Männlichkeitsbilder werden sowohl im Alltag als auch in den Unterhaltungsmedien konstruiert und in die Zwänge heteronormativer Diskurse eingebunden. Wer oder was als männlich gilt, definiert sich über die zur jeweiligen Zeit festgelegten Normen. Meist wird Männlichkeit mit Attributen wie körperlicher Stärke, natürlicher Dominanz und einer selbst-überzeugten Haltung verbunden. Wer aus diesem Raster herausfällt, wird schnell als unmännlich wahrgenommen und von anderen ‚männlicheren‘ Männern unterdrückt. Vor allem männliche Homosexualität wird im Patriarchat mit Weiblichkeit, und damit mit Schwäche und Minderwertigkeit, assoziiert. Um gegen die Dichotomie von Männlichkeit und Weiblichkeit anzukämpfen und einen Ausdruck für das eigene Begehren zu finden, schließen sich Personen, die sich nicht in heteronormative Strukturen eingliedern lassen, zu unterschiedlichen Zeiten und an verschiedenen Orten zu Gemeinschaften zusammen und entwickeln ihre eigenen Stile. In der männlichen Homosexuellenszene sind das beipielsweise leather oder drag.
Diese Stile finden sich auch in Eugene Lee Yangs Musikvideo "The History Of Queer Dance" wieder, das er für die Onlineplattform Buzzfeed produziert und am 21.05.2018 auf Youtube veröffentlicht hat. Hier werden Homosexualität und Abweichungen von der Norm in ihren verschiedenen Formen zelebriert, aber auch die Grenzen ihrer Akzeptanz in der Gesellschaft aufgezeigt. Lee Yang selbst ist Teil der LGBT community. Das Musikvideo basiert auf dem Lied "Gon Blow" des Rappers Cakes Da Killa. Auch dieser outete sich schon früh als homosexuell und stellte damit eine der homophobsten Musikszenen auf die Probe. Statt sich den rigiden Regeln des Männlichkeitsbilds im Hip-Hop unterzuordnen, entscheidet sich Cakes Da Killa für eine authentische und transparente Darstellung ohne Versteckspiel. Den wahren Skandal der Hip-Hop-Szene sieht er in den gewaltverherrlichenden Texten und Darstellungen, und nicht in seinem Outing: "An openly gay rapper shouldn’t be breaking news." Damit reiht sich Cakes Da Killa in eine aufstrebende Gruppe von queeren Rappern ein, die vor allem in New York zu finden sind. Auch Mainstream-Rapperinnen und Rapper wie Nicki Minaj oder Popstars wie Madonna nehmen vermehrt Merkmale in ihren Kostümen, Performances und Texten auf, die den homosexuellen Gemeinschaften zugeordnet werden.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Hintergrund des Musikvideos
- 2. Männlichkeitsbilder im Hip-Hop
- 3. Zentrale männliche Figuren im Video
- 3.1 Die Dragqueen
- 3.2 Der Closeted Guy
- 4. Notwendigkeit einer Auseinandersetzung mit Homosexualität und ihrer Kulturgeschichte
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Darstellung homosexueller Männlichkeit im Musikvideo "The History Of Queer Dance" von Eugene Lee Yang. Die Zielsetzung besteht darin, die im Video konstruierten Männlichkeitsbilder im Kontext heteronormativer Diskurse zu analysieren und die Bedeutung von Tanzstilen wie Voguing im Umgang mit Geschlechterrollen und sexueller Identität zu beleuchten.
- Konstruktion von Männlichkeit im Hip-Hop und deren Herausforderungen
- Darstellung verschiedener Formen homosexueller Männlichkeit im Video
- Die Rolle der "ball culture" und Voguing als Ausdruck von Identität
- Kritik an heteronormativen Männlichkeitsbildern und deren Auswirkungen
- Die Bedeutung von Authentizität und Transparenz in der Darstellung sexueller Identität
Zusammenfassung der Kapitel
1. Hintergrund des Musikvideos: Das Kapitel liefert den Kontext für die Analyse des Musikvideos "The History Of Queer Dance". Es beleuchtet die Herausforderungen, mit denen sich homosexuelle Männer im Umgang mit heteronormativen Männlichkeitsvorstellungen konfrontiert sehen. Die Arbeit von Connell zu konstruierten Männlichkeiten wird herangezogen, um die gesellschaftlichen Zwänge und die Notwendigkeit der Entwicklung eigener Ausdrucksformen zu verdeutlichen. Das Video wird als eine Celebration von Homosexualität und Abweichung von der Norm vorgestellt, gleichzeitig aber auch als Darstellung der Grenzen der gesellschaftlichen Akzeptanz. Der Bezug zu Cakes Da Killa und dessen Outing in der homophoben Hip-Hop-Szene wird ebenfalls hergestellt, um den Kontext des Videos weiter zu definieren. Die Arbeit betont, dass das Video nicht nur Homosexualität feiert, sondern auch auf die Herausforderungen der gesellschaftlichen Akzeptanz hinweist.
2. Männlichkeitsbilder im Hip-Hop: Dieses Kapitel analysiert die Konstruktion von Geschlecht im Hip-Hop-Musikvideo, wobei die Interaktion von Musik, Text, Bildern und Kameraführung im Fokus steht. Es wird beschrieben, wie die Hip-Hop-Kultur oft von einem Bild des aggressiven, gewalttätigen, heterosexuellen Mannes geprägt ist, während Frauen oft abgewertet oder unterdrückt dargestellt werden. Der Versuch, eine bestimmte Männlichkeit zu konstruieren, kann zu Übertreibungen und einer "hypermaskulinen" Darstellung führen, die bis ins Groteske gehen kann. Die Arbeit argumentiert, dass diese "überdefensive" Darstellung aus der Angst vor der Wahrnehmung als "weich" und "weiblich" resultiert. Es wird außerdem der Zusammenhang zwischen Bodybuilding-Kultur und homoerotischem Begehren thematisiert.
Schlüsselwörter
Homosexuelle Männlichkeit, Männlichkeitsbilder, Hip-Hop, Musikvideo, Heteronormativität, "The History Of Queer Dance", Eugene Lee Yang, Voguing, Ball Culture, Queere Identität, Authentizität, Transparenz, Geschlechterrollen, Sexualität.
Häufig gestellte Fragen
Worum geht es in der Analyse des Musikvideos "The History Of Queer Dance" von Eugene Lee Yang?
Die Analyse untersucht die Darstellung homosexueller Männlichkeit im Musikvideo "The History Of Queer Dance" von Eugene Lee Yang. Sie zielt darauf ab, die im Video konstruierten Männlichkeitsbilder im Kontext heteronormativer Diskurse zu analysieren und die Bedeutung von Tanzstilen wie Voguing im Umgang mit Geschlechterrollen und sexueller Identität zu beleuchten.
Welche Themenschwerpunkte werden in der Analyse behandelt?
Die Themenschwerpunkte umfassen die Konstruktion von Männlichkeit im Hip-Hop und deren Herausforderungen, die Darstellung verschiedener Formen homosexueller Männlichkeit im Video, die Rolle der "ball culture" und Voguing als Ausdruck von Identität, die Kritik an heteronormativen Männlichkeitsbildern und deren Auswirkungen sowie die Bedeutung von Authentizität und Transparenz in der Darstellung sexueller Identität.
Was wird im ersten Kapitel, "Hintergrund des Musikvideos", behandelt?
Das erste Kapitel liefert den Kontext für die Analyse des Musikvideos. Es beleuchtet die Herausforderungen, mit denen sich homosexuelle Männer im Umgang mit heteronormativen Männlichkeitsvorstellungen konfrontiert sehen. Es wird die Arbeit von Connell zu konstruierten Männlichkeiten herangezogen, um gesellschaftliche Zwänge zu verdeutlichen. Der Bezug zu Cakes Da Killa und dessen Outing in der homophoben Hip-Hop-Szene wird hergestellt.
Was wird im zweiten Kapitel, "Männlichkeitsbilder im Hip-Hop", analysiert?
Dieses Kapitel analysiert die Konstruktion von Geschlecht im Hip-Hop-Musikvideo, wobei die Interaktion von Musik, Text, Bildern und Kameraführung im Fokus steht. Es wird beschrieben, wie die Hip-Hop-Kultur oft von einem Bild des aggressiven, gewalttätigen, heterosexuellen Mannes geprägt ist und wie dies zu einer "hypermaskulinen" Darstellung führen kann.
Welche Schlüsselwörter sind für die Analyse relevant?
Zu den Schlüsselwörtern gehören: Homosexuelle Männlichkeit, Männlichkeitsbilder, Hip-Hop, Musikvideo, Heteronormativität, "The History Of Queer Dance", Eugene Lee Yang, Voguing, Ball Culture, Queere Identität, Authentizität, Transparenz, Geschlechterrollen, Sexualität.
- Quote paper
- Hanna Liertz (Author), 2018, Bilder homosexueller Männlichkeit in Eugene Lee Yangs Buzzfeed-Musikvideo "The History Of Queer Dance", Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1569362