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Arthur Schopenhauer und Friedrich Nietzsche. Die Bewertung aggressiv-destruktiver Affekte und der Stellenwert des Leidens

Menschenbild und Weltverständnis

Titel: Arthur Schopenhauer und Friedrich Nietzsche. Die Bewertung aggressiv-destruktiver Affekte und der Stellenwert des Leidens

Hausarbeit , 2022 , 22 Seiten , Note: 1,3

Autor:in: Gabriele Bensberg (Autor:in)

Philosophie - Sonstiges

Leseprobe & Details   Blick ins Buch
Zusammenfassung Leseprobe Details

Die vorliegende Arbeit bietet eine vergleichende Analyse der Philosophen Arthur Schopenhauer und Friedrich Nietzsche hinsichtlich ihrer Bewertung aggressiv-destruktiver Affekte sowie des Stellenwerts des Leidens. Im Zentrum stehen ihr Menschenbild, ihr Verständnis vom Willen und ihre Deutung existenzieller Erfahrungen. Abschließend wird diskutiert, ob beide Denker im Sinne einer philosophischen Anthropologie eingeordnet werden können.

Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 “Schopenhauer als Erzieher“

3 Die Welt als Wille und die Umwertung der Werte

4 Die Bewertung aggressiv-destruktiver Affekte
4.1 Zorn, Neid und Hass bei Arthur Schopenhauer
4.2 Zorn, Neid und Hass bei Friedrich Nietzsche

5 Der Stellenwert des Leidens
5.1 Leiden bei Arthur Schopenhauer
5.2 Leiden bei Friedrich Nietzsche

6 Fazit

7 Menschenbild und Weltverständnis
7.1 Schopenhauers Menschenbild und Weltverständnis
7.2 Nietzsches Menschenbild und Weltverständnis

8 Anthropologische Denker?
8.1 Arthur Schopenhauer
8.2 Friedrich Nietzsche

9 Schluss

Literaturverzeichnis

1 Einleitung

Arthur Schopenhauer (1788 - 1860) und Friedrich Nietzsche (1844 - 1900) zeichnet aus, dass sie bis in die Gegenwart hinein die Gemüter erhitzen und ihre Wirkung in vielfacher Hinsicht exorbitant war.

Arthur Schopenhauers Werk wurde zunächst kaum beachtet. Als er 1820 eine Dozentur an der Universität Berlin annahm und seine Vorlesung – an Selbstbewusstsein hat es ihm nie gemangelt – zur selben Zeit anbot wie der damals schon berühmte, von ihm jedoch verachtete Georg Wilhelm Friedrich Hegel, hatte das zur Folge, dass nur wenige bzw. gar keine Studenten an der Veranstaltung teilnahmen. Erst in seinen späten Lebensjahren bzw. nach dem Umzug nach Frankfurt1 und den Veränderungen des Zeitgeistes u.a. in Zusammenhang mit der Achtundvierziger-Revolution stießen sein Werk und seine Person zunehmend auf Interesse, wobei er erheblichen Einfluss auf diverse geisteswissenschaftliche Disziplinen, bedeutende Literaten und gesellschaftliche „Moden“2 nahm.

Noch bei berühmten Romanciers der Gegenwart ist sein Einfluss nachweisbar, so bei Michel Houellebecq, der ihm mit seinem Essayband «In Schopenhauers Gegenwart»3 ein aktuelles Denkmal gesetzt hat.

In der Psychologie befasste sich u.a. Carl Gustav Jung während seiner Studienzeit intensiv mit den Lehren Schopenhauers; er stimmte ihm in vielerlei Hinsicht zu, allerdings lehnte er die Konsequenzen der schopenhauerschen Analysen ab. In jüngerer Zeit hat der bekannte Psychologe Irvin D. Yalom mit seinem Roman „Die Schopenhauer-Kur“4 den Frankfurter Philosophen einem breiten Publikum bekannt gemacht.

Die nachhaltigsten Spuren hinterließ Arthur Schopenhauer naturgemäß in der philosophischen Wissenschaftsdisziplin. Ludwig Wittgenstein und Max Horckheimer wurden von seinem Werk nachhaltig geprägt, Wittgenstein hinsichtlich seiner Untersuchungen zur Problematik des Willens, Horkheimer in Bezug auf die Übernahme einer pessimistischen Lebenssicht, wie sie von Arthur Schopenhauer vertreten wird.

Friedrich Nietzsche fand, bevor sich seine mentale Störung Bahn brach,5 ebenfalls kaum Beachtung. Die intensive Beschäftigung mit seinen Werken, wobei insbesondere die Begriffe „Übermensch“ und „Wille zur Macht“ kontrovers diskutiert, vielfach missverstanden und für eigene Theorien fruchtbar gemacht wurden, hat er nicht mehr erlebt.

Viele Vertreter des Nationalsozialismus waren Anhänger der Ideen von Friedrich Nietzsche, aber er hat auch Schriftsteller von Weltgeltung wie etwa Hermann Hesse tief beeindruckt; so fand die Idee des Übermenschen Eingang in den Roman «Demian».6 Innerhalb der Philosophie hat er u.a. Martin Heidegger bewegt, der ihn als einen der großen philosophischen Zweifler würdigte.

In den beiden Jahrzehnten vor dem Ersten Weltkrieg wuchs das Interesse an Nietzsches Schriften, insbesondere am «Zarathustra», kontinuierlich. Während des Ersten Weltkriegs verfünffachte sich der Verkauf des Werks, und eine Vielzahl junger idealistischer Soldaten zog mit diesem Buch als Feldlektüre in den Kampf.

Durch die Verquickung seiner Schriften mit dem Nationalsozialismus erlahmte die Beschäftigung mit Nietzsches Werken nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs zunächst. Seit den Siebzigern stieg das Interesse aber wieder deutlich an, und 2019 wurde das erste deutschsprachige „Nietzsche Forschungszentrum“ (NFZ) an der Universität Freiburg eröffnet.

2 „Schopenhauer als Erzieher“

Friedrich Nietzsche hat sich sehr früh intensiv mit dem Werk Arthur Schopenhauers auseinandergesetzt und war zunächst fasziniert von dessen Thesen und Gedankengängen.7 In seinen Jugendjahren, in denen er bereits mit psychischen Krisen und melancholischen Stimmungen zu kämpfen hatte, stieß Nietzsche eines Tages in einem Antiquariat auf Schopenhauers Werk «Die Welt als Wille und Vorstellung»,8 dessen Inhalt ihn nicht mehr losließ. Hier sah er sich gespiegelt und fühlte sich, wie er selbst bemerkte, verstanden. Eike Brock bemerkt hierzu:9

„ In Schopenhauer war der vermisste Rückhalt gefunden, jemand, der ihn und sein Leiden verstand und der viele Gedanken, die in Nietzsche wohl keimten, jedoch noch nicht reif geworden waren, bereits durchdacht und meisterhaft formuliert hatte. Somit hatte das Schicksal dem verzweifelten Nietzsche einen geistigen Erzieher beschert.“

Arthur Schopenhauer war für den jungen Nietzsche also zunächst eine Art philosophischer „Lehrer“. Später stellte er dann der „Erlösungslehre“ Schopenhauers, die in einer passiven Abkehr von der Welt besteht, seine Idee von der vitalen Aneignung der Welt als „Wille zur Macht“ entgegen. Allerdings blieb er – gewissermaßen ex negativo – auf Schopenhauer in gewisser Weise fixiert, indem er dessen Ideen in seinen eigenen Werken beständig einer massiven Kritik unterzog. So finden sich etwa in der Publikation «Jenseits von Gut und Böse»10 zahlreiche kritische Anmerkungen, ja regelrechte „Ausfälle“11 gegenüber Arthur Schopenhauer, auch wenn er ihn in den betreffenden Passagen nicht immer beim Namen nennt.12

3 Die Welt als Wille und die Umwertung der Werte

Während Schopenhauers Hypothese von der Welt als subjektiver Vorstellung auf der Erkenntnis Immanuel Kants basiert, dass die objektive Welt aufgrund der Begrenztheit der menschlichen Erkenntnisorgane für keinen Sterblichen erfassbar ist, besteht sein originärer Beitrag zur Philosophie in der Erklärung der Welt als „Wille“. Unter dem Willen ist hier nicht das individuelle Wollen zu verstehen, sondern eine Art supraindividueller Lebenskraft, ein den gesamten Erdball beherrschendes Ursache- und Wirkprinzip, das zum Leben treibt und ständig nach neuen Befriedigungen sucht, ohne je echte Befriedigung finden zu können.

Friedrich Nietzsche wollte mit der „Umwertung der Werte“13 eine neue Ethik begründen. Sie richtet sich vor allem gegen die christlich geprägte abendländische Kultur, der er Nihilismus, das heißt eine Geringschätzung des irdischen Seins und der Leiblichkeit des Menschen, vorwirft. In diesem Zusammenhang wandte er sich primär gegen das zentrale Gebot der Nächstenliebe, das Unterstützung und Rettung von Armen, Schwachen und Kranken fordert. An die Stelle der christlichen „ Sklavenmoral “ sollte, so Nietzsche, die „ Herrenmoral “ des antiken Roms, das heißt die Herrschaft überlegener „Aristokraten“ treten, und anstatt Nächstenliebe postulierte er „Fernstenliebe“, die Liebe zu dem ersehnten „Übermenschen“, der die Fesseln des christlichen Ballastes abstreift und eine neue Wertewelt begründet:14

„ Rate ich euch zur Nächstenliebe? Lieber noch rate ich euch zur Nächsten-Flucht und zur Fernsten-Liebe! Höher als die Liebe zum Nächsten steht die Liebe zum Fernsten und Künftigen; höher noch als die Liebe zu Menschen gilt mir die Liebe zu Sachen und Gespenstern.“

4 Die Bewertung aggressiv-destruktiver Affekte

Beide Philosophen eint, dass sie eine Abkehr vom Christentum und seiner teleologischen Geschichtsdeutung vornehmen und sich damit auch von einem idealistisch geprägten Menschenbild abwenden. Eine Konsequenz dieses Bruches besteht darin, dass Affekte, welche die christliche Ethik verurteilt, da sie sich in feindseliger Absicht gegen ein Gegenüber wenden bzw. wenden können, in einem teilweise völlig anderen Licht erscheinen.

Dabei unterscheidet Schopenhauer und Nietzsche jedoch, dass ersterer Affekten (mit Ausnahme des Mitleides) ablehnend gegenüber steht,15 während Affekte bei Nietzsche zur Steigerung des Menschen beitragen können. Im Unterschied zu Schopenhauer betont Friedrich Nietzsche außerdem die Unmöglichkeit für den Menschen, vollständig ohne Affekte zu leben: „ Der Wille, einen Affekt zu überwinden, ist zuletzt doch nur der Wille eines anderen oder mehrerer anderer Affekte.“16

4.1 Zorn, Neid und Hass bei Arthur Schopenhauer

Arthur Schopenhauer beurteilt Affekte als passagere Aufwallungen des Willens, ausgelöst durch bestimmte Motive17 und vertritt die Auffassung, dass man ein möglichst affektfreies Leben anstreben soll:18

„ Der geistreiche Mensch wird vor Allem nach Schmerzlosigkeit, Ungehudeltseyn, Ruhe und Muße streben, folglich ein stilles, bescheidenes, aber möglichst unangefochtenes Leben suchen [...].“

Schopenhauers Ausführungen zu einer Form der Raserei, bei der sich keine bestehende Geisteskrankheit nachweisen lässt, ist zu entnehmen, dass er heftige Affekte wie etwa Zorn darauf zurückführt, dass die Kontrolle des Intellekts völlig bricht und der archaische Wille zum Leben mit all seinen Facetten den Zornigen völlig beherrscht:19

„ Der so losgelassene Wille gleicht dann dem Strome, der den Damm durchbrochen, dem Rosse, das den Reiter abgeworfen hat, der Uhr, aus welcher die hemmenden Schrauben herausgenommen sind.“

Es gibt darüber hinaus, so Arthur Schopenhauer, eine enge Verbindung zwischen dem Leib und den Affekten, gleichgültig ob sie positiver oder negativer Natur sind, indem „ jeder Affekt, ganz unmittelbar den Leib und dessen inneres Getriebe erschüttert. “20

Ein besonderes Augenmerk richtet Schopenhauer auf den Neid, der sich vielfach zu Hass steigert. Er wertet den Neid als eine Eigenschaft, die dem Menschen von Natur aus eingeboren ist, die aber dennoch eine Art Laster darstellt, das dem Einzelnen zu beständigem Leiden gereicht: Der Neid der Menschen zeigt an, wie unglücklich sie sich fühlen, und ihre beständige Aufmerksamkeit auf fremdes Tun und Lassen, wie sehr sie sich langweilen.21 Den aus dem Neid erwachsenden Hass beurteilt er als die unversöhnlichste und damit gefährlichste Form des Hasses.22

Die Wurzeln für Hass, Boshaftigkeit und Neid verortet Schopenhauer in dem menschlichen Egoismus und einem Individuationsprinzip, das zwischen sich selbst und dem Anderen strikt trennt. Wird diese Trennung aufgehoben infolge der Erkenntnis, dass wir alle teilhaben an der Conditio humana, die durch den Willen und das aus ihm resultierende Leiden geprägt ist, schwächen sich, so Schopenhauer, diese Affekte ab und können schließlich ganz erlöschen.23

4.2 Zorn, Neid und Hass bei Friedrich Nietzsche

In deutlicher Abhebung zu Schopenhauer verdammt Nietzsche u.a. innerhalb der gesellschaftskritischen Passagen seines Werks «Also sprach Zarathustra» das Fehlen großer Affekte, das eine Schrumpfung des Menschen bedeute. Der Mensch habe nur noch sein „ Lüstchen für den Tag“ und sein „ Lüstchen für die Nacht “, und am Ende bleibe „ der letzte Mensch, der Alles klein macht. “24

Die Stellungnahmen Nietzsches zu Zorn, Neid und Hass sind nicht eindeutig. Einerseits bewertet er Zorn als kritikwürdigen Affekt, weil der Zornige die Meisterschaft über sich selbst vermissen lasse und daher schwach erscheine, weit entfernt vom Ideal des Übermenschen.25 Auch Neid und Eifersucht – Schamteile der menschlichen Seele 26 –sind für Nietzsche doppeldeutige Affekte, die einerseits den Wunsch erzeugen, herausragende Individuen in die Mediokrität hinabzuziehen, andererseits aber auch das Bestreben initiieren, selbst nach einem höheren Rang zu streben. Nietzsche greift hier auf Hesiod zurück, der zwischen der bösen und der guten Eris – der griechischen Göttin der Zwietracht und des Neides – unterscheidet. Die böse Eris sorgt für Krieg und Zerstörung, die gute jedoch für einen fruchtbaren Wettbewerb und vitalisierenden Kampfgeist.27 Der Hass wiederum verblende, so Nietzsche, wie die Liebe den Menschen durch die Gewalt der ihn tragenden Leidenschaft.28

Die genannten, dem christlichen Tugendsystem widersprechenden Affekte können als Resultat einer Umwertung der Werte zur Intensivierung des Lebens beitragen und eine machtvolle Selbstentfaltung einleiten. Unter dieser Bedingung erscheinen Zorn, Neid und Hass als „ lebensbedingende Affekte, als Etwas, das im Gesamt-Haushalte des Lebens grundsätzlich und grundwesentlich vorhanden sein muß, falls das Leben noch gesteigert werden soll, - […].“29

Friedrich Nietzsche ordnet den Willen interessanterweise den Affekten zu, womit er sich Schopenhauer annähert, für den der Wille als oberstes Lebensprinzip einen dumpfen Drang, ein intensives Streben darstellt und damit durchaus ein affektives Element enthält, wenngleich er die Bezeichnung Affekt in diesem Zusammenhang nicht gebraucht. Friedrich Nietzsche betont demgegenüber die in dem Willen enthaltene emotionale Komponente, die er für die dominierende hält: „ Drittens ist der Wille nicht nur ein Komplex von Fühlen und Denken, sondern vor allem ein Affekt (kursiv i.O.) : und zwar jener Affekt des Kommandos.“30 Friedrich Nietzsche betrachtet den Willen sogar als eine, allen anderen Affekten übergeordnete Macht, eine Art Steuerzentrale für menschliche Bedürfnisse und Antriebe,31 die alle anderen Affekte subsumiert.

5 Der Stellenwert des Leidens

Leiden nimmt innerhalb der Werke von Arthur Schopenhauer und Friedrich Nietzsche einen hohen Stellenwert ein, bei Schopenhauer bildet das Leiden gewissermaßen den Eckstein seiner Gedankenwelt.

Die Quellen des Leidens aber werden höchst unterschiedlich definiert; auch die Bedeutung des Leidens und die zu empfehlende Haltung gegenüber Unglück und Leid weichen beträchtlich voneinander ab.

5.1 Leiden bei Arthur Schopenhauer

Eine der zentralen Ideen im Werk von Arthur Schopenhauer kreist um die These, dass „ wesentlich alles Leben Leiden ist. “32 Das gilt für alle lebendigen Wesen, insbesondere aber für den zur Erkenntnis befähigten Menschen. Dass das Leben Leiden ist, hat seinen Hauptgrund darin, dass sich das Lebensprinzip Wille gegen sich selbst wendet und einen Kampf aller gegen alle hervorbringt:33

„ Je heftiger der Wille, desto greller die Erscheinung seines Widerstreits: desto größer also das Leiden. Eine Welt, welche die Erscheinung eines ungleich heftigern Willens zum Leben wäre, als die gegenwärtige, würde um soviel größere Leiden aufweisen: sie wäre also eine Hölle.“

Dieser Kampf und das hieraus resultierende fortgesetzte Leiden speist sich aus dem Egoismus, der jedem Sein eingeboren ist:34

„ Diese Gesinnung ist der Egoismus, der jedem Dinge in der Natur wesentlich ist. Eben er aber ist es, wodurch der innere Widerstreit des Willens mit sich selbst zu fürchterlichen Offenbarung gelangt.“

Im Vergleich zur Permanenz des Leidens ist das Glück nach Auffassung Schopenhauers nur von sekundärer Bedeutung, wobei er zwischen positivem und negativem Glück unterscheidet. Das sogenannte positive Glück, u.a. das Streben nach materiellen und immateriellen Gütern, stellt eine Chimäre dar und beruht auf umfänglichen Täuschungen, denen sich die meisten Menschen beständig hingeben.

Hinter dem Streben nach positivem Glück, zum Beispiel nach Wohlstand oder persönlichem Erfolg, steht, so Schopenhauer, ein gefühlter Mangel, der meist auf sozialen Vergleichsprozessen beruht. Wird dieser als defizitär empfundene Zustand behoben, so tritt kurzzeitig ein Glückserleben ein, dem entweder ein erneutes Streben nach noch intensiveren Befriedigungen, etwa nach der Mehrung des erreichten Wohlstandes, oder aber eine Enttäuschung folgt, weil das Glücksversprechen nicht gehalten hat, was es zu versprechen schien. In diesem Fall sieht sich der Mensch nach anderen Glücksquellen um, oder er verfällt in einen Zustand der Langeweile, der eine weitere Leidensvariante darstellt.

Himmelstürmende Freuden, berauschende Erfolge und Befriedigungen aller Art sind nach Arthur Schopenhauer keine realen Glücksquellen. Denn jedes Glück befriedige nicht, sondern animiere zur Jagd nach immer neuen Genüssen.

Realisierbar ist dem Frankfurter Philosophen zufolge nur der Wunsch nach einer Verminderung des Leidens, das Streben nach einer Art negativem Glückszustand: „ Kommt zu einem schmerzlosen Zustand noch die Abwesenheit von Langeweile, so ist das irdische Glück im Wesentlichen erreicht: denn das Uebrige ist Chimäre.“35

Das Remedium für eine Beendigung des Leidens besteht für Schopenhauer in einem Rückzug aus der Welt bzw. in völliger Entsagung mit dem Ziel, den Willen in sich abzutöten, so dass auch die zerstörerischen Affekte Zorn, Hass und Rachsucht abklingen bzw. sich gänzlich auflösen.

5.2 Leiden bei Friedrich Nietzsche

Die Wertung des Leidens ist in den Schriften Nietzsches eine janusgesichtige. Friedrich Nietzsche hat sich nachdrücklich gegen Askese, Selbstkasteiung und christliches Märtyrertum ausgesprochen – Haltungen, die das dionysische, erdnahe Lebensprinzip verleugnen.36

Den Erfolg des christlichen Glaubens führt er darauf zurück, dass der Mensch als das „ noch nicht festgestellte Tier “37 an seinem Dasein leidet. Leiden aber führt zum Absturz in den Nihilismus, wenn es sinnlos erscheint. Asketische christliche Ideale, die den Glauben verbreiten, für Entsagungen auf Erden im Jenseits belohnt zu werden, füllen diese nihilistische Lücke und geben dem Leiden Sinn.38 Das Christentum beschert dem Menschen andererseits jedoch neues Leid, indem es alle natürlichen menschlichen Regungen und Triebe mit Schuld verknüpft und als sündhaft verdammt hat.

Friedrich Nietzsche sah eine große Gefahr darin, dass sich die Aristokraten unter den Menschen39 dem lebensfeindlichen christlichen Schuldprinzip am Ende unterwerfen und aufgrund von Gewissensnöten ihr Anrecht auf Beendigung des Leidens, auf Befreiung und Glück, anzweifeln. In diesem Zusammenhang rekurriert Nietzsche auf das „Pathos der Distanz“:40

„ Das Pathos der Distanz kennzeichnet nun diejenige Position, viel mehr noch die Grundstimmung, aus der heraus sich die Herren das Recht, Werte zu schaffen, überhaupt erst nehmen. Dafür bedarf es unterdessen einer gehörigen Menge an Stolz, Ernst und Erhebung – mit einem Wort: des Pathos.“

Der Weg aus dem Leiden führt bei Nietzsche folglich zu einem weiteren Leitprinzip, nämlich dem Willen zur Macht als Bejahung des Lebens, der Entfaltung der eigenen Potentiale, des Kräftemessens und auch der Akzeptanz des Todes als natürlichem Begleiter alles Lebendigen.

In diesem Zusammenhang wendet er sich vehement gegen den leidenden Gott am Kreuz und die damit verbundenen Glaubensinhalte, etwa Paulus 2 Kor 12,10:41

„ Deswegen bejahe ich meine Ohnmacht, alle Misshandlungen und Nöte, Verfolgungen und Ängste, die ich für Christus ertrage; denn wenn ich schwach bin, dann bin ich stark. “

Summa summarum erblickt Nietzsche in der christlichen Ethik einen extremen Ausdruck von Dekadenz. Demgegenüber proklamiert er ein heroisches Ethos, das in Stärke und Machtanspruch wurzelt und von dem Menschen fordert, sein Leben aktiv zu gestalten.

In diesem Zusammenhang unterscheidet Friedrich Nietzsche explizit zwischen tragischem und christlichem Leiden. Der christliche Mensch hofft auf Erlösung von seinem Leiden, der tragische Mensch hingegen bejaht das Leiden, da er vital und dem Leben verbunden ist. Leiden, das auf einen tragischen Menschen trifft, wirkt motivierend und spornt zu Höchstleistungen an. Im Unterschied zu Schopenhauer misst Nietzsche dem Leiden daher eine positive, da erhöhende Wirkung bei:42

„ Die Zucht des Leidens, des großen (Orig. kursiv) Leidens – wißt ihr nicht, daß nur diese (Orig. kursiv) Zucht alle Erhöhungen des Menschen bisher geschaffen hat ?“

6 Fazit

Gemeinsam ist Friedrich Nietzsche und Arthur Schopenhauer die Abwendung von einer christlichen Glaubensbasis; beide erwarten von dem Gott der Christenheit weder eine persönliche Orientierung noch die Beantwortung der Sinnfrage des Lebens.

Diametral unterschiedlich aber ist ihre Deskription des Willens – bei beiden Philosophen ein zentrales Grundprinzip. Schopenhauer wertet den Willen als das Leiden schaffende Urprinzip des Lebens, das in alle Elemente des Seins, vor allem aber in die menschliche Existenz seine „Klauen schlägt“, so dass der Wille im Sinn einer buddhistischen Lebensphilosophie überwunden werden soll.

Nietzsche hingegen betrachtet den Willen ebenfalls als zentrales Wirkprinzip, mit dem es sich jedoch zu verbünden gilt. So gehört der Wille zur Macht zu den positiv konnotierten Leitlinien seiner Philosophie und er kritisiert Schopenhauer u.a. dahingehend, dass der Vorsatz, Affekte zu besänftigen und auszulöschen, doch letztlich nur der Ausfluss eines anderen Affektes sei.43

Die Bewertung der Affekte ist demgemäß ebenfalls sehr unterschiedlich. Schopenhauer beurteilt sie als destruktiv, da sie aus dem übermächtigen Willen resultieren, der immer nur Leiden schafft. In Nietzsches Ausführungen hingegen erscheinen starke Affekte, und zwar gerade die christlicherseits verpönten Affekte, in einem weitaus positiveren Licht.

Indem man Emotionen zeigt, die das Christentum ablehnt, entfaltet man in sich, so Nietzsche den „Willen zur Macht“ und nähert sich dem „Übermenschen“44 an, der es vermag, die Last der zweitausendjährigen christlichen Kultur abzuwerfen.

Die Bedeutung des Leidens wird von Arthur Schopenhauer und Friedrich Nietzsche ebenfalls diskrepant beurteilt. Schopenhauer will das Leiden eliminieren, da es aus dem Willen resultiert, der niemals befriedigt werden kann. Nietzsche hingegen betont, dass Leiden positive Kräfte freisetzen kann, die den Willen zur Selbstentfaltung und Innovation hervorbringen. Diese Entfaltung von Kräften wird gesehen als:45

„[…] die Aufeinanderfolge von mehr oder minder tiefgehenden, mehr oder minder von einander unabhängigen, an ihm sich abspielenden Überwältigungsprozessen, hinzugerechnet die dagegen jedes Mal aufgewendeten Widerstände, die versuchten Form-Verwandlungen zum Zweck der Vertheidigung und Reaktion, auch die Resultate gelungener Gegenaktionen.“

7 Menschenbild und Weltverständnis

Arthur Schopenhauer und Friedrich Nietzsche wenden sich nicht nur von dem christlichen Weltbild ab, sondern auch von dem philosophischen Idealismus, für den die Leiblichkeit von völlig untergeordneter Bedeutung war.46

Beiden gemeinsam ist die Offenheit gegenüber Darwins Evolutionstheorie und den hieraus folgenden naturwissenschaftlichen Deutungen des Menschen. Nietzsche und Schopenhauer nehmen damit eine neuerliche Erdung des Menschen vor, u.a. indem sie Verbindungen zum Tierreich herstellen und auf diese Weise die herausragende Position des Menschen als Homo sapiens in Zweifel ziehen.

Allerdings werden auch die Schwächen bzw. „Leerstellen“ der evolutionstheoretischen Ansätze in Hinblick auf den Menschen erkannt. Weder Schopenhauer noch Nietzsche waren unkritische Bewunderer von Charles Darwin, Jean-Baptiste Lamarck u.a.

Beide Philosophen messen dem Leib eine immense Bedeutung bei, aber während Schopenhauer bestrebt ist, die Leiblichkeit zu überwinden, will Friedrich Nietzsche sie feiern.47 Der Erkennende weiß, so Nietzsche, dass er Leib ist, und sein Selbst als integraler Bestandteil des Körpers gelten muss. Dass der Erkennende um die Bedeutung des Leibes weiß, entspricht auch der Auffassung Schopenhauers, nicht aber der herausragende positive Stellenwert, den Nietzsche der Leiblichkeit beimisst. Friedrich Nietzsche wirft den Verächtern des Leibes vor, dass ihr Selbst nicht mehr fähig sei, über sich hinauszuwachsen und sich der Positionierung des Übermenschen anzunähern: „» Ich« sagst du und bist stolz auf dies Wort. Aber das Größere ist – woran du nicht glauben willst – dein Leib und seine große Vernunft: die sagt nicht Ich, aber tut Ich.“48

7.1 Schopenhauers Menschenbild und Weltverständnis

Arthur Schopenhauer identifiziert den Willen als metaphysisches Grundprinzip, dem alles auf Erden unterworfen ist; der Wille ist somit „ das Ding an sich “,49 das er zwar nicht Gott nennt, für das man aber Gott in Form eines theistischen Schöpfungsprinzips einsetzen könnte.

Der Drang nach Leben, der Drang am Leben zu bleiben und damit zusammenhängend der Drang, die eigenen Gene weiterzugeben, ist für Arthur Schopenhauer das Movens, das die Welt bewegt und dominiert:50

„ Jeder Blick auf die Welt, welche zu erklären die Aufgabe des Philosophen ist, bestätigt und bezeugt, daß Wille zum Leben, weit entfernt eine beliebige Hypostase, oder gar ein leeres Wort zu seyn, der allein wahre Ausdruck ihres innersten Wesens ist. Alles drängt und treibt zum Daseyn, […].“

Wie sich dieser Wille im Einzelnen manifestiert, ist vergleichsweise bedeutungslos, denn unterschiedliche Zielsetzungen und mannigfaltige Phänomene sind letztlich nur „Verkleidungen“ des Prinzips Wille.51

Dieser Wille zehrt aber an sich selbst und führt zu widerstreitenden Auseinandersetzungen auf allen Ebenen des Lebens: „ Jede Stufe der Objektivation des Willens macht der andern die Materie, den Raum, die Zeit streitig.“52 Der Mensch tötet Tiere, um zu überleben, ein Tier tötet ein anderes aus demselben Grund, eine Pflanze erstickt die andere im Kampf um Licht und Erde.

Diese Vorstellungen legen auf den ersten Blick Verbindungen nahe zu dem von Nietzsche geprägten Schlüsselbegriff „Wille zur Macht“, der ebenfalls für beständigen Kampf sorgt, aber anders als Schopenhauer begreift Nietzsche den Willen nicht als ein übergeordnetes, quasi metaphysisches Gesetz, sondern als ein pluralistisches Prinzip, das sich in widerstreitenden organismischen und psychischen Kräften bzw. diskrepanten interpersonellen und gesellschaftlichen Machtbeziehungen widerspiegelt. Volker Gerhardt bemerkt zutreffend:53

„Denn so wie die physikalische Kraft nur in einer Vielzahl von Kräften vorkommt, so kann es den «Willen zur Macht» stets auch nur in einer Vielfalt teils zusammenwirkender, teils gegensätzlicher Mächte geben. Deshalb empfiehlt es sich, mit Blick auf den Realitätsgehalt des «Willens zur Macht» stets von der Vielfalt der Willen zur Macht (im Orig. kursiv) zu sprechen.“

Schopenhauer unterscheidet zwar ebenso wie sein philosophischer Kontrahent zwischen grauen Durchschnittsexistenzen und herausragenden Individuen, die der Einsamkeit bedürfen und sie lieben,54 aber in Abweichung von Nietzsche stehen für ihn alle Menschen (und auch die Tiere) unter der Herrschaft des Willens. Sie sind sich daher im Letzten gleich – Tat Tvam Asi 55 –, denn sie gehorchen demselben Daseinsgesetz. Schopenhauer geht in diesem Zusammenhang sogar so weit, dass er zwischen Tätern und Opfern, Quälern und Gequälten – hier vertritt Nietzsche eine völlig entgegengesetzte Position – keinen Unterschied mehr macht. Bereits in jungen Jahren gelangt er zu der Überzeugung:56

„[…] daß die Verschiedenheit zwischen dem Quäler und dem Gequälten nur Phänomen ist, an sich aber beide Eins sind, daher der Quäler sich täuscht wenn er glaubt daß er der Quaal, und der Gequälte daß er der Schuld nicht theilhaftig sei. Denn das Ganze von Bosheit und Schmerz, Bösem und Uebel ist die stärkste Erscheinung des Einen Willens zum Leben, der mit sich selbst nothwendig in Widerspruch ist, […].

Infolge dieser Conclusio57 zieht Arthur Schopenhauer das Fazit, dass jeder, der zu der Einsicht in die destruktive Macht des Willens gelangt, Mitleid mit sich selbst und allen Geschöpfen empfinden und den Entschluss fassen sollte, den Willen in sich zu verneinen.58 Am Ende dieses Weges aber steht als erstrebenswerter Zustand das buddhistische Nirwana:59

„ Es ist dieser, daß nachdem unsere Betrachtung zuletzt dahin gelangt ist, daß wir in der vollkommenen Heiligkeit das Verneinen und Aufgeben alles Wollens und eben dadurch die Erlösung von einer Welt, deren ganzes Daseyn sich uns als Leiden darstellte, vor Augen haben, uns nun eben dieses als ein Uebergang in das leere Nichts (Orig. gesperrt) erscheint.“

Schopenhauer geht aufgrund seiner pessimistischen Grundüberzeugung dabei soweit, die Bedeutung einer Weiterexistenz der Art Mensch anzuzweifeln, auch der Fortbestand der Welt erscheint ihm wenig wünschenswert:60

„ Freiwillige, vollkommene Keuschheit ist der erste Schritt in der Askese oder der Verneinung des Willens zum Leben. Sie verneint dadurch die über das individuelle Leben hinausgehende Bejahung des Willens und giebt damit die Anzeige, daß mit dem Leben dieses Leibes auch der Wille, dessen Erscheinung er ist, sich aufhebt. Die Natur, immer wahr und naiv, sagt aus, daß, wenn diese Maxime allgemein würde, das Menschengeschlecht ausstürbe: […]. “

An anderer Stelle fasst er diese Überzeugung noch prägnanter in Worte: „ Kein Wille: keine Vorstellung, keine Welt. “61

7.2 Nietzsches Menschenbild und Weltverständnis

In Abhebung zu den überzeitlichen Analysen Schopenhauers, vertritt Friedrich Nietzsche einen eher „soziologischen“ Ansatz, indem er die dilatierenden Nivellierungstendenzen und das Fehlen heroischer Ideale innerhalb der Gesellschaft seiner Zeit schonungslos kritisiert:62

„ Die Erde ist dann klein geworden, und auf ihr hüpft der letzte Mensch, der Alles klein macht. Sein Geschlecht ist unaustilgbar wie der Erdfloh; der letzte Mensch lebt am längsten. … Sie haben die Gegenden verlassen, wo es hart war zu leben, denn man braucht Wärme. … Kein Hirt und Eine Herde! Jeder will das gleiche. Jeder ist gleich: wer anders fühlt, geht freiwillig ins Irrenhaus.“

Er wendet sich vehement gegen die mit der Christianisierung verbundene Geringschätzung der irdischen Existenz zugunsten der Konzentration auf ein Jenseits. Den damit verbundenen Idealen, die Verachtung des Leibes und die Verurteilung menschlicher Triebe, begegnet er mit Abscheu.

Stattdessen fordert er die Rückkehr zur Erde und betrachtet den Menschen als „ ein Seil, geknüpft zwischen Tier und Übermensch, - ein Seil über einem Abgrunde.“63 Friedrich Nietzsche vertritt die These, man habe durch die Christianisierung Gott seine „ Natur “ geopfert und sich dem „ Wider-Natürlichen “ von Askese und Selbstkasteiung verpflichtet.64

Im Zentrum von Nietzsches Kritik am Christentum steht die Verwerfung der Mitleidsethik und damit auch der Lehre von Arthur Schopenhauer, der dem Mitgefühl eine zentrale Stufe innerhalb seiner „Erlösungstheorie“ zuspricht.65 In der Sicht Nietzsches dient das Mitleid dazu, die Schwachen und wenig Lebensfähigen auf Kosten der Starken und Gesunden zu erhalten; außerdem entspringe die Nächstenliebe einem Mangel an Selbstliebe, indem man sich im Anderen entweder finden oder verlieren wolle, da man auf der Suche nach dem eigenen Selbst sei.66

Auch kritisierte er, dass Nächstenliebe und Mitleid das Leiden abschaffen wollen und damit den Leidenden in seiner Schwäche bestärken, statt ihn zu fordern und in sich selbst die Kraft finden zu lassen, sein Leiden zu überwinden.

Friedrich Nietzsche ist zutiefst von der Ungleichheit der Menschen überzeugt, wobei die Hochstehenden seiner Auffassung zufolge von jeher die Dominanten und auch Skrupellosen waren:67

„ Die vornehme Kaste war im Anfang immer die Barbaren-Kaste: ihr Übergewicht lag nicht vorerst in der physischen Kraft, sondern in der seelischen – es waren die ganzeren Menschen (was auf jeder Stufe auch so viel mit bedeutet als »die ganzeren Bestien « - ).“

Der hochstehende, aristokratische Mensch, den ein ausgeprägter Wille zur Macht auszeichnet, schafft Werte, denen sich der Schwache notgedrungen unterwirft und in der Konsequenz eine Art „ Sklavenmoral “ entwickelt.

Der Wille zur Macht ist auch als Gegenentwurf zu Darwins Gesetz von der Selbsterhaltung als oberstem Prinzip alles Lebendigen zu verstehen. Er gilt demgegenüber als eine Form der Selbstentfaltung, als vitale Kraft, die nach Nietzsche die umgebende Welt verändern und prägen will. Georg Toepfer zieht daher folgendes Fazit:68

„ Der „Wille zur Macht“ ist demnach also das innere Prinzip, aus dem die Dynamik und das Sein des Organischen entstehen. Er ist das zentrale Organisationsprinzip des Lebendigen, das sich aus dem Mit- und Gegeneinander der Teilsysteme in einem Gesamtsystem ergibt.“

Damit wird ein weiteres unterscheidendes Kriterium zur Evolutionstheorie thematisiert. Nicht die Gegebenheiten der Umwelt sind es, die eine Anpassung von Mensch und Tier erforderlich machen, sondern der entsprechend befähigte Mensch macht sich das „Außen“ untertan.

Hier finden sich Übereinstimmungen mit den philosophischen Überlegungen von Max Scheler, der in Abhebung zu Schopenhauer betont, dass der Wille nicht in einem Mangel wurzele, sondern aus einem Drang nach Entwicklung, aus einer Art „ Überschwang des Geistes “ quillt.69

Das von Schopenhauer gepriesene Mitleiden aber ist ein Hemmschuh auf diesem Weg. Yunus Tuncel bemerkt in diesem Zusammenhang:70

„ The question for Nietzsche, however, is to place pity and all problematic, life-negating, self-lowering forms of Mitleid (Orig. kursiv) on the lower end of the hierarchy of human feelings and to devalue them so that human beings, at least those who are psychologically observant, can attain a level of emotional maturity in their perpetual self-becoming.“

Der Übermensch als eine Inkarnation der Entgrenzung menschlichen Seins ist als Gegenprogramm zum christlichen bzw. „guten“ Menschen und damit zum Nihilisten zu begreifen. Im Vergleich zwischen Mensch und Übermensch ist der Mensch nur „ Gelächter “ oder „ schmerzliche Scham “; der Übermensch allein ist der „ Sinn der Erde.“71 Seine Geburt aber muss aus dem Inneren des Menschen heraus erfolgen und diese intrapsychische Verwandlung symbolisiert Nietzsche in dem «Gleichnis von den drei Verwandlungen».72

Das Kamel, die erste Form des menschlichen Geistes, ist mit schweren Lasten beladen, vor allem mit dem Ballast christlicher Werte. In der Wüste verwandelt sich der menschliche Geist in einen Löwen, der mit einem Drachen kämpft; der Drache verkörpert dabei das „Du sollst“ der zehn Gebote, dem der Löwe aber das „Ich will“ entgegenhält. Und so vermag das Kamel die Lasten der Vergangenheit abzuschütteln. Auf der dritten Stufe innerhalb dieses Prozesses verwandelt sich der Löwe in ein Kind. Das Kind bedeutet Bewegung und Neubeginn, denn sein Geist ist noch nicht durch ein weltanschaulich-kulturelles Korsett eingeschnürt. Es ist ein Rad, das aus sich selbst herausrollt, und nur auf dieser Stufe kann die Welt eine neue Gestalt gewinnen und den Übermenschen hervorbringen. „ Und wer ein Schöpfer sein muß im Guten und Bösen: wahrlich, der muß ein Vernichter erst sein und Werte zerbrechen.“73

8 Anthropologische Denker?

Abschließend sei die Frage gestellt, ob Friedrich Nietzsche und Arthur Schopenhauer als philosophische Anthropologen gelten können, die eine Theorie des Menschen entwickelt haben, die sich bspw. der Erkenntnistheorie von Immanuel Kant oder der Monadologie von Gottfried Wilhelm Leibniz zur Seite stellen lässt.

8.1 Arthur Schopenhauer

Arthur Schopenhauers Werk bietet, was sich bei Nietzsche so nicht findet, eine vielleicht verkürzte, aber doch geschlossene Lesart des Menschen, bei der das Leidensthema im Zentrum steht. Der Mensch erfährt eine Definition als Leidender, der in einer Welt des Leidens existiert, in welcher der Wille als dunkler Lebenstrieb sein Zepter schwingt.

Dieser hohe Stellenwert des Leidens schlägt eine Brücke zu den Werken von Max Scheler,74 in dessen anthropologischer Philosophie Leiden ebenfalls einen beträchtlichen Raum einnimmt. Allerdings schreibt Scheler anders als Schopenhauer dem Leiden einen Sinn zu. Der Sinn besteht für ihn vor allem darin, dass der Leidensprozess zu einer Läuterung des Menschen beitragen könne, die den Blick für bedeutsame Lebensinhalte weite und dazu motiviere, niedere zugunsten höherer Werte aufzugeben.

8.2 Friedrich Nietzsche

Legt man traditionelle, in christlichen Glaubensüberzeugungen wurzelnde philosophisch-anthropologische Ansätze zugrunde, aus denen substantielle Definitionen der Conditio humana hervorgegangen sind, liegt der Schluss nahe, dass weder Arthur Schopenhauer noch Friedrich Nietzsche als anthropologischer Denker zu würdigen sind.

Bei Friedrich Nietzsche findet sich im Unterschied zu Arthur Schopenhauer kein allgemein gültiger Begriff des Menschen. Auch beschreibt er in weiten Teilen seines Werkes keinen IST-Zustand, sondern anzustrebende innovierende Werte und einen neuen Typus Mensch, dessen Realisierung unsicher ist.

Allerdings zeichnen sich durch Nietzsches Kritik an dem Homo sociologicus seiner Zeit verbunden mit der Forderung nach einem zu erschaffenden neuen Menschen doch die Konturen einer philosophischen Anthropologie ab, die aus dem Boden neuerer Forschungsansätze bzw. den Fortschritten der Naturwissenschaften erwachsen.

Nietzsche definiert in Übereinstimmung mit den Sichtweisen der Anthropologen Arnold Gehlen und Helmuth Plessner, die sich beide von Friedrich Nietzsche inspirieren ließen,75 den Menschen als Teil der Natur; er ist für Nietzsche in einem naturalistischen und evolutionstheoretischen Sinn beschreibbar, worin sich sein Imago hominis aber keinesfalls erschöpft.

Der Mensch bleibt für Friedrich Nietzsche letztlich unbestimmbar, er ist „ das nicht festgestellte Tier “,76 das nicht in der Natur aufgeht, sondern immer auch eine kulturelle Prägung erfährt und daher über „ exzentrische Positionalität “77 verfügt.

9 Schluss

Könnte Schopenhauer aus dem Jenseits zurückkehren und einen Blick auf den gegenwärtigen Zustand des blauen Planeten werfen, sähe er seine These vom Leiden als Gesetz des Lebens angesichts der Hungersnöte, Umweltzerstörung, Kriege und eines eventuell bevorstehenden atomaren Schlagabtausches wohl vollumfänglich bestätigt.

Wie Arthur Schopenhauer war auch Friedrich Nietzsche kein Politiker und hat sich nie politisch engagiert. Seine philosophischen Schriften rufen auch nicht zu realen Revolutionen auf. Dennoch ließen und lassen sich seine Postulate, vor allem jene, die sich auf den Willen zur Macht, den Übermenschen und das Bekenntnis zu einem heroischen Ethos beziehen, politisch deuten und missdeuten.

Es sind diese Ideen, die sich in dem gegenwärtigen Krieg zwischen Russland und der Ukraine ein Stück weit materialisiert zu haben scheinen. So demonstriert die Ukraine eine Haltung, die von heroischen Werten gespeist wird und den Bürger auf das Ideal eines Kampfes bis in den Tod einschwört. Der russische Präsident hingegen agiert als eine Art Übermensch, der keine Grenzen anerkennt und seinen Willen zur Macht rücksichtslos und ohne jegliche Skrupel auslebt. Ob Friedrich Nietzsche dieses Gebaren noch als vorbildhaft beurteilt hätte, sei dahingestellt; man mag daran zu Recht zweifeln, zumal mittlerweile ein „Player“ mitwirkt, an den zu seinen Lebzeiten noch nicht zu denken war: Die Atombombe! Heroische Ideale scheinen in einer Zeit der Massenvernichtungswaffen zunehmend inakzeptabel und desolat zu sein.

Sollte man daher eher die Botschaft der Upanishaden78 verinnerlichen und Schopenhauers Rat, der Welt völlig zu entsagen als einzigem Ausweg aus allen Kalamitäten, befolgen?

Vielleicht ist die Permanenz menschlichen Daseins auf Erden tatsächlich kaum mehr erstrebenswert, wie es der schwarzgallige Frankfurter Pessimist schon vor langer Zeit verkündet hat. Zumindest spricht immer mehr für den Wahrheitsgehalt seiner, schon in jungen Jahren formulierten rhetorischen Frage und des in ihr enthaltenen Urteils über die menschliche Natur: „ Wer wagt mir zu widersprechen, wenn ich sage, die Menschen sind wesentlich böse, wesentlich unglücklich, wesentlich töricht ?“ Anders als zu den Lebezeiten von Schopenhauer und Nietzsche hat der Mensch heute die Macht, seine Bösartigkeit, sein Unglück und seine Dummheit in einer Weise auszuleben, dass der Planet Erde völlig zerstört wird und alles Leben erlischt. Und daraus lässt sich durchaus der Schluss ziehen, dass es für die Erde ein Gewinn wäre, wenn auch noch der letzte Mensch endgültig von ihr verschwände.

Literaturverzeichnis

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Tuncel, Yunus: Nietzsche on Human Emotions. Basel 2022.

Yalom, Irvin D.: Die Schopenhauer-Kur. Aus dem Amerikanischen von Almuth Carstens. München 2005.

[...]


1 Im Jahr 1833.

2 So das Interesse für den Buddhismus.

3 Köln 2017.

4 München 2005.

5 1889 wurde er erstmals in einer psychiatrischen Klinik untergebracht (Irrenanstalt Friedmatt in Basel). Alle Heilungsversuche waren erfolglos, Nietzsches Geist verfiel immer mehr, am Ende erkannte er niemanden mehr.

6 Hesse, 1974.

7 Nietzsche, 2017.

8 Schopenhauer, 1859.

9 Brock, 2015, S. 63.

10 Nietzsche, 2020.

11 Eine Passage sei beispielhaft zitiert: „ Es gibt immer noch harmlose Selbst-Beobachter, welche glauben, daß es »unmittelbare Gewißheiten « gebe, zum Beispiel »ich denke «, oder, wie es der Aberglaube Schopenhauers war, »ich will «: gleichsam als ob hier das Erkennen rein und nackt seinen Gegenstand zu fassen bekäme, als Ding an sich, und weder von seiten des Subjekts, noch von seiten des Objekts eine Fälschung stattfände “ (Ebd., S. 22).

12 Allerdings hat er nie aufgehört, Schopenhauer zu den großen Philosophen zu zählen, vgl. Broese, 2004, S. 26.

13 Vgl. Nietzsche-Lexikon, 2020, S. 243-246.

14 Nietzsche, 2021, S. 58.

15 Vgl. Schopenhauer, 2010, S. 21.

16 Nietzsche, 2020, S. 117.

17 Vgl. Schopenhauer, 2009, S. 945.

18 Schopenhauer, 2010, S. 21.

19 Schopenhauer, 2009, S. 790.

20 Ebd., S. 107.

21 Schopenhauer, 2010, S. 101.

22 Vgl. ebd., S. 102.

23 Vgl. Schopenhauer, 2009, S. 335.

24 Nietzsche, 2021, S. 14.

25 Vgl. Nietzsche, 1886, Aphorismus 65.

26 Nietzsche, 1878, Aphorismus 503.

27 Vgl. Nietzsche, 1863, Aphorismus 29.

28 Vgl. Nietzsche, 1878, Aphorismus 566.

29 Nietzsche, 2020, S. 31.

30 Ebd., S. 25.

31 Yunus Tuncel (2022) zieht das Fazit: „ Nietzsche ist searching experimentally to find an integral place for all human instincts and drives, to refer to that place as the will to power and then to explain other human activities in terms of this will to power “ (S. 218). Gegenüber dem Beitrag Tuncels ist prinzipiell kritisch einzuwenden, dass er Zitate nicht im Original, sondern in der englischen Übersetzung einfügt und zur Unterstützung seiner Thesen vielfach auf das Werk «Der Wille zur Macht» zurückgreift, welches bekanntlich eine Kompilation von Nietzsches Schwester Elisabeth Förster-Nietzsche darstellt.

32 Brock, 2015, S. 70.

33 Schopenhauer, 2009, S. 350.

34 Ebd., S. 296.

35 Schopenhauer, 2010, S. 83. Es überrascht daher nicht, dass Schopenhauer die zweite Lebenshälfte für die erstrebenswertere hielt, weil die Begierden, vor allem der Geschlechtstrieb, im Alter meist abnehmen; vgl. Schopenhauer, 2011, insbes. S. 80-82.

36 Vgl. Nietzsche-Lexikon, 2020, S. 129-137.

37 Nietzsche, 2020, S. 70.

38 Eicke Brock (2015) bemerkt zu dem Vorgehen Nietzsches: „ Er sucht damit die Herrschaft des asketischen Ideals zu brechen, die sich auf unsere Alternativlosigkeit zu diesem Ideal stützt, auf das faute de mieux, also darauf, dass der Mensch es bisher nicht vermochte, eine bessere Antwort auf das Leiden zu finden als die metaphysische “ (S. 218).

39 Vgl. Nietzsche, 2020, S. 187-220, insbes. Aphorismus 287.

40 Zit. nach Brock, 2015, S. 188-189.

41 Die Bibel, 2016.

42 Nietzsche, 2020, S. 144.

43 Vgl. ebd., S. 81.

44 Vgl. Nietzsche, 2021, S. 9-11.

45 Zit. nach Nietzsche-Lexikon, 2019, S. 250.

46 So u.a. die philosophischen Schulen von Schelling, Hegel und Kant, die wiederum letztlich in Descartes Erkenntnistheorie wurzeln.

47 Vgl. Nietzsche, 2021, S. 30-32.

48 Ebd., S. 30.

49 Schopenhauer, 2009, S. 116.

50 Ebd., S. 751.

51 Vgl. ebd., S. 137.

52 Ebd., S. 144.

53 Gerhardt, 2006, S. 188.

54 Vgl. Schopenhauer, 2010, Kapitel II: „Von dem, was einer ist“.

55 „Das bist du“, ein Zitat aus den Upanishaden.

56 Nachlass, 1814, S. 330; vgl. auch Schopenhauer, 2009, S. 315.

57 „ Wir finden auch jene innere, von der adäquaten Objektivität des Willens unzertrennliche Nothwendigkeit der Stufenfolge seiner Erscheinungen, in dem Ganzen dieser selbst, durch eine äußere Nothwendigkeit ausgedrückt, durch diejenige nämlich, vermöge welcher der Mensch zu seiner Erhaltung der Thiere bedarf, diese stufenweise eines des andern, dann auch der Pflanzen, welche wieder des Bodens bedürfen, des Wassers, der chemischen Elemente und ihrer Mischungen, des Planeten, der Sonne, der Rotation und des Umlaufs um diese, der Schiefe der Ekliptik u.s.f. – Im Grunde entspringt dies daraus, daß der Wille an sich selber zehren muß, weil außer ihm nichts da ist und er ein hungriger Wille ist. Daher die Jagd, die Angst und das Leiden “ (Ebd., S. 150).

58 Mitleid setzt Schopenhauer dabei mit Liebe gleich. „ Alle Liebe […] ist Mitleid “ (Schopenhauer, 2009, S. 332). In diesem Punkt grenzt er sich deutlich von Kant ab, der eine rationale Tugendlehre vertritt.

59 Ebd., S. 361.

60 Ebd., S. 337.

61 Ebd., S. 363.

62 Nietzsche, 2021, S. 14.

63 Ebd., S. 11.

64 Vgl. Nietzsche, 2020, S. 62.

65 „ Was Nietzsche als eine nihilistische Lebensweise brandmarken würde, hält Schopenhauer für den Weg eines Heiligen “ (Brock, 2015, S. 110).

66 Vgl. Nietzsche, 2021, S. 58.

67 Nietzsche, 2020, S. 188.

68 Toepfer, 2018, S. 76.

69 Vgl. Scheler, 1966, S. 353-354.

70 Tuncel, 2022, S. 141.

71 Vgl. Nietzsche, 2021, S. 9.

72 Ebd., S. 22-24.

73 Ebd., S. 112.

74 Vgl. Scheler, 1963.

75 Vgl. Fischer, 2017, S. 155-174.

76 Nietzsche, 2020, S. 70.

77 Vgl. Fischer, 2017, S. 161.

78 Schopenhauer hielt die Upanishaden, die er allerdings nur aus einer lateinischen Übersetzung kannte, für das weiseste Buch der Erde und las jeden Abend bis zu seinem Tod vor dem Schlafengehen darin.

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Details

Titel
Arthur Schopenhauer und Friedrich Nietzsche. Die Bewertung aggressiv-destruktiver Affekte und der Stellenwert des Leidens
Untertitel
Menschenbild und Weltverständnis
Hochschule
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg  (Philosophisches Seminar)
Veranstaltung
Nietzsche als anthropologischer Denker
Note
1,3
Autor
Gabriele Bensberg (Autor:in)
Erscheinungsjahr
2022
Seiten
22
Katalognummer
V1576094
ISBN (eBook)
9783389123850
ISBN (Buch)
9783389123867
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Welt als Wille und Vorstellung Umwertung der Werte Menschenbild Affekte Leiden Anthropologischer Denker
Produktsicherheit
GRIN Publishing GmbH
Arbeit zitieren
Gabriele Bensberg (Autor:in), 2022, Arthur Schopenhauer und Friedrich Nietzsche. Die Bewertung aggressiv-destruktiver Affekte und der Stellenwert des Leidens, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1576094
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