Diese Materialien für Religionskunde in Klasse 5/6 enthalten eine kindgerecht geschriebene Biografie des Propheten Mohammed, die die Entstehung des Islam erklärt. Außerdem werden die Erzählungen von Noah, Abraham, David und Goliath sowie von Marias wundersamer Schwangerschaft vorgestellt und erläutert. Zu den inhaltlichen Ausarbeitungen bietet die Autorin konkretes Unterrichtsmaterial an.
Ziel ist das Kennenlernen der Religion der Muslime und ihrer Gemeinsamkeiten mit dem Juden- und Christentum im Sinne einer inter- bzw. transkulturellen Bildung. Das Darstellung des Kontextes, in dem die biblischen Geschichten entstanden sind, und ihrer Interpretationsansätze stellt Kindern zudem ein aufgeklärtes Religionsverständnis vor, welches sich mit einer wissenschaftsbasierten Weltsicht vereinbaren lässt.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
1. Der Prophet Mohammed und die Entstehung des Islam
-Biografietext
-Erarbeitung im Unterricht
2. Gemeinsame Erzählungen der Buchreligionen
-Noah
-Abraham
-David und Goliath
-Erarbeitung im Unterricht
-Marias jungfräuliche Schwangerschaft im Neuen Testament und im Koran
-Erarbeitung im Unterricht
3. Literatur
-Anmerkungen und Quellenverweise
Vorwort
Vor dem Hintergrund der weltpolitischen Entwicklungen kommt der Religionskunde eine hohe Relevanz in der Schule zu. Religionskundliches Wissen dient dabei unterschiedlichen Kompetenz-ebenen: Zum einen kann es zu Offenheit, Respekt, Empathie- und Urteilsfähigkeit des Individuums in unserer heterogenen Gesellschaft beitragen. Zum anderen ist zu beobachten, dass Religion einen enormen Einfluss auf die Politik nimmt. Viele politische und gesellschaftliche Entwicklungen lassen sich nur verstehen und einordnen, wenn religiöse Strömungen verstanden werden.
Die Vermittlung von Religionswissen sollte nicht den religiösen Gemeinschaften allein überlassen werden, denn es gibt viele verschiedene Religionsgemeinschaften und deren unterschiedliche Religionsverständnisse bilden ein nur wenig überschaubares Spektrum von liberal-aufgeklärt bis hin zu wissenschafts- und menschenfeindlich. Wir erleben, dass es im Judentum, im Christentum und im Islam neben anderen auch Strömungen gibt, für die Wissenschaftlichkeit oder Gleichberechtigung keine Selbstverständlichkeit sind. Die Schule sollte deshalb diese Werte sehr bewusst vermitteln, denn sie bilden die Grundlage unserer offenen Gesellschaft.
Für das vorliegende Unterrichtsmaterial habe ich zwei Schwerpunkte ausgewählt, von denen ich denke, dass sie einen interkulturellen und interreligiösen Bildungswert haben: Die Entstehungsge-schichte des Islam und die Betrachtung von Erzählungen, die den Buchreligionen gemeinsam sind.
Die Biografie des Propheten Mohammed basiert auf einem Unterrichtsmaterial, das 1996 von Karl- Dieter Wrieden und Insa Januschek für Bremer Grundschulen verfasst wurde. Herr Wrieden ist ein ehemaliger, inzwischen verstorbener Kollege von mir und hat die Textrechte an mich weiter-gegeben. Ich habe die Biografie etwas überarbeitet und möchte sie nun einer größeren Leserschaft zugänglich machen. Da sie für Kinder geschrieben wurde, ist sie entsprechend vereinfacht.1
Der Text über das Leben des Propheten Mohammed ist zum Lesen oder Vorlesen für Kinder im Alter von etwa 10 bis 12 Jahren bzw. in der 5. oder 6. Klasse gedacht. Die Erzählungen, die den religiösen Büchern gemeinsam sind, sind sprachlich anspruchsvoller und deshalb eher für Schüler ab Klasse 6 geeignet. Jedoch können die Geschichten auch mündlich nacherzählt, aus einer Kinderbibel vorgelesen oder sprachlich vereinfacht werden, dann sind sie auch für jüngere Kinder verständlich.
Zu beachten ist, dass manche Kinder und Jugendliche aus Elternhäusern kommen, die solch einen freien Umgang mit religiösen Texten ablehnen. Mein Rat für die Schule ist deshalb, das Vorhaben zuvor auf einem Elternabend vorzustellen und mit den Eltern abzustimmen, um Missverständnisse und Konflikte zu vermeiden.
Mit dem historischen Kontextualisieren der Erzählungen kann Kindern und Jugendlichen nicht nur religionskundliches Wissen, sondern zudem ein Religionsverständnis vorgestellt werden, das sich mit einer humanistischen und wissenschaftsorientierten Weltsicht vereinbaren lässt!
Sabine Häcker, im April 2025
Hinweis zum Anliegen der Sprachgerechtigkeit: Ich verwende die generische Variante in ihrer genderneutralen Definition. Das grammatische Geschlecht ist dabei keinesfalls mit dem biologischen oder sozialen Geschlecht gleichzusetzen.
1. Der Prophet Mohammed und die Entstehung des Islam
„Mohammeds Weg als Mensch und Prophet, wie er uns aus der islamischen Überlieferung und dem Zeugnis des Koran hervortritt, ist die Geschichte eines Mannes, der alle Hindernisse überwindet, um eine neue Glaubensgemeinschaft (umma) zu begründen, deren Glaube sich als Erneuerung, aber auch als Überwindung der jüdisch-christlichen Tradition versteht. Seine Geschichte steht daher ganz im Zeichen des Exils und des Widerstands, der ihm im Laufe seines Lebens entgegengebracht wird (...), bis es ihm schließlich gelingt, sich aller Wider-sacher zu erwehren und seiner - und das heißt: Gottes - Sache zum Sieg zu verhelfen (...)."2
Die politisch und gesellschaftlich unruhige Situation in Arabien zur Zeit Mohammeds war ein Nährboden für Prophetentum und Prophezeiungen. Was Mohammed von anderen monotheistischen Propheten unterschied, war die Verwurzelung seiner Botschaft in den beiden älteren monotheistischen Religionen, dem Juden- und Christentum, die er mit Aspketen der arabischen Polytheismustraditionen zu vereinen suchte.3
Das Wirken Mohammeds als Prophet wird in zwei Phasen unterteilt: Die mekkanische Periode von 613-622 und die medinische von 622-632.4 In Jathrib (Medina) kennzeichnen zwei grundsätzliche Konflikte das Wirken des Propheten: „die Opposition der Juden innerhalb der Stadt und die kriegerische Auseinandersetzung mit den Polytheisten Mekkas."5 Die jüdische Ablehnung seiner Botschaft führte im Jahr 623/624 zur Änderung der Gebetsrichtung von zuvor Jerusalem zum Beten in Richtung Kaaba (vgl. Sure 2, 144). Dass der Prophet viele Juden vertreiben und auch töten ließ, begründete in der islamischen Geschichte lange Zeit keine Judenfeindlichkeit. Es gab viele jüdische Gemeinden in der islamischen Welt und man verwies auf die islamische Glaubensfreiheit (z. B. Sure 10, 99). Erst im 20. Jahrhundert bekam Mohammeds Vorgehen vor dem Hintergrund des Israelkonflikts neue Symbolkraft.6
Sure 10, Vers 99 lautet: Und wenn dein Herr gewollt hätte, so würden alle auf der Erde insgesamt gläubig werden. Willst du etwa die Leute zwingen, gläubig zu werden?
Der Prophet Mohammed und die Entstehung des Islam
In Mekka
Wir sind im 6. Jahrhundert christlicher Zeitrechnung, in der Stadt Mekka. Mekka war damals ein bedeutender Handelsplatz. Karawanen kamen an, Karawanen zogen weiter. In den Karawansereien der Stadt fanden Tiere und Menschen Unterkunft und Verpflegung, hier bekamen die Karawanenführer Reiseproviant und Wasser-vorräte.
Auf den Märkten Mekkas wurde gekauft, verkauft und getauscht, wurden Verträge abgeschlossen oder Geschäfte abgesprochen. Aber es gab dort nicht nur Getreide, Datteln oder Salz, nicht nur Gewürze, Gold, Edelsteine, Waffen, Leder und Stoffe, nicht nur Tiere wie Kamele, Schafe, Ziegen oder Esel. Man konnte auch die neuesten Nachrichten und Geschichten kaufen. Es gab Menschen, die für Geld Liebesgeschichten, Jagdabenteuer oder Märchen erzählten. Außerdem gab es Dichter und Musiker, Tänzer und Schauspieler, die die Menschen mit ihrer Kunst erfreuten, wenn man sie dafür bezahlte.
Mekka war auch der Treffpunkt der arabischen Stämme, wenn es um Politik oder um die Religion ging. In Mekka wurde ein Gott verehrt, den viele einfach al-Lah nannten, das heißt der Gott .
An der Kaaba, einem großen, gemauerten Würfel aus Steinen, standen auch die Bilder der Göttinnen Lat, Manat und Uzza. Und dann war da noch ein schwarzer Stein, der eingemauert an einer Ecke der Kaaba zu sehen war. Er wurde von allen Arabern sehr verehrt, denn er sollte vor langer Zeit vom Himmel gefallen sein und galt als großes Heiligtum.
An den heiligen Stätten in Mekka
Es gab noch einen anderen Markt in Mekka. Das war der Pilgermarkt. Auf ihm war alles zu haben, was die Pilger sich nur wünschen konnten. Manche Pilger waren von weit her nach Mekka gereist, um die Kaaba und andere heilige Stätten zu besuchen. Man konnte hier Opfertiere kaufen, Götterbilder und Glücksbringer, Amulette und Andenken aller Art, Schmuck, kostbare Öle, Räucherstäbchen und Wundersalben.
Die Araber aller Stämme oder Sippen kamen jedes Jahr ein Mal nach Mekka, wenn sie es einrichten konnten. Das geschah vor allem in den vier heiligen Monaten, vom
Spätsommer bis in den Herbst hinein. Dann musste jede Feindschaft unter den verschiedenen Stämmen ruhen. Überfälle, Raub, Krieg und auch die Blutrache waren dann streng verboten, jedenfalls in Mekka.
In der Stadt besuchten die Pilger die heiligen Stätten, die Kaaba und die Opferaltäre. Jede Gottheit forderte ihre eigenen Rituale und Zeremonien, an denen man unter der Leitung der jeweiligen Priester teilnahm. Die Kaaba galt als ein besonderes Heiligtum. Hier wurden mehrere Gottheiten verehrt, und hier verehrten alle Araber den großen Allah. Feierlich wurde die Kaaba mehrmals umschritten, bevor die Pilger Mekka wieder verließen.
Die Pilger, die nach Mekka gekommen waren, mussten an der Stadtgrenze Steuern, Zölle und Gebühren bezahlen, und zwar an den Stamm, der in Mekka die Macht hatte. Auch von allen Waren, die auf den Märkten gekauft wurden, bekam der Stamm seine Anteile. Dafür beschützte er die Besucher der heiligen Stadt und stellte auch die Ordner, die an der Kaaba alles überwachten.
Der mächtigste Stamm in Mekka war zu dieser Zeit der Stamm der Kuraisch. Zu diesem berühmten Stamm gehörten viele Sippen und Großfamilien. Sie alle, so glaubten sie von sich, stammten von Ismael ab, einem Sohn von Abraham (auf Arabisch Ibrahim genannt) und der Sklavin Hagar.
Veränderungen in Mekka
Das 6. Jahrhundert war nun bald vorüber. In Arabien hatte sich in den vergan-genen 100 Jahren viel verändert. Viele arabische Sippen und Großfamilien waren inzwischen Kleinbauern geworden. Sie hatten das Nomadenleben aufgegeben und sich in einer Oase oder in einer Stadt angesiedelt. Andere hatten sich ganz auf das Handeln oder auf ein Gewerbe umgestellt. Sie waren nun nicht mehr Vieh-züchter, sondern verdienten ihr Geld auf den Märkten an den Karawanenstraßen.
Aber geändert hatte sich auch noch etwas anderes, und das war schwierig für Arabien: Allmählich hatte sich die Stammesgemeinschaft aufgelöst. Einzelne Sippen und Familien richteten sich nicht mehr nach der Ordnung und den überlieferten Gesetzen eines Stammes, sondern nur noch danach, was ihnen selbst Gewinn und Ansehen einbrachte. Sippen und Familien, die seit Jahrhunderten zusammengehalten hatten, kämpften nun gegeneinander und waren aufeinander neidisch geworden. Jetzt gab es arme und reiche, starke und schwache Sippen, die zwar alle zu einem Stamm gehörten, aber die Stammesgemeinschaft nicht mehr beachteten. Es gab einzelne Sippen, einzelne Familien und vor allem einzelne Scheichs, die mehr und mehr Macht über andere gewannen.
Und in Mekka merkten es die Menschen zuerst. Nicht mehr der ganze Stamm der Kuraisch hatte die Macht, sondern nur noch wenige große Familien, die die anderen Sippen und Familien des Stammes unterdrückten. Wenige reiche Familien regierten Mekka, und viele arme und schwache Sippen waren von ihnen abhängig geworden.
Auch die Religion veränderte sich
So also war es damals in Mekka. Und so war es bald in ganz Arabien. Zank und Streit hatte es zwar immer schon gegeben, aber nun gab es harte Kämpfe und blutige Auseinandersetzungen unter den zahlreichen Stämmen, sogar unter Familien und Sippen des gleichen Stammes, also unter Blutsverwandten. Die Stammesgemeinschaften verfielen.
Viele Sippen und Großfamilien glaubten nicht mehr an die Sippen- und Stammesgötter. Vielmehr waren ihnen das Leben und der Glaube der Juden und Christen ein Vorbild geworden - auch viele Araber glaubten nun nur noch an einen Gott. Dieser Wandel war besonders in der Stadt Mekka deutlich zu beobachten: Die vielen Göttinnen und Götter verloren an Bedeutung und an der Kaaba wurde vor allem Allah verehrt.
Sehnsüchte
Viele kleine und arme Leute litten sehr unter den Lebensumständen in Arabien. Sie fühlten sich benachteiligt, ausgenutzt und ausgebeutet. Enttäuscht von ihren Scheichs und den reichen Familien, die doch eigentlich für das Wohl aller Stammesangehörigen zu sorgen hatten, verließen arme und schwache Familien ihre Stämme und gründeten eigene Gemeinschaften, die in Not und Elend zueinander standen. In Mekka schlossen sich mehrere verarmte Sippen zusammen, um sich gegen die Ungerechtigkeit zur Wehr zu setzen. Aber ihr Aufstand wurde von den einflussreichen Familien und ihren Helfern niedergeschlagen. Siegreich blieben nur die wenigen reichen Familien des Stammes Kuraisch.
In Mekka und überall in Arabien verbreitete sich eine große Sehnsucht unter den einfachen Leuten: die Sehnsucht nach Frieden. Wann würden die Überfälle, die Raubzüge und die kriegerischen Auseinandersetzungen endlich aufhören? Wann waren Ungerechtigkeit und Gewalt zu Ende?
In Arabien gab es viele Siedlungen von Juden und Christen. Die Araber verglichen sich mit den jüdischen und christlichen Gemeinschaften: Sie glaubten nur an einen Gott und lebten nach göttlichen Gesetzen. Denn sie hatten Gebote und Verbote, die in einer heiligen Schrift aufgeschrieben waren. Dadurch waren sie eine Gemeinschaft, die fest zusammenhielt. Konnte es unter den Arabern nicht auch so sein?
Es gab damals Menschen, die zogen von Siedlung zu Siedlung und machten den Menschen Hoffnungen. Das waren Propheten. Überall dort, wo sie auftraten, beklagten sie Unrecht, Ungerechtigkeit und Gewalt unter den arabischen Stämmen. Ihre Botschaft war: Frieden wird es erst geben, wenn sich alle arabischen Stämme zu einer Gemeinschaft vereinigt haben. Das wird aber nur möglich sein, wenn alle Araber ihren Lebenswandel neu überdenken und nur noch an einen Gott glauben.
Auch die Hanifen, sehr verehrte, tief religiöse Menschen, die arm und bescheiden in Einsamkeit lebten, verbreiteten diese Botschaft unter den Menschen: Dient nicht länger vielen Göttern und Göttinnen, glaubt nicht an die vielen Geister und Dämonen. Es gibt nur einen Gott für alle Araber: Allah.
Geburt
Zu dieser Zeit - die Christen schrieben das Jahr 570 - kam in Mekka ein kleiner Junge auf die Welt. Seine Mutter gab ihm den Namen Mohammed, was auf Arabisch „der Vielgepriesene“ heißt.
Sein Vater Abdallah, ein Kaufmann, hat die Geburt seines Sohnes nicht mehr erlebt. Er war ganz plötzlich gestorben, als er sich mit seiner Karawane auf der Rückreise nach Mekka befand. Mutter Amina war also gerade Witwe geworden, als ihr Sohn Mohammed geboren wurde. Nun waren Mutter und Kind ganz auf die Unterstützung durch ihren Stamm angewiesen. Sie gehörten zum Stamm der Kuraisch, allerdings zur verarmten Sippe der Banu Haschim. Als Baby wurde Mohammed zu der Amme Halima gegeben, die ihn stillte.
Hirtenjunge
Der kleine Mohammed lebte mit seiner Mutter im Schutz der Sippe Banu Haschim. Sie wohnten zusammen mit ihren Haustieren in einem kleinen Haus in der großen Stadt Mekka.
Als Mohammed gerade sechs Jahre alt geworden war, starb seine Mutter Amina. Der Vater seines Vaters, der Großvater, holte nun den Jungen zu sich und nahm ihn in seinen Haushalt auf. Doch auch der Großvater starb schon bald. Jetzt war der Onkel Abu Talib für Mohammed verantwortlich. Der Knabe wuchs von nun an bei seinem Onkel auf. Und weil der Onkel viele Schafe besaß, wurde Mohammed Hirte.
Karawanenführer
Während Mohammed bei seinem Onkel Abu Talib lebte, hatte er hin und wieder Gelegenheit, Abu Talib auf längeren Reisen zu begleiten, denn sein Onkel war auch ein Kaufmann.
Der spätere Prophet lernte auf diese Weise schon als Kind seine Heimat Arabien kennen und manches aus der großen Welt. Er erlebte die Kriege zwischen Sippen und Stämmen, begegnete Juden und Christen und interessierte sich besonders für deren Religion. Und er lernte auch mit Kamelen umzugehen und diese durch die Wüste zu führen.
Als Mohammed 20 Jahre alt geworden war, lernte er die reiche Frau Chadidscha kennen. Und weil Mohammed ein tüchtiger und kräftiger Mann war, nahm Frau Chadidscha ihn in ihre Dienste, denn sie war eine Kaufmannswitwe und führte die Geschäfte ihres verstorbenen Mannes weiter. Mohammed wurde Kameltreiber und schon bald Kamelführer.
Heirat
Frau Chadidscha sah, dass Mohammed ihre Geschäfte mit Sorgfalt führte. Sie hatte großes Vertrauen zu ihm. Und Mohammed, der sehr oft auf Reisen war, ging mit dem Vermögen seiner Herrin so um, als gehöre es ihm selbst.
Mohammed und Chadidscha wurden sehr gute Freunde. Bald beschlossen sie, dass sie zukünftig miteinander leben wollten. Chadidscha war älter als Mohammed: Sie war 40 Jahre alt, Mohammed 25. Beide liebten und achteten einander sehr. Und im Jahre 595 heirateten die beiden.
Das Paar hatte mehrere Kinder miteinander. Doch sie starben früh, und nur die Tochter Fatima wurde alt genug, um selbst Kinder zu bekommen.
Reisen
Nun war Mohammed der Ehemann der reichen Frau Chadidscha. Zusammen mit einem Verwandten leitete er erfolgreich das Geschäft. Stets stand ihm seine Frau mit Rat und Tat zur Seite. Mit seinen Karawanen besuchte Mohammed die wichtigsten Handelsplätze der damaligen Zeit. Seine vielen Reisen führten ihn über die Karawanenwege in viele fremde Länder. Er lernte dort fremde Menschen kennen und auch ihre Sitten, Bräuche und Religionen.
Mohammed sprach mit Juden, er diskutierte mit syrischen Mönchen, also mit Christen, und lernte dabei das Gesetz der Juden und die Bibel der Christen kennen. Biblische Geschichten aus dem Alten und Neuen Testament waren ihm bald vertraut. Auch schätzte Mohammed das Zusammenleben der Juden und der Christen in ihren jeweiligen Gemeinden sehr - ihre Ordnungen, ihre Vorschriften und Regeln und überhaupt ihre Lebensweise. Und immer wieder musste er betrübt an seine Heimat Arabien denken, wo sich Familien, Sippen und Stämme bekämpften statt zusammenzuhalten. Die Araber, so dachte Mohammed, haben keine gemeinsame Ordnung, keine Gemeinschaft und keine gemeinsame Religion. Die Zustände in Arabien, die großen Ungerechtigkeiten unter den Stämmen, die Kriege unter Verwandten und die blutigen Auseinandersetzungen innerhalb der Familien um Reichtum und Ansehen ließen ihn sorgenvoll sein. Seine Gefährten erlebten immer wieder, dass sich ihr Herr in die Einsamkeit zurückzog, um in der Stille nachzudenken.
„Gott hat zu mir gesprochen“
Als Mohammed 40 Jahre alt geworden war, merkte seine Familie, dass mit ihm etwas geschehen war. Mohammed vertraute sich zuerst nur seinen engsten Freunden und Verwandten an. „Allah hat zu mir gesprochen,“ sagte Mohammed. Das war eine ungeheuerliche Behauptung!
Seiner Frau Chadidscha erzählte er, was er erlebt hatte: „In der Einsamkeit der Wüste erschien mir der Engel Gabriel. Er zeigte mir Abschnitte aus dem Buch Gottes, das im Himmel aufbewahrt wird. Er befahl mir, die Abschnitte zu lesen und die darin enthaltene Botschaft zu den Menschen zu bringen. Ich bin der Prophet Allahs.“
Chadidscha hörte ihrem Mann geduldig zu. „Wo ist dir der Erzengel begegnet?“, fragte sie. „In einer Höhle im Gebirge,“ antwortete Mohammed. „Bist du sicher, dass du dich nicht getäuscht hast?“, fragte seine Frau besorgt. Mohammed war sich ganz sicher. „Das ist die Botschaft: Alle Menschen sollen sich Allah unterwerfen!“, rief er. Und in seinem Herzen spürte er, dass er diese Botschaft verkünden musste.
Mohammed wartete darauf, dass der Engel sich noch einmal zeigen würde. Aber das geschah nicht. Mohammed begann zu zweifeln. Hatte er sich geirrt? Hatte er sich täuschen lassen?
Nach längerer Zeit jedoch wurde Mohammed von seinen Zweifeln erlöst. „Der Erzengel ist mir wieder erschienen,“ sprach er, „ich bin der Gesandte Gottes, der Prophet Allahs. Ich soll zu den Menschen gehen und die Wahrheit Allahs verkünden.“
Die Botschaft des Propheten
Der neue Prophet begann, überall in der Stadt seine Botschaft zu verkünden. „Ich bin der Prophet Allahs!“, rief er aus, „Ich bin der Gesandte Gottes, ein Warner und Mahner. Ich bin gesandt, um euch den Willen Allahs zu verkünden. Rede sich zukünftig keiner damit heraus, er hätte den Willen Gottes nicht gekannt. Und dieses ist die Wahrheit: Außer Allah ist kein Gott. Es gibt keine anderen Götter. Alle, die an Allah glauben, gründen mit mir eine neue Gemeinschaft. Lasst die Sklaven frei! Helft den Schwachen und Unterdrückten! Behandelt die Frauen besser, vor allem die Witwen und Waisen!“ Doch viele Menschen glaubten ihm nicht. Die Menschen, die ihm zuhörten, gingen kopfschüttelnd ihrer Wege, lachten über ihn oder hielten ihn für einen der vielen Propheten im Lande. Und was diese zu sagen hatten, das kannte man längst.
Der Prophet sagte den Armen: „Hütet euch vor Neid und Missgunst!“ Und zu den Reichen sagte er: „Allah verbietet alle Verschwendung und allen Prunk. Er bestraft diejenigen hart, welche die Armen betrügen und hintergehen. Ihr Reichen, fühlt mit den Armen und gebt ihnen von eurem Reichtum ab!“
Vor allem die reichen und mächtigen Sippen aus dem Stamm der Kuraisch empörten sich sehr, als sie Mohammed so reden hörten - sie fürchteten um ihre Geschäfte auf den Pilgermärkten vor den Göttertempeln. Wer würde noch Götterbilder und Amulette kaufen, wenn es die vielen Gottheiten nicht mehr gab? Sie lehnten die Botschaft des Propheten Mohammed ab. Der Prophet wurde verspottet und als Wahrsager, Zauberer oder gar als Besessener bezeichnet.
Anfangs hatte Mohammed in Mekka als Prophet keinen Erfolg. Doch drei Menschen glaubten an ihn. Das waren seine Frau Chadidscha, sein Vetter Ali und sein guter Freund Abu Bakr.
Mohammed beklagte immer lauter die Zustände in seiner Heimatstadt. Er drohte sogar: „Alle, die die Gottheiten in der Kaaba weiterhin verehren und anbeten, werden verurteilt werden, wenn sie demnächst vor dem Richterstuhl Allahs stehen. Sie müssen zur Strafe in der Hölle brennen!“
Und diese ständigen Drohpredigten über das Strafgericht Gottes beeindruckten immer mehr Menschen in Mekka. Immer weniger Pilger besuchten noch die Tempel und die anderen heiligen Bezirke in der Stadt, immer weniger kauften Götter-bildnisse und andere Pilgerandenken, Opfertiere, Lebensmittel und Proviant. Die Märkte an den Kultstätten machten große Verluste. Jetzt schlugen Hohn, Spott und Verachtung auf der Seite der reichen Kuraischfamilien in Hass um. Mohammed wurde bedroht und beschimpft. Er musste um sein Leben fürchten. Auch seine Frau und seine wenigen Anhänger wurden nun verfolgt und mussten ständig auf der Hut sein. Und sicher hätte man den Propheten umgebracht, wenn er einem anderen Stamm angehört hätte. Doch der Prophet war auch ein Kuraisch. Das schützte ihn davor, von seinen Stammesgenossen getötet zu werden.
Flucht nach Jathrib
Der Prophet Mohammed hörte nicht auf, die Botschaft Allahs zu verkünden. Immer ernster wurden seine Worte. „Alle Menschen müssen sich vor Allah rechtfertigen“, wiederholte er immer wieder, und er sprach von der großen Abrechnung, die am Ende des Lebens auf jeden Menschen warten würde. In schrecklichen und schönen Bildern erzählte er von der Hölle und vom Paradies. Die Hölle war der Ort der Bestrafung für alle Menschen, die den Worten des Propheten keinen Glauben schenkten. Das Paradies aber war der Ort der Freude und des Glücks, die Belohnung für alle Gläubigen für ihre Unterwerfung unter den Willen Allahs.
Die wortgewaltigen Mahnungen und Warnungen des Propheten beeindruckten manche Menschen sehr. Doch dann wurde es auf einmal still um Mohammed. Zwei schwere Schicksalsschläge trafen ihn: Im Jahr 619 starb plötzlich seine geliebte Frau Chadidscha. Und als kurz darauf auch sein von ihm sehr verehrter Onkel Abu Talib starb, wurde Mohammed trübsinnig und mutlos. Und ausgerechnet jetzt gelang es seinen Gegnern auch noch, die Sippe, der Mohammed angehörte, für den Kampf gegen den Propheten zu gewinnen.
Zwei Jahre lang lebte Mohammed in tiefer Verzweiflung. Auf einer Reise in die Oasensiedlung Taif suchte er Trost und hoffte auf Anerkennung. Die Leute aber, die in Taif die Macht hatten, vertrieben ihn wieder, denn sie wollten es sich mit den reichen Familien in Mekka nicht verderben.
Doch dann bekam Mohammed eine Nachricht aus der Oasensiedlung Jathrib, 400 Kilometer nördlich von Mekka gelegen. „Komm zu uns, hilf uns!“, schrieben ihm einige Anwohner von Jathrib.
In der Oasensiedlung lebten arabische Stämme, die viele Gottheiten verehrten, und Stämme, die zum Judentum übergetreten waren. Seit Jahren führten beide Parteien ständig Krieg gegeneinander. Als die Einwohner von Jathrib von dem Propheten hörten und davon, dass er eine Gemeinschaft gründen wollte, in der Stammeskämpfe und Stammesschranken endgültig verboten sein sollten, baten sie den Propheten um Hilfe. Jathrib suchte einen Schlichter.
Mohammed war einverstanden. Er und seine Anhänger bereiteten die Reise vor. Doch die Umsiedlung nach Jathrib musste heimlich geplant werden. Der Weg nach Jathrib führte über die Grenzen seines Stammes hinaus. Hatte Mohammed aber erst einmal das Stammesgebiet der Kuraisch verlassen, dann konnten ihn seine Gegner leicht ergreifen. Der Prophet schickte seine Gefährten in Richtung Jathrib.
Er selbst ritt zunächst in die entgegengesetzte Richtung, um seine Gegner zu täuschen, versteckte sich in einer Höhle und erreichte schließlich, nach einem langen Kamelritt, im September 622 die Oasensiedlung Jathrib.
Diese Auswanderung ist in die Geschichte des Islam eingegangen und wurde später Hidschra genannt. Mit der Hidschra beginnt die islamische Zeitrechnung, wobei das Jahr 622 als Jahr „eins“ gilt.
Erste Erfolge und eine große Enttäuschung
In Jathrib war alles anders. Die Menschen hörten dem Propheten zu. Niemand verlachte oder bedrohte ihn. Und Mohammed und seine Gefährten gestalteten die Verhältnisse in Jathrib um: Es entstand eine neue Gemeinschaft mit festgelegten Regeln für alle. Meinungsverschiedenheiten sollten zukünftig vor Gericht ausge-tragen werden, nicht mehr durch Kampf und Krieg.
Alle, die der Botschaft Mohammeds glaubten und seinen Anweisungen gehorchten, nannten sich jetzt Muslime (Gläubige des Islam). Und die Gemeinschaft, der die Gläubigen angehörten, wurde Umma genannt. Der Ort Jathrib nannte sich von nun an Medina , das heißt „die Stadt des Propheten“. Mohammed übernahm die Leitung der Umma in Medina. Die Gemeinschaft der Muslime fand mehr und mehr Anhänger. Doch es gab auch Konflikte.
Mohammed, der die Schriftbesitzer - also die Christen und die Juden - sehr schätzte, hatte seine Hoffnung auf die jüdischen Familien in Medina gesetzt. Er hatte gedacht, dass sie ihn unterstützen und sich im anschließen würden. Anfangs übernahm er einige jüdische Bräuche und Sitten. So ordnete er zum Beispiel an, dass sich die Gläubigen beim Beten in Richtung Jerusalem zu verneigen hatten. Auch der Fastentag der Juden wurde für die Umma Vorschrift.
Doch Mohammeds Hoffnungen erfüllten sich nicht. Die meisten Juden wollten von seiner Botschaft nichts wissen. Vor allem die reichen Juden schlossen sich lieber den reichen Gegnern des Propheten in Mekka und Medina an.
„Ich bin der letzte Prophet Allahs!“
Auch in Medina empfing Mohammed neue Offenbarungen. „Immer wieder erschien mir der Engel Gabriel und überbrachte mir weitere Botschaften, die ich euch verkünde“, sagte der Prophet. Und nach seiner großen Enttäuschung darüber, dass die Juden in Medina seiner Botschaft nicht folgen wollten, habe ihn der Engel Gottes gestärkt und getröstet, erzählte Mohammed später.
Mohammed hatte nun seine Meinung über die Juden und auch über die Christen geändert. Er nannte die Juden und Christen von nun an Nicht- oder Ungläubige. Die Gebetsrichtung war jetzt nicht mehr Jerusalem, sondern Mekka mit der Kaaba. Die Pilgerfahrt nach Mekka wurde eine Pflicht für jeden Muslim. Und an die Stelle des Fastentags trat nun der Fastenmonat Ramadan.
Mohammed sagte, dass er durch den Engel Gabriel wisse, dass er der letzte Prophet Gottes sein solle. Und so verkündigte er: “Ich bin der letzte Prophet, der gesandt ist. Gott hat schon viele Propheten vor mir zu den Menschen geschickt: Abraham, Mose, die großen Propheten Israels und Jesus. Sie alle haben die Wahrheit Gottes verkündet, doch die Juden und Christen haben diese Wahrheit verfälscht. Jetzt schickt Allah mich, damit ich als letzter Prophet die Wahrheit wieder herstelle. Ich verkündige euch die wahre Botschaft Allahs, die von nun an bis an das Ende der Zeit Gültigkeit haben wird.“
Der Kampf um Mekka
Der Prophet Mohammed war in Medina nicht nur der Leiter der neuen Gemeinschaft, der Umma. Er war zugleich ein erfolgreicher Politiker, der die Einwohner der Stadt mit seinen Vorschlägen überzeugte. Er hatte immer mehr Anhänger und verkündete weiterhin seine Botschaft.
Die Zahl der Gläubigen in Medina war allmählich zu einer großen Gemeinschaft gewachsen. Die vielen Menschen mussten versorgt und ernährt werden. Deshalb überfielen seine Krieger die Karawanen der Kaufleute aus Mekka, raubten sie aus und erbeuteten auf diese Art das, was die Umma zum Leben benötigte.
Damit störte Mohammed den Handel auf der Weihrauchstraße erheblich. Zugleich forderte er damit die reichen Familien Mekkas heraus, die um ihre Handels-geschäfte sehr besorgt waren.
Mekka ließ sich Mohammeds Überfälle nicht gefallen. Man rüstete ein großes Heer aus und zog gegen Medina, um den Störenfried Mohammed zu bestrafen. Mit 950 Kriegern, 100 Pferden und 700 Kamelen war das Heer aus Mekka den Kämpfern Mohammeds weit überlegen. Doch wie durch ein Wunder errangen Mohammed und seine Muslime einen großen Sieg.
Mohammeds Sieg über das große Heer der Stadt Mekka wurde in Arabien als Sieg Allahs über die vielen Gottheiten aufgefasst.
Die Macht des Propheten wurde immer größer. Jetzt schlossen sich auch viele Scheichs mit ihren Sippen der Umma an, und Mohammed drängte darauf, dass sich möglichst alle Einwohner Medinas zum Islam bekehrten.
Als sich der jüdische Stamm Kainuka jedoch weigerte, wurden sie aus Medina vertrieben. Die Vertriebenen, so wurde später erzählt, durften nur mitnehmen, was ihre Dromedare tragen konnten. Den zurückgebliebenen Besitz verteilte Mohammed unter seinen Anhängern.
Inzwischen hatte Mekka ein neues Heer ausgerüstet. Wieder kam es zum Kampf, doch jetzt siegten die Krieger der Stadt Mekka. Das geschlagene Heer der Muslime musste flüchten.
Mekka gab keine Ruhe. Bald hatte die Stadt wieder ein großes Heer aufgestellt und mehr als 10 000 Krieger schlossen die Stadt Medina ein. Mohammed ließ in der belagerten Stadt Gräben zur Verteidigung ausheben, wusste aber, dass Medina nur durch ein Wunder gerettet werden konnte. Und dieses Wunder geschah tatsächlich: Nach 20 Tagen zog das Heer Mekkas überraschend wieder ab. Waren die starken Regenfälle der Grund? Hatte es Seuchen im Heer oder eine Meuterei gegeben? Mohammed und seine Anhänger jedenfalls sahen in der Rettung der Umma das Werk Allahs. Nun waren die Muslime mächtig und stark, und nun begann man auch in Mekka, anders über Mohammed zu denken.
Der Prophet, Kriegsherr und Politiker Mohammed ging nun auch gegen den letzten jüdischen Stamm in Medina vor. Der Stamm der Kuraiza sollte angeblich die Pläne der Kampfgräben in der Stadt an Mekka verraten haben, behaupteten die Muslime. Viele Juden sollen daraufhin getötet und viele Frauen sowie Kinder als Sklaven verkauft worden sein.
Im Jahr 630 zog Mohammed mit 10 000 muslimischen Kriegern nach Mekka. Am 11. Januar fiel Mekka in seine Hände, ohne Kampf. Das war Mohammeds endgültiger Sieg und damit setzte sich der Islam in Arabien durch.
Der Tod des Propheten und die weitere Ausbreitung des Islam
Mohammed und seine Muslime hatten Mekka erobert. Die Statuen und Bilder der verschiedenen Götter wurden zerstört. Die Kaaba wurde zum Heiligtum für alle Muslime erklärt.
Der Prophet war nun in ganz Arabien anerkannt und sehr mächtig. Aus allen Landschaften der Arabischen Halbinsel kamen Abgesandte der Stämme und Sippen nach Mekka, um ihren Übertritt zu erklären.
Mohammed aber war ein alter Mann geworden; er war über 60 Jahre alt. Immer häufiger zeigten sich Merkmale, die andeuteten, dass er krank war. Schließlich wurde er von einem heftigen Fieber ergriffen und starb am 8. Juni 632 in den Armen seiner Frau Aischa.
Mohammed hatte nach dem Tod seiner ersten Frau Chadidscha mehrmals geheiratet. Die Jüngste war Aischa, die Tochter seines Freundes Abu Bakr. Auch seinen Muslimen erlaubte Mohammed mehrere Frauen zu heiraten, aber nicht mehr als vier. So konnten die vielen Kriegswitwen einen neuen Ehemann finden und waren versorgt. Die Bedingung war, dass der Mann reich genug war, um alle vier Frauen zu versorgen, und dass er alle Frauen gleich behandelte.
Der Tod des Propheten Mohammed traf die Muslime völlig unvorbereitet. Plötzlich war ihr Anführer und Ratgeber nicht mehr da, der den Stämmen Arabiens den gemeinsamen Glauben gegeben und ihnen damit den Weg zur Vereinigung gebahnt hatte.
Es entstand zunächst ein Durcheinander nach Mohammeds Tod. Viele Sippen sagten sich wieder vom Islam los, andere ernannten aus ihren Familien jemanden zum neuen Propheten. Schließlich rief Omar, ein treuer Gefährte Mohammeds, Abu Bakr zum Kalifen aus. Kalif heißt übersetzt: Nachfolger. Damit hatte die Umma wieder einen Befehlshaber und religiösen Anführer. Unter Abu Bakr kehrten die vom Islam abgefallenen Stämme in die Glaubensgemeinschaft zurück.
Als Abu Bakr starb, wurde Omar Kalif. Unter Omar begann die weitere Ausbreitung des Islam. Ägypten, Syrien, Persien und Palästina wurden durch Kriege islamische Provinzen.
Unter dem Nachfolger Omars, unter Othman, wurden die Worte Mohammeds gesammelt und aufgeschrieben. Das geschah in den Jahren um 650. Der Koran entstand, das Heilige Buch der Moslems, geschrieben in arabischer Sprache.
Der Nachfolger des Kalifen Othmans wurde der Kalif Ali. Ali war mit Fatima, der Tochter von Mohammed und Chadidscha, verheiratet. Unter Ali kam es zur ersten großen Spaltung unter den Muslimen. Denn einige Muslime meinten, dass nur ein blutsverwandter Nachfahre des Propheten Anführer der Muslime sind könne (diese Gruppe wurde später Schiiten genannt), und andere vertraten die Meinung, dass das nicht notwendig wäre (sie wurden später Sunniten genannt). Seit dieser Zeit gibt es diese zwei großen Gruppen unter den Muslimen mit unterschiedlichen Auffassungen von Religion, Gesetzen und Politik.
Erarbeitung im Unterricht
Im Folgenden werden einige Aufgabenangebote, teilweise im digitalen Format auf learningapps.org, und Erläuterungen dazu vorgestellt.
Hinweise zu den Aufgaben:
> Die vorgestellten Aufgaben stellen ein Angebot dar, aus dem ausgewählt werden kann. Die Aufgaben stellen keine Unterrichtsreihe dar, d. h. sie beinhalten keine Reihenfolge und keine Lernprogression. Die einzelnen Aufgaben können deshalb unabhängig voneinander eingesetzt werden.
> Für die Bearbeitung der digitalen Aufgaben brauchen die Schüler sich auf learningapps.org nicht zu registrieren.
> Als Lehrer können Sie die digitalen Aufgaben auf learningsapps.org sehr einfach umändern und an Ihre eigene Lerngruppe anpassen. Dazu klicken Sie auf der entsprechenden Seite von learningapps.org links unten den Schaltfläche „ähnliche App erstellen“ an.
Zur Bearbeitung oder eigenen Erstellung von LearningApps-Aufgaben müssen Sie sich als Lehrer zuerst registrieren. Link: https://learningapps.org/
Quiz: historisch-religiöse Zusammenhänge
Ziel: Anhand der Fragen werden die im Text vorgestellten Zusammenhänge besprochen.
Methode und Sozialform: Anhand eines Quiz‘ im Stil von „Wer wird Millionär?“ wird ein lehrergelenktes Gespräch im Plenum geführt. Die Fragen sind dabei als Impulse zu verstehen, um ins Gespräch zu kommen.
Titel: Die Entstehung des Islam
Link: https://learningapps.org/view38506097
Im Millionenspiel enthaltene Fragen und Erläuterungen dazu:
- Wie heißt die Religion, die der Prophet Mohammed gründete?
- Mekka war ein Pilgerort. Was konnte man auf dem Pilgermarkt NICHT kaufen?
- Was wünschte sich der Prophet Mohammed für Arabien?
- Was beeindruckte den Propheten bei den Juden und Christen?
Die Juden und Christen hatten ein geschriebenes Gesetz und glaubten nur an einen Gott. Der Vorteil eines geschriebenen Gesetzes liegt auf der Hand; aber auch der Glauben an nur einen Gott bot einen kulturevolutionären Vorteil: Er machte es leichter, klare Gesetze und eine strenge Moral zu verankern. „Bei einem einzigen Gott kann man nur noch für oder gegen diesen, nur noch gut oder böse sein. (...) Dem polytheistischen Kosmos fehlt ein solcher rigoroser Dualismus: Kein Gottesbeschluss ist unumstößlich; ein anderer Gott stellt ihn leicht auf den Kopf.“7
- „Alle Menschen müssen sich vor Allah rechtfertigen!“, sagte der Prophet. Was ist damit gemeint?
Nach dem Tod wird ein jeder Mensch für seine Taten in der Hölle bestraft oder im Paradies belohnt. Mohammed sah den Islam als eine Vervollkommnung des Juden- und Christentums; auch im Christentum gibt es das Konzept von Gott als Richter nach dem Tod. Als durch die Sesshaftwerdung die Siedlungen immer größer wurden, wurde es immer wichtiger, Gesetze für das Zusammenleben zu formulieren und eine Überwachungsinstanz zu installieren. „Mit zunehmender Gruppengröße und materiellen Ungleichheiten wird es immer schwerer, soziale Kooperation durch Reziprozität, Familienbande oder simple Sanktionen zu stabilisieren.“ Nach der Sesshaftwerdung „tun sich diejenigen Gesellschaften leichter, die auf die Idee eines allwissenden und allgegenwärtigen Gottes stoßen, der jede Regelverletzung registriert und verfolgt. (...) Wer über den Tod hinaus auch im Jenseits für sein Fehlverhalten verantwortlich gemacht werden kann, ist eher bereit, sich schon im Diesseits an die Regeln zu halten.“8
- Wie ging es nach dem Tod des Propheten mit dem Islam weiter? - Es kam zur Spaltung in zwei Gruppen: Sunniten und Schiiten.
Schiiten und Sunniten sind bis heute die beiden Hauptzweige des Islam. Ungefähr 85 % aller Muslime weltweit sind Sunniten und 15 % Schiiten. Sunniten sind mehrheitlich in der arabischen Welt und in der Türkei vertreten. Im Iran sind 95 % der Muslime Schiiten. Auch in Aserbeidschan, Bahrain und im Irak leben viele Schiiten, ebenso im Libanon (45 %) und im Jemen (30 %); in Kuwait sind etwa 30 % der Bevölkerung Schiiten, in Saudi Arabien 15 % und in Pakistan 5 %.9 (Aleviten sind vorwiegend in der Türkei vertreten und sollen dort etwa 15 % der Bevölkerung ausmachen. Ob das Alevitentum ein Teil des schiitischen Islam oder eine eigenständige Konfession ist, wird kontrovers diskutiert.10)
Kreuzworträtsel: Begriffe
Ziel: Begriffe und Namen werden wiederholt und gefestigt.
Titel: Der Prophet Mohammed und der Islam
Link: https://learningapps.org/view38532017
Im Kreuzworträtsel enthaltene Fragen:
1) In welcher Stadt wurde der Prophet Mohammed geboren? - Mekka
2) Wie heißt der gemauerte Würfel, in dem ein Meteorit stecken soll? Er war schon in der Zeit vor dem Islam ein Heiligtum. - Kaaba
3) Der Prophet wurde in die Oasensiedlung Jathrib gerufen, um dort Frieden herzustellen. Wie heißt der Ort heute? - Medina
4) In welchem heutigen Staat liegen Mekka und Medina? - Saudi Arabien
5) Wie nennt man die Gemeinschaft der Muslime? - Umma
6) Wie heißt das heilige Buch der Muslime? - Koran
7) In welcher Sprache wurde der Koran geschrieben? - Arabisch
8) Der Junge Mohammed verlor früh seine Eltern. Wie nennt man ein Kind, dessen Eltern gestorben sind? - Waise
9) Wie nennt man Menschen, die aus religiösen Gründen zu einem für sie heiligen Ort reisen? - Pilger
Lösungswort: Islam
Zahlenstrahl: Chronologie der Ereignisse
Ziel: Die Ereignisse werden in ihre chronologische Reihenfolge gebracht.
Titel: Das Leben des Propheten Mohammed in Jahreszahlen
Link: https://learningapps.org/view38506673
Enthaltene Jahreszahlen:
570 Geburtsjahr von Mohammed
590 Mohammed tritt in den Dienst der Kaufmannswitwe Chadidscha.
595 Mohammed und Chadidscha heiraten.
610 Mohammed empfängt zum ersten Mal eine Botschaft
622 Der Prophet kommt in Jathrib an.
630 Die Muslime erobern endgültig die Stadt Mekka.
632 Tod des Propheten
650 Der Koran entsteht. (Hinweis: Diese Zeitangabe ist nur ungefähr, die Entstehung des Koran war ein längerer Prozess.)
Landkarte: Geografisch-politische Orientierung
Ziel: Die im Text erwähnten Orte werden auf einer Karte verortet und mit den heutigen Staaten verknüpft.
Titel: Orte im Leben des Propheten Mohammed: In welchen Staaten liegen sie heute?
Link: https://learningapps.org/view38575964
Lückentext: Zusammenfassung
Ziel: Mit Hilfe der im Lückentext zusammengefassten Biografie wird ihr Inhalt wiederholt.
Titel: Der Prophet Mohammed und die Entstehung des Islam
Link: https://learningapps.org/view38505939
Der Prophet Mohammed und die Entstehung des Islam
Abb. in Leseprobe nicht enthalten
2. Gemeinsame Erzählungen der Buchreligionen
Im Sinne einer interkulturellen Pädagogik und eines interreligiösen Dialogs sollten sowohl Unterschiede als auch Gemeinsamkeiten von Religionen thematisiert werden.11 Vor diesem Hintergrund kann es für die Schüler interessant sein, dass viele Erzählungen aus den jüdischen und christlichen Schriften sich auch im Koran wiederfinden - um die Religionen im Unterricht nicht dualistisch einander gegenüber zu stellen, sondern um ihre Verbindungen aufzuzeigen. Im Islam gelten Abraham (arabisch: Ibrâhîm), Noah (arabisch: Nüh), Mose (arabisch: Müsâ), David (arabisch: Dâwüd) oder Jesus (arabisch: ’ïsâ) als Propheten, um nur einige zu nennen (vgl. Sure 6, 83-86). Mohammed sah sich selbst als letzten Propheten. Sure 33, 40: Muhammed ist nicht der Vater eines eurer Männer, sondern Allahs Gesandter und das Siegel der Propheten; und Allah weiß alle Dinge. „Das Siegel der Propheten“ wird laut Anmerkung des Übersetzers Max Henning so verstanden, dass Mohammed „der letzte und die Wahrheit im Vollsinne bringende Prophet ist“.12
Viele Aussagen in der Bibel stehen im Widerspruch zu heutigen Werten, etwa dass man die eigene Tochter in die Sklaverei verkaufen (2. Mose 21, 7) oder den ungehorsamen Sohn steinigen darf (5. Moses 21, 18-21: Wenn jemand einen widerspenstigen und ungehorsamen Sohn hat, der der Stimme seines Vaters und seiner Mutter nicht gehorcht (...): (...) So sollen ihn steinigen alle Leute seiner Stadt, dass er sterbe (...). ), und unserem heutigen Wissen, etwa dass Hasen Wiederkäuer seien (3. Mose, 11, 6). Carel van Schaik und Kai Michel beschreiben die Bibel als ein in der damaligen Zeit lebendiges Medium, an dem die Gelehrten kontinuierlich gearbeitet und das sie der jeweiligen Zeit angepasst haben, indem sie Wissen und Geschichten hinzugefügt und umgeschrieben haben. Die Bibel sei lange Zeit „ein sich ständig aktualisierendes Produkt der kumulativen kulturellen Evolution“ gewesen, das jedoch „durch die Kanonisierung ihrer Schriften (...) schockgefroren“ wurde und dann auf dem damaligen Stand stehen blieb.13 Die alten Schriften wörtlich nehmen zu wollen, ist deshalb problematisch - das wird auch durch ihre vielen Widersprüche deutlich.
Immanuel Kant forderte vor 250 Jahren: Habe den Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen. Bezogen auf religiöse Schriften bedeutet dies, sie im Kontext ihrer Entstehungs-geschichte zu betrachten. Mit der Aufklärung im 18. Jahrhundert setzte sich die Erkenntnis durch, dass die Bibel von Menschen verfasst wurde. Sie enthält nicht das wörtliche Wort Gottes, sondern ist ein Textprodukt ihrer Zeit. Dies bildete die Grundlage für die historisch-kritische Bibelforschung, die eine wissenschaftlich fundierte und methodisch nachvollzieh-bare Auslegung anstrebt.14
Die Diskussion, wie die alten Schriften zu verstehen sind, gibt es seit dem Tag, an dem sie geschrieben wurden. Man kann sie nicht nicht interpretieren!
Bereits innerhalb der Bibel gibt es innerbiblische Auslegungen: Frühere Schriften wurden in späteren Schriften kommentiert und weiterentwickelt.15 Diese innerbiblischen Interpreta-tionen bezeugen, dass biblische Texte kein unantastbares und wortwörtlich zu nehmendes Gotteswort sind. Deshalb braucht es historisches Wissen über die soziale und politische Welt, in der die Texte jeweils geschrieben wurden, um sie besser zu verstehen.16 Ein unreflektiertes Berufen auf die alten Schriften hingegen soll oft nur die eigenen Interessen legitimieren.17 Man kann dies in den letzten Jahren häufig in der Politik beobachten.
Weltweit - und auch in Deutschland - nehmen politische Bewegungen zu, die menschen- und wissenschaftsfeindliche Positionen mit ideologisch gedeuteten Worten aus religiösen, alten Schriften begründen.
Aus diesem Grund sollte die Schule fundiertes Wissen über die historische Entstehung von Religionen, ihren Schriften, Werten und Ausformungen vor dem Hintergrund einer wissenschaftlichen Weltsicht vermitteln.
Noah
Die Erzählung von Noah und der Sintflut (=Sünd flut) beginnt in der Tora bzw. Bibel im Buch Genesis bzw. im 1. Buch Moses in Kap. 6, Vers 5-8: Als aber der Herr sah, dass der Menschen Bosheit groß war auf Erden (...), da reute es ihn, dass er die Menschen gemacht hatte (...), und es bekümmerte ihn in seinem Herzen, und er sprach: Ich will die Menschen, die ich geschaffen habe, vertilgen von der Erde (.). Aber Noah fand Gnade vor dem Herrn.
Gott beobachtet das irdische Treiben und bestraft menschliches Fehlverhalten - so werden Menschen zu moralischem Tun angehalten und so wird Kooperation in der wachsenden, anonymen Gesellschaft gewährleistet. Sicherlich geht diese Geschichte auf eine historische Überschwemmungskatastrophe zurück, für die eine theologische Erklärung gesucht wurde.18
Im Koran findet sich die Geschichte von Noah, seinen sündigen Zeitgenossen und der Sintflut vielfach erwähnt. Es scheint, dass Mohammed in Noahs Geschichte eine Parallele zu seiner eigenen sah: Auch er sah sich als Warner und Mahner, der verspottet und angefeindet wurde. Im Koran wird immer wieder sehr ausführlich erzählt, wie die Menschen in Noahs Umgebung seine Warnungen in den Wind schlugen, ihn verlachten und am Ende dafür bestraft wurden. Der Prophet zieht Vergleiche und droht seinen Gegnern das gleiche Schicksal an.
Im Folgenden werden einige Koranstellen, die von Noah berichten, aufgeführt; die Reihen-folge entspricht der ungefähren Chronologie der Offenbarungen:19 In Sure 51, 46 wird das Volk Noahs ein „frevelnd Volk“ genannt. Ein direkter Zusammenhang zwischen dem Spott derer, die Noah nicht glaubten, und ihrer Strafe wird dargestellt in Sure 54, 9-14. Die Sure 71 trägt den Namen „Noah“, sie enthält vor allem Reden, Gebete und Hymnen Noahs. Die Geschichte der Arche wird am ausführlichsten in der Sure 11, 25-49 erzählt. In Sure 29, 14 und 15 werden Noah und die Rettung seiner Leute auf der Arche erwähnt. In Sure 42, 13 wird deutlich, dass der Gott der Muslime ebenso der Gott von Noah, Abraham, Mose und Jesus ist.
Abraham
Die Erzählung von Abraham finden wir in der Tora (Genesis), der Bibel (1. Buch Mose) und im Koran. Im Koran handeln - u. a. - folgende Suren von Abraham/Ibrahim (die Schreibweise variiert je nach Übersetzung): In Sure 19, 42-49 wird dargestellt, dass es nur einen Gott gibt. Da Abrahams Vater diese Überzeugung nicht teilt, trennt Abraham sich von ihm (Sure 9, 114). In Sure 37, 100 wünscht Abraham sich einen Sohn; Sure 37, 101-107 berichtet davon, dass Abraham bereit war, seinen Sohn zu opfern, um Gott seine Treue zu beweisen. „O mein Vater, tu, was dir geheißen ward, (...)" , spricht der Sohn. Sein Name wird im Koran an dieser Stelle nicht genannt, dadurch bleibt unklar, um welchen Sohn es sich handelt; doch die islamische Tradition identifiziert ihn mit Ismael. Das herrliche Opfer (Sure 37, 107) ist in der Tradition der Widder, der Abraham als Ersatzopfer geschickt wird (1. Buch Mose, Kap. 22, 13). Auf diesen Widder geht das muslimische Opferfest zurück. In der in Medina geoffenbarten Sure 14, 39 werden Ismael und Isaak als Söhne von Abraham vorgestellt. Sure 2, 125 ff. beschreibt, dass die Verehrung der Kaaba auf Abraham und Ismael zurückgeht.20 Und als Abraham und Ismael die Fundamente des Hauses legten, (sprachen sie:) „O unser Herr, nimm es an von uns; siehe, Du bist der Hörende, der Wissende. O unser Herr, und mache uns zu Muslimen (...)." (Sure 127 und 128; mit Haus ist die Kaaba gemeint.)
Abraham wird von Juden, Christen und Muslimen gleichermaßen als Stammvater des Monotheismus verehrt.21 Die Juden und Christen sehen sich als Nachkommen seines Sohnes Isaak, die Muslime sehen sich als Nachfahren seines Sohnes Ismael (Sure 2, 127; 3, 84). Die bekannteste Geschichte ist die von Abrahams „Prüfung“, in der jüdischen Tradition wird von „Isaaks Bindung“ gesprochen (Genesis bzw. 1. Buch Mose 22, 1-19; Koran Sure 37, 101-107).
Diese Erzählung, in der Abraham seinen Sohn opfern soll, schockiert: „Was ist das für ein Gott, der ein derartiges Opfer fordert? Was ist das für ein Vater, der sich diesem Ansinnen nicht widersetzt?“22 Die Erzählung wurde in der Theologie und Philosophie vielfach und sehr unterschiedlich interpretiert. Die vielfältigen Interpretationsansätze können hier nicht im Mindesten vorgestellt werden; einen Eindruck von der Vielfältigkeit geben diese kurzgefassten Beispiele:
Carel van Schaik und Kai Michel meinen, dass mit dieser biblischen Geschichte eine hohe Glaubwürdigkeit Gottes geschaffen werden sollte. Dadurch, dass Abraham bereit ist, Gottes Befehl zu gehorchen und seinen Sohn zu opfern, wird gezeigt: Der Glaube und die Hingabe Abrahams an den diesen einen Gott ist so stark, dass er zu allem bereit ist. (Mit der gleichen Strategie, so van Schaik und Michel, wird in der Bibel auch an späterer Stelle gearbeitet: „Gott lässt Jesus am Kreuz sterben. Das Christentum wird daraus enorme Überzeugungskraft ziehen. An der Glaubwürdigkeit eines Gottes, der seinen eigenen Sohn für die Sünden der Menschen hingibt, ist nicht zu zweifeln. Jesu Kreuztod gilt als der nicht zu überbietende Liebesbeweis Gottes.“)23
Auf religionsgeschichtlicher Ebene wird hier eventuell von der Ablösung der Menschenopfer durch Tieropfer erzählt.24 In der Antike waren Menschen- bzw. Kinderopfer in manchen Kulturen verbreitet (vgl. im Alten Testament: Richter 11, 30-40, 2. Könige 3, 27, Micha 6, 7 oder 1. Könige 16, 34), und zwar auch für den einen, den monotheistischen Gott. (In Hesekiel 20, 25-31 wird dazu gesagt, dass diese Kinderopfer in der Vergangenheit eine Strafe für die Menschen waren - und dass Gott diese Opfer ablehnt: Ihr macht euch unrein mit euren Götzen (...), dass ihr (...) eure Söhne und Töchter durchs Feuer gehen lasst.)
Immanuel Kant kritisierte aus moralphilosophischer Sicht das Verhalten von Abraham. Er hätte sich widersetzen müssen, so Kant, denn der Maßstab sei das moralische Gesetz, welches Gott verteidigen und nicht zerstören solle. Kant schrieb: „Abraham hätte auf diese vermeinte göttliche Stimme antworten müssen: „Dass ich meinen guten Sohn nicht töten solle, ist ganz gewiss; dass aber du, der du mir erscheinst, Gott sei, davon bin ich ganz gewiss nicht gewiss und kann es auch nicht werden“, wenn sie auch vom (...) Himmel herabschallte.“25 Auch ein Gebot von Gott kann, so Kant, nicht zur Aufhebung des ethisch Gebotenen führen.
Omri Boehm hingegen liest in der Geschichte genau dieses, nämlich dass Abraham ungehor-sam das ethisch Gebotene tat: Er gehorchte letztlich nicht dem göttlichen Opferbefehl, sondern folgte dem Einspruch eines Engels. Boehm sieht Abrahams Verhalten im Zusammenhang mit der Erzählung im 1. Mose 18, 22-27, als Gott die Menschen in Sodom kollektiv bestrafen wollte und Abraham ihm widersprach: Willst du denn den Gerechten mit dem Gottlosen umbringen? (...) Das sei ferne von dir! Nach Boehm steht die Geschichte für eine universelle, übergeordnete Gerechtigkeit.26
David und Goliath
Von Davids Kampf gegen Goliath wird im Tanach27 (Neviim), im Alten Testament (1. Buch Samuel 17) und im Koran (2. Sure, Vers 249-252) erzählt.
Das gemeinsame Motiv ist: Schwach besiegt Stark. In der älteren jüdisch-christlichen Beschreibung kämpft David im Zweikampf gegen Goliath, im Koran kämpft ein starkes Heer gegen ein schwaches und David und Goliath sind Teil dieses Heeres. In diesem Rahmen erschlägt David den Riesen Goliath. Dass die vermeintlich schwache Seite allen Erwartungen zum Trotz gewinnt, liegt in beiden Erzählungen daran, dass sie Kraft durch Gott bezieht.
David und Goliath in den jüdisch-christlichen Schriften28
Die Philister sammelten ihre Heere zum Kampf, und König Saul und die Männer Israels kamen zusammen und rüsteten sich gegen die Philister. Beide Heere standen auf einem Berg und zwischen ihnen war ein Tal.
Jeden Tag trat aus dem Lager der Philister ein Riese hervor, er nannte sich Goliath und war sechs Elle n[1] und eine Handbreit groß. Er hatte einen eherne n[2] Helm auf dem Kopf und einen Schuppenpanzer an, einen ehernen Schild auf seinen Schultern und eherne Schienen an seinen Beinen. Der Schaft seines Spießes war wie ein Weberbau m[3] und hatte eine eiserne Spitze, und sein Schildträger ging vor ihm her. Und er rief den Israeliten zu: „Seid ihr nicht ausgezogen zum Kampf? Wählt einen unter euch, der zu mir komme. Schlägt er mich, so wollen wir eure Knechte sein. Und schlage ich ihn, so sollt ihr unsere Knechte sein.“ 40 Tage lang verhöhnte er die Israeliten.
Isai aus Bethlehem war zu alt, um noch in den Kampf zu ziehen. Aber er hatte acht Söhne, und drei waren mit Saul gezogen. David war der jüngste, er hütete die
Schafe seines Vaters. Eines Tages sprach Isai zu David: „Bringe diese zehn Brote deinen Brüdern und diese zehn Käse dem Hauptmann!“
Da machte sich David früh am Morgen auf und ging zu seinen Brüdern. Und als er bei seinen Brüdern war, trat abermals der Riese Goliath hervor und forderte die Israeliten heraus. David fragte: „Was wird man dem geben, der diesen Philister schlägt?“ Und sie antworteten: „Wer ihn schlägt, den wird der König sehr reich machen, und er will ihm seine Tochter zur Frau geben.“
Und David sagte zu König Saul: „Ich will hingehen und mit dem Riesen kämpfen!“ Saul antwortete: „Du kannst nicht hingehen, denn Du bist noch ein Knabe, dieser Philister aber ist ein erfahrener Kriegsmann.“ David entgegnete: „Ich hütete die Schafe meines Vaters. Wenn ein Löwe oder Bär kam und ein Schaf von der Herde wegtrug, lief ich ihm nach, schlug ihn tot und rettete das Schaf aus seinem Maul. Der Herr, der mich vor dem Löwen und dem Bären errettet hat, wird mich auch erretten vor diesem Riesen.“ Da sprach Saul: „Gehe hin, der Herr sei mit dir.“ Und Saul gab David seine Rüstung, doch David fand sie zu unbequem. Er nahm nur seinen Stab, die Schleuder und fünf glatte Steine, die er in seine Hirtentasche tat. Dann machte er sich auf den Weg zu dem Philister.
Der Philister Goliath fluchte und verspottete David. David antwortete ihm: „Du kommst zu mir mit Schwert, Lanze und Schild, ich aber komme zu dir im Namen des Herrn.“ Und David nahm einen Stein aus seiner Hirtentasche und schleuderte ihn so auf Goliaths Stirn, dass dieser tot zur Erde fiel. Daraufhin nahm David Goliaths Schwert und hieb ihm den Kopf ab.
Die Philister flohen, als sie sahen, dass ihr stärkster Mann tot war. Und die Männer Israels verfolgten und töteten sie. Und König Saul nahm David zu sich und ließ ihn nicht wieder ins Haus seines Vaters zurückkehren.
David und Goliath im Koran
Sure 2: (249) Und als nun Saul mit seinen Scharen abzog, sprach er: „Siehe, Allah wird euch mit einem Bach prüfen. Drum, wer von ihm trinkt, gehört nicht zu mir, und wer nicht von ihm schmeckt, der gehört zu mir, es sei denn, wer mit seiner Hand eine Handvoll schöpft.“ Und sie tranken von ihm mit Ausnahme weniger. Und als er an ihm vorübergegangen war, er und die Gläubigen bei ihm, sprachen sie: „Wir haben heute keine Kraft wider Goliath und seine Scharen.“ Da sprachen die, welche glaubten Allah zu begegnen: „Wie oft hat ein kleiner Haufen einen großen Haufen mit Allahs Willen besiegt! und Allah ist mit den Standhaften.“ (250) Und als sie wider Goliath und seine Scharen auf den Plan traten, sprachen sie: „Unser Herr, gieße Standhaftigkeit über uns aus und festige unsere Füße und hilf uns wider das Volk der Ungläubigen. (251) Und so schlugen sie sie mit Allahs Willen, und es erschlug David den Goliath; und Allah gab ihm das Königtum und die Weisheit und lehrte ihn, was Er wollte. (...)
Im jüdisch-christlichen Text wird die Geschichte ausführlicher erzählt. David ist eine Identi-fikationsfigur, er wird hervorgehoben. Das tatkräftige Individuum steht im Vordergrund, die Geschichte wird auf die Figuren fokussiert erzählt. Im Koran werden David und Goliath ebenfalls namentlich erwähnt, aber es wird weder erklärt, wer sie sind, noch werden sie beschrieben und charakterisiert wie im biblischen Text. Die koranische Erzählung kann besser verstehen, wer bereits die Erzählung in der jüdisch-christlichen Bibel kennt. Dort wird genau erzählt, wie der Hirtenjunge David den Riesen Goliath besiegt: David nimmt nur seine Steinschleuder und ein paar Steine mit in den Kampf. Er kennt seine Stärken und setzt sie bewusst ein. Zielsicher schleudert er einen einzigen Stein auf Goliaths Stirn und bringt ihn so zu Fall, dann nimmt er Goliaths eigenes Schwert und schlägt ihm den Kopf ab. Im Koran hingegen wird Davids Leistung nur angedeutet: (...) und es erschlug David den Goliath. Auch der Rest des Kampfes wird in der Bibel weitaus detaillierter dargestellt: Die Philister fliehen und Sauls Männer jagen ihnen nach, erschlagen sie und plündern ihr Lager. (1. Sam., 17, 52-53) Die Belohnung für den Sieg ist in der Bibel ebenfalls sehr konkret dargestellt: Saul hatte demjenigen, der Goliath erschlägt, seine Tochter und Steuerfreiheit29 versprochen. In der koranischen Fassung gibt Allah als Belohnung das Königreich und die Weisheit.
Dadurch, dass der kluge David eine Distanzwaffe verwendet, tritt das Faustrecht außer Kraft. In erster Linie ist es aber sein Gottvertrauen, dass ihn mutig sein und gewinnen lässt. Damit wird Gerechtigkeit und Recht zur Sache Gottes. Denn Gott, so steht es in den Schriften, ist mit dem Volk Israel einen Bund eingegangen: Wer ihm treu ist (und sich an die Gesetze hält), wird belohnt. Und allgemeingültige, verbindliche Gesetze wurden in dieser Zeit, als die Menschen nach und nach sesshaft wurden und in immer größeren Gemeinschaften lebten, immer wichtiger.30 Zum Funktionieren einer Gemeinschaft trug die Überwachung dieser Gesetze durch einen allmächtigen und allwissenden Gott entscheidend bei - und die Aussicht auf Belohnung, hier in Form von Gottes Loyalität vorgestellt.
Zu Beginn des Verses 249 in Sure 2 ist die Rede von einem Bach, mit dem Gott die Soldaten prüfen will. Hier wird im Koran die Erzählung von Saul mit der von Gideon (Altes Testament, Richter 7, 5) vermischt:31 Gideon war im Krieg gegen die Midianiter und hatte ein großes Heer, doch Gott wollte Gideons Heer verkleinern (denn nur mit einem zahlenmäßig unterlegenem Heer konnte er durch dessen Sieg seine Macht demonstrieren) und führte eine Trinkprobe an einem Bach durch. Gideon blieben nur 300 Mann und mit diesen (sowie Gottes Unterstützung) siegte er.
David und Goliath: Erarbeitung im Unterricht32
Ziele : Die Schüler lernen eine zentrale Erzählung kennen, die allen drei monotheistischen Religionen gemeinsam ist. Dadurch können emotionale Zugänge geschaffen werden. Zudem können sie David und Goliath als Metapher verstehen und erklären.
Erarbeitungsideen:
- Besprechung eines Bildes als Textvorentlastung
- zuerst die biblische Fassung lesen
- "Die Riese hieß Goliath mit Namen und war sechs Ellen und eine Handbreit groß." Eine Elle ist die Länge vom Ellbogen bis zu den Fingerspitzen - ungefähr ein knapper halber Meter. Wie groß soll Goliath demnach gewesen sein?
- die Geschichte auf dem Schulhof nachspielen
- Die Geschichte in der koranischen Variante kennenlernen: Die Erzählung lesen, wieder nachspielen; Unterschiede und Gemeinsamkeiten der beiden Texte besprechen.
- Textvergleich (Unterschiede und Gemeinsamkeiten) in einer Tabelle festhalten oder mit der LearningApps-Aufgabe bearbeiten:
Titel: David und Goliath in Tanach, Bibel und Koran: Textvergleich
Link: https://learningapps.org/view38509036
Abb. in Leseprobe nicht enthalten
- Zur Vertiefung kann die Geschichte in andere Darstellungsformen gebracht werden (Hörspiel, Schauspiel, Collage, Protokoll, Flussdiagramm u. v. m.).
- Interpretierendes Gespräch: Schwach besiegt Stark - Habt ihr das auch schon mal erlebt oder davon gehört? Warum konnte sich die vermeintlich schwächere Seite durchsetzen (Weil sie bessere Argumente hatte? Weil das Recht auf ihrer Seite war?)? Wie konnte sich die vermeintlich schwächere Seite durchsetzen (mit Hilfe eines schlichtenden Lehrers oder Elternteils, mit Hilfe eines Polizisten oder des Gerichts, ...)? Welche Rolle spielt Gott in der Geschichte von David und Goliath? ...
Zusatzaufgaben:
- Den Koran auf Arabisch und die arabische Schrift kennenlernen: Die Versnummern in einem Koran in arabischer Schrift führen zu den arabischen Zahlen und es können kleine Matherätsel mit arabischen Zahlen erstellt werden.
- Das Gedicht von M. Claudius lesen und bearbeiten
(Dieses Gedicht bzw. die Reimwörteraufgabe stellt keine inhaltliche Ergänzung im Sinne der Zielsetzungen dar - es kann eine Zusatzaufgabe sein, um starke Schüler sprachlich zu fordern.)
Matthias Claudius (1740-1815) interpretiert die Bibelgeschichte mit diesem Gedicht keineswegs theologisch, sondern macht einen „netten“ Text daraus. Zu Claudius‘ Zeiten war vermutlich der saloppe Tonfall im Umgang mit einer Bibelgeschichte sehr lustig. Es ist vorstellbar, dass er das Gedicht für seine Kinder geschrieben hat - er hatte elf Kinder, außerdem wohnten noch weitere Kinder, die seine Schüler waren, im Haushalt der Familie Claudius.33
Aufgabe: Ersetze die fehlenden Reime! (Reimschema: ababcc)
Titel: Goliath und David in Reimen von M. Claudius
Link: https://learningapps.org/38512423
Ein Gedicht von Matthias Claudius (1740-1815) über David und Goliath
Die Geschichte von Goliath und David, in Reime bracht34
Abb. in Leseprobe nicht enthalten
Worterklärungen:
Tressen sind Haarbündel von einem Tier.
Ein Klunker ist ein größeres Schmuckstück.
Rock sagte man früher auch zu Jacke oder Mantel.
Advenant bedeutet hier angeberisch, prahlerisch.
Ein Sarras ist ein schwerer Säbel.
Ein Weberbaum ist der stabile Balken quer über einem Webstuhl, an dem die Kettfäden befestigt sind.
Marias jungfräuliche Schwangerschaft im Neuen Testament und Koran
Maria (auf Arabisch Maryam genannt) soll schwanger geworden sein mit Jesus, ohne je mit einem Mann zusammen gewesen zu sein.35 Im Neuen Testament heißt es im Lukasevangelium 1, 26-38:
Ein halbes Jahr später sandte Gott den Engel Gabriel (...) nach Nazareth, zu einem Mädchen, das mit einem Mann aus dem Stamm Davids verlobt war. Das Mädchen hieß Maria. Der Engel kam in ihr Haus (.): Sei gegrüßt, du Gesegnete, der Herr ist mit dir. Sie aber erschrak, als sie die Stimme hörte (.). Der Engel fuhr fort: Fürchte dich nicht! (.) Du wirst schwanger werden und einen Sohn zur Welt bringen. Dem sollst du den Namen Jesus geben (...) und man wird ihn „Gottes Sohn“ nennen. (.) Da sprach Maria: Wie kann das geschehen? Ich bin mit keinem Mann zusammen gewesen! Der Engel antwortet ihr: Der heilige Geist wird über dich kommen, und die schaffende Kraft des Höchsten wird wie ein Schatten über dir sein. Darum wird dein Kind „heilig“ heißen. (.) Denn es gibt nichts, das bei Gott unmöglich wäre .36
Im Matthäusevangelium 1, 18-23 wird erzählt:
Als seine Mutter Maria mit Josef verlobt war, stellte sich heraus, bevor sie geheiratet hatten, dass sie schwanger war vom heiligen Geist. Ihr Mann Josef (.) wollte (.) sich heimlich (.) trennen. (.) Da erschien ihm der Engel des Herrn im Traum und sagte: Josef, du Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria als deine Frau zu dir zu nehmen; denn was sie empfangen hat, das hat sie vom heiligen Geist empfangen. Und sie wird einen Sohn gebären, den sollst du Jesus nennen (.). Das ist aber alles geschehen, damit erfüllt würde, was der Herr durch den Propheten gesagt hat (Jesaja 7, 14): „Siehe, eine Jungfrau wird schwanger werden und einen Sohn gebären, (.). “37
Und auch im Koran wird berichtet, dass Maria unberührt schwanger wurde. In Sure 3, Vers 42-48 steht geschrieben:
Und (gedenke,) da die Engel sprachen: „O Maria, siehe, Allah hat dich auserwählt und hat dich gereinigt und hat dich erwählt vor den Weibern aller Welt. (.) (Gedenke,) da die Engel sprachen: „O Maria, siehe, Allah verkündet dir ein Wort von Ihm, sein Name ist der Messias Jesus, der Sohn der Maria, angesehen hernieden und im Jenseits und einer (Allah) Nahen. Und reden wird er mit den Menschen in der Wiege und in der Vollkraft, und er wird einer der rechtschaffenen sein.“ Sie sprach: „Mein Herr, woher soll mir ein Sohn werden, wo mich kein Mann berührte?38 Er sprach: „Also schafft Allah, was Er will; wenn Er ein Ding beschlossen hat, sprich Er nur zu ihm ,Sei!' und es ist.“ Und Er wird ihn lehren das Buch und die Weisheit und die Tora und das Evangelium 39
Das Neue Testament wurde nicht verfasst, um historische Fakten aus dem Leben Jesu40 zu dokumentieren, sondern um den neuen Glauben mittels literarischer Geschichten zu vermitteln und Jesus als Gottes Sohn zu autorisieren. Seit der Zeit im Babylonischen Exil gehörte die Messiaserwartung zum jüdischen Glauben.41 Die Christen glaubten, dass Jesus dieser Messias ist, die Juden teilten diese Auffassung nicht. Da die Christen die Juden überzeugen wollten, sollte Jesu Messiasstatus mit Wundern und mit der Erfüllung von Prophezeiungen aus den alten Schriften begründet werden.42 Die Glaubwürdigkeitsstrategie war, „die Aura und Autorität der alten Schriften dienstbar zu machen. Die Evangelisten unternahmen alles, um Jesu Mission als Erfüllung der Prophetenworte zu präsentieren.“43
Die Verkündigungsgeschichte enthält sowohl ein Wunder als auch eine Erfüllung.
Das Wunder von Marias geheimnisvoller Schwangerschaft war ein literarisches Mittel, um die göttliche Macht und die Auserwähltheit Jesu zu unterstreichen.44 Dass Gott selbst das Geschehen übernommen hat, unterscheidet Jesus von allen anderen.45
Darüber hinaus sollte die Jungfräulichkeit ein Symbol für die Reinheit seiner Mutter Maria sein.
Dass Maria bei Jesu Geburt noch Jungfrau war, ist in den christlichen Kirchen bis heute offizielle Lesart und der Glaube daran wird z. B. im apostolischen Glaubensbekenntnis im Gottesdienst immer wieder versichert: „Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde. Und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn, empfangen durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria, (,..)."46
Vor allem aber sollte durch einen Bezug zu den alten jüdischen Schriften47 Jesus als Messias legitimiert werden. In Matthäus 1, 20-22 wird diese Absicht sogar benannt: Das ist aber alles geschehen, damit erfüllt würde, was der Herr durch den Propheten gesagt hat (Jesaja 7, 14): Siehe, eine Jungfrau ist schwanger und wird einen Sohn gebären (...) . 48
Im althebräischen Original steht an dieser Stelle allerdings „junge Frau“, was jedoch auf Altgriechisch mit „Jungfrau“ übersetzt wurde. Die Legende von der Jungfrauengeburt resultiert also entweder aus einem Übersetzungsfehler49 oder aus einer Übersetzungs- interpretation.50 Und dieser Fehler in der altgriechischen Übersetzung des Alten Testaments wurde sowohl von Lukas als auch Matthäus ins Neue Testament transportiert.
Die Jungfräulichkeit einer Braut galt in früheren Gesellschaften als wertvoll, denn sie gewährte Männern Abstammungssicherheit und Schutz vor sexuell übertragbaren Krankheiten. Mit dem Aufkommen von wirksamer Medizin wie Antibiotika im 20. Jahrhundert und dem Rückgang patriarchaler Strukturen verlor das Konzept der Jungfräulichkeit an Bedeutung.
Im Koran gilt Jesus (arabisch: ‘Tsä) als ein Prophet, er wird aber niemals Gottes Sohn genannt. Die christliche Vorstellung der Dreifaltigkeit (Vater, Sohn und heiliger Geist) lehnt der Islam ab (vgl. Sure 19, 35; Sure 19, 88-93 oder Sure 4, 171). In Sure 4, 171 heißt es: O Volk der Schrift, überschreitet nicht euren Glauben und sprechet von Allah nur die Wahrheit. Der Messias Jesus, der Sohn der Maria, ist der Gesandte Allahs und Sein Wort, das Er in Maria legte, und Geist von ihm. So glaubet an Allah und an Seinen Gesandten und sprechet nicht: „Drei.“ Stehet ab davon, gut ist’s euch. Allah ist nur ein (.) Gott; (.).
Deswegen ist es kein Zufall, dass der heilige Geist in der Verkündigungsgeschichte zwar in den beiden neutestamentarischen Erzählungen genannt wird, nicht aber in der koranischen.
Maria ist die einzige Frau im Koran, die namentlich erwähnt wird, und Sure 19 trägt ihren Namen.51
Bezüglich des Mariabildes besteht bei Christen und Muslime Einigkeit in ihrer Charakterisierung, nämlich dass Maria erwählt, demütig und voller Gottvertrauen sei.52
Nachdenkenswert ist in diesem Zusammenhang mit dieser Geschichte auch die Frage, warum sie nie zum Wohle unehelicher Kinder und ihrer Mütter gedeutet wurde...
Marias Schwangerschaft: Erarbeitung im Unterricht
Ziel: Am Beispiel der Geschichte von Marias Jungfräulichkeit setzen sich die Schüler mit religiösen Schriften, ihren Interpretationen und deren gesellschaftlichen Folgen auseinander. Sie können begründen, warum die Bibel nicht als historische Quelle, sondern als Glaubenszeugnis geschrieben wurde.
Vorbereitung des Textes:
- Textvorentlastung: Vor dem Lesen, Vorlesen oder Erzählen der Texte kann ggfs. ein Bild gemeinsam betrachtet und besprochen werden.
Im Internet finden sich viele Abbildungen zur Erzählung. Beispiele:
- Flachreliefskulptur: https://pixabay.com/de/photos/italien-flachrelief-skulptur- 1759168/53
- Berühmte Verkündigungsgemälde: Unter folgendem Link finden sich zehn Gemälde, die die Verkündigung in der Vorstellung berühmter Maler zeigen, von Leonardo da Vinci, Jan van Eyck, Domenico Beccafumi, Jacopo Tintoretto, El Greco, Bartolomé Esteban Murillo, Dante Gabriel Rossetti, Henry Ossawa Tanner, Vittorio Matteo Corcos und Jacek Malczewski. https://www.daskreativeuniversum.de/die- verkundigung-kunst/54
- Außerdem sollte vor dem Lesen der Texte der Begriff Jungfrau im Gespräch gemeinsam geklärt werden.
Aufgaben
Wörtliche Rede: Wer sagt was?
Ziel: Textverständnis durch Unterscheidung der Sprecherstimmen
Aufgabe:
- Unterstreiche das, was der Engel sagt bzw. die Engel sagen, mit blau.
- Unterstreiche das, was Maria sagt, mit gelb.
Sprechblasen: Zentrale Textbotschaft
Ziel: Die Kernaussage wird erfasst.
Aufgabe: Schreibe die zentralen Aussagen mit je einem Satz und eigenen Worten in die Sprechblasen!
Abb. in Leseprobe nicht enthalten
Zuordnung: Textverständnis und Textvergleich
Ziel: Die Texte inhaltlich vergleichen
Titel: Maria erfährt von ihrer Schwangerschaft - ein Vergleich der Erzählungen in Bibel und
Koran
Link: https://learningapps.org/39540615
Abb. in Leseprobe nicht enthalten
Quiz: Besprechen der Zusammenhänge
Ziel: Anhand der Fragen die Erzählung und ihren Kontext besprechen
Methode und Sozialform: Anhand eines Quiz‘ im Stil von „Wer wird Millionär?“ wird ein lehrergelenktes Gespräch im Plenum geführt. Die Fragen sind dabei als Impulse zu verstehen, um ins Gespräch zu kommen.
Titel: Die Verkündigungsgeschichte
Link: https://learningapps.org/38512824
Im Millionenspiel enthaltene Fragen:
- Wer soll schwanger werden?
- Warum wird das Kind Jesus genannt?
- Wieso kann Maria im ersten Moment nicht glauben, dass sie ein Kind bekommen wird?
- Warum wollte Josef sich von Maria trennen?
- Weshalb wird die Prophezeiung von Jesaja erwähnt?
- Was symbolisiert das Wunder der Schwangerschaft?
Lückentext: Kontextwissen
Ziel: Die Inhalte der Verkündigungsgeschichte werden wiederholt und der biblische
Entstehungskontext dargestellt
Titel: Die Verkündigung von Marias Schwangerschaft
Analoge Variante: s. u.
Link für digitale Variante: https://learningapps.org/38512886
Zusammenfassung: Podcast erstellen
Ziel: Zur Ergebnissicherung werden die Erkenntnisse zur Erzählung von Marias
jungfräulicher Schwangerschaft zusammengefasst.
Aufgabe: Erstellt zu zweit ein Podcastinterview (Audio), das per Interview mit seinen Fragen und Antworten den Zuhörern die Frage „Warum soll die biblische Maria als Jungfrau schwanger geworden sein?“ erklärt.
Marias wundersame Schwangerschaft(Lukas 1, 26-38 und Matthäus 1, 18-23)
Abb. in Leseprobe nicht enthalten
3. Literatur
Die Bibel (nach der Übersetzung Martin Luthers). Hrsg.: Deutsche Bibelstiftung Stuttgart. Revidierter Text 1975. Stuttgart 1978.
Bobzin, Hartmut: Mohammed. München 2011.
Boehm, Omri: Radikaler Universalismus. Jenseits von Identität. Berlin 2022.
Bowersock, Glen W.: Die Wiege des Islam. Mohammed, der Koran und die antiken Kulturen. München 2019.
Claudius, Matthias: Werke in einem Band. Ausgewählt und mit einem Nachwort versehen von Dr. Uwe Lassen. Hamburg 1960; digitalisiert 2023 durch Universität Hamburg.
Geck, Martin: Matthias Claudius. Biographie eines Unzeitgemäßen. München 2014.
Haberer, Johanna und Rückert, Sabine: Unter Pfarrerstöchtern. Podcast von ZEIT ONLINE (Hrsg.).
Häcker, Sabine: David und Goliath in Bibel und Koran. In: LIFE - Ideen und Materialien für inter-kulturelles Lernen. München 2005.
Sabine Häcker: Weihnachtswissen im Unterricht. Frei zugängliches Unterrichtsmaterial, erstellt 2025. https://padlet.com/sabinehaecker/weihnachtswissen-im-unterricht-jyqvjmxt1ueylf2i (letzter Zugriff am 22.04.2025)
Köckert, Matthias: Abraham. Ahnvater, Vorbild, Kultstifter. Leipzig 2017.
Der Koran (Übersetzung: Max Henning). Hrsg.: Philipp Reclam jun. Verlag. Stuttgart 1960.
Kuschel, Karl-Josef: Weihnachten und der Koran. Düsseldorf 2008.
Das Neue Testament (Übersetzung und Hrsg.: Jörg Zink). 1982.
Sauer, Hanno: Moral. Die Erfindung von Gut und Böse. München 2023.
Schaik, Carel van und Michel, Kai: Das Tagebuch der Menschheit. Was die Bibel über unsere Evolution verrät. Hamburg 2016.
Schmid, Konrad und Schröter, Jens: Die Entstehung der Bibel. München 2020.
Schöller, Marco: Mohammed. Leben - Werk - Wirkung. Frankfurt am Main 2008.
Speyer, Heinrich: Die biblischen Erzählungen im Qoran. Darmstadt 1961.
Die Torah (Übersetzung und Hrsg.: Chajm Guski). Norderstedt 2014.
Anmerkungen und Quellenverweise
1 Hinsichtlich einer Reihe von biografischer und historischer Daten ist die Quellenlage nicht eindeutig. Z. B. schreibt Marco Schöller (2008), dass Mohammeds Mutter Amina wenige Monate nach der Geburt starb (S. 25), Hartmut Bobzin (2011) stellt dar, dass sie starb, als ihr Sohn sechs Jahre alt war (S. 69).
2 Marco Schöller: Mohammed. 2008, S. 17.
3 Wiege des Islam. 2019, S. 89.
4 Marco Schöller: Mohammed. 2008, S. 34.
5 Marco Schöller: Mohammed. 2008, S. 45.
6 Marco Schöller: Mohammed. 2008, S. 48 f.
7 Carel van Schaik und Kai Michel: Das Tagebuch der Menschheit. Was die Bibel über unsere Evolution verrät. 2016, S. 54.
8 Hanno Sauer: Moral. Die Erfindung von Gut und Böse. 2023, S. 164.
9 Zahlen von Wikipedia: „Beziehungen zwischen Sunniten und Schiiten“; eingesehen am 30.12.2024.
10 Vgl. Wikipedia: „Aleviten“; eingesehen am 30.12.2024.
11 M. Khorchide fordert, dass Christen und Muslime gemeinsam an einer identitätsstiftenden Erzählung arbeiten sollten, um den Islamismus zu bekämpfen. (Vgl.: „Theologe fordert mehr Dialog von Christen und Muslimen“, am 09.11.2024 auf katholisch.de)
12 Der Koran in der Übersetzung von Max Henning, 1960, S. 405.
13 Carel van Schaik und Kai Michel: Das Tagebuch der Menschheit. Was die Bibel über unsere Evolution verrät. 2016, S. 457.
14 Konrad Schmid und Jens Schröter: Die Entstehung der Bibel. 2020, S. 398.
15 Konrad Schmid und Jens Schröter: Die Entstehung der Bibel. 2020, S. 175.
16 Konrad Schmid und Jens Schröter: Die Entstehung der Bibel. 2020, S. 402 f.
17 Konrad Schmid und Jens Schröter: Die Entstehung der Bibel. 2020, S. 403.
18 Vgl.: Carel van Schaik und Kai Michel: Das Tagebuch der Menschheit. 2016, S. 96 ff. Sabine Rückert und die ev. Theologieprofessorin Johanna Haberer beziehen diese Geschichte auch auf den Klimawandel (vgl. Podcast „Unter Pfarrerstöchtern“, Folge vom 31.01.2020: „Die Anfänge: Noahs Arche“).
19 Heinrich Speyer: Die biblischen Erzählungen im Qoran. Darmstadt 1961. (Das ist keine vollständige Liste - es gibt noch sehr viel mehr koranische Textstellen, die von Noah sprechen.)
20 Alle Ausführungen nach Heinrich Speyer: Die biblischen Erzählungen im Qoran. Darmstadt 1961. Die Aufeinanderfolge der Stammväter ist jedoch im Koran uneinheitlich, beispielsweise werden auch Isaak und Jakob als Söhne Abrahams genannt (Sure 19, 49 -50; 21, 72-73 sowie 6, 84.).
21 Carel van Schaik und Kai Michel: Das Tagebuch der Menschheit. 2016, S. 134.
22 Matthias Köckert: Abraham. Ahnvater, Vorbild, Kultstifter. 2017, S. 191 ff.
23 Carel van Schaik und Kai Michel: Das Tagebuch der Menschheit. 2016, S. 148 f.
24 Sabine Rückert und Prof. Johanna Haberer: Unter Pfarrerstöchtern. Podcast der ZEIT; Folge vom 08.05.2020: „Abraham: Die Opferung des Isaak“.
25 Immanuel Kant: Der Streit der Fakultäten. 1798, S. 63. In: Omri Boehm: Radikaler Universalismus. Jenseits von Identität. Berlin 2022, S. 145.
26 Boehm, Omri: Radikaler Universalismus. Jenseits von Identität. Berlin 2022. (Omri Boehms Argumentation kann an dieser Stelle nur sehr verkürzt und vereinfacht wiedergegeben werden.)
27 Die jüdische heilige Schrift wurde mit dem Akronym Tanach/Tanak (T-N-K) benannt. Sie besteht aus der Tora (den fünf Büchern Mose, die in der Tora Genesis, Exodus, Levitikus, Numeri und Deuteromium heißen), Neviim (Propheten) und Ketuvim. In den Tanak wurden, und das ist ein Unterschied zum Alten Testament, nur Schriften in hebräischer oder aramäischer Sprache aufgenommen.
28 Text: Gekürzte Fassung von S. Häcker nach: Die Bibel (nach einer Übersetzung von Martin Luther). Hrsg.: Deutsche Bibelstiftung. 1978.
29 In der Bibel steht: seines Vaters Haus freimachen von Lasten in Israel - damit ist Steuerfreiheit gemeint. (Vgl.: Podcast „Unter Pfarrerstöchtern“ von Sabine Rückert und der Theologieprofessorin Johanna Haberer, Folge vom 28.01.2022: Buch Samuel: „David gegen Goliath - eine Geschichte verändert die Welt“.)
30 Hanno Sauer: Moral. Die Erfindung von Gut und Böse. München 2023, S. 163 ff.
31 Heinrich Speyer: Die biblischen Erzählungen im Qoran. Darmstadt 1961.
32 Sabine Häcker: David und Goliath in Bibel und Koran. In: LIFE - Ideen und Materialien für interkulturelles Lernen. München 2005.
33 Zum Beispiel wohnten ab 1778 die beiden Söhne Johann Friedrich und Georg Arnold des Philosophen Friedrich Heinrich Jacobi zwei Jahre lang bei Matthias Claudius, die er mit seinen eigenen Kindern gemeinsam unterrichtete. (Vgl.: M. Geck: Matthias Claudius. Biographie eines Unzeitgemäßen. München 2014, S. 171 f.)
34 Matthias Claudius: Werke in einem Band. Ausgewählt und mit einem Nachwort versehen von Dr. Uwe Lassen. Hamburg 1960, S. 90 f. Digitalisiert 2023 durch Universität Hamburg.
35 Vgl. Unterrichtsmaterial von Sabine Häcker Warum wurde die biblische Maria als Jungfrau schwanger?, eingestellt auf dem Padlet Weihnachtswissen im Unterricht https://padlet.com/sabinehaecker/weihnachtswissen-im-unterricht-jyqvjmxt1ueylf2i
36 Aus: Jörg Zink (Hrsg.): Das Neue Testament. Übertragen von Jörg Zink. 1982.
37 Aus: Rat der Evangelische Kirche in Deutschland (Hrsg.): Die Bibel. 1978
38 In Sure 19, 20 sagt Maria: (...), wo mich kein Mann berührt hat und ich keine Dirne bin?
39 Aus: Der Koran (Sure 3, Vers 42-52) in der Übersetzung von Max Henning. 1991. Im Islam wird Jesus als Prophet gesehen. In der Sure 19 mit Titel Maria heißt es in Vers 30: Er (Jesus) sprach: „Siehe, ich bin Allahs Diener. Gegeben hat er mir das Buch, und Er machte mich zum Propheten.“ Und in Vers 34: Dies ist Jesus, der Sohn der Maria - das Wort der Wahrheit, das sie bezweifeln.
40 Warum wird im Genitiv Jesu statt Jesus’ verwendet? Das geht auf die lateinischen Grammatikformen zurück, die sich gehalten haben: Im Nominativ heißt es Jesus Christus, im Genitiv Jesu Christi.
41 Während der Zeit im Exil entstand die Idee, dass eines Tages ein mächtiger König kommen würde, der die Juden wieder in ihr Land zurückbringen würde. Es handelte sich zunächst um eine politische Vorstellung, die dann immer stärker spiritualisiert wurde. (Vgl.: Sabine Rückert und Prof. Johanna Haberer: Unter Pfarrerstöchtern. Podcast der ZEIT; Folge vom 15.12.2023: „Vor Jesu Geburt: der große Trommelwirbel.“)
42 Weil Matthäus besonders gut darin war, an den alten Prophezeiungen anzuknüpfen, steht sein Evangelium an erster Stelle im Neuen Testament.
43 C. van Schaik und K. Michel: Das Tagebuch der Menschheit. 2016, S. 386.
44 Sabine Rückert und Prof. Johanna Haberer: Unter Pfarrerstöchtern. Podcast der ZEIT; Folge vom 29.12.2023: Ein Schweifkomet erscheint.
45 Karl-Josef Kuschel: Weihnachten und der Koran. 2008, S. 40.
46 Im Unterschied zum katholischen Glauben spielt die Marienverehrung im protestantischen Glauben keine Rolle und die Jungfrauengeburt ist deshalb dort nur ein unerklärliches Wunder von vielen.
47 Die „alten jüdischen Schriften“ wurden später bei den Christen „das Alte Testament“ genannt.
48 Bibelzitat aus: Rat der Evangelische Kirche in Deutschland (Hrsg.): Die Bibel. 1978
49 Carel van Schaik und Kai Michel: Das Tagebuch der Menschheit. 2016, S. 387. Sie führen aus: Im hebräischen Original steht bei Jesaja 7, 14: Siehe, die junge Frau ist schwanger und wird einen Sohn gebären. Für jung wird ' almah verwendet, was eine junge, heiratsfähige Frau meint. Im Althebräischen gibt es für Jungfräulichkeit aber das Wort betula , das hätte verwendet werden können, wenn man bei Jesaja eine Jungfrau gemeint hätte. Es stand bei Jesaja auf Althebräisch aber nicht betula (= Jungfrau) sondern 'almah (= junge Frau) und das wurde bei der Übersetzung der Jesaja-Schrift mit parthenos (= Jungfrau) ins Griechische übersetzt, statt das griechische Wort neanis (= junge Frau) zu nehmen, wie es korrekt gewesen wäre.
50 Vgl.: Carel van Schaik und Kai Michel: Das Tagebuch der Menschheit. 2016, S. 71.
51 Karl-Josef Kuschel: Weihnachten und der Koran. 2008, S. 88.
52 Auch im Islam wird Maria verehrt. In der Nähe von Ephesus (Türkei) gibt es ein Haus, in dem Maria ihre letzten Jahre verbracht haben soll (Meryem ana evi). Sowohl Christen als auch Muslime pilgern dorthin.
53 Foto von SAJ-FSP am 24.10.2016 auf pixabay.com (Lizenzangabe ebendort) veröffentlicht; zuletzt gesichtet 19.03.2025.
54 Hrsg.: Ninetyfour Media LP, Kanada; zuletzt gesichtet 19.03.2025.
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1 Eine Elle misst einen knappen halben Meter.
2 ehern = aus Metall
3 Ein Weberbaum ist der starke Balken quer über einem Webstuhl, an dem die Kettfäden befestigt sind.
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- Sabine Häcker (Author), 2025, Die Entstehung des Islam und gemeinsame Erzählungen der Buchreligionen, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1563601