Gewalt und Sexualität sind Phänomene, die tief in unserer Kultur verankert sind und somit auch historisch-literarisch kein Neuland bieten. Vertreter wie Marquis de Sade, Hubert Selby, Henry Miller, William S. Burroughs und Dennis Cooper – um nur einen kleinen Ausschnitt des umfangreichen Spektrums zu nennen – mach(t)en sie zu einem zentralen Sujet der Vergangenheit und Gegenwart. Hinter der Genese des Titels der vorliegenden Arbeit verbirgt sich jedoch eine umfassendere Ausbreitung der Phänomene, analysiert man neben dem fiktionalen, literarischen Genre auch die Inhalte von Zeitungen, Zeitschriften und Fernsehen – eine fast unüberschaubare Medienflut – der vergangenen zwei Jahrzehnte. Dieses gesamte Spektrum der Printmedien sowie der auditiven und visuellen Medien bietet seither ein alltägliches Bild apokalyptischer, desolater Zustände der zeitgenössischen Gesellschaft und Kultur.
Die vorliegende Arbeit konzentriert sich im Bezug auf Sexualität und Gewalt auf einen Zeitraum, der geprägt ist durch die entstehende globale Vernetzung und somit eine Kulisse multimedial verknüpfter Gedanken, Bilder und Schaffensprozesse bietet. Unsere heutige Gesellschaft ist zu einer Bildschirm-Gesellschaft transformiert. Es scheint, als hätte das fortgeschrittene elektronische Zeitalter die Postmoderne bereits überschritten – immanent in einer „Epochenzäsur, die sich in einem extraliterarischen ‚Danach’ ausdrückt“ (Pflaum 1994, 50) – und würde sich durch Begriffe wie „Postfiktion und posthuman“ (Pflaum 1994, 44) einer virtuellen, simulierten Gegenwartswelt nähern. Die Welt, die sich zunehmend aus Bildern und Zeichen der medialen Mainstream-Kultur zusammenfügt, spiegelt sich in Bret Easton Ellis’ Romanwerken Less Than Zero und American Psycho wider. In diesem Sinne sind die Phänomene Sexualität und Gewalt eng an die Konsumgesellschaft und die Dominanz der Massenmedien gebunden, die als soziale Bezugssysteme in Ellis’ Werken einen verheerenden Einfluß auf die Wahrnehmung und den Status des Körpers sowie die Auslebung der Sexualität ausüben.
In der vorliegenden Arbeit gilt es auf der Grundlage der Rezeptionsgeschichte beider Romane darzustellen, welche Funktion die Darstellung von Gewalt und Sexualität in Ellis’ Romanwerken besitzt. Der Schwerpunkt liegt hierbei auf der Frage, inwieweit die zeitgenössische Konsumgesellschaft und die Dominanz der Massenmedien im elektronischen Zeitalter auf das Individuum einwirken können.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Gewalt und Sexualität – ein destruktives Zusammenspiel am Ende des 20. Jahrhunderts
- 2.1. Die soziokulturelle Entwicklung der Sexualität seit der sexuellen Revolution
- 2.2. Der dehumanisierte Körper als Produkt der kapitalistischen Konsumgesellschaft
- 2.3. Gewalt und Sexualität in den Medien – ein Spiegelbild der Gesellschaft?
- 3. Less Than Zero und American Psycho – die Vorstellung der Romane
- 3.1. Less Than Zero
- 3.2. American Psycho
- 4. Less Than Zero - eine Analyse
- 4.1. Die Auswirkungen der soziokulturellen Zustände auf Gewalt und Sexualität
- 4.1.1. Die geographische Region: Los Angeles
- 4.1.2. Die Institution Familie
- 4.1.3. Fact versus Fiction - die Medien
- 4.2. „People are afraid to merge.“ Die sexuelle Entfremdung der Körper
- 4.3. „I don't have anything to lose.“ Der Körper als Spektakel
- 5. American Psycho – eine Fortsetzung von Less Than Zero?
- 5.1. „Few things perform in life as well as a Kenwood.“ Das Endstadium des Konsumkapitalismus
- 5.2. „Sex is mathematics.“ Die Auflösung der Sexualität
- 5.3. „This is not... a... game.“ Ein Erklärungsansatz für den Zusammenhang von Folter, Kannibalismus und den gesellschaftlichen Strukturen
- 6. Fazit und Ausblick
- 7. Englische Zusammenfassung
- 8. Quellenangaben
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Darstellung von Gewalt und Sexualität in Bret Easton Ellis' Romanen Less Than Zero und American Psycho vor dem Hintergrund der soziokulturellen Entwicklungen der 1980er Jahre. Ziel ist es, die Zusammenhänge zwischen den dargestellten Phänomenen und den Auswirkungen der spätkapitalistischen Konsumgesellschaft und der Dominanz der Medien aufzuzeigen.
- Die soziokulturelle Entwicklung von Sexualität und Gewalt seit der sexuellen Revolution.
- Der Einfluss der kapitalistischen Konsumgesellschaft auf die Wahrnehmung und den Status des Körpers.
- Die Rolle der Medien in der Konstruktion und Verbreitung von Gewalt und Sexualität.
- Eine vergleichende Analyse der Darstellung von Gewalt und Sexualität in Less Than Zero und American Psycho.
- Ein gesellschafts- und kulturkritischer Erklärungsansatz für die dargestellten Phänomene.
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik der Darstellung von Gewalt und Sexualität in Literatur und Medien ein und skizziert den Fokus der Arbeit auf Bret Easton Ellis' Romane Less Than Zero und American Psycho im Kontext der 1980er Jahre. Sie beschreibt den Wandel der Gesellschaft hin zu einer Bildschirmgesellschaft und deutet auf die Bedeutung der Medienlandschaft für die Gestaltung von Wahrnehmung und Realität hin. Die Arbeit verfolgt einen gesellschafts- und kulturkritischen Ansatz, ohne feministische, kriminologische oder psychoanalytische Perspektiven zu fokussieren.
2. Gewalt und Sexualität – ein destruktives Zusammenspiel am Ende des 20. Jahrhunderts: Dieses Kapitel analysiert die soziokulturelle Entwicklung von Sexualität seit der sexuellen Revolution und deren destruktive Aspekte. Es untersucht den Einfluss der spätkapitalistischen Konsumgesellschaft auf den Körper und die Konstruktion von Sexualität als Konsumgut. Weiterhin beleuchtet es den Zusammenhang zwischen Gewalt und Sexualität in den Medien und deren Spiegelung der gesellschaftlichen Zustände. Der dehumanisierte Körper wird als zentrales Ergebnis des kapitalistischen Systems dargestellt, was sich in den Werken von Ellis widerspiegelt.
3. Less Than Zero und American Psycho – die Vorstellung der Romane: Dieses Kapitel bietet eine Einführung in die beiden Romane von Bret Easton Ellis, Less Than Zero und American Psycho. Es vergleicht die jeweiligen Entstehungsgeschichten und Rezeptionsweisen, um den Kontext für die folgende Analyse der dargestellten Gewalt und Sexualität zu schaffen. Die unterschiedlichen Publikationsgeschichten und die damit einhergehende Rezeption werden als wesentlich für die Interpretation der dargestellten Phänomene hervorgehoben.
4. Less Than Zero - eine Analyse: Dieses Kapitel analysiert Less Than Zero detailliert. Es untersucht die soziokulturellen Umstände, die die destruktive Sexualität im Roman erklären. Der Fokus liegt dabei auf dem Körper als Instrument der Sexualität, der sowohl in extremer Entfremdung als auch als Spektakel dargestellt wird, was bis hin zum Tod führt. Los Angeles als Schauplatz, die dysfunktionale Familie und die Medienlandschaft werden als prägende Faktoren analysiert.
5. American Psycho – eine Fortsetzung von Less Than Zero?: Das Kapitel analysiert American Psycho als vermeintliche Fortsetzung der Thematik aus Less Than Zero. Es zeigt eine Verschiebung der Darstellung von einer eher passiven zu einer aktiven und überstilisierten Darstellung von Gewalt und Sexualität. Der Konsumkapitalismus wird als Endstadium präsentiert, die Sexualität als aufgelöst dargestellt, und der Zusammenhang zwischen Folter, Kannibalismus und gesellschaftlichen Strukturen wird diskutiert.
Schlüsselwörter
Gewalt, Sexualität, Bret Easton Ellis, Less Than Zero, American Psycho, Konsumgesellschaft, Massenmedien, Körper, 1980er Jahre, Postmoderne, Soziokultur, Kapitalismus.
Häufig gestellte Fragen zu "Gewalt und Sexualität in Bret Easton Ellis' Romanen Less Than Zero und American Psycho"
Was ist der Gegenstand der vorliegenden Arbeit?
Die Arbeit untersucht die Darstellung von Gewalt und Sexualität in Bret Easton Ellis' Romanen "Less Than Zero" und "American Psycho" im Kontext der soziokulturellen Entwicklungen der 1980er Jahre. Der Fokus liegt auf dem Zusammenhang zwischen den dargestellten Phänomenen und den Auswirkungen der spätkapitalistischen Konsumgesellschaft und der Dominanz der Medien.
Welche Themen werden im Detail behandelt?
Die Arbeit behandelt die soziokulturelle Entwicklung von Sexualität und Gewalt seit der sexuellen Revolution, den Einfluss der kapitalistischen Konsumgesellschaft auf die Wahrnehmung und den Status des Körpers, die Rolle der Medien in der Konstruktion und Verbreitung von Gewalt und Sexualität, sowie eine vergleichende Analyse der Darstellung von Gewalt und Sexualität in "Less Than Zero" und "American Psycho". Ein gesellschafts- und kulturkritischer Erklärungsansatz für die dargestellten Phänomene wird ebenfalls geliefert.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in sieben Kapitel: Einleitung, Analyse der soziokulturellen Entwicklung von Gewalt und Sexualität, Vorstellung der Romane "Less Than Zero" und "American Psycho", detaillierte Analyse von "Less Than Zero", Analyse von "American Psycho" im Vergleich zu "Less Than Zero", Fazit und Ausblick, sowie eine englische Zusammenfassung. Zusätzlich beinhaltet sie ein Inhaltsverzeichnis, die Zielsetzung und Themenschwerpunkte, Zusammenfassungen der einzelnen Kapitel und Schlüsselwörter.
Welche Aspekte von "Less Than Zero" werden analysiert?
Die Analyse von "Less Than Zero" konzentriert sich auf die Auswirkungen der soziokulturellen Zustände (Los Angeles als Schauplatz, die dysfunktionale Familie, die Medienlandschaft) auf die Darstellung von Gewalt und Sexualität. Besonderes Augenmerk liegt auf der sexuellen Entfremdung der Körper und der Darstellung des Körpers als Spektakel, was bis hin zum Tod führt.
Wie wird "American Psycho" im Kontext der Arbeit betrachtet?
"American Psycho" wird als mögliche Fortsetzung der Thematik aus "Less Than Zero" betrachtet. Die Analyse zeigt eine Verschiebung von passiver zu aktiver und überstilisierter Darstellung von Gewalt und Sexualität. Der Konsumkapitalismus wird als Endstadium präsentiert, die Sexualität als aufgelöst dargestellt, und der Zusammenhang zwischen Folter, Kannibalismus und gesellschaftlichen Strukturen wird diskutiert.
Welche theoretischen Ansätze werden verwendet?
Die Arbeit verfolgt einen gesellschafts- und kulturkritischen Ansatz. Feministische, kriminologische oder psychoanalytische Perspektiven werden nicht im Fokus der Analyse stehen.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Gewalt, Sexualität, Bret Easton Ellis, Less Than Zero, American Psycho, Konsumgesellschaft, Massenmedien, Körper, 1980er Jahre, Postmoderne, Soziokultur, Kapitalismus.
- Arbeit zitieren
- Corinna Delschen (Autor:in), 2002, Gewalt und Sexualität bei Bret Easton Ellis: "Less Than Zero" und "American Psycho", München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/15631