Mit Hinblick auf den kommerziellen Erfolg sowie die allgemeine Resonanz der Medien gehört der Film "Le fabuleux destin d´Amélie Poulain" des Pariser Regisseurs Jean-Pierre Jeunet zu den erfolgreichsten Filmen des Jahres 2002. Neben zahlreicher, positiver Kritiken, die die Geschichte der Paris Kellnerin Amélie Poulain hervorrief, gab es jedoch auch negative Stimmen, die sich ins Spektrum der Rezeptionen mischten. Einer der Hauptvorwürfe, die sich gegen den Regisseur Jeunet richteten, war im Film ein Bild eines Paris
"touristique et stéréotype de carte postale, trés éloigné de la réalité sociale et culturelle de la capitale française (Gural-Migdal 2007: 131)"
entworfen zu haben [...] Ausgehend von der Frage, inwieweit Le fabuleux destin d´Amélie Poulain sozial-kritisches Potential aufweist und als Film bezeichnet werden kann, dem authentische Bezüge zum Pariser Gesellschaftsbild innewohnen, und welche Bedeutung der Darstellungsweise der Stadt Paris im Film zukommt, eröffnet sich die Notwendigkeit den Fokus der Überlegungen auf die zentrale Figur des Film selbst zu lenken, Amélie Poulain. [...] Die innerpsychische Dimension der Protagonistin bildet damit das Gravitationszentrum der Filmhandlung, in dem realistische Momente und subjektive Welteindrücke ineinander zerfließen. Die erlebte Außenwelt wird zum Referenzfeld innerlicher Befindlichkeit und formt sich entsprechend nach emotionalen Strukturen, wodurch das Szenenbild des zeitgenössischen Paris in hohem Maße verdichtet und verfremdet wird, so dass es schwer als authentische Gesellschaftsabbildung wahrgenommen werden kann (Vgl. auch Rings 2005: 199).
In diesem Zusammenhang soll in vorliegender Arbeit im ersten Schritt eine Untersuchung der psychischen Konstitution von Amélies Charakter unternommen werden, um anschließend eine Analyse des im Film herrschenden ästhetischen Prinzips vornehmen zu können. Hierbei soll aufgezeigt werden, wie psychisch-emotionale Elemente die objektive Außenwelt überblenden, wodurch eine Mischung aus Realismus und Phantastischem produziert wird, innerhalb derer die erlebte Wirklichkeit zur Spiegelfläche eines Seelenportraits wird. Im letzten Schritt soll aufgezeigt werden, welche sozial-kritisches Aussagepotential innerhalb dieses Konzepts positioniert ist
Inhaltsverzeichnis
- Vorbemerkung
- „Die fabelhafte Welt der Amélie“
- Amélies Kindheit
- Subjektive und äußerliche Wirklichkeit – Ein Spiegel sozialer Isolation
- Gesellschaftskritische Momente
- Quellenverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert den Film „Le fabuleux destin d'Amélie Poulain“ von Jean-Pierre Jeunet und untersucht, inwieweit er sozial-kritisches Potenzial aufweist. Im Mittelpunkt steht die Frage nach der Bedeutung der Darstellungsweise der Stadt Paris und dem Einfluss der Hauptfigur Amélie Poulain auf die Konstruktion der filmischen Realität.
- Die psychische Konstitution von Amélies Charakter
- Das ästhetische Prinzip des Films: Die Verschmelzung von subjektiver und objektiver Wirklichkeit
- Das sozial-kritische Aussagepotential des Films
- Die Rolle der Farben Rot und Grün als Symbole für innere und äußere Welt
- Die Isolation der Protagonistin als Spiegelbild sozialer Strukturen
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel behandelt die Kindheit von Amélie Poulain und beleuchtet die prägenden Einflüsse ihres familiären Umfelds auf ihre Entwicklung. Es wird gezeigt, wie Amélies soziale und emotionale Isolation durch die Zurückgezogenheit ihrer Eltern und traumatische Erlebnisse wie den Tod ihrer Mutter verstärkt wird. Die Darstellung von Amélies emotionaler Verfassung im Kontext ihrer Kindheit zeigt den Einfluss subjektiver Welteindrücke auf die Konstruktion ihrer Realität.
Das zweite Kapitel fokussiert auf die ästhetischen Mittel des Films und die Bedeutung der Farben Rot und Grün als Symbole für die Trennung von subjektiver und objektiver Wirklichkeit. Es wird untersucht, wie Amélies innere Welt durch die Farbe Rot visualisiert wird und wie ihre Isolation im sozialen Umfeld durch den Kontrast zu der grünen, „äußeren“ Welt verdeutlicht wird.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Themen Subjektivität und Objektivität, sozial-kritische Interpretation, ästhetische Mittel, Farbsymbolismus, Isolation, Kindheit, Trauma, Gesellschaftsbild, Filmrealität, Paris.
- Quote paper
- Theodora Billich (Author), 2010, Ein Stadtbild als Seelenspiegel, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/159206