime pervertiert und zur Stärkung einer „arischen Volksgemeinschaft“ missbraucht wurden. Ausgehend von den pluralistischen und humanistischen Ansätzen der Weimarer Republik, die durch das Subsidiaritätsprinzip und die Zusammenarbeit staatlicher und freier Träger geprägt waren, beschreibt die Arbeit die radikale Gleichschaltung und Zentralisierung der Wohlfahrtspflege nach 1933.
Die Nationalsozialisten nutzten die ökonomische und gesellschaftliche Krise der frühen 1930er Jahre, um die Wohlfahrtspflege ideologisch umzubauen. Im Fokus standen die Förderung „erbgesunder“ Deutscher und die systematische Ausgrenzung sowie Vernichtung als „minderwertig“ definierter Menschen. Zentrale Instrumente waren das „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“, die Zwangssterilisationen, die T4-Euthanasieaktionen und die Nürnberger Gesetze. Institutionen wie der öffentliche Gesundheitsdienst (öGD) und die Nationalsozialistische Volkswohlfahrt (NSV) wurden zu Trägern dieser Politik, indem sie soziale Leistungen ausschließlich an „würdige“ Volksgenossen vergaben und andere Gruppen – insbesondere Juden, Menschen mit Behinderungen und als „asozial“ Stigmatisierte – systematisch ausschlossen und verfolgten.
Die Arbeit zeigt, wie die NS-Wohlfahrtspflege zu einem Instrument der Disziplinierung, Auslese und Vernichtung wurde und damit ihren ursprünglichen humanitären Charakter vollständig verlor. Sie leistet damit einen Beitrag zum Verständnis der Verflechtung von Sozialpolitik, Ideologie und Gewalt im Nationalsozialismus und mahnt zur kritischen Reflexion der Rolle sozialer Institutionen in autoritären Systemen
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Fragestellungen
- 2.1 Maximen und Ziele der Wohlfahrtspflege im NS-Regime
- 2.2 Öffentlicher Gesundheitsdienst (ÖGD)
- 2.3 Die Nationalsozialistische Volkswohlfahrt (NSV)
- 3. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht, wie das nationalsozialistische Regime die Prinzipien der Wohlfahrtspflege für seine ideologischen Zwecke missbrauchte. Sie beleuchtet die Verkehrung humanistischer Ideale in der Sozialen Arbeit während der NS-Herrschaft und deren Beitrag zur Durchsetzung von Rassenhygiene und Euthanasie. Die Analyse konzentriert sich auf die Umsetzung nationalsozialistischer Ideologie im Bereich der Wohlfahrtspflege und deren Auswirkungen auf die Bevölkerung.
- Missbrauch der Wohlfahrtspflege im NS-Regime
- Rassenhygiene und Euthanasie als Folge nationalsozialistischer Ideologie
- Veränderung der Maximen und Ziele der Sozialen Arbeit unter dem NS-Regime
- Der Einfluss des öffentlichen Gesundheitsdienstes (ÖGD)
- Die Rolle von Institutionen wie der NSV
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung stellt den historischen Kontext der nationalsozialistischen Herrschaft dar und hebt die Grausamkeit des Regimes hervor. Sie betont die Bedeutung der Untersuchung, wie die Prinzipien der Wohlfahrtspflege verdreht wurden, um Rassenhygiene und Euthanasie zu unterstützen, und verweist auf die Arbeit von Sünker (2017) als wichtigen Bezugspunkt für die Analyse des Themas.
2. Fragestellungen: Dieses Kapitel beschreibt den Gegensatz zwischen dem humanistischen Ansatz der Sozialen Arbeit in der Weimarer Republik, der Inklusion und dem Subsidiaritätsprinzip betonte, und der Situation nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten. Die Weltwirtschaftskrise wird als Katalysator für den Aufstieg der Nationalsozialisten dargestellt, die die daraus resultierende Not und Unzufriedenheit der Bevölkerung für ihren ideologischen Umbau der Wohlfahrtspflege nutzten. Das Kapitel führt in die zentralen Fragestellungen der Arbeit ein: welche Ziele das NS-Regime verfolgte und durch welche Institutionen diese erreicht werden sollten.
2.1 Maximen und Ziele der Wohlfahrtspflege im NS-Regime: Dieses Unterkapitel analysiert die nationalsozialistische Kritik am bestehenden Wohlfahrtswesen und dessen angebliches Versagen. Es beleuchtet den Einfluss des Sozialdarwinismus und der Rassenlehre auf die nationalsozialistische Ideologie und deren Umsetzung in der Umgestaltung der Wohlfahrtspflege zur "Volkspflege". Zitate aus "Mein Kampf" illustrieren Hitlers eugenische Sichtweise. Die Kapitel beschreibt die Umsetzung der Ideologie durch Maßnahmen wie das "Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses" und die darauf folgenden Zwangssterilisationen und Euthanasie-Aktionen, welche die grausamen Folgen der nationalsozialistischen Ideologie verdeutlichen.
2.2 Öffentlicher Gesundheitsdienst (ÖGD): Dieses Kapitel beschreibt die Etablierung des öffentlichen Gesundheitsdienstes (ÖGD) unter den Nationalsozialisten. Durch das "Gesetz zur Vereinheitlichung des Gesundheitswesens" wurde eine zentralisierte Struktur geschaffen, welche das pluralistische System der Weimarer Republik ablöste. Amtsärzte wurden der staatlichen Aufsicht unterstellt und auf die Ideologie der Erbgesundheitspflege verpflichtet, wobei sie Anträge auf Zwangssterilisationen und Tötungen prüften und genehmigten. Dieses Kapitel verdeutlicht die enge Verknüpfung des ÖGD mit der Umsetzung der nationalsozialistischen Rassenpolitik.
Schlüsselwörter
Nationalsozialismus, Wohlfahrtspflege, Rassenhygiene, Euthanasie, Sozialdarwinismus, Volkspflege, ÖGD (Öffentlicher Gesundheitsdienst), NSV (Nationalsozialistische Volkswohlfahrt), Zwangssterilisation, Eugenik, "Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses".
Häufig gestellte Fragen
Was ist der Fokus dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht, wie das nationalsozialistische Regime die Prinzipien der Wohlfahrtspflege für seine ideologischen Zwecke missbrauchte. Sie beleuchtet die Verkehrung humanistischer Ideale in der Sozialen Arbeit während der NS-Herrschaft und deren Beitrag zur Durchsetzung von Rassenhygiene und Euthanasie. Die Analyse konzentriert sich auf die Umsetzung nationalsozialistischer Ideologie im Bereich der Wohlfahrtspflege und deren Auswirkungen auf die Bevölkerung.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Themenschwerpunkte sind: Missbrauch der Wohlfahrtspflege im NS-Regime, Rassenhygiene und Euthanasie als Folge nationalsozialistischer Ideologie, Veränderung der Maximen und Ziele der Sozialen Arbeit unter dem NS-Regime, der Einfluss des öffentlichen Gesundheitsdienstes (ÖGD) und die Rolle von Institutionen wie der NSV.
Was wird im Kapitel "Einleitung" behandelt?
Die Einleitung stellt den historischen Kontext der nationalsozialistischen Herrschaft dar und hebt die Grausamkeit des Regimes hervor. Sie betont die Bedeutung der Untersuchung, wie die Prinzipien der Wohlfahrtspflege verdreht wurden, um Rassenhygiene und Euthanasie zu unterstützen.
Was wird im Kapitel "Fragestellungen" untersucht?
Dieses Kapitel beschreibt den Gegensatz zwischen dem humanistischen Ansatz der Sozialen Arbeit in der Weimarer Republik und der Situation nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten. Es wird untersucht, wie die Weltwirtschaftskrise von den Nationalsozialisten genutzt wurde, und welche Ziele das NS-Regime verfolgte und durch welche Institutionen diese erreicht werden sollten.
Was wird im Unterkapitel "Maximen und Ziele der Wohlfahrtspflege im NS-Regime" analysiert?
Dieses Unterkapitel analysiert die nationalsozialistische Kritik am bestehenden Wohlfahrtswesen. Es beleuchtet den Einfluss des Sozialdarwinismus und der Rassenlehre auf die nationalsozialistische Ideologie und deren Umsetzung in der Umgestaltung der Wohlfahrtspflege zur "Volkspflege". Es werden Maßnahmen wie das "Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses" und die Zwangssterilisationen und Euthanasie-Aktionen beschrieben.
Welche Rolle spielte der Öffentliche Gesundheitsdienst (ÖGD) im NS-Regime?
Das Kapitel beschreibt die Etablierung des ÖGD unter den Nationalsozialisten und seine Zentralisierung. Amtsärzte wurden der staatlichen Aufsicht unterstellt und auf die Ideologie der Erbgesundheitspflege verpflichtet, wobei sie Anträge auf Zwangssterilisationen und Tötungen prüften und genehmigten. Der ÖGD war eng mit der Umsetzung der nationalsozialistischen Rassenpolitik verknüpft.
Welche Schlüsselwörter sind relevant für diese Arbeit?
Nationalsozialismus, Wohlfahrtspflege, Rassenhygiene, Euthanasie, Sozialdarwinismus, Volkspflege, ÖGD (Öffentlicher Gesundheitsdienst), NSV (Nationalsozialistische Volkswohlfahrt), Zwangssterilisation, Eugenik, "Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses".
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- Klaudija Kos-Schwarzwaelder (Author), 2021, Soziale Arbeit unterm Hakenkreuz, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1602673