Diese Arbeit untersucht die gesellschaftliche Wahrnehmung der Fotografie im ausgehenden 19. Jahrhundert am Beispiel der Lokalzeitung Teltower Kreisblatt im Zeitraum von 1850 bis 1900. Im Mittelpunkt steht die Frage, welche Aspekte der Fotografie in der breiten Bevölkerung tatsächlich eine Rolle spielten. Die Analyse basiert auf einer systematischen Auswertung von Zeitungsartikeln und Werbeanzeigen und ordnet diese in drei thematische Schwerpunkte ein: Fotografie als Konsumgut in der Werbung, als sozialer und dekorativer Bestandteil des bürgerlichen Alltags sowie als kriminalistisches Hilfsmittel in der Verbrechensbekämpfung.
Die Arbeit zeigt, dass Fotografie bereits in dieser frühen Phase ihrer technischen Entwicklung eine gesellschaftliche Relevanz erlangte – nicht im kunsttheoretischen Diskurs, sondern durch konkrete, lebensnahe Anwendungen. Die Darstellung der Fotografie im Teltower Kreisblatt spiegelt dabei gesamtgesellschaftliche Trends wider: die Demokratisierung des Mediums durch Preisverfall, der Repräsentationswunsch im bürgerlichen Milieu sowie die Faszination für ihre Einsatzmöglichkeiten in der Identitätsfeststellung und Beweissicherung. Ergänzt wird die Untersuchung durch die Einbindung theoretischer Werke von Gisèle Freund, Heinz Haberkorn, Katharina Mösslacher u. a.
Da bislang keine tiefgreifende Forschung zur Rolle der Fotografie in regionalen Presseerzeugnissen vorliegt, leistet diese Arbeit einen eigenständigen Beitrag zur historischen Medienforschung und zur Kulturgeschichte der Fotografie.
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- Anonym (Author), 2023, Fotografie im Alltag des 19. Jahrhunderts, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1590346