Für neue Kunden:
Für bereits registrierte Kunden:
Unterrichtsentwurf, 2004
33 Seiten, Note: 1,3
1. Bedingungsanalyse
1.1. Innere Situation
1.2. Äußere Situation
2. Didaktisch-methodische Überlegungen und Begründungen
2.1. Stellung der Stunde in der Stoffeinheit
2.2. Auswahl und Begründung der Inhalte
2.3. Auswahl und Begründung der Lernziele
2.4. Begründung der didaktischen Stufung des Unterrichts und des gewählten Methodenkonzeptes
3. Geplanter Unterrichtsverlauf
4. Literaturverzeichnis
5. Anlagen
Im Grundkurs 12 Sozialkunde der IGS G lernen 3 Jungen und 11 Mädchen. Die Lerngruppe setzt sich aus Schülerinnen und Schülern dreier Stammkurse zusammen. Fachlehrer dieses Grundkurses ist mein Mentor, der mir seit Beginn des Schuljahres die Möglichkeit bietet, den Unterricht in diesem Kurs eigenverantwortlich zu führen. Der Kurs wurde auf Grundlage der Einwahlmöglichkeiten der Schülerinnen und Schüler in das Kurssystem, das an der IGS die Jahrgangsstufen 12 und 13 umfasst, erst zu Beginn des Schuljahres in dieser Form gebildet. Bereits in der Klassenstufe 11 unterrichtete ich die Schülerinnen und Schüler im Fach Sozialkunde seit April 2004. Der Grundkurs setzt sich aus den ehemaligen zwei 11. Klassen zusammen. Ein Schüler wiederholt die 12. Jahrgangsstufe.
Da sich die Schülerinnen und Schüler bereits aus dem vergangenen Schuljahr kennen, findet man eine angenehme und konfliktfreie Lernsituation im Grundkurs vor. Dies zeigte sich auch in den ersten Stunden des neuen Schuljahres, in denen die Schülerinnen und Schüler untereinander einen freundschaftlichen Umgangston pflegten, offen und ehrlich miteinander umgingen, zugleich aber auch kritisch untereinander sind. Das Lern- und Sozialklima innerhalb der Lerngruppe empfinde ich auch aufgrund der kleinen Größe als gefestigt und sehr angenehm.
Auf Grundlage meiner Erfahrungen aus dem vergangenen Schuljahr konnte ich feststellen, dass die Schülerinnen und Schüler durch mündliche Leistungen und eine kontinuierliche Mitarbeit zu überzeugen wissen. Sie verfügen über gute zum Teil sogar sehr gute sprachliche Fähigkeiten, die den Unterricht bereichern. In ihren Wortmeldungen bringen sie nicht nur wichtige Erkenntnisse mit ein, sondern auch kritische Anmerkungen zum Ausdruck, die für die Gestaltung des Unterrichts von Bedeutung sind. Darüber hinaus besitzen die benannten Schülerinnen ein gutes Allgemeinwissen, das sie im Unterrichtsgespräch gewinnbringend mit einbringen. Zudem genießen sie in der Klasse eine feste soziale Stellung, so dass eine aktive Einbindung ihrer Mitarbeit den Unterricht fördert.
Die schriftlichen Leistungen des Kurses sind nicht ganz so stark einzuschätzen wie die mündlichen. Die Erfahrung aus Klasse 11 zeigt, dass vor allem bei der Bearbeitung von komplexeren Sach- und Quellentexten die Schülerinnen und Schüler noch teilweise zum tiefgründigen Arbeiten angehalten werden müssen. Eine schriftliche Leistungsfeststellung in Klasse 12 fand im GK Sozialkunde noch nicht statt.
Es bleibt festzuhalten, dass die bestehenden Stärken der Schülerinnen und Schüler im kommunikativ-mündlichen Bereich bei der Unterrichtsgestaltung effektiv genutzt, zugleich aber auch der schriftliche Sprachgebrauch gefördert werden sollte. Vor allem im Hinblick auf das angestrebte Abitur muss an der letztgenannten Kompetenz kontinuierlich gearbeitet werden.
Am Ende des vergangenen Schuljahres führte ich bei den Schülerinnen und Schülern der Klasse 11 eine Befragung durch, bei der sie den Sozialkundeunterricht einschätzen konnten (Fragebogen siehe im Anhang). Dabei hatten sie auch die Möglichkeit, umsetzbare Verbesserungsvorschläge zu machen. Diese wertete ich kritisch aus und berücksichtigte sie bei der Planung und Durchführung des Unterrichts in Klasse 12. Dies hat zur Folge, dass jede Stunde mit einer „aktuellen Minute“ beginnt, in der ein/e Schüler/ -in ein aktuelles Thema aus den Bereichen Politik, Gesellschaft oder Wirtschaft vorstellt. Zudem erwarten sie einen aktualitätsbezogenen und kritischen Unterricht, der Freiraum für Diskussionen lässt und in dem unterschiedliche Lern- und Sozialformen berücksichtigt werden.
Diesen Vorstellungen und umsetzbaren Wünschen der Schülerinnen und Schüler versuche ich auch in der Lehrprobenstunde gerecht zu werden. Aufgrund der Wahl der Jugendlichen, Sozialkunde im Grundkurs zu belegen, ist davon auszugehen, dass sie Interesse an gesellschaftspolitischen Themen besitzen. Dieses zeichnet sich vor allem durch eine kontinuierliche und gute Mitarbeit aus, wie bereits oben beschrieben. Aus diesem Grund kommt kommunikativen aber auch kooperativen Lernformen in der Lehrprobenstunde eine wesentliche Bedeutung zu. Dadurch wird es den Schülerinnen und Schülern ermöglicht, entsprechend des erweiterten Lernbegriffes, verschiedene Kompetenzen zu erwerben. Das bedeutet, dass der Unterricht nicht ausschließlich auf die Vermittlung von Stoff und Fachwissen ausgerichtet ist, sondern im gleichen Umfang die Aneignung der Selbst-, Methoden- und Sozialkompetenz im Mittelpunkt stehen. Aus diesem Grund plane und führe ich den Unterricht zunehmend schüler- und handlungsorientiert durch.
Durch regelmäßige Feedbacks und Metakognitionen zum Lernprozess bekundeten die Schülerinnen und Schüler mehrheitlich ihren Gefallen an offenen und kooperativen Unterrichtsformen. Weiterhin ist festzuhalten, dass Lernhaltung, Aufmerksamkeit und Interessen in dieser Klasse als erfreulich angesehen werden können. Dies wirkt sich sowohl auf das Lehrer-Schüler Verhältnis als auch auf die Unterrichtsgestaltung positiv aus. Von den Schülerinnen und Schülern werde ich sowohl während des Unterrichts als auch darüber hinaus nicht nur als Lehrperson, sondern auch als Berater und Lernhelfer akzeptiert und respektiert. Dies ist nicht zuletzt auf die Zusammenarbeit außerhalb des Unterrichts bei Wandertagen und Projekten zurückzuführen. Es kann somit von einem gefestigten Lehrer-Schüler-Verhältnis gesprochen werden, das den Rahmen für pädagogische und methodisch-didaktische Überlegungen bildet und entgegen der „starken Betonung des Medienaspektes im „Quadrivium“ des Berliner-Modells“[1] meines Erachtens für einen guten Unterricht immer wichtiger wird.
Der Raum 52 ist ein kleiner dunkler Raum, der für verschiedene Unterrichtsfächer genutzt wird. Da der Grundkurs Sozialkunde mit 14 Personen eine kleine Lerngruppe bildet, ist die Größe des Raumes völlig ausreichend. Jedoch verfügt er über keinerlei Ausstattung, außer über eine Wandtafel. Dies bedeutet, dass für den Fachunterricht Sozialkunde alle notwendigen Arbeitsmaterialien vom Lehrer mitgebracht werden müssen.
Der Overhead Projektor wird in der Lehrprobenstunde eingesetzt. Auch wenn der Klassenraum nicht abgedunkelt werden kann, ermöglicht seine Lage nach Nordosten dennoch dessen Einsatz.
Als problematisch erweist sich zum Teil die Lage des Raumes hin zur stark befahrenen Straße. Durch den Straßenlärm und die Nähe der Klinik ist das Öffnen der Fenster während des Unterrichts nicht möglich, ohne die Akustik zu beeinträchtigen. Um den Schülerinnen und Schülern eine optimale Sauerstoffzufuhr zu gewährleisten, wird vor dem Beginn des Unterrichts der Raum ausgiebig gelüftet. Zudem können bei Bedarf während nicht kommunikativer Unterrichtsformen die Fenster kurzzeitig geöffnet werden, ohne den Unterrichtsverlauf dabei zu beeinträchtigen.
Weiterhin ist darauf zu achten, dass das Klingelzeichen nur sehr leise zu hören ist. Dies verlangt von den Schülerinnen und Schülern bereits vor Beginn des Unterrichts ein ruhiges Verhalten.
Die Bänke und Stühle sind in drei Reihen hintereinander angeordnet, können aber bei Bedarf leicht handhabbar im Raum umgestellt werden, wovon Gebrauch gemacht wird.
Die Lehrprobenstunde liegt in der fünften und sechsten Stunde (11.50 – 13.20 Uhr) und wird ohne Pause im 90minütigem Block unterrichtet. Vor der Doppelstunde liegt eine 25minütige Hofpause. Im Anschluss an den Grundkurs Sozialkunde haben einige Schülerinnen und Schüler entsprechend ihrer Kurswahl Unterricht in den Fächer Geschichte oder Ethik. Dieser Unterricht beginnt um 13.45 Uhr.
Das Thüringer Modell für die Integrierte Gesamtschule sieht für die Erreichung der Allgemeinen Hochschulreife 13 Schuljahre vor. In diesem Fall umfasst die Sekundarstufe I die Jahrgänge 5 bis 10 und die Sekundarstufe II die Jahrgänge 11 bis 13. Entgegen den Thüringer Gymnasien umfasst das Kurssystem an der IGS die Jahrgangsstufen 12 und 13. Entsprechend dieser Verschiebung besteht die Möglichkeit, die gymnasialen Lehrplananforderungen aus Klasse 11 und 12 an der IGS in drei Schuljahren zu unterrichten. In Folge dessen steht den Lehrenden und Lernenden ein größerer Zeitraum im Fach Sozialkunde zur Verfügung, der es ermöglicht, einzelne Themenbereiche tiefgründiger zu bearbeiten, als nach allgemeinen Lehrplanangaben vorgesehen. Wird in Klasse 11 Sozialkunde nur mit einer Wochenstunde unterrichtet, sind im Grundkurs zwei Wochenstunden vorgesehen.
Nach Vorgabe des Thüringer Lehrplans werden drei Problembereiche im Rahmen des Lerninhaltes „Sozialstruktur und Sozialer Wandel“ behandelt, „Sozialer Wandel“, „Sozialstrukturanalyse“ und fakultativ „Grundprobleme der Sozialpolitik.“[2] Diese Themenbereiche umfassen nach Lehrplanvorgaben die Klassenstufe 11/2. Aufgrund der oben geschilderten besonderen Situation an der IGS, konnte ich den Problembereich „Sozialer Wandel“ in Klassenstufe 11 behandeln, die beiden anderen genannten aber erst in 12/I.
Am Beginn des Schuljahres 2004/05 habe ich zwei Doppelstunden dafür genutzt, um Kenntnisse der Schülerinnen und Schüler zum Sozialen Wandel zu festigen, Theorien des Sozialen Wandels zu erarbeiten und im Rahmen eines Soziologenkongresses der Frage nachzugehen, „In welcher Gesellschaft werden wir leben?“.[3]
Im Anschluss an diese beiden Doppelstunden fand zwei Wochen lang kein Sozialkundeunterricht statt, da zum einen die Jahrgangsklasse 12 eine Woche in Berlin zur Studienfahrt war und zum anderen mein Mentor und ich in ein Projekt der Klassenstufe 6 und 11 im Fach Geschichte mit eingebunden waren.
Die dritte Doppelstunde fand erst in der vergangenen Woche statt. Diese Stunde wurde zur Einführung in den neuen Problembereich „Sozialstrukturanalyse“ genutzt. In dieser Stunde lernten sie Schülerinnen und Schüler unterschiedliche Definitionsansätze zum Begriff der Sozialstruktur kennen und formulierten eine eigene Definition. Auf diese Weise erhielten sie einen Überblick über Arbeitsfelder der Sozialstrukturanalyse (Familie, Bildung, Arbeit, Einkommen). Darüber hinaus wurden sie mit sozialwissenschaftlichen Methoden vertraut gemacht, indem sie sich mit Statistiken, Tabellen und Diagrammen auseinandersetzten und Arbeitsschritte kennen lernten, diese zu lesen. Damit wurden wichtige Grundlagen für die Lehrprobenstunde geschaffen, in der die Schülerinnen und Schüler erneut diese Informationsquellen bearbeiten und erschließen werden. In der Lehrprobenstunde setzen sie sich dann konkret mit der demografischen Entwicklung Deutschlands als ein Bereich der Sozialstruktur auseinander, bestimmen deren Ursachen und diskutieren deren Auswirkungen auf die sozialen Sicherungssysteme.
Im Anschluss an die Lehrprobe werden Erscheinungsformen sozialer Ungleichheit im Alltag ermittelt und analysiert, soziale Mobilität als Kennzeichen moderner Sozialstrukturen untersucht und soziale Schichtungstheorien gegenübergestellt. In Überleitung auf den danach folgenden Problembereich der Sozialpolitik, wird abschließend der Frage nachgegangen, ob Chancengleichheit eine politische Aufgabe ist. Dieses Gesamtvorhaben wird sich bis zu den Weihnachtsferien erstrecken.
[...]
[1] Becker, Georg E.; Planung von Unterricht. Handlungsorientierte Didaktik, Teil 1, Weinheim/ Basel 71997, S. 135.
[2] Thüringer Kultusministerium (Hrsg.); Lehrplan für das Gymnasium Sozialkunde, Erfurt 1999, S.24.
[3] Vgl. diese Anregung in: Löscher, Christel/ Röder, Petra (Hrsg.); Sozialer Wandel (= Kursthemen Sozialwissenschaften), Berlin 2002, S. 300ff.